Konzertbericht: Stahlzeit – 20 Jahre Jubiläumstour – Berlin Tempodrom

Es ist ein kalter feuchter Winterabend im Advent, an dem es uns zu Stahlzeit ins Berliner Tempodrom zieht. Die von den vorhergehenden Regenschauern nassen und durchgefrorenen Berliner Fans können es sicher kaum erwarten, sich an den mitgebrachten Flammenwänden aufzuwärmen.

Und davon soll es heute reichlich geben, denn zur 20 Jahre Stahlzeit Jubiläumsshow hat sich die Rammstein Tribute Band nicht lumpen lassen und ist von ihrer gewohnten Bühne in der Columbiahalle ins deutlich imposantere Tempodrom gewechselt, was sich auch positiv auf die Sichtbarkeit des Bühnenaufbaus und der Bühnenshow auswirkt.
Um 19:26 Uhr sind Fotograf Andreas und ich bis in die erste und zweite Reihe der Manege vorgerückt und können Sänger Heli bereits im Bühnengraben sehen, der vor dem Konzert noch seine Liebsten knapp neben unserem Stehplatz zum Konzert begrüßt.
Die Fotografen dürfen auf Anweisung der Security hier nicht im Graben agieren; aus Sicherheitsgründen wegen der Feuershow. Das bietet aber auch den Vorteil, dass Andreas mehr als die üblichen drei Songs Zeit hat, das Spektakel zu fotografieren.

Stahlzeit 

Um 20:10 Uhr sind sowohl der Innenraum, als auch die ihn umgebenden Ränge gut gefüllt und das Intro erklingt. Dazu werden gigantische kreisrunde Leuchten am Rand der Bühne hochgefahren, die die Halle und die Bühne in orangefarbenes Licht tauchen. Der Konzertabend beginnt mit Reise, Reise. Genau mit diesem Song hat mein erstes Rammstein-Konzert Dezember 2004 im Berliner Velodrom begonnen. Es ist somit auch für mich ein ganz persönliches Jubiläum. Berlin jubelt bereits, ohne dass man dazu hat auffordern müssen, zum Ziehharmonika-Outro des Songs.

In der kurzen Pause zu Links 234 wird schnell der Mantel abgeworfen, bevor zum Ende des Tracks wortwörtlich die Gitarren befeuert werden, die so mit Flammenstößen den Song abschließen.
Es folgt Sehnsucht, der Nackenbrecher vom gleichnamigen zweiten Album, garniert mit Publikumsanimation seitens Helis,grünen Flammen am vorderen Bühnenrand und Feuerwerk mittig in der Halle.
Danach gibt’s für mich persönlich mit Rein Raus eine Live-Premiere, erneut mit Animation und Pyros. Danach eine Hammer Inszenierung von Du riechst so gut, einem der vielen Klassiker, die wir heute um die Ohren gehauen bekommen. Alle singen mit, vom Mitte 20-Jährigen, der Songs singt, die älter sind als er, bis hin zum Ü-60er Fan der ersten Stunde. Begleitet wird diese fulminante Aufführung von Funkensprühregen und Armpyrotechnik.

Nun wird erst die Bühne dunkel und die Stimmung düster, denn aus den Boxen erklingt die verzerrte Ansage „Suche 18-35-jährigen zum Schlachten – Der Metzgermeister…“ und Mein Teil bricht aus den Musikern hervor. Es wird ein Kochtopf auf die Bühne geschoben, in den der Keyboarder von Heli,in Koch- und Metzger Monturm blutverschmiert hineingejagt wird. Zum Mittelteil wird der Kochtopf mit einem Flammenwerfer befeuert, das Opfer steht aber zunächst unbeeindruckt im Topf, bis Heli einen XXL-Flammenwerfer gereicht bekommt, dessen Flammen hoch über den Rand hinausschießen und den Keyboarder abtauchen lassen. Mit inszenatorischer Finesse wird hier das Publikum auch weiterhin unterhalten. Es folgen mit einem großartig vorgetragenen Mutter sowie Spieluhr kleine Verschnaufpausen für Band und Publikum.

