Erscheinungsdatum: 25.02.2022
Label: Einheit Produktionen / Schattenpfade
Genre: Pagan Metal
Spieldauer: 61:18 Minuten
Tracklist:
- Frostwärts
- Urkraft
- Wo die Winde thronen
- Sonnenrad
- Menhir
- Vater Berg
- Firn
Wir schreiben das Jahr 2022 und in den mystischen Tiefen des Harz baut ein sehr talentierter Musiker, der unter anderem durch sein Wirken bei Waldtraene und Odroerir bekannt ist, eine Zeitmaschine in Form seines Debutreleases Frostwärts.
Die Rede ist von Horda, der sich mit seinem Projekt Firn epischen, naturspirituellen Pagan-Black-Metal der alten Schule auf die Banner geschrieben hat. Pagan Metal wie aus den Anfangstagen; noch bevor sich die Bedeutungsschwere dieser Musik in einen zu großen Teilen aus Party-Hüpf-Musik oder plakativen und repetitiven Kriegshymnen bestehenden Schatten seiner selbst verwandelte.
Natürlich gibt es nach wie vor auch Künstler, die die Thematik dieser Musik nach wie vor vertreten und ernst nehmen (wie auch Firn hier unter Beweis stellt) und ich möchte mich nicht dazu hinreißen lassen, mich zu ausschweifend und unsachlich zu äußern oder gar der „Szene/Bewegung“ zu nahe treten, denn das hat sie nun aus vielerlei Hinsicht wirklich nicht verdient.
Kommen wir nun zum Grund dieses Artikels: Die Besprechung des Debutalbums Frostwärts von Firn.
Die Scheibe eröffnet mit dem Titeltrack Frostwärts, der uns sehr zaghaft, atmosphärisch und melodisch in die Scheibe einführt, bis Hordas Schrei nach etwa 2 Minuten die „Stille“ zerreißt und und uns ein sehr kraftvoller, stapfender Riff zeigt, was auf dieser Scheibe geboten wird. Aggressive und melodische Parts befinden sich in stetigem Wechsel und die Keyboardsounds kreieren eine dichte Atmosphäre für diesen starken ersten Track.
Epische Chöre und eine mitreißende Gitarre paart sich mit zartem Flötenspiel und präsentiert uns an zweiter Stelle die mitreißende Urkraft. Schweren Schrittes stapft das tonnenschwere Tonkonstrukt unerbittlich nach vorne und überwältigt uns mit einem großartigen Refrain, der sich in die Hirnrinde brennt. Übrigens zieht sich dies durch das gesamte Werk: Es gibt immer wieder diese Gänsehautmomente, in denen uns Horda sein songschreiberisches Talent eiskalt serviert. Er baut und strukturiert die Songs sehr intelligent und arbeitet immer wieder mit großartigen Spannungsbögen aus Lyrik und Melodie, so wie Songstimmungen.
Regen, Wind und Donner geleiten uns den Weg in das Stück Wo die Winde thronen, der keine Gefangenen macht. Aggressiv und rasant beginnt das Stück; treibend und nach vorne peitschend im weiteren Verlauf, strahlt dieser Song sehr viel Kraft und willen aus. Sogar (Kenner werden wissen, was ich meine) eine klitze-kleine Dimmu Borgir Referenz kann ich für mich erkennen, die mich um gute 15 Jahre zurückversetzt, aber vermutlich nicht beabsichtigt war.
Düster und mystisch trommelt man uns die ersten Takte von Sonnenrad gegen die Schädelplatte bis uns die triolische Gitarrenwand den Kalk aus den Knochen schüttelt. Das Grundgerüst des Stücks besteht zu Beginn aus einem eher ruhigen spirituell anmutenden Flüstern zu kräftigem Trommelrhythmus und energiereichem, kräftigen Melodiepart im Wechsel. Zu späterem Zeitpunkt erhebt sich das Stück und nimmt durch einen fesselnden Refrain richtig Fahrt auf. Einfach großartig und wenn jemand wissen möchte, was Pagan Metal ist, könnte man ihm ohne zu zögern dieses Stück zeigen, da es alles beinhaltet.
Menhir startet im oberen Mid-Tempo und wird von einem schönen Groove angeführt, bevor Horda nach ca. 1 Minute musikalisch richtig eskaliert und die Felle seines virtuellen Schlagzeugers stabil strapaziert werden. Kraftvolle Blastbeats, treibende Gitarren und Hordas harscher Gesang (den er großartig beherrscht, wie er auf diesem Album zeigt) vereinigen sich zu einem markdurchdringenden, mitreißenden Faustschlag in unser Gesicht. Doch weit gefehlt, wenn man vermutet, der Song wird durchgängig zum Abriss… Nein, auch hier zeigt er aufs Neue sein Händchen für das Zusammenspiel von Melodie und tiefer Lyrik. Abwechslungsreich setzt er die ihm vorhandenen Stilmittel ein und fährt uns einen tonnenschweren, wuchtigen Stein ans Bein.
Mit Vater Berg erwartet uns sein Lobgesang auf die uralten Gefilde seiner Heimat und vermittelt uns tongewaltig seine Naturverbundenheit. Kraftvolle Chöre nehmen uns bei der Hand und entlassen uns in eine Melodie, die uns im Kopf bleiben soll. Stark an Menhirs Hildebrandslied erinnert, nicke ich zu den Melodien und erwische mich immer wieder, wie mir ein positiver Schauer Gänsehaut bereitet. Ein starker, emotionaler Song, der besonders gut wirkt, wenn man die Bilder des dazu erschienenen Musikvideos vor dem inneren Auge ablaufen lässt.
Zu guter Letzt bereitet man uns mit Firn einen absolut würdigen Abschluss eines überaus starken Debütalbums. Nahezu „hardrockig“ startet das Stück, stapft munter nach vorne und behält diese Charakteristik auch vorerst bei – auch wenn epische Chorparts oder Hordas melodischer Cleangesang eingebettet werden, beinhaltet der Song ein über weite Strecken nahezu „black’n’rolliges“ Feeling. Stellenweise verliert es sich zwar etwas im Abwechslungsreichtum des Songs, kehrt aber für meine Begriffe immer wieder irgendwie zurück.
Als Fazit bleibt für mich abschließend nur zu sagen, dass dieses Album für mich ein absolutes Meisterwerk im Geiste der Anfangstage des Pagan Metals darstellt. Sicher fallen einem große Namen wie unter anderem Menhir, Taunusheim, Falkenbach oder Hel beim Hören des Tonträgers ein, aber dennoch hat das Album für mich absolute Alleinstellungsmerkmale. Das deutlichste dürfte sein, dass Alben mit solch lyrischem und emotionalem Tiefgang heutzutage leider zu einer echten Seltenheit geworden sind.
Hörempfehlung: Alles.
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