Review: Gernotshagen – Mein Trusetal

Release: 30.12.2024

Genre: Pagan-Black Metal

Spieldauer: 24:52

Label: Independent 

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Tracklist:

  1. Mein Trusetal
  2. Mein Trusetal Orchestral
  3. Herigest MMXXIV

 

 

Eine epische Jubiläums-EP voller Wucht und Atmosphäre

Ein Vierteljahrhundert Gernotshagen, ein Vierteljahrhundert Pagan Black Metal aus Thüringen, ein Vierteljahrhundert herausragende Musik. Seit ihrer Gründung haben sich Gernotshagen als eine der führenden Bands im deutschsprachigen Pagan-Black-Metal etabliert. Vor vier Jahren veröffentlichten sie ihr beeindruckendes Album Ode Naturae, und kurz vor Silvester 2024 feierten sie ihr 25-jähriges Jubiläum mit der Veröffentlichung der EP Mein Trusetal. Ein musikalisches Geschenk an die Fans – und Grund genug, diese Veröffentlichung genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die EP besteht aus zwei Liedern, und einem Orchestralstück und das erste Stück ist eine musikalische neu Interpretation des alten, traditionellen Volkslied Mein Trusetal, komponiert von Luis Danz. Diese neue Version beginnt überraschend mit einem Einspieler einer Aufnahme von dem gemischten Chor Trusetal, welche zuerst eine nostalgische und fast friedliche Atmosphäre verbreitet – doch diese trügerische Ruhe währt nicht lange. Plötzlich reißt ein gewaltiger Ruck durch das Klangbild und die Musik schlägt mit bedrohlicher, aggressiver Härte um. Dieser abrupte Einschnitt war für mich eine höllische Freude – ein musikalischer Hammerschlag!

Kalter Pagan Black Metal mit donnernden Drums und der markerschütternden Stimme von Frontmann Askan trifft auf einen Songaufbau, der sich Zeit nimmt, um seine volle Wucht zu entfalten. Besonders beeindruckend ist die Marschpassage, die dem Lied eine ungewohnte, fast militärische Strenge verleiht und als Sprungbrett in eine zweite, noch brutalere Welle des Songs dient. Der Abschluss ist dann pure Gänsehaut: Ein bombastischer Chorgesang, der auf die epischen Riffs trifft und einen erhabenen, fast sakralen Moment schafft.

Mit über acht Minuten Spielzeit gibt sich das Lied genug Raum, um eine epochale Schwere und Erhabenheit zu erzeugen. Nach dem brachialen Auftakt schraubt sich der Song gegen Ende in fast stürmische Höhen, wird melodischer, mystischer und entfaltet eine melancholische Tiefe.

Die B-Seite der Vinyl beherbergt mit Herigest MMXXIV das dritte Stück der EP – und dieses ist in gewisser Weise der dunklere Zwilling von Mein Trusetal. Fans der Band könnten das Lied wieder erkennen, den es wurde bereits auf dem Album Wintermythen von 2002 veröffentlicht. Nach über 20 Jahren legt die Band das Stück neu auf und im Stil der Band dominiert Pagan-Black-Metal, doch diesmal verzichten Gernotshagen auf einige der rohen Black-Metal-Kanten und setzen stattdessen auf noch packendere Riffs und eine dichte Atmosphäre.

Während Mein Trusetal sich durch seine dramatische Struktur auszeichnet, wirkt Herigest MMXXIV direkter, aber nicht minder fesselnd. Die längere Laufzeit nutzt die Band geschickt für abwechslungsreiche Tempowechsel und ein kaltes, ausdrucksstarkes Klangbild. Besonders bemerkenswert ist die Passage in der Mitte des Songs: Hier wird das Tempo drastisch zurückgenommen, die Gitarren driften in raue, düstere Klanglandschaften ab und erschaffen eine fast hypnotische Tiefenwirkung, die sich nur langsam wieder steigert. Diese Stelle wirkt fast minimalistisch, hält den Hörer aber genau dadurch fest im Bann.

Für mich persönlich ist Herigest MMXXIV der stärkere Track der EP – ein Lied, das Gernotshagen von ihrer eindringlichsten Seite zeigt und mit dynamischer Spannung und musikalischer Reife überzeugt.

 

Fazit

Mit Mein Trusetal feiern Gernotshagen ihr 25-jähriges Bestehen auf beeindruckende Weise. Die EP vereint alte Tradition mit roher musikalischer Kraft, verbindet melodische Epik mit unerbittlicher Härte und zeigt die Band in bestechender Form. Während Mein Trusetal mit Wucht, Chorgesang und einer ausgeprägten Dramaturgie glänzt, bietet Herigest MMXXIV eine kältere, brachialer Seite, die mit hypnotischer Tiefe überzeugt.

Diese EP ist kein einfaches Zwischenwerk, sondern eine durchdachte, mitreißende Veröffentlichung, die sowohl alte Fans als auch neue Hörer in den Bann ziehen dürfte. Für mich ein Pflichtkauf für Liebhaber von epischem Pagan Black Metal – und ein großartiger Ausblick auf das, was Gernotshagen in Zukunft noch bereithalten könnte.

 

 

Mehr von Gernotshagen bei Dark-Art findet ihr hier:

 

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