Review: Mythemia – Nimmerland

Release: 13.10.2023

Genre: Fantasy Folk Rock

Spieldauer: 40:42 (inkl Bonustrack)

Label: Pretty Noice Records

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Tracklist:

  1. Setzt die Segel (feat. Timothy Abor/Storm Seeker)
  2. Nimmerland
  3. Feenstaub (feat. Johanna Krins/Delva)
  4. Immermeer
  5. Insel am Rande der Zeit
  6. Phantom (feat. Benni Cellini (Cello)/Letzte Instanz)
  7. Absturz
  8. Westwind
  9. Die Geister, die ich rief I (Vocals: Marc)
  10. Pan
  11. Krokodil (Vocals: Rodrigo & Thomas)
  12. Die Geister, die ich rief II (Vocals: Marc)
  13. Heimfahrt (Bonustrack auf CD)

Mit Nimmerland, dem dritten Album der Fantasy-Folk Rocker, nimmt uns die Band Mythemia mit auf eine Reise in ihrem Luftschiff. Der Wunsch, die Themen Träume, Zeit, Vergänglichkeit, Freude, Gefahr und Abenteuer zu behandeln, war die Inspiration für das Album. Als Produzent haben sie Marius Bornfleth von Storm Seeker engagiert.

Hier will ich kurz auf das Artwork des Albumcovers und Booklet eingehen. Der Künstler ist Frank Att und es ist mit seinen bunten Farben, der fantastischen Insel und dem kleinen Luftschiff ein herrlicher Eyecatcher und auch im Booklet ist thematisch Peter Pan und die fantastische Geschichte abgedruckt. Genau so stelle ich mir Nimmerland und die Figuren daraus vor. Nun zum musikalischen Teil.

Der erste Song heißt passenderweise Setzt die Segel. Die Midtempo-Nummer beginnt mit einem Banjo, gespielt von Felix Tenten und der stimmlichen Unterstützung durch Timothoy Abor (Storm Seeker) als Kapitän. Es ist ein klassisches Folk-Lied mit zweistimmigem Männergesang und der Refrain wird von der Band und Tir Saor unterstrichen. Die Stimmen passen wirklich super zusammen und als Zuhörer wird man sofort in die Crew aufgenommen. Das Lied ist als Opener wirklich gut gewählt, denn wie ich es mir bei Folk wünsche, wippen meine Füße, den Refrain summe ich mit und bin sofort in der Welt des Luftschiffes und freue mich auf weitere Abenteuer.  

Die erste Single-Veröffentlichung ist Nimmerland. Sie ist durch ihren eingängigen Chorus, welcher wieder von der Band und Tir Saor unterstützt wird und das instrumentale Hauptelement ist sehr eingängig. Mit diesem Lied geht die Reise mit dem Luftschiff weiter und Rodrigo, der Sänger, schafft es, den Zuhörer abzuholen und zu seinem eigenen Nimmerland zu begleiten. Hier werden Kindheit, Unbeschwertheit, das Hier und Jetzt und das Abenteuer symbolisiert. Es wurde bereits in der vorherigen Festivalsaison dem Publikum präsentiert und es ist nicht überraschend, dass es sich zu einem Ohrwurm entwickelt hat. Denn die Melodie lädt zum Ringelreihtanz ein und der Refrain zum Mitgrölen. Dieses Lied hat bei mir genau diese Gefühle, die besungen wurden.

Kommen wir zur „Liebesballade“ Feenstaub. Eines meiner ersten Highlights auf diesem Album. Das Duett von Johanna Krins (Delva/ehemalig Bannkreis; Gesang, Flöte) und Rodrigo erzählt eine tragische Liebesgeschichte auf poetische Weise, mit offenem Ende, aber was wäre Nimmerland ohne Träume? Ich finde, hier ist das Songwriting erfolgreich gelungen, denn es holt den Zuhörer ab, die Geschichte dahinter ist wohl vielen bekannt. Es geht um eine Beziehung. Sie ist, wenn man der Melodie folgt, einfach nur sehr fröhlich. Erst wenn die Streicher und die Stimme von Johanna Krins dramaturgisch eingesetzt werden, kommt man auf die Idee, dass etwas nicht so gut läuft, um dann wieder instrumental fröhlich zu werden und ein offenes Ende zu lassen. Sind die beiden glücklich oder glücklich getrennt?

