Review: Halls of Oblivion – Eighteen Hundred and Froze to Death

Halls of Oblivion - Eighteen Hundred and Froze to Death - Beitragsbild

Release: 09.06.2023

Genre: Melodic Death Metal 

Spieldauer: 64:19 Minuten

Label: Apostasy Records

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Tracklist:

  1. 8°14’43’’S, 117°59’34’’E
  2. Dusk
  3. Buried by the Blackest Sand
  4. The Summer that never Was
  5. Red Snow
  6. Eternal Frost
  7. In the Absence of Light
  8. Inundation
  9. Dawn

 

Halls of Oblivion nehmen uns mit in eine Welt, in der sie Melodic Death Metal und Black Metal vereinen und so ihren ganz eigenen Sound kreieren. Nachdem die Stuttgarter mit The Blind Legion (2016) und …Of Hate and Despair(2021) zwei EPs veröffentlichten, steht nun auch der Nachfolger des 2019er Albums Endtime Poetry vor der Tür. 

Das neue Werk wird auf den Namen Eighteen Hundred and Froze to Death hören und am 09.06. auf uns losgelassen. Halls of Oblivion veröffentlichten Anfang Mai einen Facebook Beitrag, welcher einige Hintergründe des Albums verrät: so beschäftigen sie sich thematisch mit einer der dunkelsten Zeiten der menschlichen Geschichte. Sie erzählen zu Beginn von einem Vulkanausbruch und dessen direkter Folge für die Umwelt. Weiterhin soll es im Mittelteil um die globalen Folgen dieses Ausbruchs gehen, sowie dem vulkanischen Winter und der daraus resultierenden weltweiten Verwüstung. Wie diese Erzählungen über das Jahr ohne Sommer vertont wurden und was uns als Hörer in dieser Welt erwartet, soll das nun folgende Review ein wenig genauer beleuchten. 

 

 8°14’43’’S, 117°59’34’’E:

Mutet von der Schreibweise her erst einmal wie ein Intro Track an. Musikalisch beginnt das Album mit einem Klavier, das eine langsame Melodie erzeugt und dabei im Hintergrund von Streichinstrumenten begleitet wird. Nach und nach wird das Klavier schneller gespielt und die Instrumente dahinter werden lauter, es geht erkennbar auf einen Höhepunkt zu. Dieser wird dann auch erreicht und der Song explodiert nahezu in eine mächtige Melodic Death Metal-Nummer. Wir bekommen nun Blastbeats und schnelle Riffs serviert, die von angenehm harschem Gesang gekrönt werden. Dann wird das Gewaltige auch schon wieder herausgenommen und wir hören nun im Ausklang eine Akustikgitarre, die von Klavierspiel untermalt wird. Laut Booklet ist dieser erste Track dem Werk Darkness von Lord Byron aus dem Jahr 1816 entnommen.

Dusk:

Der Übergang in den Folgesong ist im Grunde nahtlos, Dusk macht mit selbiger Akustik Gitarre weiter, ehe wir uns nun wieder in härteren Gefilden befinden. Auch dieser Song bietet ein akustisches Meisterwerk, bei dem sich scharfe Salven mit atmosphärisch ruhigen Passagen abwechseln und somit eine traumhafte Klanglandschaft erschaffen. Schon jetzt ist man verleitet, einfach die Augen zu schließen und sich in eine andere Welt entführen zu lassen. Die Vocals scheinen wie eine Art Ruf ein wenig aus der Ferne zu ertönen und machen diese Sphären akustischer Magie so richtig besonders. Zur Mitte hin verliert Dusk nun all seinen Epos und wir hören erneut die Akustikgitarre, welche dieses Mal allerdings für sich alleine steht. Recht bald befinden wir uns aber schon wieder in einem der melancholischen Bereiche; die gekonnten Tempowechsel stehen dem Song ausgezeichnet. 

Buried by the Blackest Sand:

Startet als direktes Brett und kann eine stolze Länge von fast 8,5 Minuten vorweisen. Wer sich zunächst dachte, das Album würde sich komplett gleich anhören, wird schon hier direkt überrascht: der Gesang kommt zunächst in Form von Flüstern daher und verpasst dem Lied schon jetzt einen ganz eigenen Charakter. Weiterhin besonders ist, dass sich im Verlaufe des Songs die rohen Black Metal-Vocals mit dem Flüstern abwechseln und das Werk insgesamt einen progressiven Anstrich verpasst bekommt. Und als wäre dies nicht schon genug, gesellen sich im Refrain Clean Vocals mit dazu, hier steckt wirklich eine ganze Menge dahinter. Insgesamt haben wir hier abermals eine musikalische Glanzleistung, man merkt in jeder Sekunde, dass alles wohldurchdacht wurde. Die erzeugte Atmosphäre fügt sich bestens in den Albumfluss ein, die parat gehaltenen Überraschungen sind Halls of Oblivion mehr als gelungen, und auch von der Dauer her ist Buried by the Blackest Sand genau richtig. 

