Release: 31.10.2024
Genre: Dark Folk
Spieldauer: 16:33
Label: Edgar the Cat
Links:
Tracklist:
- Der saufende Nihilist 03:47
- Totgelage 05:05
- Höllenritt 02:29
- Kneipengeister 05.12
Nun, was ist denn hier passiert? Nun, der Künstler des heutigen Silberlings sollte jedem bekannt sein. Es geht um niemand anderen als Ernie Fleetenkieker, welcher als „Seuche“ durch sein leider inzwischen auf Eis gelegtes Projekt Fäulnis bekannt wurde. Inzwischen kam noch der erfolgreiche Youtube Kanal Krachmucker TV dazu und es ist ja weitläufig bekannt, dass es sich hier um einen ganz besonderen Künstler handelt, der immer ehrlich, selbstzerstörerisch und authentisch, anarchistische Kunst vermittelt hat. Doch trotz des Punk- und Metal-Backgrounds, hat er uns hier einmal mehr überrascht und taucht nun noch in ein ganz neues Subgenre ein und wir sind sehr gespannt, was uns hier geboten wird. Mit Dark Folk schießt er mit gewohnter Melancholie und Selbsthass um sich, welche den Nagel auf den Kopf trifft. Doch schauen wir uns das Fleetenkiekersche Neuland einmal genauer an.
Marschland heißt das Projekt und zeigt damit direkt wieder die Verbundenheit zu seiner norddeutschen Herkunft. Doch wie sind die Trinker im Norden so unterwegs? Wir werden es herausfinden und starten direkt mit dem saufenden Nihilisten. Und bereits hier wird direkt gezeigt, wohin die Reise geht. Dunkle Musik auf der Akustikgitarre, welche die traurige Lebensgeschichte des saufenden Nihilisten darstellt, welcher im stetigen Kampf zwischen Menschenhass und der Flucht aus der Realität steht. Melancholische, traurige, verzweifelte und berauschte Gedanken, welche das ganze zu einer Art Theaterstück im Kopf werden lassen und die ewige Suche nach Erfüllung widerspiegeln. Diesmal auch nur mit klarem Gesang und viel Traurigkeit in der Stimme erlebt man den Künstler auf eine ganz neue musikalische Art und Weise.
Totgelage folgt und der Name ist auch Programm. Nun jeder kennt doch die Situation, dass man sich dem Alkohol hingibt, ohne an Morgen zu denken und zu trinken, als wäre es das letzte Mal auf Gottes Erden. Ein Gelage bis zum Exitus, eine letzte Feier und kein Gedanke an die Last der Welt. Der verzweifelte Schrei nach Freiheit, Unabhängigkeit und wahrer Selbstverwirklichung in einer kalten, verrückt gewordenen Welt, die einem eigentlich jede Hoffnung darauf genommen hat und nach einem Ausbruch verlangt.
Und nun wird es spannend, denn es folgt der Höllenritt, welcher im Subtext bei solchen Exzessen immer mitschwingt. Doch diesmal wird komplett auf den Einsatz von Instrumenten verzichtet und der gesamte Song besteht nur aus Chorgesang, untermalt von klirrenden Bechern und dann wird dem Teufel gehuldigt, denn er hat den Schnaps gemacht. Dabei entsteht die perfekte Illusion, als säße man in einer lustigen Trinkerrunde am Lagerfeuer und würde gemeinsam ein Liedchen anstimmen auf den gemeinsamen Untergang.
Und um die Sache noch abzurunden und die Säuferrundenstimmung komplett zu umreisen, folgt als letzter Track noch Kneipengeister. Und auch dieses Szenario sollte jedem mehr als bekannt sein. Eine kleine, verrauchte Kneipe, die nie auch nur einen Strahl Tageslicht sieht und Menschen aus jedem Klientel anzieht, da in der Dunkelheit der Nacht alle gleich sind und von denselben weltlichen Problemen geplagt werden. Und so sammelt man sich in einer Taverne, um den Frust im Alkohol zu ertränken. Gemeinsam/Einsam kehren so die Kneipengeister täglich wieder, um alles in sich reinzuschütten, bis nichts mehr reinpasst, denn dies ist das Limit in solchen Situationen. Alle Probleme sind vorübergehend vergessen, solange man noch ein Glas in er Hand hält, an dem man sich festhalten kann, bis die Sonne wieder erwacht.
Alles in allem, ein sehr interessantes Projekt, welches zwar keiner neuen Erfindung gleicht, aber für mich deutlich authentischer darstellt. Mehr als überzeugend, werden hier einige der traurigsten Trinkerlieder der Welt präsentiert. Ernie Fleetenkieker hat es mal wieder geschafft und jedem Säufer ein Verständnistribut gesetzt, welches einem live die Trauer, Melancholie und Verzweiflung aufzeigt, die zum Trinken versetzt und man sich am liebsten einen Drink aufmachen würde, während man hört, wie traurig das eigentlich ist. Mitreisende Depressionen, die unter die Haut gehen und irgendwie die Trinklieder, auf die jeder Freund von dunkler Musik gewartet hat. Überraschung geglückt und mit viel Herz geschrieben, überzeugt Marschland direkt mit der ersten EP und sind sicher auch für jedermann gemacht, da die Thematik sich durch die gesamte Gesellschaft zieht.
Mehr von Ernie Fleetenkieker bei Dark-Art findet ihr hier:
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