Release: 28.02.2025
Genre: Atmospheric Black Metal
Spieldauer: 49:27
Label: Napalm Records
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Tracklist:
- Intro (Cult)
- Beyond the Dark Horizon
- Flight of the Silver Storm
- Skull Gatherers
- Impending Death Premonition
- The Nightside
- Where We Are Lost
- Course of the Void
- Mist and Fog
- Outro (Memories of a Forgotten Home)

Am 25.02.2025 veröffentlichte die sibirische Band Grima ihr neues Album Nightside über Napalm Records.
Eiskalter Wind peitscht durch die sibirische Taiga, während sich dunkle Wolken über den Himmel schieben – genau dieses Gefühl vermittelt Grima mit jedem Ton ihrer Musik. Das Duo aus Sibirien hat sich mit ihrem atmosphärischen Black Metal und dem einzigartigen Einsatz des Bayan, eines russischen Knopfakkordeons, längst einen Namen gemacht. Wer Grima kennt, weiß, dass hier keine übertriebene Theatralik oder Kompromisse zu erwarten sind – nur erdrückende Kälte und unnachgiebige Dunkelheit. Doch mit Nightside, ihrem ersten Album unter Napalm Records, stellt sich die Frage: Bleibt sich das Duo treu oder bringt das Label größere Veränderungen mit sich?
Schon das Intro (Cult) des Albums ist eine Klasse für sich – ungewöhnlich, stark und nervenaufreibend. Es baut eine Spannung auf, die sich wie eine Klinge an der Kehle anfühlt, bevor Beyond the Dark Horizon diese schließlich durchtrennt. Kein sanftes Herantasten, keine Verschnaufpause – hier geht es sofort zur Sache. Das Stück drückt gnadenlos nach vorn, ein Black-Metal-Sturm, unterlegt mit einer versteckten Melodie, die sich kaum merklich im Hintergrund aufbaut.
Doch dann kommt Flight of the Silver Storm, und plötzlich schwebt eine andere Stimmung über der Musik. Der Song ist doomiger, langsamer, bedrückender, und das Bayan entfaltet seine volle Kraft. Diese Kombination aus träger, zäher Schwere und der melancholischen Melodieführung macht diesen Track zu einem echten Highlight. Der folgende Skull Gatherers setzt diese Linie fort – langsam, fast schleichend beginnt er, bevor sich ein infernalischer Strudel aus Doom- und Black Metal auftut. Besonders beeindruckend ist hier, wie das Bayan nicht als Fremdkörper wirkt, sondern sich wie ein kalter Windhauch durch die Komposition zieht.
Mit Impending Death Premonition setzt sich die dichte, erdrückende Atmosphäre fort. Die Musik bleibt schwer und schwermütig, ohne eine Spur von Verspieltheit. Hier zeigt sich auch der einzige potenzielle Kritikpunkt des Albums: Es fehlen die großen, epischen Höhepunkte. Die Lieder lassen sich Zeit, doch an manchen Stellen könnte man sich einen stärkeren Ausbruch wünschen. Trotzdem – das Bayan fügt sich erneut meisterhaft in das dichte Klangbild ein und macht diesen Track trotz seiner Monotonie faszinierend.
Dann aber kommt The Nightside, der Titeltrack – und plötzlich kippt die Atmosphäre. Das Stück beginnt zurückhaltend, wird dann aber von kreischenden Akkorden brutal aufgerissen. Dynamische Wechsel im Tempo und in der Härte machen diesen Song zum absoluten Höhepunkt des Albums. Hier zeigt sich, was Grima am besten kann: Wie ein Sturm ist die aufgebaute Stimmung in den Liedern unbeständig und kann sich jederzeit brutal ändern. Der abschließende Part des Songs schwebt beinahe sanft dahin, nur um in den nächsten Track überzuleiten.
Mit Where We Are Lost beginnt die zweite Hälfte des Albums – und sie fühlt sich wie eine Veränderung an. Plötzlich wirkt der Klang luftiger, wenn auch nicht weniger düster. Stampfende Drums treiben das Stück voran, die kreischenden Vocals stechen heraus und entfalten eine völlig neue Intensität. Es ist genau diese Art von Song, die einem das Gefühl gibt, sich langsam in einem endlosen Schneesturm zu verlieren.
Und dann Curse of the Void. Das Intro ist ein wahnsinniger Genuss, fast verspielt, bevor sich der Song zu einem emotionalen Orkan steigert. Der Chorgesang fügt dem Ganzen eine rituelle, fast sakrale Dimension hinzu – mein heimlicher Favorit.
Mist and Fog überrascht noch einmal mit einer völlig unerwarteten Wendung – das Bayan ist in dem Lied kein Begleiter, sondern temporär der Mittelpunkt. Ein Instrument, das man in diesem Genre kaum erwarten würde, und doch fügt es sich perfekt in die melancholische, neblige Atmosphäre ein.
Das Outro schließlich ist der sanfte Schneefall nach dem Sturm. Kaum ein Album hat mich mit seinem Intro und Outro so beeindruckt wie dieses. Ein Abschluss, der nachhallt und die Reise perfekt abrundet.
Fazit
Grima liefern mit The Nightside ein Album, das sich in zwei Hälften aufteilt: Die erste Hälfte ist ein kalter Sturm aus Black Metal, voller Kraft und Aggressivität, welche vom Bayan begleitet wird. Die zweite Hälfte hingegen nimmt sich mehr Zeit, um melancholische Klanglandschaften zu erschaffen. Gerade dieser zweite Abschnitt mit seinen atmosphärischen Akzenten und experimentellen Elementen hat mich besonders fasziniert.
Wer eine Kombination aus eisigem, düsteren Black Metal und ungewöhnlichen Instrumenten sucht, wird mit diesem Album zweifellos glücklich werden. Es ist keine leichte Kost, keine Musik für zwischendurch – sondern ein Werk, das man sich mit geschlossenen Augen anhören muss, um seine volle Wirkung zu entfalten.
Mehr von Grima bei Dark-Art findet ihr hier:
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