Werden mit dem vorherigen Lied schon die etwas ruhigen Töne angestimmt, so wird mit Immermeer dann wirklich die Ballade angestimmt. Die Stimme von Rodrigo wird zu Beginn nur von Streichern, der Geige von Marie Nicole Fust und einer Akustikgitarre getragen. In diesem Lied geht es darum, wenn etwas Traumatisches passiert ist, dass dann (leider) immer ein Teil in diesem Immermeer verweilt. Durch den Chorus mit Tir Saor wird dieses Lied noch tiefer. Die Geschichte dreht sich um einen holländischen Seefahrer, der auf hoher See sein brennendes Schiff verlor und an einer Insel strandete und das Erlebte versucht, mit dem Lied zu verarbeiten. Bedauerlicherweise ist es nicht nur historisch zu sehen, sondern immer noch eine gegenwärtige Lage im Mittelmeerraum. Dieser aktuelle Song wird nicht aus dem Konzept gerissen, sondern durch das Songwriting wird das Immermeer perfekt in das Konzept integriert.

Zum Glück hat man wenig Zeit sich der Tristesse hinzugeben, denn mit Insel am Rande der Zeit wird der Zuhörer wieder ein Teil der Crew. Mit fröhlicher Folkmusik wird die Geschichte von Fern- und Heimweh erzählt. Die Insel am Rande der Zeit steht für Freiheit nach der Ferne und die Sehnsucht nach einem sicheren Hafen, aber man wäre nicht auf der See, wenn man nicht auf Abenteuer aus wäre. Am Ende des Liedes gibt es eine Überraschung, denn der Song wird mit dem Chorus des Duos Tir Saor beendet. Schließe ich die Augen, dann stehe ich mit auf dem Luftschiff und lass mir den Wind durch die Haare wehen. 

Was passiert, wenn man auf der Insel das Phantom aus den Tiefen der Meere bekämpfen will? Genau, man beginnt ein Ritual. Genau dieses wird in diesem Lied beschrieben. Man begibt sich auf eine fröhliche Reise, die durch den Chorus der Band, Tir Saor und Benni Cellini, dem Cellist von Letze Instanz, unterstützt wird. Es erinnert mich an alte Geschichten. Als ich als Kind imaginäre Geister bekämpfte und als Pirat durch das Gestrüpp lief. Danke für die wunderbaren Momente.

Neben den bekannten Melodien vermittelt dieses Album auch eine große Portion Lebensfreude und hervorragendes Songwriting. Das Thema Trunkenheit am Steuer ist das nächste Highlight.

Der Absturz beschreibt genau das: Der Kapitän ist besoffen, aber er glaubt, dass er sein Schiff noch lenken und weiter Rum trinken kann. Kurzum, dieses Lied ist ein wunderbares Slapstick-Stück in Musik, das mich jedes Mal wieder zum Lachen bringt. Ich finde es großartig, dass die Crew den roten Faden auch hier beibehält und Tir Saor wieder im Chorus hört. 

Nach der Turbulenz, oder vielleicht genau deswegen, kommt der Protagonist ins Grübeln. Westwind zählt zu den ruhigen Liedern, wie auch schon Immermeer. Die Stimmen von Rodrigo und Streicher passen perfekt zusammen und vor allem, in dieser doch unerfüllten Sehnsucht nach dem Gegenüber und der ständigen Reise, tut das dem Stück sehr gut. 

