Review – Depression – Ära der Finsternis

Depression Aera der Finsterniss

Erscheinungsdatum: 01.09.2020

Label: Rotten Roll Rex

Genre: Death Metal/Grind

Spieldauer: 01:08:46

Tracklist:

  1. Der Aufbruch 03:05     
  2. Uttermost Belief 01:07     
  3. Knochenfäule 03:25     
  4. Created Reality 01:40     
  5. A Haunted Soul 01:47     
  6. Twisted 02:29     
  7. Of Grief and Pleasure 03:06     
  8. No Excuses 01:48     
  9. Grin 03:08      
  10. Changes 03:17     
  11. The Ballad of Typhoid Mary 00:49     
  12. Come on Over 03:34     
  13. Spastik & Gesang 00:13     
  14. Tormentor 02:21     
  15. Der weinende Tod 01:54      instrumental
  16. Seelenseuche und Geweidepest 03:03     
  17. Concept of Time 02:32     
  18. Imbecile 01:39     
  19. Alone (Green Machine cover) 03:49     
  20. Existing Through Thoughts 01:46     
  21. Master (Master cover) 02:26  
  22. Coma 02:57      
  23. Master – Madness – Overdose 00:56     
  24. Depressionen II 04:02     
  25. Ära der Finsternis 01:26     
  26. Era of Darkness 02:31      instrumental
  27. Blood on God´s Hands 02:12     
  28. Short Song 00:14     
  29. The Barbarian 03:46     
  30. Eroded Epitaph 01:44                                  

Weblinks:

www.depression-grind.de

https://www.facebook.com/DEPRESSIONGrind

https://depression1.bandcamp.com/

Rotten Roll Rex ist ein Label, wenn von dort etwas veröffentlicht wird, kann man sich gut vorstellen, in welche Richtung es geht. Wahrscheinlich erstmal Grindcore, maximal noch Death Metal, wobei letztere sogar den kleineren Teil des Labels darstellt. Nun, doch da gibt es aber auch noch einiges, was sich genau dazwischen bewegt. Eine wilde Mischung aus primitiven Grindblasts und rhythmischeren Death Gitarren. Alles in einen Topf geschmissen und kräftig umgerührt…

Was kommt raus? Meistens etwas sehr Gutes, oder etwas noch Besseres, wie im Falle von „Depression“, und das nicht erst seit gestern. Das Trio walzt sich immerhin schon seit über 30 Jahren durch die Welt der tiefen und groovigen Metallandschaft. Nun kam wieder ein neuer Streich der Ruhrpottler ans Tageslicht. Das Licht wird jedoch direkt verdrängt, denn die „Ära der Finsternis“ wird mit dem neusten Werk heraufbeschworen und stellt die Sonne in den Schatten. Ein Album, das im Grindcore satte 30 Einzeltracks beinhaltet ist zwar absolut nichts Außergewöhnliches, dass es am Ende aber über eine Stunde Spielzeit bestreitet, dann doch ehr. Auch das Konzept der Band, ihre Lyrics auf Englisch und Deutsch zu verfassen, stellt sicherlich eine Besonderheit in der Szene dar.

Zum „Aufbruch“ in die neue Scheibe kommt erst einmal ein, mit mehr als drei Minuten, größerer Opener, als nur ein Intro. Ein schauriges Pianostück, das sich immer mehr zuspitzt und dramatisiert, bis am Ende auch die ersten Grunzgeräusche dazukommen und man sich langsam dahin begibt, wo man mit „Depression“ hinwill. Dennoch ein sehr gelungener Auftakt, der den Titel des Albums noch einmal spürbar verdeutlicht. Doch bevor man sich emotional zu sehr darauf einlässt, geht es dann aber auch direkt mit der vollen Portion „Grind“ weiter und „Uttermost Belief“ feuert alles um die Ohren, was dem Grinder am Herzen liegt und warum er diese Band aufgelegt hat. Und so grooved und ballert die Scheibe weiter voran und es jagt ein neuer Hit den anderen, während sich bei mir direkt wieder die Sehnsucht nach Live Konzerten, auf denen alle Gäste, egal ob vor oder auf der Bühne, zusammen mit der Band genau diese Musik feiern. Dies führte dann auch dazu, dass ich mir aus Frust/Freude/Nostalgie und weil es sich irgendwie richtig anfühlte, ein Bier öffnen musste, bevor es weiter ging.

