Symphonic Night 3 mit molllust, Snow White Blood, Conspiria und Remember Twilight

molllust

Harte Zeiten liegen momentan auf der Konzertbranche und nach langer Vorbereitung mit einem vernünftigen Konzept, war es am 10.10.2020 dann doch noch so weit, dass in Würzburg endlich wieder einmal ein Metal Konzert stattfinden konnte. Und zwar die „Symphonic Night 3“. Wen dies verwirrt, aufgrund der Pandemie musste der 2te Teil dieser Veranstaltungsreihe bereits auf das nächste Jahr verschoben werden und so kam nun erst der 3te Teil der symphonischen Klänge, noch bevor der 2te zelebriert werden konnte. Doch haltet die Augen und Ohren offen, dieser wird noch nachgeholt! Aber kommen wir nun erst einmal zum bestrittenen Abend. Diesmal war ein besonderes Programm geboten, dass nicht nur symphonische Bands sondern auch Bands der Subsparte „Opera Metal“ auf die Bühne brachte.

Der Abend begann mit „Remember Twilight“ und wurde als einzige Band mit einem männlichen Sänger der erste Kontrast an diesem Abend. Dies tat jedoch keinen Abbruch, denn dieser Kontrast wurde sicherlich auch zur Stärke bei dem doch sehr kritischen Würzburger Publikum. Und wie könnte so ein Abend besser starten als mit einem Song, der „Willkommen“ heißt? Sicherlich gar nicht 😀 und so startete der Abend mit diesem auf der 2016 erschienenen „Fünf“ EP. Danach ging es noch eine Veröffentlichung weiter zurück und „Ich komme nicht mit“, dröhnte nach einer kurzen Begrüßung von Seiten der Band aus den Boxen. Es wurde ein bunter Strauß aus der gesamten Historie der Band geliefert und ging fröhlich weiter. Das Zusammenspiel von Metal, Hardcore und klassischen Instrumenten entfaltete seine gesamte Wirkung und gepaart mit den strengen Vocals von Sänger Timo erhielt das Ganze auf jeden Fall Ohrwurmcharakter. Und so bahnte sich das Oktett mit Songs wie „K.O., Todestheologie“ oder „Welten zu entdecken“ durchs Programm. Dabei steigerte sich die Band immer mehr nach oben und begeisterte die ca. 120 Zuschauer im Publikum. Schließlich standen hier auch keine Anfänger auf der Bühne, denn Remember Twilight zieht nun mehr schon seit über 20 Jahren durch die Lande und haben einiges an Live Erfahrung sammeln können. Mal brachial, mal nachdenklich oder manchmal auch spaßig, wie bei der Coverversion von Falcos „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“ welches in dieser Version den Titel „König Koks“ besitzt und besonders die Streicher hier einen eigenen Akzent setzten. Und schon war es fast schon wieder vorbei mit der ersten Band des Abends und es folgten noch die Gassenhauer „Antichrist“ und „Sabbat“, letzter ist bisher nicht veröffentlicht und bietete so einen Vorgeschmack auf das kommende. 

Und nun ging es noch einmal ein Stück weiter voran denn „Conspiria“ bereitete ihren Auftritt vor. Was soll ich zu dieser Band noch sagen? Hier vereinen sich einfach Musiker, die für Qualität und Entertainment stehen. Und nachdem die Babypause von Sängerin Nadine nun auch zu Ende ist, konnte man die Symphonic Metaler nun wieder in kompletter Besetzung genießen. In den 5 Jahren in denen die das hessische Quintett ihr Unwesen treibt, ist bisher leider nur eine EP erschienen, doch haben Conspiria noch weit mehr zu bieten. Als Intro kam klassisch wie auf genannter Scheibe, erst „The Awakening“ mit dem direkten Übergang zu „Prophecy of Doom“ und es wurden auch direkt keine Gefangenen gemacht. Musikalisch zwischen Nightwish und Epica mit großartigen Female Vocals an der Front, zeigten direkt alle Stärken dieses Genres und was die Fans daran lieben. „Volcanic Tremor“ wurde zwar bisher noch nicht veröffentlicht, dem wiederholten Konzertbesucher dürfte es jedoch keine Neuigkeit mehr gewesen sein, steigerte aber sicher den Wunsch nach einem neuen Silberling Friedberger. „Ophelia’s Song“ und „The Faintness“ hingegen erschienen auch der 2017er „Signs and Origins“ EP. Viel Bewegung und viel Tempo nach vorne hatten klar die Überhand und gaben dem Zuhörer keine große Pause zum Durchatmen und hielten ihn in seinem Bann. Auch der folgende Song „Ice King“ präsentierte noch einmal all diese Stärken in Perfektion. Doch nun gab es noch ein ganz besonderes Bonbon für die Gäste in Würzburg. Die Band präsentierte zum ersten Mal live, den neuen Song „Fall of Cassandra“, bei dem erstmals auch ein Livekeyboard zu Einsatz kam, und schürten auch damit wieder die Neugierde und Sehnsucht nach einem neuen Werk auf dem Markt. Als Finale folgte noch „Matter, Time and Space“ und lies noch einmal die Halle erbeben.

