Review: Civil War-Invaders

Release: 17.6.2022

Genre: Power Metal

Spieldauer: 50 Minuten und 25 Sekunden

Label: Napalm Records

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Tracklist:

  1. Oblivion
  2. Dead Man’s Glory
  3. Invaders
  4. Heart Of Darknes
  5. Andersonville
  6. Carry On
  7. Soldiers And Kings
  8. Warrior Soul
  9. Slaughterhouse 5
  10. Battle Of Life
  11. Custer’s Last Stand

Ruhig und gleichzeitig stürmisch ist es bei der Band Civil War in vergangener Zeit gewesen. Ruhig, weil das letzte Album The Last Full Measure bereits 2016 erschienen ist, was in der heutigen Zeit bei der viele Bands eine Taktung von 2 bis 3 Jahren pro neues Album haben, schon eine kleine Ewigkeit ist. Stürmisch hingegen ging es aber intern zu, dort hat sich das Besatzungs-Karussell ordentlich gedreht. Nils Patrik Johansson, der bei den letzten drei Alben der Band als Metal-Kriegsbrüder zu hören war, hat die Band verlassen. Er wurde durch Kelly Sundown ersetzt. Ebenfalls neu in der Bürgerkriegsrunde ist Thobbe Englund. Das ehemalige Sabaton-Mitglied hat den Gitarrenpart von den Rikard Sundén übernommen. Dieser musste seinen Posten räumen, da er 2021 wegen sexueller Belästigung von Kindern, sowie dem Besitz von Kinderpornografie verurteilt wurde. Dass sich aber nicht nur an der Gitarre sowie am Mikrofon etwas getan hat, sondern auch etwas im Tonstudio, möchte Civil War mit ihrem neuesten Album Invaders beweisen. Ob dieses qualitativ an die drei Vorgängeralben anschließen kann, klären wir jetzt mit diesem Review.

Das Album:

Zunächst einmal ein grober Überblick. Invaders klingt erstmal nach einem typischen Power Metal Album unserer Zeit. Wie heute im Genre üblich, setzt auch Civil War auf einen eingängigen Sound, der sehr melodisch angehaucht ist und große Anleihen von Keyboard sowie Ansätze von Synthesizer miteinander verbindet. Auch am Mikrofon wird für Power Metal typisch auf einen Klargesang gesetzt, der hier und da Unterstützung, in Form von leichtem chorartigem Hintergrundgesang, bekommt. Textlich bedient sich Civil War an einer Bandbreite von unterschiedlichen historischen und militärischen Ereignissen, die von dem irischen Widerstand gegen die Invasionstruppen der Wikinger (Dead Man’s Glory) bis zu den furchtbaren Erlebnissen eines Unionssoldaten im Kriegsgefangenenlagers Andersonville Prison reichen (Andersonville).

Schauen wir uns ein paar Tracks von Invaders etwas genauer an. Den Anfang macht Dead Man’s Glory, der schon im Jahr 2019 als Single-Auskopplung erschienen ist und somit den meisten Leuten, die Interesse an der Band oder an Power Metal im Allgemeinen haben, schon längst ein Begriff sein wird. Wie oben schon in groben Zügen erwähnt, geht es bei dem Song um eine Invasion von nordischen Plünderern, die auf dem irischen Festland Fuß fassen und dort von den Einheimischen in die Flucht geschlagen werden. Der Track treibt ordentlich nach vorne und besticht mit einer eingängigen Melodie, die sofort ins Blut übergeht. Da ich nicht gerade sehr kreativ bin, was die Reihenfolge an Erwähnungen angeht, folgt jetzt einfach die zweite, mit dem Album gleichnamige, Single-Auskopplung. Die Schlacht am Wabash diente laut Aussage des Chef-Keyboarders Daniel Mÿhr als Inspiration für den Text, den wir im Song Invaders hören können. Bei dieser erlitten die US-Streitkräfte, die von General Arthur St. Clair angeführt wurden, eine vernichtende Niederlage gegen ein aus Kriegern bestehendes Bündnis von unterschiedlichsten Indianerstämmen. Genau wie bei Dead Man’s Glory erwartet uns bei Invaders ein wirklich gelungendes Melodic Power Metal Spektakel, das straff gespielt wird und großangelegte Keyboard-Riffs besitzt, welche sehr einladend auf den Zuhörer wirken. Etwas weniger Keyboard lastig kommt Warrior Soul daher. Der Track ist sehr kraftvoll und donnert mit vereinzelnd durchblitzendem Schlagzeuggewitter auf den Zuhörer ein. Auch in der Kategorie Power Metal Ballade hat Civil War etwas für seine Gefolgschaft zu bieten. Custer’s Last Stand bedient nämlich genau diese Sparte und besingt dabei das Wirken von George Armstrong Custer, der während der Schlacht am Little Bighorn als Befehlshaber seiner Streitkräfte fungierte und sein Leben während des Kampfes um das Kriegslager der Indianer verlor.

