In weniger als 20 Tagen versammeln sich die Wölfe in Thüringen für das Wolfszeit Festival 2023. Organisiert von Philipp „Freki“ Seiler von Varg findet das Festival seit 2007 statt und ist eine der großen Anlaufstelle für Fans von Pagan- und Black Metal. In den letzten Jahren fand das Festival im Ferienland Crispendorf statt, aber nun ist das Festival nach Eisfeld in Thüringen umgezogen. Der Umzug bedeutet auch Änderungen für das Gelände und bietet den Besuchern neue Möglichkeiten: Auf dem Gelände ist eine Sommerrodelbahn und die wird während des Festivals offen sein. Erst rodeln, dann Live-Musik und dazu ein kühles Getränk. Gute Voraussicht für ein Festival, aber hier enden nicht die Neuigkeiten. Das neue Gelände bietet wohl mehr Platz, denn es wurde ein heidnisches Dorf angekündigt, wo ebenfalls Live-Musik spielen soll und wo es bestimmt weitere Möglichkeiten zur Unterhaltung der Besucher geben wird. Zusammengefasst, eine neue Location, einige neue Unterhaltungsmöglichkeiten und ein starkes Line-Up erwarten euch dieses Jahr. Dieses Line-Up stellen wir euch vorab vor:
Den Auftakt machen Tales of Ratatösk, ein großes Folk Metal-Orchester aus Deutschland. Die Musiker kombinieren die verschiedenen Folk-Instrumente mit eingängigen Melodien und einer Prise Death Metal. Auch besitzt Tales of Ratatösk ein legendäres Maskottchen, welches häufiger ein Tauchgang in der Crowd unternimmt. Zusammengefasst, dies wird ein spaßiger Auftakt für das Wolfszeit.
Die nächste Band reist extra aus dem beschaulichen Holland an, um uns eine kleine Geschichte zu erzählen. Vanaheim erzählt in ihren Liedern gern kleine Geschichten, verpackt sie ihren kantigen und teilweise brachialen Folk Metal. Wer auf dem Dark Troll 2023 war, der kann sich vielleicht noch an den Auftritt und den damit verbundenen Eskapaden vor der Bühne erinnern. Die Band wird den Thüringer Wald zum Beben bringen.
Die nächste Band, Sagenbringer, ist ein echter Newcomer in der Szene. Vor zwei Jahren ihre ersten Lebenszeichen, letztes Jahr ihr gleichnamiges Debütalbum und dieses Jahr eine Tour durch die Festivals. So waren sie zum Beispiel vor einigen Wochen auf dem Metal Frenzy und ich durfte sie erleben und war sofort begeistert. Ihr Pagan-Metal mit Highfantasy Ansätzen bewegt sich zwischen epochalen Geschichten und Schunkelliedern und garantiert weitere gute Stimmung vor der Bühne.
Nach dem ganzen Folk- und Pagan Metal, nach dem ganzen Hüpfen und Tanzen, wird Gaerea aus Portugal die Stimmung endlich düsterer gestalten. Mit sozialkritischem und anti-christlichem Black Metal und einem spektakulären Bühnenauftritt wird die Band bestimmt vielen im Gedächtnis bleiben. Erst letztes Jahr haben sie ihr drittes Album, Mirage, veröffentlicht und können neues Material vorlegen. Mit Gaerea kommt ein guter, schwarzer Einschnitt in das Line-Up.
Nach Gaerea beginnt der Eröffnungsblót, eine Tradition auf dem Wolfszeit, die seit 2020 besteht. Dies wurde bisher von dem selbsternannten Schamanen Voenix und der „Runenhex“ geleitet. Dazu wurde mit Räucherwerk, einer Trommel und viel Met ein interaktives Ritual absolviert, welches die Zuschauer einlädt sich anzuschließen. Letztes Jahr bekamen die Besucher mit Supporter-Ticket ein Holzstück als Opfergabe geschenkt. Letztes Jahr nutzte Varg diesen Moment auch aus, um zwei Akustikstücke zu spielen. Was wird dieses Jahr passieren und bekommen wir musikalische Begleitung für den spirituellen Moment? Dies wird sich am Donnerstag zeigen.