Das Lied Die Geister, die ich rief wird in zwei Parts unterteilt und gesungen von Bassisten Marc. Die Musik stammt aus den Federn von Gitarrist Felix und Produzent Marius. Der Song wird eingestimmt mit einer sphärischen Melodie und Frauengesang (Nadine Hendriks) und man ist im Zauberwald angekommen. Der erste Abschnitt behandelt die Wunder der Welt aus der Perspektive des Zufalls: Wie häufig findet man „zufällig“ etwas Schönes. Der zweite Abschnitt behandelt dann die Themen Vergänglichkeit, Machtlosigkeit gegenüber dem Zufall und Existenzkrisen. Obwohl diese beiden Songs Folk-Elemente enthalten, unterscheiden sie sich etwas von den anderen fröhlichen Liedern.

Wir wären nicht im Nimmerland ohne Peter Pan und das Krokodil. Also widme ich mich jetzt Pan. Ich mag den Text dieses Liedes und auch den Song, denn er beschreibt den Wunsch danach, dass man nie erwachsen werden will. Diese kindliche Unschuld, welche immer mehr den Sorgen des Erwachsenen weicht, mit klassischen Irish-Folk-Elementen. Ja, wer kennt das nicht, dass man nicht erwachsen werden will. 

Das Krokodil symbolisiert in Peter Pan die Zeit. Textlich wird das Thema „Es ist vorherbestimmt, dass nur die Zeit gewinnt.“ von Geiger Thomas und Sänger Rodrigro als Gegenspieler besungen. Eine wunderschöne Interpretation, getragen von den Streichern, Akustikgitarren und gängigen Folkelementen. Es ist nicht so fröhlich wie der Rest des Albums, das aber eher dem Thema Zeit noch mehr Wertigkeit verleiht. 

Nun zum Bonustrack auf der CD, denn jede Reise endet mal und so auch diese. Heimfahrt ist ein Gemeinschaftsprojekt, welches in der Pandemie mit über 50 Menschen aus Musikern, Fans und Freunden erarbeitet wurde. Damals durften alle Musiker einen Part zu der Band senden und herausgekommen ist ein wunderschönes Lied, was nicht umsonst seinen Weg auf den Longplayer geschafft hat. Denn man hört dem Song den positiven Sinn an, denn der Track besticht durch den Chorus und den A-capella-Gesang und die zusätzlichen Instrumente, z. B. die Flöte. Und was ist eine Seereise ohne einen sicheren Hafen, das braucht jede gute Schiffsreise. Ein wunderschöner Abschluss der Reise in wirklich formvollendet in Folk-Manier.

 

Fazit des ausführlichen CD-Reviews:

Die CD ist geeignet für folkaffine Zuhörer, ebenso Musikliebhaber, die gerne lockeren Konzeptalben folgen. Die Lieder sind stimmig und auch musikalisch abgestimmt und beginnt die Reise noch mit vollem Tatendrang und Abenteuerlust, obsiegt irgendwann die Zeit und die Sehnsucht nach den Liebsten. Ich finde, die CD mischt sehr gut verschiedenste Folk-Elemente und bietet so für den Pagan-Liebhaber á la Faun ebenso seine Momente, wie auch für den Liebhaber von Shanty-Songs á la Santiano. Eine junge Band, von der wir sicherlich noch mehr hören werden. 

Zuletzt will ich hier die Gastmusiker noch mal aufführen, welche dem Album noch etwas Würze gegeben haben:

  • Timothy Arbor “Setzt die Segel” – Gesang 
  • Johanna Krins “Feenstaub” – Gesang, Flöte 
  • Benni Cellini “Phantom” – Cello 
  • Fabi Kirschke –Drehleier, Flöte 
  • Nadine Hendriks – “Die Geister, die ich rief” – Gesang 
  • Marius Bornfleth – Percussion und diverse Instrumente 
  • Manuel und Chris – Tir Saor – Gesang, Chorus 

Verlorene Jungs und Mädchen Chor 

  • Ben Schüttler 
  • Dinah Bäcker  

Und natürlich die Band: 

  • Rodrigo Mansilla – Gesang 
  • Thomas Pukrop – Geige, Gesang 
  • Felix Tenten – Gitarre, Banjo, Akkordeon 
  • Marc A. Brode – Bass, Gesang 
  • Vivian Exler – Cello, Gesang 
  • Cedric Sowade – Schlagzeug 

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