Genre: Melodic Death / Black Metal
Spieldauer: 47:10 min
Label: MDD Records
Links:
Bandcamp
Facebook
Instagram
Spotify
Youtube
Tracklist:
- An der Mühle
- Fernweh
- Erinnerung
- Das Mädchen am Teich
- Golem
- Herr des Waldes
- Helgrindur
- Bergisches Land
- Lebenslicht
- Zur Ewigkeit
Aus dem Bergischen Lande, genauer gesagt der Klingenstadt Solingen, bei Wuppertal und Düsseldorf, stammt aus dem Jahre 2009 die Truppe von Helgrindur!
Die vier Jungs, die mit ihrem Auftreten und den Texten zwar direkt aus dem Forst kommen könnten, leben in einem 160 000 Seelen Kaff, haben jedoch östlich von ihnen einen genug großen Flecken Wald, Wiese und Seen, um sich den typischen Themen des Pagan Metals anzunehmen.
Doch Helgrindur? Der Name bedeutet so viel wie „Zaun der Hölle“ und ist ein Gebirgszug auf Island, um es mit Flemmings Worten in unserem Interview zu erklären:
Im Endeffekt haben wir einfach etwas gesucht, was cool klingt … es war eigentlich ziemlich schnell klar „Der Zaun zur Hölle, zur Unterwelt“ dat passte einfach und es gab niemanden, der so hiess!
Wenn wir schon bei den Jungs sind, dürfte jedes Gesicht schon bei anderen Truppen bekannt sein, das Bergische Land ist wohl eben auch nur ein Dorf:
- Sänger Beast brüllt nebenbei auch seit Gründung bei Skelfir
- Gitarrist Flemming war ebenfalls zeitweise Skelfir Live Saitenzupfer, seit 2022 fest bei Black Messiah
- Rhythmus Gitarrist „Gia“ Gianni ist seit 2022 auch bei Obscurity an der Gitarre
- Drummer Alex basst ebenfalls seit 2022 bei Obscurity, sind Zwillinge, die gibt’s eben im Doppelpack
- Der Bass ist derzeit leider unbesetzt, aufm Album von Gia und Flemming eingespielt, live aus der Konserve
Musikalisch haben sie sich bisher mit der Scheibe Von Einst aus 2017, durch die Jahre und diverse Festivals geschlagen. Wobei nicht nur mehrere namhafte Festivals der Pagan Szene dabei waren, sondern auch der eine oder andere Ausflug in den Süden ans Schlichtenfest oder sogar in die Schweiz!
Auffallend oft waren sie dabei natürlich auch mit den oben genannten Zweitbands unterwegs, man könnte dabei scherzhaft vom Helcurity, Black Grindur oder Skeldur Auftritten sprechen, die Wortspielchen kann man in diversen Ausführungen weiterspinnen.
Doch wieder ein wenig ernster zur Sache, seit dem gleichnamigen Album Helgrindur, welches am 20. Oktober erscheinen wird, stehen sie bei MDD Records unter Vertrag!
Dazu gibt es für 34 Tacken gleich noch ein schniekes Alubox DigiPak mit diversen Goodies, darauf würde ich hier zwar gerne näher eingehen, aber bis das Ding über den Zoll in der Schweiz ist, wird es wohl Samhain werden.
Das Artwork ist liebevoll gestaltet, eine skurrile Zeichnung eines Tortrolls in düsterer Atmosphäre ziert das Album, quasi den Zaun zur Unterwelt des Titels.
Auch finden sich im Booklet (hab’s digital) weitere Skizzen passend zu den Songs, jene stammen alle von khs_illustrations.
Auch beim neuen Werk sind sie sich musikalisch treu geblieben, man merkt jedoch die Erfahrung und auch die Einflüsse der Nebenprojekte, sowie die ausgereifte Entstehung des Liedergutes während der Coronapause.
Auf dem Banner steht fett Pagan Metal geschrieben, im Untertitel findet man doch reichlich Black und Death Einflüsse, sowie im Kleingedruckten auch eine Spur Power oder Heavy Metal. Es wird auf jeden Fall Abwechslungsreich, beginnen wir also unsere Reise…
1. An der Mühle
Erst mit dem hölzernen Drehen eines Windrades, dann mit Flammen und Schlachtlärm beginnt das Album.
Die Mühle erinnert dabei ein klein wenig an Der Ring mit dem Kreuz von Black Messiah, bzw. könnte die Fortsetzung dazu sein.
Nach über einer Minute entfaltet sich auch die instrumentale Wucht, bald gefolgt von den Lyrics und zeugt von den Schandtaten des Christentums. Klar gibt es die Thematik in Pagan Metal wie Windmühlen in Holland, doch reißt einem hier vor allem der Refrain mit und wird gegen Ende, durch ein Solo abgerundet.
2. Fernweh
Ein Zeuge der Pandemiezeit, spricht dieser Songtitel für sich:
Schneller Rhythmus, der Wind im Haar und die Welt zu Füssen, erinnert mich dies sehr an meine eigene Wanderschaft in eben jenen Jahren. Es berührt mich persönlich jetzt sehr, hat doch auch für andere eine wirklich positive Botschaft von Sehnsucht und Abenteuerlust, verpackt in energiegeladenen vier Minuten!
Dessen Lyricvideo könnt ihr euch, sogar schon seit Ende September, selbst als zweiten Album Teaser auf YouTube geben!
3. Erinnerung
Thematisch die Fortsetzung dazu sind die Erinnerungen, dessen Anfang mich sehr an das junge Varg mit Glorreiche Tage erinnert, einfach in besser und weniger kitschig. Dabei wechselt der Stil wieder mehr ins Düstere. Mir gefällt der Wechsel zwischen den hoffnungslos finsteren und dann trotzig kampfbereiten Zeilen. Musikalisch dabei auch immer passend begleitet, etwas zum Live Mitbrüllen!
