Vorbericht: Raus ausm Keller Festival 2023

Raus ausm Keller - Titelbild

Das Raus ausm Keller Festival steht wieder an. Ein kleines, aber sehr feines Festival im beschaulichen Egelsbach, gelegen zwischen Darmstadt und Frankfurt in Südhessen. Ein Festival organisiert vom Verein für Jugendsozialarbeit und Jugendkulturförderung Rhein-Main e.V. Dieses Jahr findet die sechste Ausgabe statt, schon beim fünften RAK waren wir dabei und haben davon berichtet. Und auch dieses Jahr werden wir wieder dabei sein. Wie jedes Jahr wird hier vielen kleineren Bands die Chance gegeben sich zu zeigen und neue Fans zu gewinnen. Den Anfang machen immer Schülerbands, gefolgt dann von lokalen Bands. Wer dies jeweils ist, könnt ihr in den nächsten Zeilen erfahren. Tickets dazu gibt es hier.

Dieses Jahr machen wieder zwei Schülerbands den Anfang. Silver Wave standen bereits letztes Jahr auf der RAK Bühne und konnten seitdem Erfahrung u.a. auf dem Open Doors Festival sammeln. Mittlerweile schreibt die Band aus Neu-Isenburg auch eigene Songs, in denen sie Einflüsse aus Poppunk und Indie einfließen lassen. Mit Toast Rügen begrüßen wir eine brandneue Egelsbacher Formation, die für das RAK tatsächlich das erste Mal aus dem Keller kommt, nämlich aus dem direkt ans Festivalgelände angrenzenden Proberaum! Was die Zuschauer erwarten können? Die Band dazu: “Wir sind wie Urlaub für den Gaumen – nur für die Ohren und kein Urlaub”.

Den Anfang vom Rest macht Who’s Mary, eine alteingesessene Band aus Egelsbach, lokaler geht es also kaum. In den Songs des Quartetts um Frontmann Stefan treffen Indie-lastige Riffs, tanzbare Parts, klare Clean Vocals und Refrains mit Ohrwurm-Charakter auf harte Shouts und Hardrock Elemente – all das macht deutlich, wen die Band will: das Publikum. Nach über 150 gespielten Konzerten, einer EP Bold&Rooted inkl. einer neun-tägigen Tour durch Deutschland, erschien 2022 ihr erstes Album Facing the Summit.

„With the red hood up – got my keys in the hands – texting my friends“ – mit Textzeilen wie diesen bezieht Elli, Frontfrau und Sängerin von der Mainzer Band VUGS, klar Stellung: Auch in jungen Jahren hat sie schon zahlreiche, negative Szenarien durchleben müssen. Doch diese Probleme nimmt sie nicht einfach hin, sondern spricht offen an, was in unserer Gesellschaft falsch läuft. Und so unterschiedlich die dreiköpfige Band VUGS um Sängerin Elli aus musikalischer Sicht auch sein mag (Jonas und Lukas von Rising Anger spielten schon letztes Jahr mit besagter Band auf dem RAK), bei Fragestellungen wie dieser sind sich alle drei mehr als einig: Wie kann es sein, dass man auch Anfang der 2020er Jahre noch immer viel weniger FLINTA* als Männer auf den großen Festival- und Clubbühnen sieht?! VUGS schaffen einen atmosphärischen Indie-Pop Sound zwischen Melancholie und Hoffnung. Besonders die unterschiedliche, musikalische Vergangenheit des Trios macht sich im Sound bemerkbar. Und so trifft eine markante Pop-Stimme auf Post-Rock Gitarren mit modernen Elektrosounds.

Als drittes kommt Pentastone. Muss man sie noch vorstellen? Mehrere Konzertberichte der Band findet man bei uns, auch waren sie schon Band der Woche. Aber vielleicht gibt es ja unter den Lesern dieses Vorberichts Menschen, welche unsere Seite noch nicht so lange kennen. Daher hier ein paar Worte. Pentastone verarbeiten mit ihrer Musik schwere Themen und Gefühle, ohne dabei die Hoffnung zu verlieren. Diese emotionale Komplexität spiegelt sich auch im Sound des Darmstädter Quintetts wider. Egal, ob laut oder leise, chaotisch oder sanft, alle Songs erzählen ihre eigene Geschichte und sprengen dabei Genregrenzen. Sie definieren ihre Musik zwar selbst als Alternative Metal, möchten dabei aber keine klare Position einnehmen.

