Am 07.10. ging es wieder nach Mutterstadt in die Walderholung, denn es war Zeit für das 19. Waldpark Open Air. In der geräumigen Grillhütte neben dem Kinderspielplatz traf sich, einmal mehr, die Rhein-Neckar Familie, um in diesem Jahr mit insgesamt neun Bands zu feiern. Auf dem Programm standen Balu Solo, die Newcomer Cravion, Favor the Bold, Compulsive Slaughter, Bad But Loud, Bastard Nation, Premortal Breath, Killing Your Idols und The Spectrophobia. Das Ganze versprach also ein weiteres Mal großartig zu werden. Ob die Erwartungen erfüllt wurden, sollen die nun folgenden Zeilen ein wenig genauer beleuchten:
Balu Solo:
Bewaffnet mit einer Westerngitarre, einem Cowboyhut und einem Glas Whisky-Cola eröffnete Balu das nunmehr 19. Waldpark Open Air. Zu hören gab es einige Klassiker wie Folsom Prison Blues, American Jesus oder Ghostriders in the Sky, aber auch den ein oder anderen eigenen Song. Nur mit seinem Instrument und einer angenehmen Stimme stellte der Musiker einen ungewohnten aber absolut coolen Auftakt ins Festival dar. Obendrauf gab es dann zum Abschluss noch eine akustische Version des Judas Priest -Hits Breaking the Law serviert. Nun, das war durchaus mal etwas anderes, aber auf jeden Fall eine schöne Idee, das Fest auf diese Art zu eröffnen.
Setlist Balu Solo
- Folsom Prison Blues (Johnny Cash)
- American Jesus (Bad Religion)
- Skulls (Misfits)
- Saturday Night (Misfits)
- I Fired it Up (Balu)
- Rocketship (Balu)
- Ghost Riders in the Sky (Johnny Cash)
- Breaking the Law (Judas Priest)
Cravion:
Größer hätte der Kontrast danach kaum sein können. Cravion brachten groovigen und melodischen Death Metal in die nun doch schon sehr gut besuchte Grillhütte und machten ordentlich Dampf. Ein gekonnter Auftritt, der sogar den ersten kleinen Moshpit des Tages auslöste. Alles in allem machten Cravion einfach richtig viel Spaß und wussten auf ganzer Linie zu überzeugen. Neben ihrer Debüt EP The Awakening bedienten sie in ihrem kurzen aber sehr knackigen Set auch drei noch unveröffentlichte Songs. Nach dieser Performance darf man durchaus gespannt sein wohin die Reise des Biests namens Cravion noch führen wird.
Setlist Cravion:
- Short Intro
- Bad Church
- Hate
- Metalforce
- Blood Red Sky
- Taliban Moshpit
- Metalhead
Favor the Bold:
Und weiter ging der muntere Genre-Parkour. Als drittes enterten Favor the Bold die Bühne. Sie hatten aber zunächst mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. Als diese endlich behoben waren, gab es wilden Hardcore/Punk kredenzt, der abwechselnd auf Deutsch und auf Englisch gestaltet war. Die Fünf Herren hatten sichtlich Spaß und kamen dabei stets ehrlich und authentisch rüber. Ihr neun Songs umfassendes Set bot dabei auch die drei bisher veröffentlichten Singles Never Again, Du Folgst und Ten Ton Gravity. Auch Band Nummer drei konnte voll und ganz begeistern. Das Niveau blieb weiterhin hoch.
Setlist Favor the Bold:
- Endless Summer
- Moolah Juggernaut
- Du Folgst
- Never Again
- Ten Ton Gravity
- Die Wut in mir
- Break Out
- Tunichtgut
- C´mon C´mon
Compulsive Slaughter:
Zurück auf der Schlachtplatte, gab sich nun ein echtes Urgestein der Rhein-Neckar-Szene die Ehre: Compulsive Slaughter spielten nach eigener Aussage „Asozialen Death Metal“ und machten absolut keine Gefangenen. Es wurde schnell, es wurde groovig und ein großer Anteil Grind-Einflüsse war auch mit von der Partie. Inklusive der kleinen Tochter des Gitarristen, als Special Guest, die das ein oder andere Stück auf einer kleinen Wassermelonengitarre begleitete. Insgesamt boten Phil und Co ein wahres Feuerwerk an Liebesliedern. Dieser Auftritt war ohne Frage ein Spaß für Jung und Alt: während die Erwachsenen einen anständigen Moshpit zündeten, betrat der jüngste Besucher voller Interesse die Bühne, um Mal genauer zu schauen, was denn da so geschah. Es passierte wirklich Herrliches, denn Compulsive Slaughter packten einen ganz hervorragenden Hammer aus Vollgas Death Metal auf´s Maul, ohne auch nur ansatzweise über Kompromisse nachzudenken.
