Es wart ein sonniger Montag im Herbst, als wir dem Ruf von Sear Bliss nach München gefolgt sind. In gewohnter Umgebung im Backstage, fand hier die aktuelle Tour mit Sear Bliss und Bohemyst, welche anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Debut-Albums „Phantoms“ von Sear Bliss, gespielt wurde, ihren Auftakt. Unterstützt wurden die beiden Bands im Vorprogramm noch von Lighthouse und Ad Nemori.
Den Anfang des Abends bestritten Lighthouse aus München. Die relativ junge Band, welche sich 2018 aus bereits erfahrenen und motivierten Musikern gebildet hat, zelebrierte an diesem Abend ihren ersten Live Auftritt ever. Und ich wurde überrascht und überrannt. Die Band hat bisher erst ein Demo auf Bandcamp veröffentlicht und ich bin auch erst im Zuge dieser Tour auf sie aufmerksam geworden, aber meine Erwartungen wurde noch einmal übertroffen. Die Band spielte sich direkt in mein Herz. Moderner Black Metal, der in die Post Richtung geht: Dauerhaft darübergerotze Voclas verstärken direkt die brachialen musikalischen Parts und die Härte, für die die Band steht. Dazu kam noch eine enorm gut auf die Band abgestimmte Lichtshow, die „Lighthouse“ im richtigen Glanz erstrahlen lies und mich leicht an Bands wie Thormesis oder Hypocirsy erinnern. Auf jeden Fall kann man diese Band nur jedem, der dem Genre entspricht ans Herz legen und falls sie irgendwo live spielen, sollte man das auf jeden Fall mitnehmen.
Lighthouse Setliste:
As The Trees
Temple of Nothingness (auf der Demo)
Religion of the Void (auf der Demo)
Cursing the Sky (auf der Demo)
Lighthouse Pt 1
Als zweites kamen für München ein paar altbekannte Gesichter auf die Bühne. Ad Nemori war an der Reihe und jeder der sie kennt, weiß, dass hier eine große Magie im Konzertsaal entsteht. Die atmosphärische Mischung aus Death Metal, Melodien, Keyboard, doomigen Passagen und den großartig tiefen Vocals von Frontmann Raphael, kreieren den ganz eigenen Stil der Band. Spätestens nachdem das Intro verschallt war und „Tellurian Doom“ aus den Boxen dröhnte, war man hier in der bandeigenen Sphäre angekommen und konnte seinen Kopf nicht mehr stillhalten. Kraftvoll, mit viel Druck und voller Emotionen hagelt die wilde Mischung an Stilrichtungen, die jedoch in perfekter Harmonie lebt, von der Bühne. „Obey thy Sovereign“ (auch vom aktuellen Album „Akrateia“) folgte und dann kam schon die erste Überraschung (nach Lighthouse) für den Abend. Das Münchner Sextett präsentierte an diesem Abend nämlich das erste Mal einen neuen Song. „Carrion“ heist das gute Stück und fängt genau da an, wo „Akrateia“ aufgehört hat. Viel versprechend und somit warte ich seit diesem Tag, nur noch sehnsüchtiger auf ein neues Album. Mit diesen Impressionen ging es dann direkt über zu „Kenosis“ und dem von der „Pyre“ EP stammenden „Stone’s Creek“. Und wie könnte es schöner oder besser sein und enden, als wenn nicht zum Abschluss noch einmal die legendäre Hymne und für mich der Überfliegersong schlecht hin, „The Stars… My Destination“ einen in den weiteren Abend entlassen würde? Garnicht möglich, wenn ihr mich fragt. Und mit diesem epischen Meisterwerk endete dann auch die Ad Nemori Show, bei der man wieder einmal nicht bemerkte, wie die Zeit dahingeflogen ist.
Ad Nemori Setlist:
Intro
Tellurian Doom
Obey thy Sovereign
Carrion (neuer Song, erstes Mal live)
Kenosis
Stone’s Creek
The Stars my Destination
Outro
Als dritte Band des Abends, waren die Dauerbegleiter der Tour, Bohemyst am Start. Die Band, welche von 1993 – 2017 noch unter dem Namen „Avenger“ agierte, brachte unter ihrem neuen Namen, erst im August 2021, ihr erstes Album heraus, von dem Sie auch ihre Setliste präsentierten. Die gelungene Mischung aus Black und Death Metal, mit orchestraler Untermalung, erweiterte den musikalischen Horizont des Abends noch zusätzlich. Dennoch knüpfte das Konzept, trotz anderen Grundgedankens, sehr gut an das an, mit dem sich „Ad Nemori“ verabschiedet hatten. Brachial, atmosphärisch und brutal gingen die Tschechen ans Werk. Melodielines, die einen einfach mit in ihren Bann ziehen, ohne dabei die Härte, die die Musik ausdrücken soll, zu verlieren. Ich kannte den Namen „Bohemyst“ bis dahin noch nicht, habe aber sofort gemerkt, dass ich diesen in Erinnerung behalten werde und sollte. Und so walzte das Todesorchester einfach gnadenlos durch die Halle im Backstage und dabei wurden keine Gefangenen gemacht. Und all dies speigelten auch die Reaktionen im Publikum wieder, welches inzwischen schon ordentlich angeheizt und am Feiern war.
