Nothing you say today is gonna bring me down.
Treffender als mit dieser Textzeile könnte man die positive Stimmung, welche am Donnerstag, dem 01. Februar 2024 in der Columbiahalle herrschte, nicht beschreiben. Hierzu trugen die vier Kanadier der Rockband Simple Plan bei. Anlässlich ihrer Hard As Rock Europe -UK-Tour stattete die Band der beliebten Konzertlocation in Berlin-Tempelhof einen Besuch ab und versetzte damit so manch eine zuschauende Person zurück in ihre Jugendzeit. Außerdem stimmten direkt drei Support-Acts das Publikum so richtig auf den Abend ein. Hierfür waren die kanadische Singer-Songwriterin Air Yel, die Pop-Punk-Band State Champs aus New York und Mayday Parade aus Florida mit am Start.
Egal, wie aufregend ein Konzertabend auch sein mag, beginnen tut jedes Konzert auf die gleiche Weise, und zwar mit der Warteschlange vor der Location. Der Einlass war für diesen Donnerstag auf 18:00 Uhr angesetzt, doch wer vorab etwas mehr Geld in die Hand genommen hatte, um sich ein VIP-Ticket zu gönnen, hatte hier durchaus Grund zur Freude, denn bereits ab 17:50 gab es einen früheren Einlass für alle VIPs. Für die richtig ekstatischen Fans gab es sogar noch die Möglichkeit sich die Option des VIP-Soundchecks inklusive Meet and Greet oder der Aftershowparty mitzubuchen. Somit befanden sich bereits vor dem eigentlichen Einlass so einige Fans in der Halle. Nachdem sich dann aber, mit 8-minütiger Verzögerung, endlich auch die Pforten für alle anderen vorfreudigen Fans geöffneten hatten, blieb gar nicht mehr allzu viel Zeit, um sich in Ruhe am Merchandise-Stand umzusehen oder ein Getränk zu genehmigen, denn ungefähr 20 Minuten nach Einlass verdunkelten sich die Lichter das erste Mal für diesen Abend. Dies sorgte für allgemeine Verwunderung, war doch der Beginn der Show eigentlich erst für 19:30 angesetzt.
Leider sorgte dieser verfrühte Beginn auch dafür, dass wir euch nicht für alle Support-Acts entsprechendes Bildmaterial anbieten können. Damit ihr aber trotzdem einen Eindruck des kompletten Abends erhaltet, wird dieser Konzertbericht euch dennoch sämtliche Auftritte schildern.
Air Yel
Begleitet von den verwunderten Blicken des, noch etwas lichten, Publikums betrat die Singer-Songwriterin Air Yel aus Kanada die Bühne, welche in bläulich-weißem, kühlem Licht erstrahlte. Passend zu ihrem Yin und Yang-ähnlichen Künstlerlogo, trug die Sängerin ihr Haar ebenfalls zweigeteilt in schwarz und hellblond. Der erste Teil ihres Sets bestand ausschließlich aus Akustik-Stücken, zu welchen sie sich selbst auf der Gitarre begleitete. Hier spielte die Künstlerin zunächst ihren eigenen Song Drive Me Home, welcher auch in Kürze released wird und anschließend einige ruhigere Cover-Nummern, wie z.B. Yellow von Coldplay. Schwarz gekleidet, mit ausgefallener Schlaghose an welcher überdimensionale Deko-Ketten befestigt waren, stellte Air Yel ihr ausgeprägtes stimmliches Talent unter Beweis und zog das Publikum in ihren Bann. Aufgrund einer Knöchelverletzung trug die Künstlerin den ganzen Auftritt lang eine Fußschiene am rechten Bein. Diese fiel aber nur bei genauerem Hinsehen auf, war sie durch ihre schwarze Farbe doch sehr gut im restlichen Outfit getarnt. Für den zweiten Teil des Sets legte die Sängerin ihre Akustikgitarre zur Seite und konzentrierte sich nur noch auf ihren Gesang, begleitet durch basslastige Beats aus den Boxen der Bühne. Während sie nun die ganze Bühne für ihre Performance einnahm, ab und zu sogar auf ihrem gesunden Bein sprang und den Kontakt zum Publikum suchte, spielte Air Yel ihre vier bereits veröffentlichten Tracks Please, Hellgirl, Wondering und All Talk. Insgesamt schaffte es die Sängerin durch ihre vielfältige Stimme die Herzen des Publikums für sich zu gewinnen. Der Auftritt war eine Bereicherung für all jene Fans, welche schon früh genug in der Halle eingetroffen waren. Ich selbst erwarte das Release des Songs Drive Me Home nun sehnsüchtig, in der Hoffnung, die eingehende Melodie des Refrains bald wieder anhören zu können.
