Review: Thormesis – If Mania Never Ends

Thormesis - If Mania Never Ends - Beitragsbild

Release: 06.05.2022

Genre: Post Black Metal

Spieldauer: 41 Minuten 3 Sekunden

Label: Indepent

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Tracklist:

  1. We are the End
  2. Anemone
  3. Still the Claim
  4. Falling Depth
  5. Cold and Soundless
  6. Sepsis
  7. You are the Parting

Thormesis - If Mania Never Ends - Cover

Wenn Thormesis ein neues Album in den Startlöchern stehen hat, ist dies immer eine höchst interessante Sache und macht mich jedes Mal neugierig. Sicherlich hat die Band ihr Hauptstilmerkmal im Black Metal, ist jedoch auch dafür bekannt, sich weiterzuentwickeln und auch einmal neue Pfade einzuschlagen, wenn man auf die Bandhistorie schaut. Die Veröffentlichung von ihrem letzten Album The Sixth ist nun schon wieder drei Jahre her und so blicke ich mit großer Erwartung auf das am 06.05.2022 erscheinende neuen Album welches den Titel If Mania Never Ends trägt. Doch sehen wir uns das neue Werk einmal im Detail an.

Thormesis war schon immer dafür bekannt, mit einer großen Einstiegsnummer auf ihren Tonträgern zu starten und auch dieses Mal wird dieses Schema erfüllt. We are the End startet, wie gewohnt großatmosphärisch mit einem für den Sänger Travos typischen und in seiner eigenen Art und Weise genialen Schrei, bevor man das erste Mal auf den diesmaligen stilistischen Schwerpunkt des neu überarbeitetem Clean Gesangs auf die Platte eingestimmt wird. Typisch verspielt auf den Gitarren geht es hier außerdem zu Werke, mit typischen Wendungen und Tempi Wechsel a la Thormsis. Unterstützt werden die Jungs dabei am Gesang noch von niemand geringerem als Thorsten „Der Unhold“ Hirsch. Sehr gelungener Auftakt, der einen direkt in die Sphäre des Albums katapultiert.
Der nächste Song trägt den glorreichen Titel Anemone. Was sich dahinter wohl verbirgt? Hat dies was mit der Gattung an Pflanzen zu tun oder steht es eher metaphorisch abgeleitet vom griechischen Wort „anemos“ ab und bedeutet Wind? Das Röschen im Wind oder doch die Dornen im Orkan? Auf jeden Fall beginnt der Song mit einer kräftigen Böe, die einen direkt mitreist und trotz des vorantreibenden Charakters, eine innerliche Schönheit und Stille in sich trägt, die sich schwer in Worte fassen lässt. Und diese Glorie setzt sich konstant fort, ohne dabei auch nur eine Sekunde monoton zu wirken.
Das etwas nostalgischer einsteigende dritte Lied mit dem Titel Still the Claim wurde vorab bereits als erste Singleauskopplung mit einem Lyric Video auf YouTube veröffentlicht. Die Furcht, seinen Ansprüchen nicht gerecht zu werden und die Leere, die dadurch entsteht zu füllen, steht hier nun im Fokus. Diese Achterbahnfahrt spiegelt der Song auch genau wider: Nachdenklich, nostalgisch und mit viel Gänsehaut startet die Fahrt eher depressiv im Tal und erreicht auf ihren Höhen eher gerade so das Level, an dem man nicht mehr über den Scherbenhaufen nachdenkt, fast wie in einem Rausch, bis hin zur Gleichgültigkeit. „Missing – It’s just the deep Pain. It hardly presses. And fills the emptinesses!“
Ein freier Fall in die Tiefe steht bevor. Falling Depth startet aggresiv und voller Geschwindigkeit, sodass man den Zorn, der dahintersteht, einfach von der ersten Sekunde an spürt. Auch wenn man in der anfänglich drückenden Atmosphäre noch einmal tief Luft holen darf, geht es danach aber auch schon direkt über die Klippe hinaus und der Fall beginnt. Innere Ruhe und Gleichgültigkeit breiten sich im Höhrer aus, obwohl ein Gewitter am Himmel tobt. In den stilleren Passagen wird dies wieder einmal von prägnanten und perfekt positionierten Pianolines unterlegt und erzeugt alles in allem, das, was Thormesis musikalisch repräsentiert.