Und das Feeling wird auch im Laufe der Scheibe nicht unterbrochen. Denn Songs wie „A Haunted Soul“ haben den klassischen Arsch Kick Charakter, den man als Szenenfan einfach lieben muss. Headbangtakt paart sich mit schnellem Geknüppel und lädt zu einer Runde im Circle Pit ein. Dazu die von Depression bekannte Mischung aus Grunz und Screlauten, welche genau an den richtigen Stellen Akzente setzt. Nummern wie „Of Grief and Pleasure“ leben dann wieder durchgehend mit wenig auf und ab den Death/Grind Charakter. Schön vorantreibend und stets souverän geht es hier zu Werk und das Album grooved sich kompromisslos ins Herz des Zuhörers. Auch hier fällt mir besonders die Produktion ins Auge, welche zwar in alter Manier bei „Markus Skaldir Skroch“ (bereits seit 2008) gemacht wurde, jedoch stets mit dem Vorhaben und Gelingen, sich dabei weiter zu steigern. Und dies ist auch gelungen. Sicherlich mit die beste Produktion die Depression je vorgelegt hat. Dies ist zwar in meinen Augen in einem Subgenre wie Grindcore nicht zwangsläufig nötig, schadet aber nie und macht das gesamte Erlebnis „Ära der Finsternis“ sicherlich zu einem besseren. Nothing „Changes“ und darum geht’s mit Songs wie diesem auf direkt geradeaus weiter aufs Fressbrett und meine Träumereien davon, das Ganze live zu erleben und mich zu bewegen, kehren sofort vom Ohr ins Hirn zurück. Und die Erinnerungen wie man auf der Hessen Heikos 40ter Birthday Bash Party, in der ersten Reihe, während dem Spielen, mit Bassist Marc eine Flasche Jacky teilt, erscheinen da direkt vor dem inneren Auge. Denn das Trio strahlt einfach auch eine Spielfreude aus, die man so ausgeprägt selten findet. Und man merkt, dass diese Spielfreude auch wirklich gelebt wird.

Aber auch einhämmernde Basslines wie in „Come on Over“ bieten eine nette Abwechslung und lassen die Finsternis nicht nur trist und monoton erscheinen. Oder klassische Grindnummern wie „Spastik & Gesang“, die innerhalb von 15 Sekunden eine ordentliche Portion Humor und Punk ins Spiel bringen. So wie es im Grindcore eben sein muss. Und wenn man dann noch dem „weinenden Tod“ in der Mitte des Albums über den Weg läuft, erkennt man spätestens dann die Anarchie in der Musik. Ein kleiner instrumentaler Break, der zurückführt zum Anfang der Scheibe und noch einmal daran erinnert, dass man in einem Spuckhaus unterwegs ist. Der nächste Arschtritt folgt mit „Seelenseuche und Geweidepest“, das vom Rhythmus fast ein wenig an Rompeprop erinnert. Aber auch Coverversionen, wie von „Green Machine“ mit ihrem Gassenhauer „Alone“, liefern Rock’n Roll und Punk Attitüde und komplettieren das Gesicht von Depression. Aber auch ein Back to the Roots Cover von Master, mit ihrem Song „Master“ vom 1990 erschienenen Album „Master“ zeigen, wo die Band entstiegen ist. Master ist wohl eh eine der besten Old School Death Metal Kapellen, die es je gab und wer den Werdegang von Paul Speckmann betrachtet, der darf auch gerne auf diese Art und Weise seinen Tribut an ihn bezahlen. Ein echtes Urgestein der todesstahligen Klänge. Dass danach nur noch Ehrfurcht gezeigt werden kann, ist schon fast eine natürliche Reaktion und so kommt „Depression II“ welches wieder am Piano geleitet wird und die weniger spaßige und dafür seriöse Seite der Band zeigt. Und das ist sehr eindrucksvoll und emotional umgesetzt. Hiermit wird einem klar, dass es langsam zu Ende geht mit der Ära der Finsternis und so geht es dann direkt über in den Titeltrack, der im gleichen Stil, mit nur einem Sprecher, noch einmal ernsthaft aufs Konzept hinweist.

„Hier liegen meine Gebeine… ich wollt´ es wären deine…“

 „Was bleibt, ist nur der Unglaube…“

Und mit diesen schweren Worten erfolgt dann noch ein Piano Ourto um den Ausklang zu perfektionieren. Sehr gut gelungen, muss ich an dieser Stelle mal erwähnen, denn the „End Of Darkness“ ist hier!

Das Konzept ist rund und abgeschlossen, doch die Band wollte wohl unbedingt noch einen draufsetzen. Und dies gelingt ihr auch. Zwar geht die Ernsthaftigkeit dadurch ein wenig verloren, bei Depression allerdings, darf es immer noch etwas mehr sein. Und so haben die Jungs noch wie die Metzgersfrau das Gelbwurstscheibchen für die Kids an der Fleischtheke noch „Einen Hauch Von Moder Part II“ reanimiert, welches 1998 zusammen mit „Rejectamenta“ als Split CD veröffentlicht wurde, und obendrauf gepackt. Und so bekommt man nach all der Finsternis noch einmal die spaßige Seite der Band zu spüren.

Mit „Ära der Finsternis“ gehen Depression gewohnte und neue Wege, ohne sich dabei zu verlieren oder nach einer anderen Band zu klingen. Nochmal herausragend anmerken muss ich diesmal die Produktion der Scheibe. Ich kann es zwar schwer in Worte fassen und es ist sicherlich keine „Metallica“ Produktion oder etwas zu krasses, aber es passt einfach wie Arsch auf Eimer und dieser Arsch wird dann noch einmal vom Eimer heruntergetreten, wenn einem die Band aus dem Eimer entgegenlächelt. Diese Band hat zu Recht Kultstatus, denn hier wird die Musik noch gelebt, ohne dabei zu sehr aus der Reihe zu tanzen, Instrumente neu zu definieren oder sich mit technischem Anspruch zu überwerfen. Nein, einfach roh, grob und Knüppel aus dem Sack, das aber authentisch. Ehrliche Musik und Spaß dabei!

P.S.: Und Jungs, wenn ihr nochmal meine Stadt entert, liegen Bananen für euch bereit.

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