Review: Crescendium – Within

Release: 11.11.2023

Genre: Blackened Melodic Death Metal

Label: Independent

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Tracklist:

  1. Wingless
  2. Aurinko
  3. Dead Air
  4. Psycho.Path
  5. F60.80
  6. Kafkaesque
  7. DYR
  8. Wings

Das kurz vor Corona gegründete Projekt Crescendium aus Hannover hat nun nach allen Zwangspausen und sonstigen Umständen dieses Jahr bereits zwei Singles veröffentlicht. Jetzt ist es bald soweit und ihr Debütalbum erblickt am 11.11., zu Beginn des Karnevals und dem Gedenken an den heiligen St. Martin das Licht der Welt. Eine gute Gelegenheit, sich mit dem Erstwerk, namens Within näher zu beschäftigen und zu checken, ob am Releasetag, zu Recht oder zur richtigen Atmosphäre, Lichter durch die Straßen getragen werden.

Die Platte startet Flügellos/Wingless und endet beflügelt mit Wings. Bereits hier ist ein angedeutetes Konzept zu erkennen, aber gehen wir der Reihe nach und betrachten alles einmal ein wenig mehr, um uns ein Bild zu machen, ob dem Engel am Ende wirklich Flügel wachsen.
Blackened Melodic Death Metal klingt ja erst einmal sehr wild und nach einer nicht so häufig vorkommenden Kombination einzelner Metalgenres. Und was soll man sagen, das ist es auch, wobei zuvor angemerkt werden muss, dass ich das Ganze eventuell etwas anders definiert hätte, aber was soll’s? Heutzutage setzt sich ja jeder sein eigenes Genre. Und so startet die Scheibe mit einer Kulisse aus Geräuschen und Gedröhne, welches direkt eine dunkle Atmosphäre entstehen lässt. Passend zu Halloween, folgen darauf auch Horrorsoundtrack-mäßige Sounds und verkörpern in diesem Intro die drückende und düstere Atmosphäre, bevor der Sturm losgeht.

Und so beginnt Aurinko mit einem schweren Gitarrenriff und einer furchteinflößenden Flüsterstimme. Darauf folgen dann schwere, symphonisch Black Metal anmaßende Vocals und Melodien, die einen Charme zwischen Darkened Nocturn Slaughtercult und Dimmu Borgir entstehen lassen. Sicherlich liegt dies auch viel an den brachialen Vocals von Sängerin Elena Cor Tauri, die in einem guten Spektrum zwischen hohem Gekeife und tiefen Black/Death Growls variieren. Untermalt von einprägsamen Melodien, zwischen klassischem Gitarren-Gefiedel des klassischen Metal-Spektrums und hart drückenden und hämmernden Black und Death Metal-Riffs. Und dies ist sehr gekonnt arrangiert, das fällt hier direkt auf. Und so schrammt sich der Song zwischen eingängig und Gänsehaut voran, mit vielen Ecken und Kanten, die auch mal auf ruhige Stellen mit Clean Vocals zurückgreifen, bevor es wieder voll in die Maske gibt.

Da sind wir doch direkt gespannt wie sich der nächste Song mit dem poetischen Titel Dead Air schlägt und umgesetzt wurde. Und die erste Überraschung kommt direkt zu Beginn, als ein traditionell trommelndes Schlagzeug, ala Sepultura eröffnet und auch wie bei dieser Band, heulende Gitarren im Thrash Style darüber jammern. Weiter geht es ehr klassisch Death-Metal-mäßig. Abgewechselt wird dies durch ein klassisches Gitarrensolo, das die Melodie angibt, während der Gesang groovig mitgrowlt oder clean die Melodie verstärkt. Eine wilde Mischung mit sehr viel Facetten in kurzer Zeit, die jedoch nicht überlastend auf den Zuhörer wirken, sondern mitreißen. Ein gekonnt gesetzter Break im Stil des Anfangs, der mit verspielten E-Gitarren langsam wieder zum Geballer zurückführt und so wieder Geschwindigkeit aufnimmt.

Psycho.Path schimpft sich der nächste Titel und stellt damit ein lustiges Wordspiel dar, welches mich beim Lesen erst einmal zum Schmunzeln gebracht hat. Gedämmte Gitarren, wie man es vom Metal der 90er kennt, beginnen und werden immer lauter, bis der Rhythmus immer verworrener und wirrer wird, bevor der Groove einsetzt. Ein wenig wie Arch Enemy, kommt der Melodic Death nun auch mehr zum Vorschein. Und dann diese stetigen Wechsel, welche leicht wirr wirken, so jedoch den Psycho-Aspekt des Songs gut betonen. Und so wird schön im Midtempo voran gegrooved und stimmlich aus der Death Ecke, alles rausgeholt, was man sich denken kann für diese Vocals. Immer mit einer starken Melodiegitarre darunter wird so voran gewälzt und man muss einfach Mitnicken beim Anhören.