Als ich den nächsten Titel gelesen habe, musste ich ein wenig schmunzeln, da ich mich noch entsinne, wo die Idee dazu kam. Cold and Soundless heißt das Stück und trägt in Vollendung den damaligen „Arbeitstitel“ eines Demosongs meiner eigenen Band. Als dies bei den Aufnahmen im Studio der Soundbath Productions damals aufgefallen ist, war das Multi Talent „Travos“ so davon angetan, dass der Titel einfach weitergereicht wurde. Und nun könnt ihr euch freuen, was daraus wurde, denn es handelt sich in meinen Augen nicht nur um den längsten, sondern auch um einen der stärksten Songs auf If Mania Never Ends. Man spürt die Kälte, die in einen kriecht, wenn von rasender Wut und Verzweiflung auf die stilleren Parts gewechselt wird. Mit wunderschönen und tragenden Melodien verziert, erhebt sich hier ein Machtwerk, welches aus tiefstem Herzen herausbricht und einem das Gefühl verleiht, dass es eigentlich nie enden sollte.
Kaum endet die verträumte Melancholie von Cold and Soundless, erwacht man direkt wieder mit einer Sepsis – und jeder sollte wissen, dass es bei einer Sepsis immer um Leben und Tot im Wettlauf gegen die Zeit geht. Dieser Wettlauf spiegelt auch den Song wider. Nach einem kurzen Intro geht es auch direkt zur Sache. Energiegeladen, schnell und voll in die Maske, wie man es von Thormesis kennt und liebt, ohne dabei stumpf und simpel zu klingen. Tragend und in sich steigernd. All das geschieht extrem facettenreich zwischen geflüstertem Cleangesang und den brachialen Screams von „Travos“, welche immer schon ihren eigenen Akzent getragen haben und einfach genial sind.
Als letzter Song folgt You are the Parting, welcher auch schon vorab als zweite Single veröffentlicht wurde. Der Song startet mit einem für die Band typsichen Drum und Riffrythmus, welcher Thormesis‚ Wiedererkennungswert mitprägt. Postatmosphäre trifft Black Metal, Geschwindigkeit wechselt mit Midtempo und vereint alles zu dieser einzigartigen Emotionsebene, die man bei diesen Musikern so sehr schätzt.
Mit If Mania Never Ends haben Thormesis wieder einmal ein grandioses Album ihrer Karriere abgelegt, das es in sich hat. Sicher ist diesmal der Stil wieder etwas anders und der Cleangesang, welcher zwar häufig zum Einsatz kommt, ist im Vergleich zu bisher, eher in den Hintergrund gemischt, was jedoch seine eigene Atmosphäre schafft. Der geeichte Fan der Band, muss sich das Album vielleicht erst zweimal anhören, um an Alben wie The Sixth oder Von Leere und Tod anknüpfen zu können. Dies soll jedoch kein Manko sein und so bleibt Thormesis stets interessant und wagt völlig zurecht Neuerungen und Experimente in ihrer Musik, ohne dabei ihr Gesicht zu verlieren und so wie das Album geschrieben ist, glaube ich das es auch live wieder zu einem Augen- und Ohrenschmaus auf der Bühne wird. Ich freue mich, dass bereits nach vier Monaten im Jahre 2022 für mich bereits eines der stärksten Alben des Jahres in meine Plattensammlung wandern durfte. Thormesis sollte man auch niemandem mehr vorstellen müssen, da im deutschen Underground sicherlich jeder Schwarzmetaller bereits nicht an ihnen vorbeikam. Daumen hoch und unbedingt reinhören!

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