The Summer that never Was:

Die erste Single, die uns als Vorgeschmack erreichte, beginnt ebenfalls ohne Vorwarnung schnell, aber gleichzeitig melodisch. Die Mischung der beiden Genres funktioniert abermals perfekt, und man wird voll und ganz in den Bann dieser Klänge gezogen. Wir hören wie gewohnt perfekte Harmonien zwischen Gesang und Instrumenten, erneut endet das schwere Geschütz und wird durch alleinstehende Gitarrenklänge weitergetragen. Es ist ein kurzer Moment der Ruhe, der hier entsteht und den Hörer auf die folgenden Meisterleistungen vorbereitet. Im Mittelteil Richtung Ende hin wartet ein melodisches Gitarrensolo, das in ein Finale zum Träumen übergeht. Legt man sich das Booklet beim Hören daneben, kann man sich voll und ganz in den Texten und der damit einhergehenden Musik verlieren, die geschaffenen Welten aus Lyrik und Akustik passen wunderbar zusammen und machen das Ganze nochmal besonderer, als es vielleicht beim bloßen Hören wird. The Summer that never Was endet mit einem erstklassigen Gitarrenoutro und findet so ein mehr als würdiges Ende.

Red Snow:

Steht als Nächstes in den Startlöchern und beginnt zunächst angenehm ruhig und harmonisch in Form eines Gitarrenintros. Nach etwas weniger als einer Minute sind wir auch hier voll im Song drin, noch recht nah am Anfang wird aus dem klassischen Melodic Death-Brett eine langsam stampfende Nummer, die von erstaunlich tiefen Vocals getragen wird. Wenngleich sich dieser Song musikalisch von den vorangegangenen unterscheidet, bleibt die spielerische Leistung auf höchsten Niveau und man kann sich abermals nur verneigen. Die mehrheitlich schweren Momente werden immer wieder in sauber abgestimmten schnellen Phasen ersetzt, wodurch Red Snow eine ganz spezielle Atmosphäre bekommt. Man stellt sich beim Hören düstere Landschaften vor, auf die roter Schnee herab fällt und alles überdeckt, denn das ist es auch worum es inhaltlich geht. Halls of Oblivion gelingt es einmal mehr, dass man sich das erzählte auch genauso bildlich vorstellen kann. 

Eternal Frost:

Legt schon wieder merklich schneller vor und überzeugt mit einer großartigen Arbeit der Saiteninstrumente. Direkt zu Beginn möchte man fast von der bisher schnellsten Nummer sprechen. Hier werden uns besonders scharfe Riffs kredenzt, die mit krachenden Drums gekrönt werden und der Übergang in die erste Strophe sitzt nahtlos. Legt man sich wieder das Booklet mit den Lyrics daneben, so sind diese hier wunderbar klar verständlich und harmonieren in gewohnter Stärke mit dem Gitarrenspiel. Auch gesanglich ist Eternal Frost einwandfrei gestaltet, man könnte sogar sagen, eine gewisse Kälte wird erzeugt. Und wie es in diesem Albumfluss üblich ist, wird im Mittelteil die Geschwindigkeit zurückgezogen und wir lauschen nun einer einzelnen Gitarre, die einmal mehr zum Träumen einlädt. Das einsetzende Schlagzeug kann das Ganze sogar noch spezieller gestalten. Dann explodiert der Song wieder in alle Richtungen und wie schon bei Red Snow zuvor, kann man sich auch hier bestens vorstellen, was man im Booklet liest. Und auch die letzten Zeilen werden nach einer erneuten instrumentalen Phase hervorragend transportiert, es ist schlichtweg ein weiterer Kracher. 

