Review: Ephemeral – Into Being

Release: 24.11.2023

Genre: Neofolk

Spieldauer: 52 Min. 

Label: These Hands Melt

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Tracklist:

  1. Chrysalis
  2. Let Got
  3. Disappear
  4. The Cruel Sister
  5. Ororerg
  6. The Call
  7. A Valediction: Dido’s Lament
  8. Floating
  9. Fire and Rose

 

Alles Vergehende bildet Raum für Neues.
Klang entsteht und vergeht unmittelbar.
Jeder Augenblick ist einzigartig und zerbrechlich.

Diese drei Sätze, verfasst von der Band, und das Albumcover geben uns einen guten ersten Eindruck von dem Album Into Being. Nach einer EP und einer Single veröffentlicht das Trio hinter Ephemeral ihr erstes Album. Die Band haben wir bereits in unserer Rubrik Band der Woche erwähnt. Die Musiker haben uns um ein Urteil über ihre Musik gebeten und ich erhielt das Privileg, vorab hineinhören zu dürfen. Also brüht euch einen Tee auf und mach es euch im Sessel bequem, denn euch erwartet eine besondere Reise.

Vorab möchte ich gern das Albumcover, das Aushängeschild der CD, näher betrachten. Wir sehen einen Ast, der eine Kurve beschreibt und sich beinahe an beiden Enden berührt. In der Mitte des Astes mit seinen frischen Trieben ist ein Schmetterling dabei, aus seinem Kokon zu schlüpfen. Der Schmetterling ist wahrscheinlich ein Schachbrett oder eine Weiße Baumnymphe. Hier endet leider mein Wissen über heimische Insekten. Ein anderer Schmetterling ziert bereits das Cover der EP Ephemeral, die erste Veröffentlichung der gleichnamigen Band. Dieses Tier auf dem Cover der EP hat aber angerissene Flügel. Es ist ein vergehendes Insekt, während wir bei Into Being einen frischgeborenen Sechsfüßler präsentiert bekommen. Dabei handelt es sich bei diesem Symbol um ein zerbrechliches Objekt. Die drei Zeilen von den Musikern wurden in den beiden Bildern gut dargestellt. Doch kommen wir nun zu der Musik.

Alles beginnt mit Chrysalis – ein geschmeidiger Opener zu dem Album. Sanft gleitet die Musik dahin, unterstreicht von einem langsamen Riff, der in mir orientalische Assoziationen weckt. Diese Brise Exotik wird uns noch weiter durch Into Being verfolgen und dem Album eine besondere Note verleihen. Bereits das zweite Lied Let Go ist eine echte Überraschung. Das Stück beginnt mit einer leichten, unbeschwerten Melodie, welche langsam in eine kühle Melancholie driftet. In dem letzten Drittel bäumt sich das Lied zu einer fröhlichen, antreibenden Melodie auf. Von dem Namen her vermute ich hier den Prozess des Loslassens und des Wiederfindens, die Geschichte einer Beziehung samt Erkenntnis und Lernprozess über die Natur von Bindungen. Dies ist mein Lieblingsstück auf dem Album und wird bereits früh präsentiert. 

Die restliche Diskografie muss sich teilweise nicht hinter Let Go verstecken oder wird davon überschattet. The Cruel Sister, welches bereits eine Single-Auskopplung hatte, ist ein Song, wo Sängerin Ella das Lied durch ihre eindringliche Stimme hervorhebt. Die Trommel im Hintergrund gibt dem Track zusätzlich einen treibenden Takt, der eine angenehme Kante in die Songstruktur schlägt. Auch das folgenden Lied Ororerg konnte mich in der ersten Hälfte sehr überzeugen, nur dümpelt das Stück dann leider etwas vor sich hin. Es hätte ein gewisses Finale benötigt, um den guten Anfang aufzufangen und abzurunden. Mein zweiter Liebling auf dem Album ist A Valediction: Dido’s Lament mit seinen teils exotischen Anklängen und der Zusammenarbeit in dem Gesang. Die Melodie in dem Lied erinnerte mich an orientalische- und fernöstliche Musik. Solche exotischen Ansätze tut der Musik auf dem Album gut und ich hätte dies gern häufiger gehört. Doch das wahre Highlight ist die starke Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Sängern. Ella, Nik und Patrick sind allesamt gute Sänger, aber in der Zusammenarbeit ergänzen sich die Elemente hervorragend. Auch nimmt sich das Lied mehr Zeit für den Aufbau einer komplexen Liedstruktur und einen geschmeidigen Übergangen in Geschwindigkeit und Takt. Trotzdem gibt es in der Hälfte des Songs einen unglaublichen Break und abrupten Stimmungswechsel. An dem Punkt hat mich Ephemeral von sich überzeugt. 

Der Abschluss von Into Being bilden die Lieder Floating und Fire and Rose. Floating ist die dritte positive Überraschung. Der Text wird in einem Sprechgesang vorgetragen und hat somit ein eigenes Tempo. Untermalt wird das Gedicht mit einem ätherischen Gesang im Hintergrund und von einem Streichinstrument untermalt. Der spätere Schwenk zur Sängerin baut einen weiteren, schönen Kontrast auf. Fire and Rose beendet das gesamte Album mit reiner Zärtlichkeit und Sanftheit. Ein passendes Ende für das Album.

Zusammengefasst ist Into Being ein sanftes Album, was hier und dort einige Spielereien versteckt hält. Gerade diese kurzen Spielereien, mit bis dahin unbekannten Elementen oder Melodien, verleiht dem Album einen gewissen Abwechslungsreichtum, der aber gern etwas ausgeprägter sein könnte. Auch fehlt es bei einigen Liedern an einem Kontrast oder einer ausgeprägteren Melodie, wie bei dem Lied Disappear. Für das erste Album hat Ephemeral viele schöne Ideen gesammelt und auch umgesetzt und somit ein gutes Werk geschaffen. Für Liebhaber von einer ruhigen Gangart und abwechslungsreicher Instrumentenwahl kann ich Into Being mit guten Gewissen empfehlen. 

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