Erscheinungsdatum: 30.10.2020
Genre: Death Metal/Grindcore
Spieldauer: 18:53
Label: Nuclear Blast Records
Tracklist:
- The Living Dead At The Manchester Morgue
- The Long And Winding Bier Road
- Under The Scalpel Blade
- Slaughtered In Soho
7 Jahre ist es her, dass Carcass ihr letztes Album „Surgical Steel“ veröffentlicht haben. Danach kamen zwar noch ein paar Compilations, Singles, Splits und eine EP, jedoch nichts, das dem Carcass Fan die Sehnsucht nach neuem Material nimmt. Für 2021 wurde nun endlich zum Jubiläum und 35 jährigen Bestehen, ein neues Full Length Album angekündigt, welches heiß erwartet wird. Doch gerade in Coronazeiten erscheint einem die Wartezeit gleich doppelt so lange und so kam es, dass die britischen Chirurgen, welche schon seit 1986 ihre menschenverstümmelnden Operationen betreiben, sich dazu entschlossen als Vorgeschmack auf das neue Album noch eine EP passend zu Halloween veröffentlichen. Enthalten sind 4 Tracks aus der neuen Ära, die es nicht auf das 2021er Album geschafft haben, aber eigentlich viel zu schade sind, um nicht veröffentlicht zu werden. Klar, dass wir uns von Dark-Art direkt einmal damit beschäftigen mussten um euch einmal einen kleinen Einblick in das zu gönnen, was euch zum heidnischen Geisterfest und im nächsten Jahr bevorsteht. Lehnt euch zurück, spitzt die Ohren und genießt die Geschichten aus der Leichenhalle. Let the „Despicable“ sugery begin.
Und so geht der erste Song direkt an die Location schlecht hin, für die Carcass steht. „The Living Dead At The Manchester Morgue“ lässt gleich die Toten im Leichenschauhaus auferstehen und könnte als Auftakt kaum passender gewählt sein. Groovig, brachial und voran entsteht direkt das Bild, wie sich unter den screamenden Vocals die frisch Verstorbenen langsam anfangen zu zucken und sich zu erheben. Von kaum Regungen bis hin zum Bild, dass die Verzweiflung widerspiegelt, wenn die Toten ihren letzten Marsch beginnen. Dabei wird musikalisch auf kein einziges Element verzichtet, das dem Carcass Fan am Herzen liegt.
Und nach diesem Auftakt, muss es ja auch voll auf die Maske weitergehen. Und so walzt sich die „Long And Winding Bier Road“ auf verschlungenen Pfaden aber mit ordentlich Nachdruck wirr ihren Weg voran. Als würde man benommen aus der Leichenhalle des vorherigen Songs fliehen, hätte davor aber ordentlich einen abbekommen und kommt erst im klassischen Gitarrensolo wieder zur Besinnung, um ohne zu atmen weiter davon zu rennen.
Es wird das Skalpel gezückt, jedoch nicht in chirurgischer Feinstmotorik sondern eher, als würde man mit einer stumpfen Machete am offenen Herzen operieren. Mit viel Genickmuskelstimulation und einem ständigen Auf und Ab der Gewalt geht es hier bei „Under the Scalpel Blade“ mal schnell und brachial bis langsam und gnadenlos zur Sache. Oben drauf kommt noch ein Refrain, der sich gewaschen hat und sich direkt ins Gehirn einplantzt.
„Slaughtered in Soho“ klingt fast wie die Erinnerungen an den letzten Familienurlaub, der etwas aus den Fugen geriet und genau so fühlt er sich auch an. Nicht ganz so fix, dafür enorm eingängig prügelt hier die Soundwand auf einen ein. Mit raffinierten Akzentuierungen in Perfektion, ganz egal ob es sich dabei um die richtigen Zwischenschreie außerhalb des Songkostüms oder einer gut platzierten Cowbell am Schlagzeug handelt kommen hier einige subtile Elemente zur Perfektion, die beim ersten hinhören, gar nicht sonderlich auffallen, da sie sich mehr im Hintergrund angesiedelt haben. Und so reißt es einen einfach nur mit weg wenn die immer wiederkehrenden „Slaughtered“ Screams erschallen.
Fazit: Alles in Allem muss man sagen, dass auch für 35 jährigen Bandjubiläum sind die Erwartungen hier dementsprechend hoch, stellt „Despicable“ eine gute Basis dafür da, dass nächstes Jahr auch alle Erwartungen erfüllt werden. Und das sollte nach 2020 tatsächlich ein Lichtblick sein. Davon abgesehen, fühlt sich mit dieser EP die Wartezeit auch wirklich ein wenig verkürzt an und obwohl hier nur ausrangierte Songs veröffentlicht wurden, konnte ich, wie man vielleicht aus diesem Review entnehmen kann, einen einheitlichen roten Faden erkennen, der mit etwas Phantasie in meinem Kopf einen kleinen Horrorfilm entstehen ließ. Und dies ist doch genau der Ausdruck, den Carcass erreichen will und wonach die gesamte Old School Death Metal Szene strebt.
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