Review: Thunder Bristles – Kraken Chronicles

Thunder Bristles Kraken Chronicles

Release: 26.03.2023

Genre: Pirate Metal

Spieldauer: 46:57 Minuten 

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Tracklist:

  1. Epic Tale 1
  2. Montgomery
  3. Just Shake a Fist
  4. Devils Disk
  5. Epic Tale 2
  6. Lone Island
  7. Pirates sing Hey!
  8. Heroin Hero Neptun
  9. We Capture Your Ship
  10. Hairy Like a Monkey
  11. Epic Tale 3
  12. Raw Tides
  13. Giant Kraken
  14. Henry Morgan

Thunder Bristles Kraken Chronicles

Die Piraten von The Broom Death Thunder Bristles wurden 2015… ah, wartet, die haben sich Anfang des Jahres umbenannt? War das besoffen zu schwer zum Aussprechen? Aha, ja, dann nochmals von vorne: 

Die Westerwald Piraten der Thunder Bristles, also Donnerborsten, gibt’s zwar schon seit 2015, beim „Broom Death“ Todesbesen haben sie jedoch den Stiel abgesägt. Genauer gesagt, den Besenstiel, Stil hatten sie vorher schon nicht. 

Aber soweit es geht, ein wenig zurück zum Ernst der See, starten wir doch mit ihrer eigens getippten Legende: 

Unsere Kaperfahrt begann mit dem Landgang vom Captain und einer erbeuteten Gitarre. Él Capitano schickte eine Flaschenpost an den Steuermann, Zitat: „Hargh, ich komme vorbei und dann proben wir mit unserer Piraten Band!“. 

Darauf der Steuermann: „…Aye!“. 

Einige Bierfässer später waren die ersten Songs ins Netz gegangen. Bei einem Gelage in einer Taverne traf der Captain auf den Rumbrenner. Dieser belud das Schiff mit 70 Fässern seines edelsten Tropfens und setzte schon in der folgenden Woche mit uns Segel. 

Bei einem Raubzug auf ein feines Herrenhaus stach aus der sich erbittert wehrenden Meute das Gebrüll des Kanoniers heraus. „Rum! Wo ist der Rum?!“ Nach der Kapitulation heuerte auch der Kanonier bei unserer beinharten Crew an. 

Und so hat es sich zugetragen, dass wir von jeher auf den Weltmeeren für Rock & Rum sorgen… 

Seitdem in der folgenden holzbeinigen Besetzung: 

A-Gitarre, Gesang – Él Capitano
E-Gitarre – Steuermann
Cajon, Gesang – Rumbrenner
Bass, Gesang – Kanonier 

Außerdem ein Kraken, ein Kanister und eine Kanone. 

Falls ihr euch jetzt fragt, was beim Klabautermann ein Cajon ist? Das ist so nen Kasten, auf dem man draufsitzt und indirekt auf seinen eigenen Hintern trommelt, gabs früher auch bei Mr. Hurley & die Pulveraffen. 

Das erste Mal sah man die eher schlecht als recht gekleidete Truppe auf dem Grill and Chill Festival am 28.3.2015, wo sie laut Videoaufnahmen so piratig die Bühne geentert haben, dass sie nicht mal auf dem Flyer der Veranstaltung auftauchen. 

Jenes Festival benannte sich im folgenden Jahr nicht nur zum Field Invasion um, auch die Thunder Bristles wurden offiziell als Opener angeheuert. 

Über die Jahre überfielen sie somit mehrere kleine Festivals und Lokalitäten, auffallend oft jedoch an der Seite von Skelfir oder Helgrindur. Man vermutet Vetternwirtschaft, sieht doch ihr Rumbrenner verdammt ähnlich aus wie die Schreihälse jener vorher genannten Bands. Da wird wohl vor 30 Jahren ein Seebär auf Landgang seinen Spaß mit Drey Weybern im Westerwald gehabt haben. Aus Legenden gegriffen munkelt man jedoch, dass jene ein und dieselbe Gestalt wäre und am Berserkerfest 2016 gleich drei Mal gekonnt hatte. 

Acht Jahre später haben sie sich jetzt nicht nur richtige Piratenklamotten und vor allem Seemansbärte zugelegt, sondern auch einiges an positiv schlechtem Ruf aufgebaut. 

„Die piratigste Band im Westerwald“ torkelt mit viel Spaß, Rum, Schelmerey und einem richtig aufdringlichen Kraken auf die Bühne. 

Anm.d.Red: Die Piratenkonkurrenz im Westerwald wird mit gerade mal sieben besseren Tümpeln in dem Mittelgebirge nicht wirklich herausfordernd gewesen sein, um sich jenen Titel auf die Fahne schreiben zu können. 

