Release: 05.02.2024
Genre: Natur-Folk/Neo-Folk
Spieldauer: 20:08
Label: independent
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Tracklist:
- Seelenflug
- Heimweg
- Kastanien
- Abendruh‘
- Heimkehr
- See
- Nebelmoor
Setzt ruhig einen Tee auf und zieht die gestrickten Wollsocken an, denn in diesem Review werdet ihr vergeblich harte Riffs und Bier geschwängerte Texte finden. Hier werdet ihr meine Meinung zur neusten Veröffentlichung von Nebelreich lesen können. Die Band Nebelreich wurde 2019 in Sachsen gegründet und ist das Projekt der Musiker Martin Greier und Markus Digwa. Am 04.02.2024 veröffentlichten sie ihre neuste EP Aufbruch und Dark-Art hat die Ehre seine Meinung dazu zu äußern.
„O der Mond ruft mich
meine Seel´ sucht sich
befreit vom Trug
im wilden Rabenflug.“
-Seelenflug
Bereits das Albumcover vermittelt die Stimmung der EP direkt und ohne Umschweife einer Interpretation. Das Bild der Nebelschwaden, die sich zwischen den Spitzen eines dunklen Nadelwaldes erheben, ruft eine zärtliche und bodenständige Melancholie hervor und diese Stimmung spiegelt sich in der Musik wieder. Behaltet das Bild im Gedächtnis, wenn ihr die sieben Lieder hört und ihr werdet die Wahl der Musiker für das Cover nachvollziehen können.
„Gehe mit den Sternen träumen,
wenn Nebel durch die Täler zieht.“
-Heimkehr
Die beiden Musiker präsentieren auf Nebelreich einen deutschsprachigen und musikalisch minimalistischen Neo Folk. So spielt Martin Greier mehrere Instrumente, wie zum Beispiel Piano, Cister, Gitarre und Flöte, und begleitet damit Markus Digwa beim Vortragen der Texte. Die akustische Darstellung und die Texte erinnerten mich bei jedem Lied an eine Dichterlesung mit musikalischer Begleitung. Besonders bei den Liedern Heimweg und Abendruh‘ fiel mir dies auf, weil sich dort die Musik mit dem Text abwechselt und der jeweilige Part im Vordergrund, bzw. im Hintergrund verweilt. Die Stimmung der Lieder bewegt sich zwischen einer leichten, bodenständigen Freude über das Leben und einer zarten Melancholie. Genauso findet sich der Spagat in den Themen der Lieder: Von den Kindertagen bis hin zum Abend des eigenen Lebens, wobei sich die Musiker viel in der Position der wohligen Erinnerungen bewegen, in denen sie sich versonnen und nicht schwermütig an alte Tage zurück erinnern. Da sticht besonders das Lied Kastanien hervor, in dem die unschuldige Sichtweise der Kinder authentisch nachvollzogen wird.
„Kinderspiel im Herbstlaub
Kinderglück im leichten Lauf“
-Kastanien
Ich persönlich bin kein Freund von diesen „Früher-Liedern“, in denen von der Kinderzeit und der Jugend gesungen wird. Ich erinnere mich da mit Graus an Lieder von Freiwild, Hämatom oder Die Toten Hosen, wo ich mich jedes Mal zu jung für solche Lieder fühle und die Lieder gern als sentimental oder gar kitschig abtue. Kastanien möchte ich in diese Aufzählung nicht einfügen. Stattdessen nimmt mich Aufbruch auf eine Reise durch das Leben und ich höre der Musik gespannt zu.
„Schon vergessen sind Tod und Flucht,
Leben wird irgendwann zur Sucht.
Ich krall mich fest an diesem Steg
Und kenne weder Ziel noch Weg.“
-Nebelmoor
Zusammengefasst ist die Musik auf der EP Aufbruch von Nebelreich ruhig, sacht und minimalistisch. Es erwarten den Leser keine akustischen Wirbelstürme oder orchestralen Hochbauten, sondern eingängige Melodien mit wenigen Instrumenten. Für ruhige Momente oder Freunde gepflegter Melancholie ist dies ein ideales Werk. Ich erinnere mich gern an das Lied See, welches mit seiner gewissen Schwere mir besonders gut gefallen hat. Ich hätte mir aber ein wenig Kontrast durch schnellere, fröhlichere Melodien in zumindest einem Lied gewünscht. Dies hätte die Lieder gegenseitig hervorgehoben und betont. Doch dies ist nur eine kleine Kritik in meiner sonst so großen Begeisterung. Am besten ihr hört mal selber in Aufbruch rein.
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