Und auch mit F60.80 verliert die Band ihren Arch Enemy-Charakter nicht. Typische, jedoch nicht so wie bei Arch Enemy an In Flames angelehnte, Melodien, die mal länger, mal kürzer gezogen werden, kommen zum Vorschein. Und das obwohl dann auch Passagen, die so brutal gerotzt sind, dass sie bis auf die Drums an Cannibal Corpse erinnern und sich mit einem Hauch Black Metal abwechseln bis hin zu Modern Metal. Echt eine sehr wilde Mischung, die dennoch enorm eingängig bleibt und nie langweilig erscheint. Eher, als ob jede Sekunde immer was Neues kommt und man trotzdem ein wohliges Gefühl dabei hat, ohne dass es einen unerwartet überrascht. Auch hier ist wieder das gute Arrangement hervorzuheben, was bei so vielen Einflüssen eine große Herausforderung darstellt.

Sinnliche Glöckchen läuten Kafkaesque ein und gehen zum Vorspiel über, bevor ein melodischer und stockhaft vorantreibender Death Metal die Führung übernimmt. Akzentuiert untermalt von Keyboard-Chords, ganz im Stil der 90er Jahre übernimmt es die Führung im Song und lässt dessen Charakter deutlich werden. Stets vorantreibend, atmosphärisch und dennoch etwas grotesk anmutend, entsteht so eine düstere Aura, die sich irgendwo zwischen Cradle of Filth, Dimmu Borgir und melodischem Schweden Todesstahl einordnen lässt.

Mit DYR öffnet sich wieder eine neue Tür im Universum von Crescendium. Der erste Song, der mit akustischen Gitarren eröffnet wird und sich mit Streichern direkt episch und kraftvoll, gekonnt aufbaut. Die Drums droppen und die Gitarrenriffs beginnen mit großer Atmosphäre und Melodie voran zuschieben, wie wenn bei Ensiferum eine Horde Wikinger im Morgengrauen über das Feindesdorf herfällt, jedoch nicht ohne im Sturm noch einmal kurz anzuhalten und tief Luft zu holen, bevor der Vorschlaghammer trifft. Und dies auch noch alles in einem sehr düsteren und durch seine Epik, tatsächlich stark an melodischen Pagan, erinnerndem Gewand. Dies wird dann noch zur Abwechslung mit Parts von Children Of Bodom bis hin zu Arch Enemy und gekonnten Tempowechseln kräftig durchgerührt. Von flüsternder Düsterheit bis zu fröhlich bösen Death Metal-Bomben dröhnt hier der gesamte Gehörkomplex und verliert trotzdem nicht seine tragende Epik, die sich durch den gesamten Song zieht.

Und wie die Zeit vergeht, so wird es Zeit seine Wings zu spannen und weiterzufliegen. Doch jeder Abschied sollte gebührend gefeiert werden und so wird es noch einmal emotional, wenn das Streichorchester das Ourto einläutet. Gekonnt trägt sich hier noch einmal die Epik der vorgegangenen Songs in den Fokus und stimmt einen zusätzlich noch sehr nostalgisch und traurig. Es wirkt jedoch auch gelungenerweise wie eine Fortführung des Intros, welches am Anfang noch etwas verstörend wirkte, so jedoch im Kontext nun abgerundet wird und so einen guten Ausklang für Within dasrtellt.

Was bleibt zusammenfassend zu sagen? Mit Within haben es Crescendium geschafft ein enorm gelungenes Werk zu präsentieren, das die Band direkt im richtigen Licht zeigt und überzeugt. Und das, trotz meiner vielen Anlehnungen an andere Bands, einen eigenen stehenden Charakter in das Songwriting mit einfließen zu lassen. Dazu kommt noch, dass hier wirklich eine sehr spannende, wilde und teils verrückte Mischung verschiedenster Genres an den Tag gelegt wird, die ihresgleichen sucht. Wie schon erwähnt ist so etwas immer eine große Herausforderung, welche Crescendium jedoch perfekt gemeistert hat. Und dabei noch eine solche Eingängigkeit zu verkörpern, davor ziehe ich meinen Hut. Eine mehr als willkommene Abwechslung im Plattenregal, die mal wieder verdeutlicht, wie facettenreich Metal sein kann, egal ob melodisch oder extrem. Auch dass das Albumcover nicht so wirklich “Szenen-typisch” ist gefällt mir an dieser Stelle, da außergewöhnliche Werke, auch außergewöhnlich präsentiert werden. Für Freunde, die ihren Metal melodisch und/oder abwechslungsreich und dennoch extrem mögen, denen kann man nur sagen: Within is a must hear! Gebt dem Album und der jungen Band unbedingt eine Chance, denn sie werden euch nicht enttäuschen und sind es einfach wert. Alle Daumen hoch und euch noch viel Spaß beim reinhören.

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