
Release: 01.03.2023
Genre: Atmospheric Black Metal
Spieldauer: 17:50
Label: KVLT und KAOS Productions
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Tracklist:
- Aeternum
- Lethe
- Highlands
Depraved Inclination – Eine zufällige Entdeckung mit Nachhall
Manchmal stolpert man eher zufällig über eine Veröffentlichung, die einen sofort in den Bann zieht – genau so erging es mir mit Aeternum-Lethe-Highlands, der 2023 erschienenen EP von Depraved Inclination. Eine EP, die nicht nur mit ihrer musikalischen Vielfalt überrascht, sondern auch visuell und atmosphärisch ein starkes Gesamtbild vermittelt. Schon nach dem ersten Hördurchgang stand für mich fest: Hier steckt etwas Besonderes drin, das besprochen werden muss.
Bevor wir uns der Musik widmen, lohnt sich ein genauer Blick auf das Artwork von Aeternum-Lethe-Highlands. Das Cover zeigt eine raue, steinige Küste am Meer, gesäumt von dunklen Wäldern, nebelverhangenen Bergen und gleich zwei imposanten Burgruinen. Auf den ersten Blick fühlte ich mich an das Cover von Distant Kingdoms von Depressive Witches erinnert – allerdings mit weitaus mehr Details. Beide Artworks strahlen eine düstere, melancholische Atmosphäre aus und wecken Assoziationen an klassische Fantasy-Welten im Stil Tolkiens. Im Gegensatz zu einigen modernen Power Metal Bands wird dieser Bezug jedoch subtil gehalten, ohne ins Kitschige abzudriften. Dennoch wirkt das Bild stellenweise etwas überladen, sodass es schwerfällt, sich auf einzelne Elemente zu konzentrieren.
Ein weiterer Aspekt, der sofort ins Auge fällt, ist der Titel der EP: Aeternum-Lethe-Highlands – eine schlichte Aneinanderreihung der drei Songtitel. Diese Entscheidung mag auf den ersten Blick unkreativ erscheinen, doch gerade die sachliche, minimalistische Herangehensweise empfinde ich als erfrischend. Hier gibt es keinen übertriebenen Pathos, keine theatralische Überhöhung, wie sie im Extreme Metal oft anzutreffen ist – stattdessen eine klare, prägnante Aussage.
Die musikalische Reise durch drei Klangwelten
Der Titel der EP gibt zugleich die Reihenfolge der Songs vor, und so beginnt die Reise mit Aeternum. Das Stück eröffnet mit sanftem Gitarrenzupfen, das eine trügerische Ruhe ausstrahlt – doch nach exakt 16 Sekunden fegt eine unbarmherzige Black Metal-Wand über den Hörer hinweg. Ohne großes Intro, wie es im Genre oft üblich ist, wirft die Band den Zuhörer direkt ins Geschehen und präsentiert sich von ihrer kompromisslosesten Seite. Aeternum ist der roheste und brachialste Song der EP – zumindest bis zur zweiten Minute. Dann bremst die Band plötzlich ab, ein melodischer Break schafft eine völlig neue Atmosphäre, bevor sich das Stück langsam wieder aufbaut. Dieser Wechsel, diese überraschende Dynamik, ist das unbestrittene Highlight des Openers.
Lethe verzichtet auf den sanften Einstieg seines Vorgängers und steigt stattdessen sofort tief in eine dichte, drückende Klangwelt ein. Immer wieder erinnern bestimmte Passagen an modernen, europäischen Post Black Metal, insbesondere an Bands wie Karg. Genau wie Aeternum arbeitet auch dieser Song mit einem markanten Break – kurz nach der dritten Minute verschwindet der metallische Klang komplett und überlässt einem atmosphärischen Keyboard die Bühne. Im Hintergrund ist die Gitarre noch leise zu hören, als würde sie die Melodie vorsichtig untermalen, bevor die Musik in der vierten Minute mit brachialer Wucht zurückkehrt. Was dann folgt, ist ein faszinierendes, fast chaotisches Spiel aus Melodien und Steigerungen, das sich in immer neue Höhen schraubt. Spätestens ab diesem Moment wird das Zuhören zu einer echten Entdeckungsreise, und genau hier entfaltet die EP ihren besonderen Reiz.
Den Abschluss bildet Highlands – für mich das stärkste Stück der EP und der Inbegriff dessen, was Atmospheric Black Metal ausmacht. Das Tempo ist gemäßigter, der Songaufbau langsamer, und die Vocals triefen vor Verzweiflung. Bereits beim ersten Hördurchgang zog mich Highlands völlig in seinen Bann. Kurz vor der vierten Minute nimmt das Stück noch einmal an Intensität ab – genau hier musste ich wieder an das Cover denken: an die grauen Regenwolken, die nebligen Gipfel, die trostlose Weite der Landschaft. Erst an diesem Punkt wurde mir klar, wie gut die visuelle Gestaltung zur musikalischen Stimmung passt. Wer Bands wie Cân Bardd oder VzoR schätzt, wird in Highlands definitiv seinen Favoriten finden.
Fazit – Eine kurze, aber lohnenswerte Reise
Mit Aeternum-Lethe-Highlands liefern Depraved Inclination eine kurze, aber abwechslungsreiche EP, die sich mit jeder weiteren Rotation weiter entfaltet. Die Band führt den Hörer auf eine musikalische Reise, die von brachialer Rohheit über melancholische Tiefe bis hin zu atmosphärischen Höhen reicht – und dabei immer wieder Überraschungen bereithält.
Gerade dieser dynamische Verlauf macht die EP auch nach mehrmaligem Hören spannend. Wer Musik liebt, die zum aktiven Zuhören einlädt und sich erst nach und nach vollständig erschließt, wird hier seine Freude haben – wenn auch nur für eine kurze, intensive Zeit. Gleichzeitig macht Aeternum-Lethe-Highlands Lust auf mehr und weckt die Neugier auf ein zukünftiges Album der Band.
Mehr von Depraved Inclination bei Dark-Art findet ihr hier:
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