Man bemerkte kaum, wie die Zeit verging und nach einer kurzen Umbaupause wart es schon so weit, dass die vorletzte Kapelle des Abends in Ihre Show startete. „Snow White Blood“ hießen die Zauberworte, welche bereits eine märchenhafte Atmosphäre vermuten lassen. Und dafür stehen die vier Musiker aus Hessen auch. Sowohl musikalisch als auch optisch geht das Konzept voll auf. Wenn dann noch die 2016 Erstveröffentlichung „Once Upon A Fairytale“ betitelt wird, sind alle Fragen hierzu spätestens aus der Welt geschaffen. Und mit der Bewegungsfreiheit, die für alle Musiker zur Verfügung stand, konnte auch voller Energie und mythischer Atmosphäre durchgestartet werden. „Drop a Stitch“ und „The Court“ bildeten hier nur den Anfang und ließen die richtige Vermutung zu, dass die Spitze des Eisbergs noch in weiter Ferne liegt und man noch viel zu erwarten hatte. Symphonic Metal in einem sehr „modernen“ Gewand, der aber auch zum Träumen einlädt und dabei nichts an seiner rockigen Attitüde einbüßt. Darüber eine Stimme, die im Ansatz an Größen wie „Within Temptation“ erinnert, ließen auch die „The Court Jester“, „Mirror on the Wall“ (von der 2016er EP) oder „Longing for the Sea“ ausdrucksstark zur Geltung kommen. Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich „Snow White Blood“ bis dato nur von den Aufnahmen her kannte und mir vorher schwermütige Gedanken um die Live Umsetzung gemacht hatte, da ich mir nicht sicher war, ob die Band wirklich das ausdrücken können wird, was ich beim Hören vermutete, dass dargestellt werden soll. Doch nachdem „Shadows of our Yesterdays“ und „Shared Hearts“ mich fast schon vor Begeisterung der Darbietung erdrückten, war mir klar, dass all meine Sorgen und Zweifel über Bord geworfen wurden. Denn wie es sich für eine „gute Band“ in meinen Augen gehört, war „Snow White Blood“ Live noch überzeugender, stärker und genialer, als man es von den Aufnahmen her gewohnt war. „Lullaby for the Undead“ wurde nun ausgepackt und das in der erst letztes Jahr erschienenen Edit Version, welche 2019 noch einmal als Single veröffentlicht wurde, bevor „Shehezerade“ als letzter Song und großes Finale kamen. Zusammengefasst, bleibt mir hier nur noch einmal zu erwähnen, dass „Snow White Blood“, genau wie alle anderen Bands des Abends, für jeden Genreliebhaber immer einen Besuch wert sind und man dieses Risiko nach Möglichkeit eingehen sollte, da nicht mit einer Enttäuschung zu rechnen ist, man jedoch ehr eine neue Band für seine private Playlist entdecken wird. Im Übrigen für alle die Neugierig geworden sind, am 16.10. erscheint der Song „Shared Hearts“ als Singleauskopplung für den sich Sängerin „Ulli Perhonen“ im Studio als Duettpartnerin keine andere als Lilly Seth (Aeranea & Hereafter) zur Unterstützung holte. Also stay tuned!!!