 

Fazit:

Civil War haben bei ihrer neuen Scheibe Invaders in vielen Bereichen an Klanggewalt zugelegt – die Songs wirken insgesamt knalliger, melodischer und pompöser als auf den Vorgängeralben. Besonders die beiden Single-Auskopplungen Invaders und Dead Man’s Glory haben mir mit ihrer Aufmachung gut gefallen. Sie sind trotz großem „Melodic“ Einflüssen straff und kraftvoll gespielt, ohne dabei zu sehr durchgetaktet zu wirken. Trotz meiner eben positiv genannten Punkte, habe ich ein paar kleine Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge parat. Zunächst möchte ich auf den neuen Frontsänger Kelly Sundown eingehen. Dieser macht sich wirklich gut als neuer Stimmengeber bei Civil War. Er ist in meinen Augen, oder besser gesagt Ohren, ein würdiger Nachfolger für Nils Patrik Johansson. Trotzdem muss ich sagen, dass ich die Stimme vom ehemaligen Civil War Kollegen Johansson unter dem Strich besser finde, als die von Neusänger Sundown. Nils Patriks Stimme klingt für mich einfach eine Spur kräftiger, rauer, dominanter und hat somit einfach mehr Biss. Ich gebe bei dieser Gelegenheit auch gerne zu, dass ich allgemein immer sehr allergisch reagiere, wenn eine Band ihren Sänger ersetzt. Für mich ist halt die Stimme das wichtigste Erkennungsmerkmal. Außerdem hätte ich mir von den Jungs mehr Tracks gewünscht, die in die Richtung ihrer alten Hits wie Braveheart, Bay Of Pigs und I Will Rule The Universe gehen. Gerade die eben genannten Songs aus ihren Vorgängerhalben klangen einfach weniger pompös, sowie mehr nach klassischen harten Heavy und Power Metal. Zum Ende meines Fazits möchte ich noch einen Vergleich zwischen Civil War und Sabaton ziehen, einfach weil es sich bei der Vorgeschichte der Bandmitglieder von Civil War (fast alle sind Ex-Mitglieder von Sabaton) anbietet. Genau wie Sabaton hat auch Civil War mit ihrem neusten Werk überall im Sound die Schminke stärker aufgelegt. Beide haben nun deutlich mehr Melodic Elemente und „Bombast“ Sound als früher, als diese noch mehr in der Richtung des klassischen, mitsingbaren Power Metal geschwommen sind. Ich bin aber der Meinung, dass Civil War mit Invaders etwas besseres gezaubert haben, als Sabaton mit ihrem aktuellen Werk The War to End All Wars. Invaders klingt für mich einfach durchschlagender und weniger krampfhaft perfektionistisch, als dies beim aktuellen Sabaton Album der Fall ist. Ich höre schon meinen Bruder im Hintergrund mehrere Kilometer von mir entfernt schimpfen, dass es auch nicht wirklich schwierig ist, besser zu klingen als Sabaton aktuell.

Zusammengefasst lässt sich sagen, die Bürgerkriegsbrüder dürfen gerne beim nächsten Mal etwas weniger Zeit verstreichen lassen. Tracks wie Invaders, Dead Man’s Glory und Soldiers and Kings haben nämlich einfach soviel Spaß gemacht, dass es einfach schade wäre, wieder eine kleine Ewigkeit darauf zu warten. Beim nächsten Werk darf es aber nach meiner Meinung dann wieder etwas gröber zu Sache gehen und sich mehr an das klassische harte Heavy, beziehungsweise Power Metal Soundbild angelehnt werden. Ich bin einfach der Meinung, dieser grobe und leichtfüßige, zum Mitsingen einladende Sound steht den Jungs von Civil War (und Sabaton!) einfach deutlich besser als irgendwelche sehr durchgetaktete Melodic Power Metal Stücke. Und nein, das bedeutet nicht, dass ich etwas gegen Melodic Power Metal habe.

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