Review: Thrudvangar – Vegvisir

Erscheinungsdatum: 13.11.2020

Label: Trollzorn Records

Genre: Viking Black Metal

Spieldauer: 45:45

Tracklist:

1. Vegvisir 01:05

2. Wächter der Brücke 04:25

3. Jörmungandr 05:14

4. Ran 05:14

5. Hravnagud 03:59

6. Fenrirs Brut 04:26

7. Siegvaters Maid 04:26

8. Sturm aus Eisen 03:32

9. Für die Ewigkeit 04:40

10. Fardrengir 03:22

11. Alles was bleibt 05:22

 

Im Internet zu finden:

https://www.facebook.com/ThrudvangarOfficial/

http://www.thrudvangar.com/

https://open.spotify.com/artist/3lJvmMSPLoDIu8iOVxK5Dz?si=nuYbJulzTDiGiAm7h-RPmQ

20 Jahre ist es her, dass sich in Sachsen Anhalt ein Trupp Wikinger zusammenrottete und gemeinsam in die Schlacht für die alten Götter zogen und Odins Ruhm übers Land zu bringen. Die Köthener Berserker erspielten sich so sehr schnell einen Platz in der Szene und legten zu Beginn sehr regelmäßig im 1-2 Jahrestakt einen Silberling Vikingerstahl nach dem Anderen nach, den sie auf die Massen losließen. Auch Live war die Berserkerhorde von Thrudvangar zu dieser Zeit sehr häufig anzutreffen. Doch in den letzten Jahren verhallte der Schlachtenlärm und es wurde etwas ruhiger um die Band, um nicht zu sagen sehr ruhig. 7 lange Winter gingen durchs Land, bis zum zwei Jahrzehnte Bestandsfest nun wie aus dem nichts ein neuer Schlachtenruf ertönt. Und nur so viel vorweg, es ist kein Ruf, sondern ein Schrei, der mit Pauken und Trompeten brachial, auch nach langer Auszeit, den Standpunkt von Thrudvangar mehr als verdeutlicht!

Vegvisir ist geboren und der Kompass zeigt auf die neun Welten der nordischen Mythologie, dem Reich von Thrudvangar und der Zuhörer kann schon direkt mit diesem Intro vermuten, was danach Weiteres auf ihn zukommt.

Und nach so einem epischen Auftakt muss eine starke Nummer kommen. Keine Sorge, für eine Band wie Thrudvangar stellt dies ja kein Problem dar und so muss man zuerst an dem „Wächter der Brücke“ vorbei um in die Musik eintauchen zu dürfen. Doch nimmt man diese Hürde, steht man sofort mitten im Geschehen und dem Erlebnis, das diese Band ausmacht. Sie sind wieder da schoss mir in dieser Sekunde nur durch den Kopf und erinnerte mich sofort warum es für mich eine Kapelle ist, die nie komplett in Vergessenheit geraten durfte. Und ehrlich gesagt, sicherlich trübt nach all den Jahren die Erinnerung ein wenig, jedoch hatte ich direkt nicht nur das Gefühl, dass die Band wieder da ist, sondern auch, dass sie stärker und zielstrebiger nach vorne strebt, als je zuvor.

Kaum hat man sich vorbei am Wächter über die Brücke geschlichen und denkt man könnte etwas durchatmen, so wird man direkt wieder gefordert. „Jörmungandr“ beginnt kompromisslos und noch strammer vorwärts mir einem Gitarrenriff, wie es der old school Paganer liebt und das sicherlich auch Amon Amarth gut stehen würde. Bevor die brachialen Vocals direkt mit dem ersten Refrain einsteigen und alles platt walzen, was sich in den Weg stellt. Und so werden knapp 5 Minuten lange keine Gefangenen gemacht und ein lückenloser Genickverdreher mit Schleudertrauma-Qualität und ohne Gnade ballern auf einen ein.

Jetzt aber „Ran“ an den Feind und zwar vom Meere her und schließt man die Augen, hört man das Rauschen, dass das Drachenboot zum Ufer trägt, bevor wildgewordene Männer mit Bärten schreiend von Bord springen und mit gezückter Axt und Schwert im Gleichschritt in neue Lande einfallen. Etwas grooviger aber mit gleichem genickstählenden Potential wie man es auch von schwedischen Szeneführern gewohnt ist, laden ein, die Haare im selbsterzeugten Wind fliegen zu lassen.

„Heimgekehrt… vom … Boten Fluch“ bahnt sich „Hravnagud“ seine Bahn und zeigt auch noch einmal die Rückkehr zu den melodischeren Wurzeln der Band, welche einen Ohrwurmeffekt auslösen und dem Stück deutlichen Hymnencharakter verleiht und dabei dennoch verspielt wirkt.

