Review: Odraedir-Vengeance

Release: 27.10.2023

Genre: Folk-Pagan Metal

Spieldauer: 51 Min. 08 Sek.

Label: Independent

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Tracklist:

  1. The Other Side
  2. The Inception
  3. Back to the Void
  4. Deep Sea Slumber
  5. Driven by Lust
  6. Hand of Justice
  7. Shackles
  8. Never Surrender
  9. Vengeance
  10. Glacial Storm
  11. The Last Say

Manchmal ist allein die Geschichte, wie man ein Album erhält, sehr spannend. Im Fall von Vengeance von Odraedir ist die Geschichte kurz, witzig und wirkt fast schicksalshaft. Als ich am Samstag des War against War Festival 2023, kurz nach dem Auftritt von Kanonenfieber, am Eingang nach übrig gebliebenen Postern von der Veranstaltung fragte, sprach ich zufälligerweise Petr Matouš alias Křen Odraedir an. Ich erwähnte in dem kurzen Gespräch, dass ich für Dark-Art arbeite, und da bat mich Petr um ein Review für ihr neues Album und gab mir dafür freundlicherweise eine CD. Dieses Review habe ich ihm versprochen und nach mehrfachen Hören der CD bin ich sehr glücklich über diese Entscheidung. Mit Vengeance habe ich ein echtes musikalisches Goldstück gefunden!

Das Cover ist ein spannendes, surreales Bild. Als zentrales Motiv ist ein Hund mit mehreren grauen Fingern als Gliedmaßen auf rotem Hintergrund platziert. Der Hund gilt in einigen Kulturkreisen als Sinnbild von aufrichtiger Treue. Eine Treue, die das Tier durch Rache zu einem Zerrbild seiner selbst verwandelt hat. Genau dieser grausame Dämon ziert das Album.

Musikalisch hat mich das Album mehrmals positiv überrascht und gehört zu einer der besten Entdeckungen der letzten Monate! Dies ist schon eine große Aussage und ich möchte sie euch gern erläutern. Die Scheibe beginnt mit dem Opener Other Side und verdammt noch mal, das ist ein Brecher von einer Einleitung. Eine Stimme erzählt dem Hörer über Stärke und Rache und das erinnerte mich an Trailer von bekannten Bethesdaspielen oder an Ansagen von True Metal Bands wie Brothers of Metal. Danach schaffen Dudelsack, Trommel und ein ätherischer Frauengesang ein episches Klanggewand und führen uns ins restliche Album.

Dieses bewegt sich zwischen brachialen Pagan Metal mit einem dichten Sound und melodischem Folk Metal. Das Lied Other Side gehört in die Folk-Sparte mit den mitreißenden Riffs und der tanzenden Flöte im Hintergrund. Im Kontrast dazu peitscht der bissige Gesang den Text direkt durch die Ohren. Bei dem Lied denke ich an die Band Grimner und es hat für mich die Möglichkeit einen Mosh Pit einzuleiten. Ähnlich verhält es sich mit Back to the Void, welches aber ordentlich mehr raue Kanten in der Melodie hat. Gerade der Dudelsack rundet das Lied gut ab.

Die nächsten beiden Songs würde ich eher als brachialen Pagan Metal bezeichnen. Odraedir können einen dichten Druck in ihrer Musik aufbauen, der packt und durchschüttelt. Deep Sea Slumber und Driven by Lust dröhnen aus den Lautsprechern und lassen teilweise den verspielten Folk vermissen. Driven by Lust ist für mich das schwächste Lied auf dem Album und fühlt sich fehlplatziert an. Deep Sea Slumber hingegen hört sich mit dem Sprechgesang wie eine abwechslungsreiche Anomalität an. Hier zeigt sich auch die vielseitige Arbeit der Band, ein weiterer Pluspunkt für das Album. Weitere positive Überraschungen fand sich der zweiten Hälfte von Vengeance. So nahmen sich die Musiker in den Liedern mehr Zeit, damit sich ihre Melodien innerhalb der Songs stetig weiterentwickeln können. Dies erinnert mich an die Band Månegarm, die mithilfe von verschiedenen Folk-Instrumenten und einer gewissen Langatmigkeit zauberhafte Lieder schaffen. In Hand of Justice, Shackles, Vengeance und Glacia Storm finden sich vier solche langatmigen Lieder. Dazu kommt noch die Flöte und auch der Dudelsack feiert sein Comeback. Die Tracks sind rasant und haben einen stampfenden Rhythmus, welcher die Nackenmuskulatur der Zuschauer animieren wird. Hand of Justice ist dabei mein Favorit. In Shackles hören wir mehrere Stimmen im Chor, ein weiteres schönes Element im Sortiment von Odraedir. Never Surrender ist im Vergleich dazu der kurz geratene und kleine Bruder im Album. Das Lied ist kurz, aber aggressiv und flott zugleich.

Den Abschluss bildet The Last Say, ein monumentales Ending! Mit über sieben Minuten ist dies das längste Lied und die Zeit wird mit knackigen Gitarrensolis und einer abwechslungsreichen Melodie gefüllt. Auch findet sich hier der Frauengesang vom Opening Other Side wieder und somit schließt sich der Kreis nahtlos und damit endet auch schon die Scheibe.

Zusammengefasst ist Vengeance für mich ein gutes Album, welches ich mit großer Begeisterung weiterempfehlen kann. Für Liebhaber von melodischem Metal mit Folk-Instrumenten ist das Werk eine ideale Wahl. Besonders die Momente mit der Flöte und dem Dudelsack runden die Musik ab und verleihen ihnen einen tollen Wiedererkennungswert. Der Chorgesang der Band oder die Frauenstimme in Other Side und The Last Say wünschte ich mir in mehr Liedern, weil das ihnen noch mehr Abwechslung geschenkt hätte. Aber dies ist nur eine kleine Anmerkung zu dem ansonsten guten Album. Probiert Vengeance von Odraedir aus, es könnte sich lohnen!

 

 

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