Am 27. November füllte sich die ausverkaufte Festhalle Frankfurt für ein besonderes Metal-Spektakel. Schon vor Beginn war klar, wo man sich befand: Jogginganzüge aus dem Song Pump It, silberne Pailletten-Outfits und Vokuhila dominierten das Bild – Fastnacht oder Electric Callboy. Den Auftakt machten Wargasm mit energiegeladenen Beats und Riffs, gefolgt von Bury Tomorrow, die mit kraftvollem Metalcore für noch mehr Stimmung sorgten. Als schließlich Electric Callboy die Bühne betraten, verwandelte sich die Halle endgültig in ein Meer aus Euphorie und Ekstase.
Wargasm – Sturmstart ins Chaos
Wargasm, ein Duo aus London, besteht aus Milkie Way am Bass und Gesang sowie Sam an Gitarre und Gesang. Für das Livekonzert hatten sie sich Verstärkung geholt: zusätzlicher Gitarrist, Drummer sowie Percussions und Turn-Table. In rotes Licht getaucht begann die Show mit verzerrter Stimme.
Höhepunkte voller Adrenalin
Sam hüpfte wie ein Flummi über die Bühne, rannte von links nach rechts. Der Auftakt wirkte wie ein Schlag ins Gesicht: einprägsame Beats erinnerten sofort an Prodigy. Bad Seed preschte nach vorne, Percussion donnerte, Sam setzte ein erstes Gitarrensolo. Beim zweiten Song legten die Frontmusiker ihre Instrumente ab und widmeten sich ganz dem Gesang. Bei Pyro, Pyro brach der erste Circle Pit des Abends los. In Small World Syndrome zeigte Sam seine Mikrofon-Poi-Einlage, Milkie Way wirbelte am Bass. Bei D.R.I.L.D.O setzte Sam ein weiteres Gitarrensolo, während Milkie Way tanzend über die Bühne fegte. Der nächste Song brachte einen weiteren Instrumentenwechsel, begleitet von hüpfenden Fans. Milkie Way sprang auf das Podest des Drummers. Der letzte Song Do It So Good endete in einer Wall of Death sowie einem Circle Pit. Auch wenn eine annähere Bühne und mehr Licht die Stimmung noch gesteigert hätten, hinterließ der Auftritt einen bleibenden Eindruck. Wargasm fegten wie ein Sturm über die Festhalle und bereiteten den perfekten Boden für den weiteren Abend.
Setlist: Bad Seed // Vigilantes // Pyro, Pyro // Small World Syndrome // D.R.I.L.D.O. // Spit. // Feral // Do it so Good
Bury Tomorrow – Metalcore-Inferno in der Festhalle
Nach einer kurzen Umbauphase wurde die Halle dunkel und in rosa Licht getaucht. Eine Computerstimme kündigte Moshpits und Walls of Death an. Mit einer Sirene begann die Inszenierung: Sänger Daniel erschien im langen schwarzen Mantel und forderte die Menge zur ersten Wall of Death auf.
45 Minuten pure Eskalation
In den folgenden 45 Minuten gab es alles, was das Metalcore-Herz begehrte: Crowdsurfer, tobende Pits und Hände, die im Takt schwangen. Besonders eindrucksvoll war Daniels Ansage für die Rechte der LGBTQIA+-Community. Er betonte, dass alle Menschen gleich seien und jeder Fan willkommen und sicher sei. Die Festhalle folgte seinem Aufruf, den Nebenstehenden zu umarmen und gemeinsam zu Boltcutter zu springen. Bei Let Go initiierte Gitarrist Ed das Bouncen, die gesamte Halle machte begeistert mit. What If I Burn brachte eine besondere Stimmung – passend zum Titel erstrahlte die Halle im Licht der Handylampen. Bei Black Flame forderte Daniel explizit zum Crowdsurfen auf, und die Menge ließ sich nicht zweimal bitten. Mit Abandon Us erreichte die Show ihren finalen Höhepunkt. Noch einmal tobten Moshpits und Walls of Death, bevor die Band die Menge erschöpft, aber glücklich entließ. Ganz ehrlich: Die Festhalle brannte ununterbrochen – mal mit einem neuen Holzscheit, mal mit einem lodernden Restfeuer. Wer nach dieser Performance noch kalt blieb, hatte definitiv etwas falsch gemacht.
Setlist: Choke // DEATH (Ever Older) // Cannibal // Boltcutter // Let Go // Villain Arc // What If I Burn // Black Flame // Abandon Us
Electric Callboy – Abrissparty ohne Grenzen
Wer dachte, die Energie ist vorbei, den muss ich enttäuschen, denn schon mit den ersten Tönen von Tanzneid flackerte das Licht im Stakkato über die ersten Reihen. Die Bühne blieb zunächst dunkel, während Nico und Kevin sangen. Auf der Leinwand erschien ein Musiker mit Kapuzenweste, und die großen Rechtecke auf der Bühne wurden nach oben gezogen. Mit einem Knall, Silberregen-Fontänen und Nebel begann die Show. Drei hochgezogene Boxen formten Kreuze, drehten sich, sprühten Nebel und leuchteten in LED. Die Fans sangen, hüpften und pogten sofort mit, beim Shoutpart klatschte fast die gesamte Festhalle. Passend zu den Shouts von Kevin sprühten silberne Fontänen, bevor es im ruhigen Part mit Nicos Cleangesang wieder dunkler wurde.