Keine 10 Minuten nachdem die Singer-Songwriterin die Bühne verlassen hatte, verdunkelte sich die Columbiahalle erneut für den 2. Support des Abends.
State Champs
Mit dem Intro We are the Champions stellten die New Yorker direkt klar, wer hier jetzt auftreten würde. Gute Laune und positive Energie ohne Ende standen auf dem Plan. Just Sound bildete dafür auch den perfekten Einstieg in das Set. Mit 10 absolut mitreißenden Pop-Punk-Songs wurde das Publikum perfekt auf den Headliner des Abends eingestimmt. Es wurde sich warm gesungen, gesprungen und getanzt. Und die geballte Energie war auch auf der Bühne zu erkennen, denn Sänger Derek DiScanio gönnte sich keine einzige Minute Ruhe und war ständig in Bewegung. Kein Wunder, dass er sich mitten im Set von seinem karierten Flanell-Hemd verabschiedete und sich ein weißes Handtuch, zum Abtupfen der Stirn, bereitlegte. Der zu frühe Start der Supports blieb tatsächlich nicht komplett unkommentiert, denn DiScanio bedankte sich bei allen, die früh genug in der Halle erschienen waren, um mit State Champs eine Party zu feiern. Partystimmung kam während dieses Auftritts, dank Songs wie Fake It, Secrets und Outta My Head, definitiv auch auf. Der Aufforderung „Start acting like this is a rock show“, zum Circle Pit, kam die Menge dann allerdings nicht wirklich nach. Lediglich vereinzelt fingen Fans zu Elevated an zu pogen. Dafür drehten Gitarrist und Bassist auf der Bühne ab und zu ihre Pirouetten. Dennoch bildete die Pop-Punk-Band für mich die perfekte Einstimmung in den Abend, da ihr Sound einfach wunderbar mit der Musik von Simple Plan matcht und deshalb schon einmal der perfekte Vibe versprüht worden ist. Als die Uhr dann 19:30 anzeigte, war der zweite Support des Abends bereits fast am Ende seines Sets angekommen. Wirklich schade, dass Personen, die jetzt erst an der Columbiahalle eintrafen, bereits so viel verpasst hatten.
Aber ein Support blieb zum Glück noch übrig, um sich wenigstens noch ein wenig in den Abend einzustimmen.
Mayday Parade
Als die Lichter zum dritten Mal ausgingen, dröhnten dem Publikum sehr laute basslästige Töne von der Bühne entgegen und das Logo von Mayday Parade erschien auf den Monitoren an der Rückwand. Jubelschreie erklangen, als Sänger Derek Sanders zunächst allein auftauchte, aber keineswegs allein in den Auftritt startete, denn der Großteil des Publikums war textsicher und unterstützte ihn direkt. So tönten die ersten Zeilen von Oh Well, Oh Well durch die Columbiahalle. Pünktlich zur zweiten Strophe setzte dann auch der Rest der Band zum Spiel an und das Bühnengeschehen erwachte zum Leben. Wirkten sie vom Sound her vielleicht etwas ruhiger, als State Champs zuvor, verstanden es die Rocker aus Florida aber absolut das Publikum anzuheizen. Gitarrist Brooks Betts schenkte, während er immer wieder die Seite der Bühne wechselte, jeder textsicheren Person ein extrabreites Lächeln, während Derek Sanders immer fleißig umhersprang und dabei seine lange Haarpracht schüttelte. Man konnte mit jedem Takt spüren, wieviel Bock die gesamte Band auf diesen Auftritt hatte und dies wurde durch ein begeistertes Publikum belohnt. Die positive Stimmung des Abends lud sich immer weiter auf. Während des Songs I’d Hate To Be You warfen einige begeisterte Fans der vorderen Reihen bunte Luftballons in die Menge, welche im Rhythmus der Musik durch die Halle getragen wurden. Die ruhige „Whooo“-Passage des Refrains von Piece Of Your Heart sang das komplette Publikum mit, während sich die Stimmung direkt etwas schmusiger anfühlte. Untermalt wurde diese Atmosphäre von Sanders Gesang und seiner Akustikgitarre. Mit Black Cat zeigte die Band allerdings direkt wieder, dass wir uns auf einem Rockkonzert befanden. Harte Drumbeats, und wildes Gespringe sowohl auf der Bühne als auch im Publikum standen wieder auf dem Plan. Mayday Parade schafften es die Menge noch einmal so richtig vorfreudig aufzuladen und bedankten sich am Ende ihres Sets auch ganz herzlich für die Energie, welche die Fans ihnen schenkten. So hinterließen sie nach diesem abwechslungsreichen und gelungen Auftritt absolut positive Stimmung und gute Laune in der Menge. Beste Voraussetzungen, um sich während des letzten Bühnenumbaus so richtig auf den Headliner des Abends zu freuen.