Der Abschluss für den Donnerstag darf das Solo-Projekt Forndom von Ludvig Swärd machen. Forndom durfte bereits vor zwei Jahren auf dem Wolfszeit, vor der Band Marduk, spielen und war eine wahre Überraschung. Der Nordic-Ritual-Folk mit seinen eingängigen, teilweise minimalistischen Melodien und ruhigem, tragenden Gesang schlägt in die Kerbe von Heilung und Danheim. Kurzum, dies verspricht ei ruhiges, aber nicht weniger beeindruckendes, Ende für den ersten Tag.
Der Freitag wird von den Schleswig-Holsteiner von Thjodrörir eingeleitet. Wir haben diese Band bereits in unserer Rubrik Band der Woche vorgestellt und deshalb ist die Freude umso größer, die norddeutschen Musiker auf dem Wolfszeit wieder anzutreffen. Ihr Pagan-Metal hat sich dem Volk der Dunkelelben, den Zwergen, verschrieben und bewegen sich musikalisch sehr nah am Black Metal. Somit wird der Freitag knüppeldick beginnen.
Der Freitag wird zusätzlich mit Firn, dem neuen Projekt um Waldtraene-Sänger Horda, viel frostiger und thematisch in geologisch höhergelegen Bereichen geführt. Die Band erzählt Sagen um den Winter und die hohen Berge mit ihren schneeumtosten Gipfeln. Erst dieses Jahr feierte die Band eine großartige Premiere auf dem Dark Troll und schon dürfen sie auf dem Wolfszeit weiter machen. Glück Auf!
Wir bleiben mit Nornír im Bereich Black Metal und driften in die guten 90er. Das 2014 gegründete Quartett aus Sachsen orientiert sich musikalisch an die Altvorderen des Black Metals, ohne aber ein billiger Abklatsch zu sein. In der Szene wird die Band als eine Perle im schwarzen Sumpf behandelt und auf dem Wolfszeit sind sie der Auftakt für einen echt brutalen Stilwechsel im Line-Up, welcher die Nackenmuskulatur arg strapazieren wird.
Der schwarze Schnitt dehnt sich weiter aus und daraus wird Minas Morgul sich erheben! Ihr melodischer Black Metal, mit wiederholten Annäherungen zum Pagan Metal, konnte in jedem Album die Fans überraschen. Dieses Jahr gab es auch einige Bewegungen in der Band, nachdem Robert „Robse“ Dahn als Sänger die Band verlassen hat und für Stef von Jörmungand platz machte, hat Minas Morgul in diesem Jahr ihr neustes Album, Nebelung, veröffentlicht. Wir bekommen einen neuen Sänger und eventuell viel neues Material live zu hören. Es könnte zu einem besonderen Auftritt werden.
Die Pagan Metal-Band Obscurity aus Velbert im Bergischen Land darf wieder auf dem Wolfszeit auftreten. Jeder, der bereits das Glück hatte Obscurity live zu erleben, weiß, was ihn dort erwartet. Es wird Mosh Pits, Wall of Death geben und mit dem Wikingerboot gerudert. Diese Band ist ein Garant für viel Action ein gutes Warm-Up für die letzten drei Bands des Tages!
Eine weitere Größe des deutschen Pagan Metal ist Wolfchant. Damit werden zwei Pagan-Bomben hintereinander spielen können und spätstens dann werden Genicker im Sturm brechen! Dieses Jahr konnten sie den 15. Geburtstag ihres Album Pagan Storm bereits auf dem Ragnarök feiern und danach veröffentlichten sie ihre neue Single Witchfinder. Mit etwas Glück dürfen wir das Lied auch live hören. Auf ihr Wölfe, dieser Auftritt wird bestimmt episch!
Die letzten beiden Bands am Freitag lösen den bösartigen Black Metal und kriegerischen Pagan Metal ab und spielen lockeren und knallbunten Folk- und Power Metal mit Koorpiklani und Alestorm. Koorpiklani aus Finnland sind für zwei Dinge bekannt: melodischer, verspielter Folk Metal über das Leben in der ländlichen Gegenden Skandinavien, Hexen und andere heimische Sagengestalten UND für Lieder über das Feiern mit literweise Alkohol. Dadurch gestalten sich die Auftritte zu Berg- und Talfahrten zwischen Tänzen und vollständiger Eskalation. Am zweiten Tag werden die Cocktailstände gestürmt werden!