Mit einem direkten, perfekt akzentoirtem Einstieg reist einen „Fenrirs Brut“ mit auf ihrem großen Beutezug. Und so wird das „Himmelslicht“ von selbiger Brut „verschlungen“ während man sie noch bebend übers Land rennen. Gnadenlos, gewaltig und voll ins Fressbrett, freut man sich dann beim Gitarrensolo, dass einen die Epik und Atmosphäre fast schon mit einer „Leichtigkeit“ weiter trägt und man eine minimale Verschnaufpause erhält.

Groovig und voller Bewegungsdrang trifft als Beschreibung von „Siegvaters Maid“ ganz gut zu. Mit klassischen Melodieläufen und militant einhämmerndem Beat fängt man an mit dem Fuß zu Wippen, während man einen Schluck aus seinem Horn nimmt und freut sich über den willkommenen Tempowechsel, welcher dieses Stück kurz nach der Mitte des Albums verkörpert.

„Sturm aus Eisen“ kannte man das nicht irgendwo her? Nein, was ich meinte war „Blut und Eisen“ und von diesem Gedanken sollte man sich auch ganz schnell lösen… Oder auch nicht, wenn man den Vergleich nicht zurecht ansetzt, denn Parallelen der Ideen beider großartiger Songs sind dennoch für mich zu erkennen. Beides sind große Schlachtenhymnen die ohne Furcht über jeden Gegner hinweg rollen während die Lyrics von den ausführenden Kräften noch kräftig mitgegröhlt werden.

Der nächste Liedtitel ist nicht nur für den einen Song anzuwenden, sondern verbales Sinnbild für das gesamte Album, doch später hierzu mehr. „Für die Ewigkeit“ erzählt vom Lauf der Zeit, dem stetigen Kreislauf des Lebens und der Natur, welcher schon seit 1000 Jahren und unser ganzes Leben wie das Rad einer Kutsche im Kreis voran läuft. Mit stimmungsvollen Melodieläufen untermalt bekommt man auch akustisch einen kleinen Hauch von Ewigkeit zu spüren.

„Fardrengir“, die „Wanderung der Seele“ zieht mit pulsierender Maulorgel noch einmal auf eine andere Art und Weise die Aufmerksamkeit auf sich, bevor die Stimmung umschwingt beziehungsweise sich erweitert in einer eingängigen Lead Gitarre und es in Stiltypischer Manier dieses Albums zwischen Chören, Gegrowle und gekrechzter jedoch gut verständlicher deutscher Lyrics auf die Reise geht.

Und nun folgt schon (wobei was heißt hier schon?), ähm LEIDER der letzte Song. Und welchen besseren Titel als „Alles was bleibt“ könnte man an dieser Stelle schon wählen? Wahrscheinlich keinen. Dennoch klingt dass alles schon sehr nach einem Ende. Kein Wunder also, dass der Song auffallend melancholisch startet. Keyboards gepaart mit Chören erzeugt direkt diese „traurige“ Atmosphäre, bevor es zum ersten Mal in der Form, in „cleanen“ Gesang übergeht, der im Echo aushallt. Und so schleppend geht es auch durch das gesamte Lied und steigert sich nur durch das weitere hinzukommen von Instrumenten oder Gesangsstimmen. Und so beleibt der Abschied und Ausklang aus „Vegvisir“ so bedrückend wie ein „Lebe Wohl“ voller Emotionen nun einmal ist, zeigt jedoch „Thrudvangar“ auch einmal von einer ganz anderen Seite und unterstreicht den Facettenreichtum dieser Band.

Zusammenfassend kann man das Album in meinen Augen nur loben. Nach 7 Jahren Abwesenheit stellt „Vegvisir“ für mich ein ganz starkes Comeback der Band dar, das zurück zu den Wurzeln der deutschen Pagan und Viking Metal Szene geht. Vorantreibend, melodisch, voller Atmosphäre und knallharten Riffs, die gnadenlos auf den Zuhörer einhämmern. Bis oben hin voller Energie und Spielfreude, einer drucklastigen Produktion, die genau das zum Ausdruck bringt, was auf den Konsumenten übergehen soll, lehne ich mich aus dem Fenster und sage, das beste Album Thrudvangar’s, das je veröffentlicht wurde. Perfekt ausgereizt und genau auf den Punkt, bietet dieses Album alles, was das Herz eines Pagan/Viking Metalers begehrt und ist sicherlich auch rein aus Nostalgie allen Paganfans der „alten Tage“ einmal wieder mit Nachdruck zu empfehlen. Ich hatte dieses Jahr sogar die außergewöhnliche Chance, die Jungs live zu erleben und freue mich schon auf bessere Zeiten, da die Band auch hier kein Stück abgebaut hat und immer noch eine extrem mitreisende Liveshow zu Bühne trägt. Und bei dem Album, kann man sich dann auch nur wünschen, dass sich einige Songs davon in die Setlist schleichen werden, da sie für diese Form der Darbietung bestens geeignet sind. Raise your Horns or better drink them up! Thrudvangar is back… aber sowas von!!!

 

 

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*