In the Absence of Light:

Nun startet eine Akustikgitarre in den Folgesong. So baut sich langsam etwas Großartiges auf, das sich nach knapp einer Minute komplett entlädt. Der traumhafte instrumentale Part erstreckt sich diesmal besonders lange und Halls of Oblivion haben hier die nächste Überraschung parat: statt dem gewohnten Black Metal Screaming hören wir hier Klargesang, der zwar unerwartet kommt, aber durch seinen angenehmen Klang das Erzählte perfekt umwandelt. Das Screaming kehrt zurück und wir befinden uns wieder einmal in einer Atmosphäre, die man am liebsten nie wieder verlassen möchte. Zur Mitte hin ist dann der Klargesang wieder an der Reihe und bringt das Feeling der ersten Verse zurück, anschließend ertönen die rohen Vocals aus der Ferne und machen auch diesen Teil besonders. Ein Song wie gemalt, der genau richtig platziert ist und nochmals aufhorchen lässt. Auch In the Absence of Light ist inhaltlich sowie musikalisch ganz großes Kino. Zeilen wie “The loss of the Sun – the end of all life” zeugen von einer gewissen Tragik und bekommen eine dafür angemessene Melancholie verpasst. 

Inundation:

Einer  der kürzeren Songs startet zunächst mit einem Klavierintro, das recht bald vom Rest der Band unterstützt wird. Zu Beginn haben wir erneut eine schnellere Nummer, die bei allem Tempo nie die Melodien verliert. Die Verse erzählen erneut eine tragische Geschichte, in diesem Fall versinkt alles in gewaltigen unaufhaltsamen Fluten. Wie so oft erscheint ein spezielles Bild vor dem inneren Auge, ich kenne wenige Alben, bei denen man sich das Gelesene beim Hören auf Anhieb bildlich vorstellen kann. Gegen Ende erklingt abermals das Klavier, ehe der Song nochmal an Fahrt gewinnt. Inundation mag zwar kürzer sein, als die unmittelbaren Vorgänger, braucht sich aber in keinster Weise zu verstecken. Ein erneut phantastisches Werk, das eine Geschichte in einem perfekten akustischen Gewand erzählt. 

Dawn:

Da sind wir auch schon am Ende des Albums angelangt. Und dieser schließende Song ist mit stolzen 12,5 Minuten auch der längste des Albums. Er beginnt zunächst akustisch und legt danach so richtig los. Inhaltlich wird hier das Geschehen der Songs zuvor aufgearbeitet. Die Dunkelheit, die zuvor herrschte, findet ein Ende und der Protagonist blickt auf eine Welt der Verwüstung, in der er alles verloren hat. All das wird musikalisch erneut sensationell transportiert und man findet sich in einem Bild wieder, das auch zum Nachdenken anregt. Mal akustisch, mal brachial erzählt Dawn aber auch von Hoffnung in der Zukunft, dass das Leben einen Weg zurück findet und sich alles von der Katastrophe erholt. “We survived, it’s all in the Past – Now it’s the Age of a New Dawn” lässt den Erzähler einen optimistischen Blick nach vorne werfen, dass es immer weiter geht, auch wenn zuvor alles zerstört wurde. Dawn ist aufgrund seiner Länge, aber vor allem aufgrund des Inhaltes der perfekte Schlusspunkt für dieses fabelhafte Konzeptalbum. Musikalisch ist auch dieser Song einfach traumhaft schön gestaltet und man muss einfach von einem Meisterwerk sprechen. 

Fazit:

Eighteen Hundred and Froze to Death ist ein Konzeptalbum, das an allen Enden Hand und Fuß hat. Beginnend mit der eingangs erwähnten Geschichte, die das Album über acht Songs hinweg erzählt, wird nun in einem abschließenden Song, der das Ganze aufarbeitet und nach vorne blickt, ein entsprechend gestaltetes Booklet…jeder einzelne Song hat den gleichen Rahmen des Cover Artworks bekommen und zuoberst sitzt ein Symbol, das den Song inhaltlich beschreibt. So hat zum Beispiel Red Snow eine Schneeflocke, Buried by the blackest sand einen Grabstein oder Inundation eine Flutwelle. Man merkt also, dass hier wirklich alles wohldurchdacht und an das Konzept angepasst wurde. Musikalisch ist das Album einfach nur sensationell gut und schon jetzt ein ernsthafter Anwärter auf den Titel “Album des Jahres”. Normalerweise würde ich einzelne Songs als Anspieltipps nennen, doch in diesem Fall muss man das ganze Album einfach von vorne bis hinten am Stück genießen. Und legt euch beim Hören unbedingt das Booklet daneben und lest einfach mal mit, denn so entwickelt sich dieses Meisterwerk erst zu dem, was es wirklich ist. Ganz großes Kino. Versprochen. 

 

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