Review: Subway to Sally – Himmelfahrt

Release: 24.03.2023

Genre: Folk Metal, Mittelalter Rock

Spieldauer: 51 Minuten, 59 Sekunden 

Label: Napalm Records

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Tracklist:

  1. Was ihr wollt
  2. Leinen los
  3. Weit ist das Meer
  4. So tief
  5. Gaudens in domino
  6. Gott spricht
  7. Auf dem Hügel
  8. Autumn
  9. Eisbrecher
  10. Halt
  11. Ihr kriegt uns nie
  12. Lasst die Himmel fall’n

Subway to Sally, die Band, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die düsteren Geschichten zu besingen, erleben einen Wandel. Nach dem letzten Album HEY! *, das voller berechtigter Negativität, gar Dystopie war und einen schon fast prophetischen Unterton mit sich trug, wie sich in dem Jahr darauf zeigte, gehört nun der Vergangenheit an. Diese negative Phase ist überwunden und nun schaut man voller Hoffnung in die Zukunft und tritt eine neue Reise an, zu alten und neuen Ufern, in aller Höhen und die tiefsten Tiefen. Nur wenige Monate nach ihrem 30-jährigen Jubiläum veröffentlichen Subway to Sally ihr lang erwartetes, vierzehntes Studioalbum Himmelfahrt nun bei Napalm Records. Immerhin vier Jahre lang durften Fans auf neues Material der Potsdamer Folk Rock/-Metal Band warten. 

Im Dezember, bei den Eisheiligen Nächten, feierte bereits der Opening Track des Albums Was ihr wollt seine Live-Premiere und guten Zuspruch, die Single wurde noch im Dezember veröffentlicht und tausendfach geklickt. Das Stück schaut auf die Vergangenheit und bezieht sich im Stile von Rätsel II auf alte Songs der Band, bringt dann aber mit einem eingängigen Chorus eine gewisse Struktur ins Stück. Dabei bietet es auch einen fließenden Übergang vom letzten Album, mit einem Schlagzeug-lastigen Sound und einigen deutlichen Dupstep Elementen passt es stilistisch gut als geistiger Nachfolger der letzten Jahre, aber bringt genug altbekannte Soundelemente mit, um damit etwas Frisches zu basteln. 

Die zweite Singleauskopplung Leinen Los, die wir einen Monat später erhielten, gibt den Ton nun richtig an, ein Stück, das ich mir persönlich an der Spitze gewünscht hätte. Es ist ein Aufbruch ins Neue; deutlicher als der Chorus macht es kein Lied auf diesem Album klar. 

Wir setzen die Segel,
wir lichten die Anker, fahr´n hinaus.
Wir gehen neue Wege,
niemals zurück, immer voraus,
die Leinen los!
Ein Sturm kommt auf.
Die Leinen los,
niemals zurück, immer voraus,
die Leinen los!
Das Musikvideo selbst ist dabei ist ein echtes Easter Egg für Fans der Band, so beinhaltet es einige Hinweise auf die 30-jährige Bandgeschichte, von denen auch ich noch nicht alle gefunden habe.
 

Weit ist das Meer schließt dabei nicht nur thematisch perfekt an, das Stück hätte so, wie es hier steht, schon fast vom Nord Nord Ost Album kommen können, als ein Prolog vom Seemannslied? Ein Echo läutet das ruhige Stück ein, Meeresrauschen schließt es, dazwischen sprudelt es von Fernweh und auch Respekt vor dem Meer, getragen von einem stark hervorgehobenem Chorus, der nach dem ersten Hören im Kopf und Herz gespeichert wird. Ein Lied, das ich mir sehr stark Live vorstellen kann und ein Meer aus Händen das es trägt.  Doch es geht nicht nur weit hinaus, sondern auch in die Tiefen. In so Tief besuchen wir den tiefsten Punkt unserer Mutter Erde, den Marianengraben und vermenschlichen dieses Naturwunder. Musikalisch erinnert das Lied an Ins Dunkel oder auch In der Stille, verzichtet jedoch weitestgehend auf orchestrale Parts, bis diese nach ungefähr 2/3 des Songs ausbrechen und den Sound von da an bestimmen. Leider ist So Tief an dieser Stelle des Albums schon fast ein kleiner Downer, da es erst spät sein volles Potenzial enthüllt. Alleinstehend ist es dennoch ein grandioses Stück, das textlich so auch bei Eric Fishs Soloprojekt hätte erscheinen können, zumal das kommende Album den Namen Untiefen tragen wird. 