Bohemyst Setliste:
Pani lesa
Krvehlas
Nekromantika
Do chrtanu Smrti
Zvracenosti zvedavosti
Cern a Smrt
Na umrlcich prknech
Co nelze zapomenout
Kosti
Und nachdem die Zeit eh nur an einem vorbeirannte, neigte sich der Abend dem Höhepunkt entgegen, und es wart an der Zeit mit Sear Bliss ihr 1996 erschienenes Debutalbum „Phantoms“ zu ehren. Dies war jedoch dann leider auch nicht ganz so in dem Ausmaß, wie ich es mir gewünscht hätte. Denn entgegen der Promotion wurde nicht das gesamte „Phatoms“ Album gespielt, wie ich es erwartet hätte. Dennoch kein Grund zur Sorge und so begann die Show wortwörtlich mit Pauken und Trompeten, was „Sear Bliss“ dann am Ende auch so einzigartig macht und direkt ein Statement setzt. Der 2004 veröffentliche Hit „Two Worlds Collide“ vom Album „Glory and Predeition“ erschallte und groovte das Finale des Abends perfekt ein. Und es blieb auch erst einmal in der neueren Ära der Band. Und so folgte „Seven Springs“ vom aktuellen Album aus dem Jahre 2018, welches direkt wieder erst einmal die melodische Seite „Sear Blisses“ in den Vordergrund stellte und dem Publikum klarmachte, welche wilde Mischung den Abend dominieren wird. Doch, bevor man wild das Spekulieren anfangen konnte, wurde einem die „Deathly Illussion“ genommen und man konnte sich einfach in der Musik aufgehen lassen, während die teils geflüsterten Vocals einem die Gänsehaut aufstehen lassen. Und dann wurde man noch einmal zwischen vorantreibend und sphärisch im Spiegel des Waldes gefangen, bevor sich auf die Anfangsjahre besinnt wurde. Denn jetzt kam endlich die zum Jubiläum versprochene Phantomära an die Reihe. Klassiker wie „Beyond the Darkness“, „Far Aboce The Trees“ und „As the Bliss is Burning“ führten einen zurück zum Ursprung und der tief in der Natur verankernden Verbundenheit der Band. Leider war es das dann auch schon wieder für die Jubiläumsshow im Bezug zum ersten Album. Und so läutete „Soulless“ aus dem Jahre 1998 den Übergang und das Ende der „alten Zeiten“ ein. Und um hier einen Kontrast zu setzten, gabs nun wieder etwas Fetziges auf die Ohren. „Birth of Eternity“ knallte gnadenlos und mit Eiseskälte aus der PA und versprühte Black Metal Atmosphäre zwischen „Shining“ und „Immortal“. Und auf diesem musikalischen Höhepunkt angekommen, kamen dann noch „Shroud“ und „On my Lord“ um dieses Gefühl aufrecht zu erhalten, bevor die Band zum Ende ihrer Show kam.
Sear Bliss Setlist:
Two Worlds Collide
Seven Springs
A Deatlhy Illusion
A Mirror in the Forest
Beyond the Darkness
Far Above the Trees
As the Bliss is Burning
Soulless
Birth of Eternity
Shroud
On my Lord
Alles in allem, ein sehr gelungener Abend, bei dem auch das Publikum sich anmerken ließ, dass es viel Spaß hatte. Mit wirklich sehr guten Vorbands, die mich teils sehr positiv überraschten und den Abend zu einen wunderschönen Gesamterlebnis machten. Daumen hoch für „Lighthouse“ (Überraschung des Abends), „Ad Nemori“ und „Bohemyst“. Durch deren Mitgestaltung, der Abend zu dem Fest wurde, der er war. Aber natürlich auch für Sear Bliss, welche ich schon länger nicht mehr gesehen hatte, mich jedoch wie immer auch überzeugt haben. Ich hätte mir anlässlich des Jubiläums eigentlich erhofft, dass das gesamte „Phantoms“ Album wieder auf die Bühne kehrt, aber man kann ja nicht alles haben. Es gibt jedoch nichts zu kritisieren und das Konzert war der Hammer, an dem ich auch einige altbekannte Gesichter mal wieder getroffen und neue kennen gelernt habe. Und ist es nicht auch das, worum es neben der Musik noch geht? Sicher steht die Musik im Zentrum, aber bei einem Konzert geht es ja um das gesamte Erlebnis des Abends und dieser war wieder einmal gelungen, spaßig und mit großartiger Musik zelebriert.
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