Der Abend neigte sich längst der zweiten Hälfte zu und es stand ein etwas aufwändigerer Umbau an, der den ursprünglichen Zeitplan auch minimal ins Wanken brachte, dem Abend aber keinen Abbruch tat und als es los ging wurde jedem klar, dass diese winzige Verzögerung für das, was geboten wurde, mehr als gerechtfertigt war. Das Highlight des Abends und die Headliner standen in den Startlöchern. Meine Damen und Herren, die Master des Opera Metal (nähere Erklärung hierzu, zu sehen in unserem Interview mit Frontfrau Janika Groß) „Molllust“ nahmen die 70qm große Bühne komplett in Beschlag, als die Musiker sich alle auf der Bühne eingefunden hatten und das großartige Instrumentalstück „Ouvertüre Nr. 2“ vom „In Deep Waters“ Album begann und mit dem ersten Anschlag eine unvergleichliche Atmosphäre in die komplette Posthalle zauberte. Von diesem Moment an wurde wohl jedem direkt bewusst, was mit Opera Metal gemeint ist, bevor es direkt wie auf CD in den Song „Unschuld“ überging. Für den ein oder anderen waren dies sicherlich neue Töne, die zwar stark an Symphonic Metal erinnerten, sich jedoch eindeutig auch ein wenig davon abheben und ein neues Musikerlebnis darstellen. Und dann auch noch Sopran Stimmen männlich und weiblich in verschiedenen Sprachen? Tja, die Vielfältigkeit dieser Band kennt nun mal keine Grenzen oder Etikette in Sachen Genretreue oder Kreativität. Und dennoch fügt sich alles unter dem Mantel „Opera Metal“ absolut stimmig zusammen, ohne dabei zu bieder ernst zu werden. Dies bedeutet nicht, dass die Songs keinen Tiefgang hätten, sondern, dass die Band ihre Spielfreude, bei all den Einflüssen, nicht verliert und auch immer noch an den Zuschauer/Zuhörer weitergibt. Wie z.B. beim nächsten Song, der folgte und sich „König der Welt“ nennt. Nach einer kurzen Begrüßung und Überleitung zu diesem Song wurde dies auch direkt an das Publikum vermittelt. Und so sprang Gitarrist „Frank“ wild entschlossen, jedoch mit Krone und Mundschutz 😛 kurzer Hands von der Bühne während er spielte um beim Durschreiten der Gäste und wildem gestikulieren (was sogar trotz der halben Gesichtsbedeckung funktioniert) Kontakt mit der Meute aufzunehmen. Zurück auf der Bühne kam, um denen, die noch still stehen geblieben waren, noch einmal voll einzuheizen, der wohl bekannteste Song der Leipziger Saiten und Tasteninstrumenteller namens „Voices of the Dead“. Zu diesem Lied wurde auch bereits ein Musikvideo veröffentlicht, das bereits annährend 60 tausend Aufrufe auf Youtube zu verzeichnen hat. Und für jeden im Raum und sicherlich auch für alle die schon vorher Fans waren, kam nun ein kleines Highlight. Es folgte noch Spring vom gleichen Album. Dann wurde von einem neuen Album erzählt, das vom Sonnensystem und seine Planeten handelt und sich „Mother Universe“ nennen wird. Doch dies war nicht genug vom Ausblick auf das nächste Werk, das von Molllust erscheinen wird, denn um noch mehr Neugierde zu schüren wurde auch zum ersten Mal, in Würzburg ein neuer Song namens „Venus“ präsentiert und stellte somit ein weiteres Highlight des Abends dar. Klassische akustische Streicher gepaart mit elektronischen Klängen des Metal wurden weiter angestimmt und „Paradis Perdu“ überzeugte damit, dass es genau dieses Konzept wieder zum Höhepunkt ausreizte. „Number in a cage“ zeigte darauf hin rein inhaltlich noch einmal betont die andere Seite der Band und so wurden auch gesellschaftskritische Themen, wie das Leid der Küken, die in der Industrie nach wie vor geschreddert werden dürfen zum Ausdruck der Kritik gebracht. Die Zeit verflog mit jedem Augenschlag und man bemerkte kaum, dass es bereits kurz vor Mitternacht war. Doch leider heißt dies ja auch meistens, dass ein schöner Abend, seinem unausweichlichen Ende entgegen tritt und die Songdarbietung immer weiter abnimmt. „Evenfall“ folgte, bevor wieder ein Song vom ersten Album „Schuld“ erklang, der sich „Albtraum“ betituliert. Und nun wurde noch einmal die Ursprungsidee hinter dem Konzept Molllust aufgegriffen und aufgezeigt, aus was alles entstanden ist. Es hätte kaum einen stilvolleren Ausklang für diese Show, dieses Konzert und diesen Abend geben können, als das Stück „Ave Maria“ welches mit zunehmender Spiellänge immer stiller wurde, bis die Musik im nichts verschwand.

Im Nachhinein reflektiert, war es wieder einmal ein lohnenswerter Abend und seit April eine der ersten Veranstaltungen in der unterfränkischen Hauptstadt. Dem Himmel und der Posthalle sei Dank, dass ein Hygienekonzept gefunden wurde, welches sowohl für Schutz, als auch für Spaß garantiert. Denn mit der Aufteilung in den ersten Reihen sitzend und dahinter mit Stehtischgarnituren, wurde sowohl für Abstand, als auch für genügend Bewegungsfreiheit für jeden Gast garantiert und führte zu durchweg positiven Statements diesbezüglich. Und da es bei Symphonic Metal eh nicht zu Moshpits, Gepoge oder einer Wall of Death kommt, kann man diese atmosphärische und emotionale Musik auch bestens mit diesem Konzept genießen, was sich an Stimmung und Applaus im Saal deutlich wieder spiegelte.

 

Remember Twilight:

Willkommen

Ich komme nicht mit

K.O.

Todestheologie

Zu real

Welten zu entdecken

König Koks

Antichrist

Sabbat

 

Conspiria:

Awakening

Prophecy of Doom

Volcanic Tremor

Ophelia’s Song

The Faintness

Ice King

Fall of Cassandra

Matter, Time and space

 

Snow White Blood:

Drop a Stitch

The Court Jester

Mirror on the Wall

Longing for the Sea

Shadows of our Yesterdays

Shared Hearts

Lullaby for the Undead

Shehezerade

 

Molllust:

Ouvertüre Nr.2

Unschuld

König der Welt

Voices of the Dead

Spring

Venus

Paradis Perdu

Number in a cage

Evenfall

Alptraum

Ave Maria

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