Review: Sources – Hollow Tree

Sources – Hollow Tree
Sources – Hollow Tree

Review – Sources – Hollow Tree

Erscheinungsdatum: 21.12.2022
Label: independant
Genre: Post/Doom/Sludge/Black Metal
Spieldauer: ca. 35 min.

Tracklist:

  1. Darkest Hour (Is Gone) 04:05
  2. Tombs 06:14
  3. Hollow Tree 06:20
  4. Depth 03:34
  5. Winter 07:15
  6. Grey 08:02

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Sources – Hollow Tree
Sources – Hollow Tree

Es ist mal wieder so weit. Die Jungs von Absent/Minded haben so viel Material gesammelt, dass sie es gar nicht mehr in ihr Hauptprojekt mit einfließen lassen können. Spaß beiseite, aber mit Sources werden die Ideen, die zu sehr vom Stil abweichen, neu verarbeitet. Bereits seit 2018 gibt es nun dieses interessante Nebenprojekt von Schlagzeuger Jürgen und Sänger Stevie wieder. Unterstützt werden sie dabei von Bassistin und Sängerin Steffi. Das allein klingt doch schon nach Neuerung. Und so kam es, dass mein Blick direkt auf die neue Veröffentlichung Hollow Tree fiel. Doch sehen wir uns den neuen Silberling doch mehr im Detail an.

Der erste der sechs neuen Songs nennt sich Darkest Hour (Is Gone) und startet nach einem längeren Intro, das genau die richtige Stimmung erzeugt und geht nach einem winzigen Break direkt in die Vollen. Alle Instrumente steigen verstärkt ein und auch die schon fast qualvollen Vocals setzen direkt die richtigen Akzente. Dröhnende Bässe und ordentlich Druck grooven mitreisend auf den Zuhörer ein und ziehen ihn direkt mit hinunter in die dunkle Atmosphäre von Sources.

Über Gräbern vorwärts geht es schwungvoll weiter mit Tombs. Mit einer sehr direkten und erfrischenden, vorantreibenden und rockigen Gitarre, kann trotz Doomnote kein Kopf starr stehen bleiben. Und das ohne die schleppenden Elemente, für die Doom Metal oder die Band selbst auch steht, auf der Strecke zu lassen. Und das ganz, ohne in den ruhigeren und sphärischeren Parts auch nur einen Funken Energie zu verlieren. Und so grooved es sich kraftvoll bis zum Ende fort, bei dem der Song immer langsamer wird, nur um als kurzes Outro noch einmal den Knüppel aus dem Sack zu holen. Sehr abwechslungsreich und dennoch in perfekter Harmonie zeigt Tombs das songwriterische Können der Band in einem großen Spektrum.

Und nun ist es wieder an der Zeit für Neuland. Und so entführt der Titeltrack Hollow Tree einen in die eher klassische und typische Welt des Doom. Zum ersten Mal auf der Scheibe, mit cleanen, verrauchten Vocals, die mich ein wenig an Lord Vicar erinnern, geht es auch in ähnlichem Stil zur Sache. Harte, beschwerende und depressive, dennoch massiv drückende, Riffs bilden hier das Grundgerüst des Songs. Besonders auffällig wird dies, nach dem sauber gesungenen und eher melodiösen Part, wenn man mit solch besagten Riffs wieder zurück an den Anfang katapultiert wird, ohne dass sich die emotionale Stimmung der Musik je geändert hat. Facettenreich gestaltet, erscheint einem der Hollow Tree so sinnbildlich als fahler Baum vor dem inneren Auge.

Depth startet wieder etwas aufbrausender und direkt in die Doom-Maske, mit allem, was sich der Doomer so wünscht. Was jedoch für das Genre äußerst auffällig ist, dass ein Song von knapp dreieinhalb Minuten natürlich sehr kurz ist. Besonders, wenn die Hälfte davon das Outro des Songs ist. Dennoch kommt der Titel voll zur Geltung und gerade bei eben erwähnter zweiter Hälfte des Songs, spürt man durch die Ohren wie man into the Depth gezogen wird.

Passend zur Jahreszeit geht es weiter mit Winter und dazu sind auch im Song deutliche Parallelen zu erkennen. So startet der Song wie die kalte Jahreszeit, eher bedacht und man geht in sich, während die Musik genau diese Stimmung perfekt untermalt. Und ist man endlich in den Abgründen seiner Seele angekommen, steht einem die nächste Überraschung bevor. Der Wiedereinstieg nach dem kleinen Break in der Tiefe, sticht sofort heraus durch die laut im Hintergrund ablaufenden Vocals, welche der ganzen Situation ein noch nicht gehörtes Klangbild aufdrückt. Dies bildet einen wunderschönen und epischen Übergang zu den anschließend eher gewohnten Songstrukturen, die folgen und wieder mit voller Härte zuschlagen. Eben wie ein drei Schritte Programm im Winter: In sich gehen und zur Ruhe kommen, kreative Ideen für einen Neustart nach dem Schnee sammeln, und diese letzten Endes von innen heraus ausbrechen lassen. Eine wirklich gelungene und abwechslungsreiche Art, doomige Musik zu leben.

 

Vor dem Winter wird es grau und nach dem Winter? Ja, da wird es auch erst einmal wieder grau. Kein Wunder also, dass es nach Winter als letztem Song, bevor man nach dem Album ins neue Jahr startet, erst noch einmal Grey wird. Und mit diesem „Grau“ wird der Himmel flächendeckend angepinselt. Denn zum Schluss kommt nicht nur der längste Song, sondern auch der erdrückende in meinen Augen. Episch, schwer, zermürbend und zerquetschend, ohne dabei großartig monoton zu wirken, kann die Musik diese Wirkung nicht verfehlen. Und so wird noch einmal die komplette Atmosphäre der Scheibe in einen Song gepackt. Mit einem stetigen Auf und Ab, einem sehr gelungenen Klangbild und von Slow Motion bis zum schnellen Double Bass, ist hier alles vertreten. Ein Song, der direkt einen sehr starken Eindruck hinterlässt und einen mehr als gelungenen Ausklang, weg vom Hollow Tree, bietet, bevor der letzte Ton verschallt.

Fazit: Mit Hollow Tree beweisen Sources, dass auch ein Nebenprojekt viel Potenzial bieten kann und man kaum mehr zwischen Haupt- und Nebenband unterscheiden kann, da sich beides in Qualität in nichts nachsteht. Ein sehr gelungenes und für Doom wenig monoton wirkendes Album, das von stählerner Härte bis epischer Atmosphäre einfach alles einfängt und zum Träumen einlädt. Zwischen Hoffnung und Depression, Lachen und Weinen, Nostalgie und besonnen sein, wird dies alles sehr gut durch die Musik widergespiegelt. Für jeden Doom-Fan, der es auch etwas härter mag, definitiv eine warme Empfehlung, die sich jeder Fan des Genres einmal anhören sollte.

 

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