Zur King Nugget Gang gibt es schon eine Kurzvorstellung im Vorbericht zum Fallen Fortress, aber diese darf hier natürlich auch nicht fehlen. Seit sieben Jahren frisst sich das fettige Quintett nun schon durch die Backstagebereiche der Nation. Unser Catering musste zuletzt 2018 dran glauben und es hat fünf Jahre gedauert, bis wir uns davon erholt haben und uns nun trauen, die fünf Saarbrigger Jungs erneut einzuladen. In der Zwischenzeit hat sich einiges getan: Die Gang um Frontmann Gregor Cheesy hat sich Verstärkung an den Drums besorgt, einen Label Deal gekrallt und präsentiert auf ihrer zuletzt erschienenen EP Adipös feinsten Fast-Food-Trap.

Weitere Hip-Hop Einflüße gibt es auch bei der nächsten Band, Rambo Ramon. The man, the myth, the legend: Papa Voddi beehrt uns mit seiner Erhabenheit und bringt sogar seine grandiose Band mit, die mit Einflüssen aus Rock, Elektro und Hip-Hop ihren ganz eigenen Kickbox-Boogie kreiert, der besonders bei Fans von Kraftklub und Deichkind auf offene Ohren treffen dürfte. Also, dehnt euch schon mal und wärmt euch auf für das ramontischste Erlebnis des Jahres.

Mit der Rasselbande wird es wieder sehr lokal, kommen sie doch auch aus Egelsbach und sind Wiederholungstäter, waren sie schon auf dem RAK 2019. Mit ihren Hits Akku leer, Kastanie oder Tommy spielte sich die Rasselbande in den vergangenen Jahren in die Herzen der geneigten Zuhörerschaft und es ist wenig überraschend, dass die vier Jungs mit ihren deutschen Texten, in denen sie Comedy, Kabarett, Rock und Punkrock mischen, quasi aus dem Stand den zweiten Platz beim letztjährigen SPH-Bandcontest belegen konnten.

Mit dem etwas anderen Namen, aber passend zur Musik, kommt Kotzreiz, eine Deutschpunk Band. Seit über 15 Jahren schon mischt das Berliner Trio die Szene auf und sorgte mit Hits wie Pfeffi Graf mitunter für einen landesweiten Konsumanstieg eines nicht näher definierten alkoholischen Getränks. Ihr Erfolgsrezept ist dabei einfach wie genial: Eingängige Melodien gepaart mit einem rabiaten Sound und jeder Menge Klischees. Die Songs, die im Wesentlichen vom Saufen, Schnorren und Kotzen handeln, treffen bei Deutschpunk-Fans ins Schwarze. Nach mehreren Veröffentlichungen setzte die Band zuletzt 2020 mit ihrer – wie auch zuvor in Eigenregie produzierten – aktuellen Platte Nüchtern Unerträglich ein Ausrufezeichen. Wer gefallen an Pogen, Knutschen und Saufen findet, sollte sich die Band auf keinen Fall entgehen lassen!

Vorletzte auf der Bühne sind Kid Dad. Als sie sich 2016 im beschaulichen Paderborn als Band zusammengetan haben, konnte die Truppe ihr großes Potential, und dass man Bands wie die Beatsteaks oder Taking Back Sunday supporten würde, nur erahnen. Anfangs inspiriert von internationalen Alternative-Helden wie Radiohead oder Placebo, machten sie sich mit außergewöhnlichen Soundwänden und atmosphärischen Gitarren-Sounds einen Namen. Nach der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums In A Box 2020 und ihrer Nachfolger EP Bloom 2021 – deren beider Sound international für Furore sorgte! – öffnet sich nun nicht nur hier ein ganz neues Kapitel für die Band, auf das man gespannt sein darf!

Headliner des Jahres sind Milliarden, eine Band welche es nun seit 10 Jahren gibt. Aber wer ist der Headliner? Milliarden, das sind Ben Hartmann und Johannes Aue – als Kreativschmiede der Band live ergänzt von ausgewählten Musikern. Aufgewachsen im Berliner Plattenbau, zur Musik gebracht durch die Gitarre spielende Nachbarin, geprägt von Freundschaften zu Kindern im benachbarten Asylantenheim, zum Punk geworden wegen Nazis in der Klasse. Mittlerweile hat sich die Band als feste und eigenständige Größe etabliert. Auf eine Tour mit Ton, Steine, Scherben folgten TV-Auftritte, Shows bei Rock am Ring und Rock im Park, und das zuletzt unter eigenem Label erschienenen dritte Album Schuldig. Auch hier trotzt die Band dem Höher-Schneller-Weiter-Diktat der Populismus-Branche: Mit der Hinwendung zu mehr Tiefe, Wahrhaftigkeit und Intensität.

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