Setlist
- Oh Well, Oh Well
- More Like A Crash
- Anywhere But Here
- I’d Hate To Be You
- Piece Of Your Heart
- Black Cat
- Kids In Love
- Jersey
- Jamie All Over
Mit jeder Minute rückte das große Highlight dieses Abends immer näher und das war auch deutlich spürbar, denn es wurde zunehmend enger in der Columbiahalle. Während die vorfreudige Menge sich zu Songs, wie Rollin von Limp Bizkit, All The Small Things von Blink 182 oder Fat Lip von Sum 41 warm sang, waren auch die ersten aufgeregt zuschauenden Personen auf der rechten Bühnenseite zu erkennen. Diese hatten sich die ultimative VIP-Option zu ihrem Ticket dazu gebucht und somit die Möglichkeit erhalten, das Konzert direkt neben der Bühne mitzuerleben. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so eine tolle Option ist, viel Geld dafür zu bezahlen, die Band beim Konzert fast ausschließlich von hinten oder von der Seite zu sehen, aber das muss ja jeder für sich selbst entscheiden.
Simple Plan
Dann war es endlich soweit und für viele Personen im Publikum begann eine Zeitreise zurück in die Jugend. Zum bekannten Intro von Star Wars, untermalt mit rotem und blauem Licht, betraten Pierre Bouvier, Jeff Stinco, Chuck Comeau und Sébastien Lefebvre alias Simple Plan die Bühne. Mit einem nahezu perfekt ausgesprochenen „Guten Abend Berlin“, begrüßte Sänger Pierre das jubelnde Publikum und unmittelbar darauf startete die Band mit I’d Do Anything in ihren Auftritt. Passend zur völlig ausrastenden Menge, den freudigen Schreien und der absoluten Textsicherheit jeder Person in der Halle, endete dieser erste Song mit einer fetten Ladung Konfetti. Es ging direkt oldschool weiter mit den Krachern Shut Up und Jump, dass bei letzterem natürlich die komplette Menge auf und ab sprang, verstand sich von selbst. Damit er im letzten Refrain des Songs noch einmal alles an Sprungkraft geben konnte, legte Pierre sogar eine kurze Aufwärm- und Dehnpause ein.
