Review: Way2Far – Red Horizon

Release: 02.12.2023

Genre: Heavy Metal, Melodic Metal

Spieldauer: 41:29

Label: /

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Tracklist:

1. Mirage – Lost in the Desert
2. Red Star
3. Devil’s Flame
4. You Can’t Hurt Me
5. Flashback
6. Answer from Above
7. Still Alive
8. Straight On
9. Rising

Seit 2013 sind Way2Far bereits in der deutschen Metal-Szene unterwegs, waren mir dabei jedoch bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Drei Alben hat die Band bereits unter der Haube, auch wenn sich in den vergangenen zehn Jahren das Besetzungskarussell mehrfach ordentlich gedreht hat. Zwei Gründungsmitglieder sind mit Drummer Ralle Wrembel und Gitarrist Joachim Kosan noch an Bord, begleitet von Sängerin Heike Kwasniowski und Keyboarder Martin Rünger. Seit letztem Jahr komplettiert Viktor Kosan am Bass das neue Line-Up, das nun drei Jahre nach dem Vorgänger Shadows of the Past eine vierte Platte folgen lässt.

Das Cover von Red Horizon, das ich übrigens sehr gelungen finde, ließ mich zunächst ein weiteres Melodic-Rock/AOR-Projekt aus dem Hause Frontiers Records vermuten. Die Staccato-Riffs der eröffnenden Lost in the Desert und Red Star erinnerten mich jedoch sofort an schnellere Dio-Songs der Magica/Killing the Dragon-Ära und so ganz kann ich diesen Eindruck auch nach mehrmaligem Hören nicht abschütteln. Das Berliner Quintett liefert hier jedenfalls mystisch-melancholischen Melodic Metal ab, der auch härtere Riffs nicht scheut.

Während die ersten drei Songs noch grob in eine ähnliche Kerbe schlagen, öffnet sich das Album danach in vielfältigere Richtungen. Besonders die Halb-Ballade Flashback, die auflockernd in der Mitte der neun Songs platziert ist, sticht hervor und weckt im Aufbau Erinnerungen an Beyond the Realms of Death einer kleinen Band aus Birmingham. Die Refrains der meisten Songs bleiben schon nach kurzer Zeit im Kopf (raus, You Can’t Hurt Me, raus!) und dürften live für rege Beteiligung sorgen, könnten aber vielleicht manchmal ein, zwei Zeilen mehr vertragen. Das funktioniert dann auch hervorragend auf dem fantastischen Straight On, das gegen Ende nochmal die melodische Seite der Band betont, in dem aber auch mal die Double Bass ausgepackt wird. Übrigens eine alte Nummer, die sich schon auf dem Debüt 2Gether von 2014 als Opener fand und der man anmerkt, dass sie lange zur Formvollendung reifen durfte. Zusammen mit dem abschließenden Rising schleicht sich auch noch ein Hauch von Progressive Metal in den Gesamteindruck, da die beiden Songs trotz klarer Trennung atmosphärisch wie ein abschließender Longtrack wirken.

Sängerin Heike Kwasniowski bewegt sich zumeist eher in tieferen Stimmlagen, was einerseits ein bisschen schade ist, denn dass sie auch anders kann, beweist sie eindrucksvoll am Ende des sinistren Devil’s Flame. Andererseits sind die Momente, in denen sie sich in höhere Sphären vorwagt, durch diese Zurückhaltung natürlich um so wirkungsvoller und der Gesang ist durchweg angenehm unprätentiös. Schöne Grüße an die Three Tremors.

Die Keyboards halten sich insgesamt vornehm im Hintergrund und steuern eher Akzente und Klangfarben bei. Lediglich auf Answer from Above darf sich Keyboarder Martin Rünger ein bisschen austoben. Hier hätte er im Mix für meinen Geschmack auch gerne präsenter sein dürfen, was zu der ohnehin starken 70er-Psychedelic-Schlagseite des Songs bestimmt gut gepasst hätte. Apropos 70er-Schlagseite: der Gitarrensound von Joachim Kosan erinnert mich bisweilen derartig an Judas Priest’s 1978er Juwel Stained Class, dass es eine helle Freude ist. Überhaupt versprüht Red Horizon ein wunderbares Gefühl von Aufbruchstimmung und Do-It-Yourself, das mich an Metal-Alben der späten 70er und frühen 80er denken lässt, was aber nicht heißen soll, dass die Band hier krampfhaft versucht eine Retrowelle zu reiten. Für eine Indie-Produktion ist der Sound klar und druckvoll, dabei aber nicht zu glatt poliert. Bis auf die Keyboards teilen sich die Instrumente den Mix ausgewogen. So wie auf Red Star gehört ein Bass in diesem Genre gemischt.

Red Horizon ist ein spätes Kleinod in diesem Jahr, das eure Aufmerksamkeit verdient hat. Erscheinen wird es am 02.12.2023, digital und als auf 200 Exemplare limitierte CD, erhältlich über die Bandcamp-Seite der Band. Wer sich von Way2Far‘s Live-Qualitäten überzeugen will, kann dies am 02.12.2023 auf der X-Mas Metal Gods Show im ORWO-Haus in Berlin tun, wo die Lokalmatadore auch ihre Releaseshow zum neuen Album spielen werden.

Highlights: Lost in the Desert, Devil’s Flame, Flashback, Straight On

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