Punkto Eskalation: Die Party-Piraten aus Schottland segeln in Thüringen ein. Alestorms Bestätigung für das Festival hat die Gemeinde gespalten: Einige freuen sich auf einen bunten, schrillen Abend und andere sind unglücklich über einen „verschwendeten“ Slot im Programm. Für die eine Partei wird dies ein toller Abend. Mit ihrer Mischung aus kurzen, knackigen Liedern, rasanten Riffs und ihrer knallbunten (und teilweise sehr albernen) Bühnenshow könnte dies ein unvergesslicher Auftritt werden.
Den dritten Tag darf Fimbulvet, das ehemalige Solo-Projekt von Stephan Gauger, eröffnen. Nach 7 Jahren, passend zum 20-Jährigen Jubiläum der Band, veröffentlichte Fimbulvet dieses Jahr ihr neustes Album, Portale. Mit dem Album im Gepäck zieht die Band in diesem Sommer von Festival zu Festival und sind am Ende auch auf dem Wolfszeit Festival gelandet.
Mit XIV Dark Centuries bekommen wir ein ganzes Orchester für Pagan Metal, welche sich mit einem Bein im Folk Metal steht. Die Band hat vor drei Jahren ihr letzten Album, Waldvolk, veröffentlicht und hat ihre instrumentale Sammlung um eine Violine erweitert. Gemeinsam werden sie uns durch die alten Sagen führen und den Wald um Eisleben zu ihrer Bühne erheben.
Der Samstag hat nach dem Line Up einen großen Schwerpunkt für Black Metal und den Anfang macht dafür Karg als dritte Band am letzten Tag. Karg ist das Solo-Projekt von Michael V. Wahntraum von Harakiri for the Sky und präsentiert uns Post-Black Metal. Erst letztes Jahr hat die Band ihrihr Album Resignation veröffentlicht. Genug Material für eine düstere Show.
Ebenfalls aus Österreich und ebenfalls dem Post-Black Metal verschrieben ist Ellende. Das garantiert ein schwarzes Duo am Samstag und eine doppelte Reise in die menschliche Psyche. Ellende punktet Live mit ihrer drückenden und tragenden Sound, welche eine intensive Klangwand schafft. Die Österreicher bilden einen schwarzen Block innerhalb des Line-Ups.
Und dieser Block wird von Heidevolk abgelöst. Die Band aus den Niederlanden hat dieses Jahr ihr Album Wederkeer veröffentlicht und hat sich damit von ihrem Power Metal-Trend distanziert und hat zu ihren epochalen und sehr kräftigen Stil zurück #gefunden. Damit verspricht der Auftritt für die Headbanger und Mosher spannend zu werden.
Für das Ende des Festivals hat der Veranstalter zwei Veteranen des skandinavischen Black Metal aus den 90ern. Dabei darf Carpathian Forest den Auftakt machen. Ein destruktiver Black Metal, mit gnadenlosen Riffs und rasanten Blastbeats ist genauso ein Markenzeichen, wie der markante Gesang von Roger „Nattefrost“ Rasmussen. Die Lieder lassen aber eine melodiöse Note wie bei Dimmu Borgir vermissen. Dies wird ein Krieg für die Ohren und noch nicht das Ende.
Vor dem teuflischen Finale zwängt sich der Schutzherr des Festivals, Varg, dazwischen. Der aktuelle Frontmann Philipp „Freki“ Seiler organisiert mit einigen Bandmitgliedern das Festival seit 2007 und alle zwei Jahre stehen sie selber auf deren Bühne. Mit ihren deutschsprachigen Pagan Metal konnten sie mit jedem Album überraschen und entwickelten ihren Sound von echt kantigen Death Metal hin zu dem heute vielseitigen und melodischen Pagan Metal, der seit dem letzten Album mit der Sängerin Jaqueline „Fylgja“ Seiler um eine sanftere Note erweitert wurde. Doch sie treten den Headliner Slot an eine andere Band ab.
Das Festival darf von niemand geringerem als Dark Funeral, dem zweiten Veteran des 90er Black Metal beendet werden. Im Gegensatz zu ihren Kollegen von Carpathian Forest blieben die Schweden weiterhin aktiv und haben erst letztes Jahr ihr 7. Album We Are Apocalypse veröffentlicht. Mit ihrem groovigen und eingängigen Sound, der kaum Platz für verschnörkelte Melodien bietet, wird uns Dark Funeral direkt in die Tiefen der Hölle lotsen und das Festival mit einer Black Metal-Bombe beenden.
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