In Form eines sehr anspruchsvollen Gitarrensolos als Einleitung in den Klassiker Addicted, bekam Gitarrist Jeff Stinco die Gelegenheit sein Können abseits der typischen Simple Plan-Akkorde zu zeigen und diese Chance nutzte er auch mit absoluter Bravour. Während des Songs wurde dann auch noch einmal die Textsicherheit des Publikums auf die Probe gestellt, Sänger Pierre war sich nämlich nicht sicher, ob die Antwort auf „How long will I be waiting?“, durch das Alter des Tracks überhaupt noch bekannt war. Da sorgte er sich jedoch völlig umsonst, denn die ganze Halle grölte:“ UNTIL THE END OF TIME!“ und stellte damit klar, dass natürlich kein einziger Song zu alt war. Die Menge erhielt hierfür als Belohnung, zu Beginn von Welcome To My Life ein dankbares: „Ich liebe euch!“. Natürlich spielten die vier Kanadier zwischendurch auch den ein oder anderen Track ihres neuesten Albums Harder Than It Looks. Mit Iconic zeigten die Rockstars beispielsweise einen fetten Mittelfinger an all jene, die früher nicht daran geglaubt hatten, dass das Bandkonzept Erfolg haben würde. Passend zu Summer Paradise gab es dann eine kleine Beachparty mit überdimensional großen Strandbällen, welche durch die Menge geworfen wurden. Insgesamt wurde das Publikum immer wieder aktiv mit in die Show integriert. Sei es als interaktiver Sternenhimmel bei Astronaut, durch Handytaschenlampen oder immer wieder als Gesangsverstärkung. Dem Geburtstagskind des Abends wurde sogar persönlich gratuliert und bei What’s New Scooby Doo? schmissen drei Personen im Hundekostüm ein paar Merchandiseartikel in die Crowd. Leider scheint man für sowas fast immer auf der falschen Position zu stehen. Million Pictures Of You war eine besondere Liebeserklärung an uns Fans, denn immer im Refrain wurden diverse Fotos von Simple Plan zusammen mit ihren Fans, auf dem Monitor an der Bühnenrückseite gezeigt, eine wirklich sehr schöne Idee. Ein krönendes Finale des Hauptsets bildete der Song Where I Belong. Hierfür kamen auch die beiden Sänger von State Champs und Mayday Parade noch einmal mit auf die Bühne, um den Track mitzuperformen. Das Publikum rastete komplett aus und die Freude aller war unfassbar groß.
Natürlich sollte dies aber noch lange nicht das Ende des Konzerts sein, denn Simple Plan hatten noch eine saftige Zugabe mit im Gepäck. Los ging es mit Jet Lag. Hier beehrte uns auch Air Yel noch einmal mit ihrer bezaubernden Stimme. Anschließend wurde es besonders nostalgisch, denn die Band hatte ein Mash Up aus beliebten älteren Songs zusammengestellt. Crazy, Perfect World und Save You versetzten mich persönlich so in Euphorie, dass ich mir bei This Song Saved My Life auch ein kleines Tränchen verkneifen musste. Bei I’m Just A Kid war dann eine Fotosession angesagt, allerdings nicht nur für die Band selbst, sondern auch für einige glückliche Fans, welche mit auf die Bühne gebeten wurden. Anschließend beschlossen Sänger Pierre und Schlagzeuger Chuck Comeau einmal die Rollen zu tauschen. Wer Chuck jedoch singen hören wollte, der wurde enttäuscht, denn der Schlagzeuger wollte lieber zum Teil der Crowd werden und teilhaben am Moshpit. Den Gesang übernahm dann tatsächlich Bassist Ryan von State Champs. Das war definitiv sehr wild für einen einzigen Song. Nachdem durch Untitled wieder deutlich mehr Ruhe eingekehrt war, bildete dann Perfect den krönenden Abschluss des Abends. Pierre startete den Song zunächst allein, als Akustikversion, ab der zweiten Strophe erblühte der Track dann allerdings doch noch in seiner vollen Pracht und lud das Publikum ein letztes Mal zum Mitsingen, Tanzen und Ausrasten ein. Natürlich durfte auch am Ende der Zugabe eine geballte Ladung Konfetti nicht fehlen.
Setlist
- I’d Do Anything
- Shut Up
- Jump
- Boom
- Your Love Is A Lie
- Addicted
- Welcome To My Life
- Iconic
- Summer Paradise
- Take My Hand
- Astronaut
- Party-Medley: All Star/ Sk8ter Boi/ Mr. Brightside
- What’s New Scooby Doo?
- Million Pictures Of You
- Wake Me Up (When This Nightmare’s Over)
- Can’t Keep My Hands Of You
- Where I Belong
Zugabe:
- Jet Lag
- Crazy / Perfect World/ Save You/ This Song Saved My Life
- I’m Just A Kid
- Untitled
- Perfect
Auch das schönste Konzert findet leider irgendwann sein Ende, was bleibt sind wunderbare Erinnerungen und diese trugen die konfettigetauften Fans nun hinaus in die Berliner Nacht. Für mich war dieses Konzert vor allem eines, pure Nostalgie, denn Simple Plan lieferten mir einfach den Soundtrack meiner Pubertät und dafür werde ich für immer dankbar sein.
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