Auch eine spassige „Holzbeinig in Zivil“ Verlosung, wie eine Thunder, öhm, pardon, THUNDER Challenge wurde dieses Jahr auf die Meute losgelassen. 

Doch fehlte noch ein vorerst größter Streich, eine Platte, welche man gegen Gold und Naturalien eintauschen kann, sollte her.
Somit erscheint am 26. März ihr erstes Album Kraken Chronicles!

1. Epic Tale 1

1612, turbulente Zeiten.
Spanier, Engländer und Holländer beherrschen die Weltmeere.
Auf Piraterie steht der Galgen.
Weit ab von Tortuga, vor der Küste China´s, tobt der Skorbut an Deck.
Ohne Wasser und Vorräte, gibt der Captain einen letzten Befehl.
Klar machen, um die Fässer zu leeren.
Volltrunken werden Segel gesetzt, direkt hinein in den Sturm.
Ab vom Kurs liegt die Crew in der Koje und schläft ihren Rausch aus.
Der Captain erwacht und nimmt einen Schluck aus der Pulle…

Soweit zum seriösen Teil des Intros, untermalt mit maritimen Geräuschen und dem Anfang des Wahnsinns. Für den Rest des 2min Piraten Gebrummes und den Papagei, müsst ihr euch schon die Scheibe holen.

2. Montgomery
Unverhofft ruhig und mit leisen Tönen beginnt die Reise im Intro, dreht dann aber nach 40sec gut auf.
Gemeint im Lied ist nebenbei nicht Mr. Burns, irgendein Entdecker oder sonstiges meiner leer gelaufenen Recherchen, sondern der Papagei auf der Schulter des Rumbrenners. Thanks for the Info an dieser Stelle an eben jenen.
So geht der Party Papagei richtig ab, der Gesang geht zwar ein wenig in der Mischung unter, jedoch tut dies dem Song nicht wirklich einen Abgang. Él Capitano, Montgomery und die ganze Crew dürfen mal ins Micro brüllen, während rhythmisch aufs Cajon und in die Saiten gehauen wird.

3. Just Shake a Fist
Ebenfalls zuerst ruhig, mit Tavernen Hintergrund, dann doch direkt auf die harte Kante, kommt diese Konfrontation daher.
Hier drücken mehr die Metal-Elemente im Song durch, vor allem die Riffs und Growls sind im Refrain markant. Für diesen, letztendlich doch süffisant pazifistischen Song, ziemlich passend.

4. Devils Disk
Ein teuflisches Fortschreiten, jedoch für meinen Geschmack ein wenig zu flach.
Der Text zielt auf die Sünde ab, die Musik bleibt aber ein wenig zu monoton im Takt und ergibt zu wenig Abwechslung.

5. Epic Tale 2

Nachdem das Schiff auf ein Riff gelaufen ist, werden die Musketen gestopft und die Säbel an den Gürtel gehängt.
Eine Pulle für jeden, das Beiboot zu Wasser und die Mannschaft bricht auf.
Am Himmel weht die Fahne und auch am letzten Mann, bis die Piraten an Land gehen.

Nach der Landung wird der Dschungel durchquert.
Viele erliegen der Hitze oder grausamen Menschenfressern.
Andere werden von wilden Kreaturen ins Unterholz verschleppt, wo sie auf ewig liegen
bleiben.
Zwei Wochen Marsch und nur die härtesten Piraten entkommen dem Dschungel.
Die letzten Überlebenden gelangen endlich zur Siedlung.
Mast und Schotbruch!

Die Odyssee der Mannschaft geht weiter, neben den Dschungelgeräuschen, nervt jedoch das Getröte in der Geschichte ein wenig.

6. Lone Island
Der erste ruhige Track des Albums, hat zwar einen melancholischen Takt, strotzt jedoch nur so von romantischer Inselliebe.
Trotz Verlorenheit stellt man sich einen wunderschönen Strand Sonnenuntergang bei den Klängen vor. Um es mit den Lyrics zu sagen:

Under palms I built my tent, Aground here with no cent
I rest in my hammock, I don´t need any clock
On the beach I find some rum, Far away a cannibal drum
If I can find some beer, I stay forever here

7. Pirates sing Hey!

Wir beginnen mit einer schönen, dann diabolischen Orgel. Zwar begleitet uns diese den ganzen Song über, jedoch ist sie für meinen Geschmack im Zwischenspiel zu chaotisch und zerstört den Flow.
Der Text lässt sich darüber zusammenfassen, dass Piraten „Hey“ und „Ha“ sagen, sowie Rum mögen. Die Strophen gehen dabei im Geklimper leider ziemlich unter. Da hat sich der Schiffskomponist, meiner Meinung nach, etwas vertan.