Die Erinnerung, sie bleibt, kann uns keiner nehmen
Trotzt dem Nebel, Sturm und Zeit, sie wird nie verblassen
Und naht das Ende unsrer Zeit, wirst du dich erheben
Schaust zurück was einmal war, auf unser glorreiches Leben
4. Das Mädchen am Teich (feat. Rosa von Morbus Mind)
Die fabelhafte Liste von garstigen Weibern, welche junge Kerle in irgendwelchen Tümpeln (oder wahlweise Tavernen) ertränken, ist lang und ändert von Region zu Pantheon oft Ort und liebliche Gestalt. Die verführerische Stimme im letzten Teil stammt dabei von Rosa, Sängerin von Morbus Mind, welche einen kleinen Gastauftritt gibt. Vor allem die kurz fast schrillen Riffs, wie auch das „Lass fahrn die Welt“, prägen sich dabei in dem melodischen Geprügel ein.
5. Golem
Das erste Lebenszeichen der Scheibe erschien Anfang April in Form des Golem Lyric Videos.
Dazu gab es auf dem Ragnarök Festival auch limitiert das passende Shirt, welches mir eine liebe Kollegin netterweise besorgt und in München übergeben hat.
Mittlerweile in Film, Simpsons, Fantasy und scheibenartigen Welten gut integriert, stammt der lehmartige Golem aus der jüdischen Mystik und bedeutet auf Hebräisch „ungeschlachter Mensch“ wie irgendwie auch diverse andere Sachen. Unter anderem ein Weib, welches noch kein Kind gekalbt hat, Götter lest dazu selbst den Wikipedia Artikel.
Ob die Band das „aus Stein gemeisselt, von Zwergenhand“ dabei wohl eher aus Warcraft integriert hat, weiß ich nicht.
Doch fetzt der Song auch so, vor allem das „GOLEM“ ließ sich dieses Jahr auf diversen Konzerten super mitgrölen!
6. Herr des Waldes
Von Stein zu Holz springen wir über zu Waldwesen, natürlich kommt einem dabei sofort Baumbart aus „Der Herr der Ringe“ in den Sinn, doch geizen auch lokale Sagen nicht mit Wächtern der Natur.
Nach den eher abwechslungsreichen Tracks fällt dieser hier ein wenig im Durchschnitt nicht auf.
7. Helgrindur
Der Titeltrack kommt dann schon wieder mit mehr Abwechslung daher, vom Intro bis Outro, wird einem eine finstere Geschichte in diversem Tempo und Melodie geboten. Vor allem die eher ruhige Bridge gegen Ende trägt zur Stimmung bei.
Dabei wird vor allem das Artwork nochmals lyrisch unterstrichen, mehr auf die einzelnen Elemente aus Verlangen, Qual und Besitzergreifung eingegangen.
Wir sind Helgrindur – Dein Leben gehört nun uns
Wir sind Helgrindur – Eine Macht jenseits der Natur
8. Bergisches Land (feat Agalaz von Obscurity)
Schon bei dem Intro, mit dem Rhythmus, schlägt einem sofort entfernt der Bergische Hammer von Obscurity ins Trommelfell. Dass dabei der hauseigene Schreihals Agalaz jener Band gleich auch noch mitmischt, drückt der Klinge die Prägung auf. Die Koalition dazu entstand nebenbei noch vor der offiziellen Bandmitglieder Vermischung 2022.
Wie schon anfangs erwähnt, ist ihre Heimat als Klingenstadt Solingen bekannt und schon seit 600 Jahren, für ihr Metallhandwerk (damals der Rohstoff, jetzt wohl auch die Musik) berühmt.
Nicht nur die bergischen Löwen, auch der Schlachtruf „(Hya) Berge romerijke“ (‚Hoch, ruhmreiches Berg‘) der bergischen Truppen in der Schlacht von Worringen (1288), zeigt die Verbundenheit beider Bands zueinander. Ganz davon abgesehen, dass sie sich mittlerweile die Zwillinge Gia und Alex teilen.
9. Lebenslicht
Es wird noch mystischer gegen Ende der Platte, bei der als Gast Isarn von Obscurity den Bass malträtieren durfte.
Wehleidig driften wir in die Frostnacht, welche in Schnee und Dunkelheit versinkt. Dafür aber im Song ziemlich melodisch daherkommt und selbst als guter Song dasteht, jedoch auch ein wenig den Abschluss einhaucht.
10. Zur Ewigkeit (feat Lokhi von Wolfchant)
Nochmals Unterstützung gibt es zum Schluss von Lokhi, seines Namens Sänger von Wolfchant.
Es wird noch ein Stück wehmütiger, eine Kriegerballade zum Abschluss dessen Tod unweigerlich folgt.
Ein wohl würdiger Abschluss dieser Scheibe, auf den Knien aber doch alles gegeben und vielen dafür verdient, bis das instrumentale Outro verklingt.
Fazit:
Helgrindur nimmt uns mit auf eine Reise, welche von den Flammen der Rache, über Sehnsucht, Sagen und Treue, bis in den Abgrund der Verdammnis und des Todes führt.
Die Unterstützung diverser Bands, wie auch die Einflüsse der neuen Nebenprojekte, haben ihre Kerben in dem Liedergut hinterlassen, was jedoch Charme und keine Schande ist.
Melodie, Mystik, Metal und machialische Klänge kreuzen hier die Klingen, ein Tanz zwischen Pagan, Black und Death, dessen Zusammenspiel 8/10 Wächter Helheims verdient!
Einfach der totale Wahnsinn ich liebe es