Pyro, Konfetti und pure Eskalation
Die Festhalle wurde in zweierlei „abgefackelt“: zum einen mit Pyro, das perfekt zu fast jedem Lied kam, und zum anderen mit den Fans selbst. Die Venue wusste an diesem Tag, wie man mit Electric Callboy eine Abrissparty feiert. Der zweite Song, ein Cover von Still Waiting, brachte den ersten Konfettiregen und Crowdsurfer. Seit Mai 2025 saß Ex-Sum-41-Drummer Frank Zummo am Schlagzeug – das Cover war also nicht verwunderlich. Nach Tekkno Train verschwanden die Musiker von der Bühne, und erstmals erschien der Roboter vom Tanzneid-Tourflyer auf der LED-Leinwand. Mit Retro-Boombox auf der Schulter spielte er verschiedene Versionen des Songs: Schlager, Hip-Hop, Volksmusik. Schließlich startete die Band im 80er-Jahre-Outfit mit Trainingsanzügen und Perücken. Der erste große Moshpit entstand, die Stimmung eskalierte.
Verwandlungskünstler mit Neon und Pump It
Die Musiker standen nun mit schwarzen, langhaarigen 80er-Jahre-Perücken auf der Bühne. Der Song Neon wurde mit der Bitte angesagt, dass viele Leute auf die Schultern genommen werden sollten – die Halle verwandelte sich in ein Meer aus tanzenden Körpern. Bei Pump It wechselten die Musiker erneut die Outfits, diesmal in kurze Trainingshosen oder Jogginghosen, während der Roboter Fitnessübungen machte. Im Medley folgte ein Disco-Fox-Circle-Pit zu Hurrikan, dann Dubstep mit Overkill, Punk- und Metalcore-Cover wie All the Small Things und Bodies. Die Halle tobte: Moshpits, Polonaise und erneuter Kostümwechsel. Bei Revery setzten sich die Zuschauer auf den Boden und ruderten, während die Leinwand eine Berglandschaft zeigte. Später folgte ein Friedhofsbild, bevor der Roboter beim Drum Solo mit trommelte.
Dankbarkeit, Publikumsnähe und doppelte Walls of Death
Die Band erinnerte sich an ihre Anfänge in kleinen Clubs und erzählte, dass für ausverkaufte Shows ein Stern in die Wand der Festhalle gesetzt wird – ein surrealer Moment für sie. Auf jeden wurden damit das Medley der ersten Songs angestimmt. Und was macht das Publikum in der Zeit, sie veranstalten Circle Runs, Crowdsurfing inklusive Vokuhila, behalten und gehen bei Wunsch in die Knie und keine Ahnung, wo die Energie hergenommen wird, aber es wird gefühlt bis in die letzte Reihe getanzt. Beim Drum Solo entstand spontan eine zweite Bühne im zweiten Wellenbrecher, auf der ein Keyboard aufgebaut wurde. Kevin nahm Platz, Nico und Gitarrist Daniel gesellten sich dazu, um die kommenden Songs als Akkustikversion zu spielen. Vor Fuckboi baten die Musiker die ersten Reihen, sich hinzusetzen – ein intimer Moment, bevor die Menge wieder explodierte. Zu Everytime We Touch holten fast alle Zuschauer die Handytaschenlampen raus, die erste Hälfte wurde akustisch gesungen. Die Bühne erstrahlte mit Kirchenfenstern, Stimmen forderten Platz, und gleich zwei Walls of Death rissen die Menge mit.
Überraschendes Finale und Zugabe mit realen und virtuellen Gästen
Mit Elevator Operator glänzte Uke Bosse im silbernen Glitzeranzug und weißen Pelzmantel. Doch die Band kam nicht so einfach davon: Mit Zugabe rufen holte das Publikum sie zurück. In schwarzen Pailletten-Motorradhelmen stimmten sie RATATATA an, den Song mit Babymetal – die Japanerinnen erschienen auf die LED-Wand, der Gesang kam vom Band. Den Abschluss bildete We Got Moves – natürlich im passenden Outfit der Single. No Limit war der wunderbare Rauswurf nach dem Konzert.
Fazit
Electric Callboy lieferten eine laute, bunte Abrissparty. Von der ersten bis zur letzten Minute herrschte gute Laune, die Band zeigte sich dankbar und nahbar. Die Fans feierten mit, während die Band sich ständig neu erfand. Pyro, LED-Effekte, Roboter-Einlagen und spontane Bühnenwechsel machten das Konzert zu einem Spektakel. Für viele ein Highlight des Jahres 2025 – die Frage, ob sich diese Eskalation noch steigern lässt, bleibt.
Setlist: TANZNEID // Still Waiting // Tekkno Train // Hypa Hypa // MC Thunder // Neon // Pump It // Hurrikan/Overkill/All the Small tings/Bodies/Song Request // Revery // Hate/Love // Mindreader // Monsieur Moustache vs. Clitcat / Muffin Purper-Gurk / We Are the Mess / Crystals // Drum Solo // Fuckboi // Everytime We Touch // MC Thunder II (Dancing Like a Ninja) // Elevator Operator // RATATATA // Spaceman // We Got the Moves
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