Review: Sources – Black Waters

Erscheinungsdatum: 11.01.2021

Label: Indepenent

Genre: Sludge/Doom Metal

Spieldauer: 33:18

Tracklist:

  1. Black Waters
  2. Swarm
  3. Wilderness
  4. Thy Words of Wisdom Come with Lack of Vision
  5. Uranium
  6. Traces/Longing

Weblinks:

https://www.facebook.com/Sources-159735137997239/

https://sources21.bandcamp.com/releases

Wie ist das, wenn Musiker schon in Bands sind, auch ein „Hauptprojekt“ haben und man denkt, das Leben muss doch schon ausgefüllt genug sein? In diesem Faktor, dem sei gesagt, ein Musikerherz schafft es nie sich ausreichend zu entfalten. Gründer und Gitarrist Jürgen ist wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, und auch wie facettenreich man sich, innerhalb eines Subgenres, man sich austoben kann. Und so startete er bereits 2008 mit der Idee des Projektes „Sources“ und sammelte die ersten Ideen, die zwar Ähnlichkeit zu seiner Band „Absent/Minded“, in der er am Schlagzeug sitzt, besitzen, jedoch nie ganz ins Konzept passten und dennoch zu schade waren, um in der Versenke zu verschwinden. Nach ein paar eigenen Fußschritten wurde „Sources“ jedoch erst wieder einmal auf Eis gelegt, 2018 kam jedoch neuer Wind in diese Vision und es wurde gemeinsam als Band probiert, die Ideen auszuarbeiten. Nachdem sich dann auch ein gesamtes Line-Up gefunden hatte, welches auch aus erfahrenen Musikern besteht, wurden im Proberaum die ersten klanglichen Inspirationen festgehämmert. Raus kam die über eine halbe Stunde Spielzeit lange Debut EP „Black Waters“, welche Mitte Januar veröffentlicht und soll zukünftig auch Live umgesetzt werden.

Einleitend kommt auch sofort der Titeltrack „Black Waters“, um einen direkt auf das vorzubereiten, was die 30 Minuten danach folgt? Das stimmt so nicht ganz, da sich noch viele Facetten im Verlauf der Scheibe zeigen werden, dennoch hört man direkt, dass eine doomige und schwere, jedoch große, Atmosphäre hier den Ton abgibt.

Und mit dem darauffolgenden „Swarm“ und Stevie Müller an den Vocals (ebenfalls Absent/Minded), kann es dann richtig ans Eingemachte gehen. Ein schwerfälligerer Auftakt, der an die Herkunft der Musik erinnert und auch dahin gepasst hätte, mag vielleicht noch nicht vermuten lassen, warum man dies separieren musste, doch bereits nach kurzer Zeit steigert sich diese drückende Stimmung zu einer neuen Liga und auch noch immer weiter. Sehr sludgig und mit einer für Doom eher unerwarteten Anziehung des Tempos, die sich jedoch perfekt einfügt. Unterbrochen wird dieser stramme Schritt voran noch von einem Break, wonach man danach mit gefühlter doppelter Kraft mitgerissen wird, als es da weitergeht, wo es vorher stoppte.

Drohend, dröhnend und groovig startet im Anschluss „Wilderness“ und geht direkt voll auf die Zwölf. Drückende Basslines und pregnante Gitarren bilden hierfür die Basis. Und diese Stimmung hält sich über den gesamten Song hinweg, wobei sich durch Reduktion oder Zunahme von Instrumenten stetig eine Soundwand auf und abbaut, wodurch große Abwechslung suggeriert wird ohne dabei den Kern des Songs aus den Augen zu verlieren.

„Thy Words of Wisdom Come with Lack of Vision“ ist der längste Song der Scheibe und bietet so natürlich viel Platz für großen Inhalt. Mit großer Langatmigkeit wie es im Doom Metal nun einmal üblich ist, und der Thematik der Tristesse des Alltags, wird man hier langsam eingegroovet, um in all der schwarz-weißen Facetten des Alltags seine Träume nicht zu verlieren und sich nicht durch die Tyrannei des Lebens unterkriegen zu lassen, egal wie dunkel die Zeiten im eigenen Herzen manchmal auch erscheinen mögen. Und dies mit Raffinesse und Perfektion zum Detail. Und es wird auch nicht davor zurückgeschreckt, auch noch große Experimentierfreude und Grenzüberschreitung obendrauf zu packen. Und so fügen sich dem „Post Black Metal“ anmaßende Breaks oder gar Blastbeats, wie sie ebenfalls in der gesamten Black Metalszene vertreten sind, in eine voller Doom Metal Patches gestickte Kutte ein, ohne dabei das Herz des Trägers in absoluter Kälte zurück zulassen. Ein Song, der durch seine Tightness besticht und sicherlich in der live Umsetzung eine Herausforderung, aber auch eine riesen Chance bietet, um die Zuhörer komplett wegzufegen.

Im vorletzten Song der EP wird eine eher unwahrscheinliche Thematik gewählt und man philosophiert über den Rohstoff „Uranium“, dessen Herkunft, Bedeutung und dessen Macht. Gott und Teufel vereint in einem Gestein das schlafend seine Existenz im Universum verbringt, bis man es freisetzt. Beginnend mit einem Post Metal Gitarren Intro und dem ersten Mal „cleanen“ Gesang, wird auch hier wieder ein neuer Akzent gesetzt, der die szenetypischen Grundelemente übersteigt. Und so setzt auch der Song die Kraft des „Uraniums“ in steigernder Entladung frei und baut sich ohne Rückschritte immer weiter auf, um im letzten Part des Songs in einem heftigen Blastbeatgewitter seinen Höhepunkt zu finden, bevor das Gitarren Outro uns zurück in die endlosen Sphären des Universums zurückschießt und man völlig „innerlich und geistig leer“, nach dieser bewegenden Auslegung der Thematik, davonschwebt.

Mit „Traces/Longing“ wird man dann noch einmal im „Schwebezustand“ aufgegriffen und der Astronaut fliegt weiter, als er noch einmal von seinen tiefen Wunden übermannt wird, und in sich versinkt, während sein Lebensmut und Sinn immer bewusster schwinden. Und auch dieser Song steigert sich über die gesamte Laufzeit immer weiter und weiter, nach oben und im Tempo. Emotional geht er hierbei komplett mit einer gewaltigen Energie, „von innen heraus“, zur Sache, die sich zunehmend entlädt und zum Schluss von einem brachialen Finale gekrönt wird, bevor sie im Universum verpufft.

Mit „Black Waters“ haben „Sources“ als Band einen genialen Start hingelegt und werden sicherlich auch in Zukunft in der Szene zum Gesprächsthema gehören, da Produktion und Innovation der Musik überraschen und überzeugen und so sicherlich bei viele alten Hasen des Genres, aber auch szenenübergreifend fruchten dürften. „Sources“ ist auf jeden Fall „noch“ ein kleiner Geheimtipp sein, der jeden Doomer in seinen Bann ziehen sollte, jedoch auch in Bereichen wie „Post Black Metal, Shoegaze und Blackgaze“ einige Leute überzeugen wird.

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