Heli bedankt sich beim Publikum und gesteht, dass die Band anfangs massive Angst vor Auftritten im Rammstein-Headquarter Berlin gehabt habe. Doch sie haben hier ein großartiges Publikum vorgefunden, das mit ihnen das Jubiläum feiert. Mit Ausländer folgt der Ansage ein schöner Party-Track, um die gute Stimmung, und mit Benzin auch die Pyro-Anlag,e neu anzuheizen und der ersten Reihe gefühlt die Augenbrauen mit Flammenwänden wegzubrutzeln. Einen schönen Kontrast zum orangeroten Bühnenlicht setzt dann das kalte Eisblau bei Keine Lust.
Zu Dicke Titten gibt’s offenbar ungeplante Publikumsaktionen, die die Aufmerksamkeit des Sängers häufig in die Mitte des Saals lenken. Was es da wohl zu sehen gibt, kann man sich denken, bleibt mir jedoch verborgen. Nun wird es textlich wie optisch wieder düster, denn es folgt Wiener Blut, mit Grammophon und allem, was diesem Songs seine Macht verleiht, mit Blitzlichtgewitter gegen drückende Dunkelheit und mit einer Lautstärke, die einem das Trommelfell nach innen hämmert.

Mehr oder weniger fröhlicher geht’s weiter mit Deutschland und Ohne dich, das für ein Lichtermeer aus Handylampen und bei mir für nostalgische Schauer sorgt. Nach einem Piano-Intermezzo legen sie mit Spring einen Track nach, den ich noch nicht live erleben durfte; dazu gönnt sich Sänger Heli gönnt eine Fahrt durchs Publikum. Bei Ich tu dir weh gibt es Funkenregen sowie Trockeneisdampf zu blauem Lichtschein und vorne Pyrofeuer.
Mein Herz brennt wird mit Piano-Intro und zwei „unplugged“ Strophen dargeboten. Dann wieder E-Gitarre, Flammenwand und zusätzlich ein Pyrostick auf Helis Herz. Sehr schön inszeniert, alles gegeben und alles rausgeholt aus dem Stück.

Bei Sonne wird nochmal alles an Feuer und Lichtshow aufgeboten und alle zählen und grölen den Refrain mit. Zu Du hast beschließe ich, den Kopfrotor anzuschmeißen und in den ersten Reihen so vielleicht für ein wenig Abkühlung zu sorgen. Dann werden zum Beginn von Pussy die Konfettikanonen außen an der Bühne aktiviert. Das sollte aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf das nun Kommende sein. Denn Heli setzt sich auf eine fahrbare Penis-Kanone,fährt vor der ersten Reihe auf und ab und lässt die Halle in weißes Papierkonfetti in Locherstanzengröße hüllen, von dem ich mir zwei Wochen später immer noch Teile aus Kleidung und Geldbörse klauben darf. Ein Riesenspaß für alle Beteiligten.

Zum Song Zeit wenden sich Stahlzeit sehr emotional ans sensationelle Berliner Publikum und bedanken sich für diesen PERFEKTEN MOMENT. Dieses Lob bekommen wir sehr selten, daher genießen wir die Zeit umso mehr. Zum Zugaben-Block werden nochmal alle Register gezündet mit Ich will, den Flammenwerfer-Gitarristen bei Feuer frei und mit Engel und Adieu als allerletzten Rausschmeißer und Abschluss des Sets.

Das war schön und wir sind bei der nächsten Tour sehr gerne wieder dabei! Für 2027 wurde sogar schon ein Berliner Zusatztermin verbucht.
Ich gehe mit einem Becher voll Konfetti und zwei neuen Shirts als Souvenir sehr beseelt nach Hause.

Danke Stahlzeit!

Setlist: Reise, Reise // Links 2 3 4 // Sehnsucht // Rein Raus // Du riechst so gut // Mein Teil // Mutter // Spieluhr // Ausländer // Benzin // Keine Lust // Dicke Titten // Wiener Blut // Deutschland // Ohne dich // Spring // Ich tu dir weh // Mein Herz brennt // Sonne // Du hast // Pussy // Zeit
Zugabe: Ich will // Feuer frei! // Engel // Adieu

Bericht: Tino
Bilder: Andreas Sperl

Mehr von Stahlzeit bei Dark-Art findet ihr hier:

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