Nachfolgend sollten wir Gaudens in domino und Gott spricht gemeinsam betrachten. Mit Gaudens in domino, einem Loblied an den Herren aus dem Mittelalter in nahezu a-capella, erinnert an alte Alben wie Bannkreis und ist ein absolutes Schmankerl für Fans von damals. Das anschließende Gott spricht ist ein Meisterstreich, das Lied besingt aus der Ich-Perspektive das, was Gott sich, vorausgesetzt er existiere, sagen würde, wenn er auf die Menschheit herunterblickt. Eine verkommene Schöpfung die lieber Sünden beichtet als keine Sünden zu begehen, eine Abrechnung mit der Menschheit. Das ist auch der Stoff für den die Fans Subway to Sally lieben! Soundtechnisch fährt das Stück ordentlich auf und zeugt mit mit einem teils donnernden Schlagzeug und verzerrten Gitarren eine Dramaturgie, die wir ähnlich vom Engelskrieger und Bastard Album kennen und in den letzten Jahren ein wenig vermissten. 

Ein bisschen ruhiger, aber nicht weniger hochwertig, geht es dann Auf dem Hügel weiter, welches wieder wie in alten Zeiten eine Geschichte in Metaphern erzählt und viel Interpretationsraum lässt. Ein Stück an dem man beim ersten Hören hängen bleiben kann, weil es so vertraut vorkommt und dann doch nicht. Nach all den Höhen und Tiefen kann man sich dann fünf Minuten bei Autumn fallen lassen und dem Sound hingeben. Das Instrumentalstück setzt stark auf die E-Geige von Rock-Geigerin Ally Storch. Solche Stücke kennt man sonst oft nur von David Garrett oder Lindsey Stirling, die dafür bekannt sind, ihr Instrument in dieser Weise zu inszenieren, Ally steht diesen keineswegs nach und das beweist sie in diesem Stück auch ganz deutlich!

Mit brachialeren Gitarrenriffs und donnerndem Schlagwerk zerschlägt es nun das letzte Eis. Eisbrecher schnappt wieder deutlich das maritime Thema des Albums auf und bringt ordentlich Tempo ins Spiel, das Lied wirkt frisch. Die „Eis bricht“ Schreie werden live für so einige heisere Stimmen verantwortlich sein. Mit Halt kommt ein erfrischend direkt positives Lied hervor, ein Stück, das ohne deutliche Metaphern auskommt und direkt Halt bieten will, Zeilen wie im Refrain „wenn du strauchelst bin ich da, wenn du fällst bin ich nah“ sind neu im Subway to Sally Kontext und auch wirklich schön. Musikalisch werden hier verstärkt wieder die Dupstep-Elemente der letzten Alben ausgepackt, wirken dabei jedoch keinesfalls fehl am Platz.

Ihr Kriegt uns nie wirkt wie ein geistiger Nachfolger von Besser du rennst, einer der nach der Flucht den Weg nach vorn anstrebt, doch könnte man das Lied als nicht ganz ernstgemeinten Seitenhieb gegen die Kollegen aus dem Genre verstehen, doch es ist hier wie so oft bei Subway to Sally, am Ende ist das Lied das, was der Hörer daraus macht und daraus ziehen möchte. 

Und dann ist es auch schon fast zu Ende und wie es so oft bei Subway to Sally ist, endet das Kapitel nicht in einem großen Krach, sondern mit einer Ballade. Das Akustikstück Lasst die Himmel fall’n trägt sich fast einzig durch den Klang der Geige und der Gesangsstimme von Eric Fish und den schwerherzigen Text.

Fazit: 
In 30 Jahren Bandgeschichte zeigen Subway to Sally seit jeher eine stetige musikalische Entwicklung, diese geht nicht immer nur geradeaus, manchmal gibt´s Höhen, manchmal Tiefen, manchmal einen Schritt zurück. Bei der Himmelfahrt traut sich die Band in alle Richtungen auszubrechen. Auf dem Weg zu neuen Ufern sollte man schließlich nie die Heimat vernachlässigen, oder? Die Himmelfahrt lässt versöhnlich das letzte Album hinter sich und glänzt nicht nur mit einer größeren Soundvielfalt, sondern auch mit grandiosen Texten, die lyrische Tiefflieger wie Island oder Selbstbetrug gerne verzeihen lassen. Ein perfektes Album ist es dennoch nicht, auch wenn es kein eindeutig schlechtes Lied gibt, wirkt das Gesamtwerk etwas unruhig, eine andere Anordnung der Lieder hätte das schon komplett obsolet gemacht. Meine persönlichen Highlights sind definitiv Gott spricht, Auf dem Hügel und Halt, drei Stücke die sehr unterschiedlich sind und verschiedene Aspekte zeigen, die ich an dieser Band sehr zu schätzen weiß. 

Über Roksi 548 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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