Review – Ellende – Triebe (EP)

Review – Ellende – Triebe (EP)

Erscheinungsdatum: 22.01.2021

Label: AOP Records

Genre: Ambient Post-Black Metal

Spieldauer: 29:38

Tracklist:

  1. Triebe II 10:41     
  2. Weltennacht 10:35   
  3. Zwischen Sommer und Herbst 08:22      

Weblinks:

http://www.ellende.at/

https://www.facebook.com/ellende.official/

https://ellende.bandcamp.com/

https://www.instagram.com/ellende.official/

https://open.spotify.com/artist/1iLdVM2KFAHUbpaC5wpMbO

https://www.youtube.com/c/EllendeAustria/featured

Die Ambient und Post Black Metal Szene ist seit Jahren am Florieren. Und das nicht erst seit, aber vor allem auch wegen, Bands wie „Alcest“, „Dornenreich“ und „Heretoir“. Auch Bands wie Ellende gehören hier aber definitiv zu den Königen der Szene dazu und haben die Corona Pandemie genutzt, um trotz entfallender Tour und Konzerte, wenigstens so produktiv wie möglich zu bleiben. Das Ergebnis gibt es ab 22.01.21 zu hören und es sei nicht zu viel verraten, aber ich war im Prelistening mehr als begeistert. Die EP „Triebe“ knüpft an die bereits 2014 erschienen EP „Weltennacht“ an, bzw. liefert eine überarbeitete, neue Version dieses Werkes.  

Den offensichtlichsten/hörbarsten Unterschied auf den ersten Blick liefert sicherlich hierfür das, auch extra als zweiten Teil deklarierte, Stück „Triebe II“. Bereits im noch sehr ruhigen Intro, welches in der neuen Version besser akzentuiert ist, und auch etwa eine Minute kürzer ist und sich somit nicht ganz so sehr in die Länge gezogen anfühlt, bis die große Soundwand innerhalb einer Sekunde im Raum steht und ihre gesamte Stärke präsentiert. Und genau in dieser Sekunde wird einem klar, warum es Sinn machen kann, alte Songs einmal neu aufzulegen und zu produzieren. Denn passender könnte der gesamte Klang nicht sein und strotzt über vor Energie. Dass hier das Niveau angehoben wurde, ist sicherlich genau dieser Grund. Denn so erscheint alles viel ausdrucksstärker und transportiert den gesamten Inhalt einfach besser an den Zuhörer. So wirken in der alten Version, für den ein oder anderen, die Gitarrensolos im letzten Drittel weniger schleppend, sondern mehr wie eine Offenbarung und einfach nur episch tragend. Atmosphäre, die begeistert und einfach mitreist in die endlosen Sphären der Misanthropie.

Wirft man einen Blick auf den zweiten Song, „Weltennacht“ so bemerkt man zum einen, dass er mit dem ersten in der Reihenfolge zum 2014er Werk vertauscht wurde, aber auch, dass merklich an der Spielzeit gefeilt wurde. Denn in der neuen Version ist der Song fast zwei Minuten länger als in der bisher Veröffentlichten. Nun man bemerkt es beim Durchhören kaum, denn die Band hat diese „Verlängerung“ so geschickt in die große Pause vor dem Finale des Songs eingebaut, dass alles so klingt, als wäre es schon immer so gewesen und hätte auch so gehört. Doch auch hier kommt der überarbeitete Gitarrensound stark zum Tragen und entführt viel tiefer in die Materie als je zuvor.

Zum Abschluss, wie auch schon 2014, kommt ein zeitloser „Ellende Klassiker“ der auch Live nie fehlen darf. „Zwischen Sommer und Herbst“. Vielleicht „die“ Thematik von nicht antireligiösem Black Metal und mit unzähligen Umsetzungen schon in der Szene eingefangen, stellt die Umsetzung von Ellende dennoch eine ganz besondere dar. Dezent mit Streichern untermalt (ein Element, das bei den vorherigen Songs ehr gekürzt wurde), baut sich die Musik wie gewohnt langsam auf und bricht zwischendurch immer wieder in heftigen Ausschlägen zum Höhepunkt aus. Dabei verliert sich aber nicht die „Stimmung“ des Songs und man fährt genau auf dem emotionalen „Hoch“ einfach weiter. Mal über dem Boden schwebend in den langsameren Passagen, mal auf Augenhöhe ausbrechend, ohne dabei das Gespür für den „Wandel“, in dem sich die Jahreszeiten befinden zu verlieren.

Wieder einmal wurde ich davon überzeugt, dass es für Künstler teilweise absolut Sinn macht, die Arbeit an Manifesten, die man bereits geschaffen hat, noch einmal nach zu feilen. Mit „Triebe“ ist das „Ellende“ in vorbildlicher Art und Weise gelungen. Sicherlich steht immer noch die Frage, ob man einen bereits geschaffenen und auch sehr, sehr guten Klassiker aus den eigenen Reihen, tatsächlich nochmal auf den Arbeitstisch werfen muss, oder ob man diesen einfach für das, was es bereits wurde, stehen lassen sollte? Eine Frage, bei der jede Antwort, sowohl richtig als auch falsch gewertet werden kann. Nun gut, aber eben „Können“ ist das richtige Schlagwort. Man „kann“ natürlich alles noch einmal auskramen, muss aber nicht. Die 2014er „Weltennacht EP“ hätte aus den Fanreihen auch sicherlich jeder als geniales Werk einfach weiterhin abgefeiert und nicht weiter hinterfragt. Was aber wenn dem Künstler selbst Fragen dazu wiederkommen? Dann quält es ihn vielleicht so lange, bis er noch einmal daran feilen muss. Und wenn dies dann gelingt, wie in diesem Fall, merkt jeder sofort, dass es richtig war und Sinn ergibt. Denn die neue Aufarbeitung ist wie gesagt einfach etwas „runder“, etwas atmosphärischer und einfach noch einen Funken genialer in der Ausarbeitung als die damalige Momentaufnahme. Und so kommt denke ich nicht nur die Musik besser an den Zuhörer, sondern auch der Inhalt erscheint gleich viel näher.

Aber macht euch selbst ein Bild und vergleicht auch gerne, ob ihr diese Meinung teilt, denn ich sage erhobenen Hauptes: „Ellende zu hören ist nie ein Fehler, egal in welcher Form und sollte bei jedem Schwarzmetaler in die Dauerplaylist gehören, besonders, wenn solch meisterlichen Neuaufarbeitungen das Licht der Welt erblicken. Hoffentlich kann die Tour von Ellende 2021 nachgeholt werden, denn auch auf der Bühne, überzeugt diese Band einfach nur kompromisslos und ist immer wieder ein großartiges Erlebnis! Merkt euch das schon mal vor und genießt „Triebe“ bis dahin.

 

 

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