8. Heroin Hero Neptun
Ein rein instrumentales Stück, hat einen schönen Wechsel zwischen Rhythmus und Entspannung, geht im Album selbst jedoch leider auch wieder ein wenig unter.

9. We Capture Your Ship
Gute alte Piratentradition, Schiffe kapern. Der Sound und die Background Vocals der Crew passen die meiste Zeit ziemlich gut dazu. Was den Kahn für mich jedoch versenkt, ist, dass zwischendurch fast wa(h)llose „Geklimpertrommel“ zwischen den Refrains. Es klingt wie eine Improvisation, die man live als Abschluss auf Zugaberufe hin schmettert, jedoch nicht auf ein Album bannen sollte.

10. Hairy Like a Monkey
Willkommen zur obligatorischen Romanze und dem wohl verstörendsten Track des Albums.
Intro im Dschungel mit affigen Geräuschen, Einsatz des lieblichen Gesangs und BAM!
Das angebetete Weib im Text ist kurz vor dem Akt

Hairy hairy – hairy like a monkey!

Ein wirklich abaffiger Text, der zwar anfangs ein wenig lahm daher kommt, im Gesamten aber, die wohl ungewöhnlichste Liebesballade hergibt, die ich je gehört habe. Und bei den Göttern, nach 10 Jahren in der Mittelalter-, Pagan- und Pirate-Szene will das wohl was heißen.
Auch wenn die Affengeräusche und die langsamen Strophen ein wenig dahin fließen, brennt sich einem der Refrain in den Affenschädel.

11. Epic Tale 3

Jeder einzelne sieht aus wie ein Gehangener.
Die Einwohner sind schlicht aber freundlich und haben keine Furcht vor Piraten.
Sie bieten ihre Waren an und weisen den Weg zur Schänke.

Dazwischen wird auf dem Dorfmarkt noch so einiges angeboten, welches ihr euch gerne direkt auf CD anhören dürft. Es wundert mich nur, dass keine Ratten für das immer beliebtere Ratatouille angeboten werden.

Weiter in der obligatorischen Taverne, wird nach ´nen paar Getränken der ausgebuhte Barde von der Bühne geschmissen und die „nächsten Mutterficker der Sieben Meere“ Broom Death Thunder Bristles werden angekündigt.
PS: Da sieht man, was passiert, wenn der Bandname nach der Studio-Session geändert wird.

12. Raw Tides
Jetzt wird es wieder stürmisch, harte Gezeiten warten auf. Der Song ist gut, lässt einem mitmachen und hat seinen Rhythmus. Zwar wiederholt er sich ein wenig wie der Wellengang, bringt aber auf zwei Minuten nicht wirklich einen Abbruch dabei.

13. Giant Kraken
Das ein wenig irisch anmutende Intro führt wohl zum kuriosesten Rezept aller Zeiten.
Ob jetzt der Kraken sie grilliert oder andersherum, kann ich nicht wirklich heraushören.

Man müsste wohl ein Interview dafür mit ihrem Bühnenkraken führen, solange er noch heiß und knusprig ist.

Washing up the kraken
Don´t forget the oil
Marinade it for hours
The grilling will go on

14. Henry Morgan
Henry Morgan war wohl einer der bekanntesten Freibeuter des 17. Jahrhundert, jenem haben sie wohl das beste Lied ihres Albums gewidmet. Es fängt schon mythisch an und baut dann in der Stimmung auf. Zwar beschränkt sich der Text auch wieder hauptsächlich auf die Refrains, jedoch nimmt einen die Stimmung hier mit und wird vor allem Live ein richtiger Mitbrüller sein.

Fazit:
Das Debüt der Thunder Bristles hat seine Stärken vor allem in der Stimmung, welche um die Songs herum aufgebaut wird. Die drei Geschichten und die Intros oder Outros der Tracks sind mit vielen piratischen Details gespickt. Obwohl viele Texte sich im Refrain wiederholen, ist es genau diese Catchphrase, welche zum Einstimmen einlädt.
Der Mix aus härterem Metal und Piraterie ist gelungen, vor allem die Gesangsabwechslung der Crew kann punkten. Einige Parts haben zugegeben ihre Schwächen, wird dies live im Trubel wohl nicht auffallen.
Als Album kann ich ihnen solide 7/10 Rumfässer aufs Deck geben, Live (welches ich aus dem Süden leider noch nicht erleben durfte) wird aber wohl noch einiges an Schauspiel drauf kommen.

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