Setlist Compulsive Slaughter:
- Slain
- Bunkerbuster
- Pigs Fed to Pigs
- Flies to the Light
- P-Polka
- Dawn of Wrath
- Soulleach
- Doombringer
- Trinity
- It is I
Bad But Loud:
Nach diesem Abriss Kommando stand Old School Rock N Roll auf dem Programm: Bad But Loud ließen es dabei mal ruhiger und mal schneller angehen. In ihrem Set durften dabei absolute Klassiker wie 49ccm oder Rock N Roll Rookies nicht fehlen. Diese wurden von der ein oder anderen neueren Nummer abgerundet. Nach typischer Manier nahmen sich Florian und Felix zwischen den Songs immer wieder mal humorvoll aufs Korn und machten das kurze Set zu einer klassischen Bad But Loud Performance. Zum großen Abschluss ließen sie es dann nochmals krachen und packten den Motörhead Klassiker Ace of Spades aus. Es wurde getanzt und gesprungen. An diesem Auftritt hatten alle Beteiligten sichtlich ihre Freude.
Setlist Bad But Loud:
- 49ccm
- Bad But Loud
- The Anvil
- Rock N Roll Rookies
- Ace of Spades (Motörhead)
Bastard Nation:
Next Up – klassischer Heavy Metal aus Speyer. Nachdem Bastard Nation im letzten Jahr noch krankheitsbedingt absagen mussten, konnte ihr Auftritt nun endlich nachgeholt werden. Zu hören gab es ,wie gerade schon erwähnt, ein feines Heavy Metal Set, welches klassischer kaum sein konnte. Überragende Arbeit an den Instrumenten und eine tolle Songauswahl machten auch diese Show zu einer ganz besonderen. Das Waldpark Open Air scheint wohl mittlerweile ein „Moshpit Abo“ abgeschlossen zu haben, denn dieser zog sich inzwischen von einer Band zur nächsten. So war die Walderholung auch hier, nach wie vor, gut besucht und Bastard Nation reihten sich in die gelungenen Acts des Tages mit ein. Wer auf Heavy Metal der alten Schule steht, sollte hier unbedingt einmal reinhören.
Setlist Bastard Nation:
- Point of No Return
- The Beast Within
- Dark Reign
- Running Man
- The Master of the Seven Seas
- Soldiers of Hell
- Devil´s Daughter
- Bastard Nation
Premortal Breath:
Aufgrund erneuter technischer Probleme tauschten Killing Your Idols und Premortal Breath die Slots, sodass letztere nun zuerst spielten. Metal ohne Schublade stand auf dem Festival Flyer und diese Beschreibung traf es tatsächlich am Besten. Musikalisch bediente der Fünfer aus Ludwigshafen kein eindeutiges Genre, es war viel mehr von allem etwas dabei: Growls, Screaming, Clean Gesang, Blastbeats, etwas Atmosphäre…ja hier war akustisch doch eine ganze Menge vertreten. Zusammen passte das ganze allerdings hervorragend, musikalisch sind Premortal Breath definitiv ein Highlight. Und auch das Publikum hatte seinen Spaß, der Moshpit bekam nun sogar Gesellschaft von einem kleinen Circle Pit. All Killer No Filler – so könnte man das diesjährige Waldpark Open Air wohl am besten beschreiben.
Setlist Premortal Breath:
- Hourglass
- Twisted
- Siren´s Feast
- Bloody Baby Shower
- Circle
- Of Angels and Wolves
- 11
- Hooligan
- Fuck My Brain
Killing Your Idols:
Nun waren aber die Frankenthaler an der Reihe und hatten sich eine ganze Menge vorgenommen. Wir bekamen ein saftiges Modern Metal Brett um die Ohren gehauen und wurden einmal komplett weggefegt. Rasantes Riffing, Drums on Point und gekonnt zwischen Gesang von Screaming wechselnde Vocals wurden von erbarmungslosen Breakdowns garniert. Doch hier und da wurden auch atmosphärisch ruhige Abschnitte mit eingebaut, die alles andere als aus der Reihe fielen. Vor der Bühne gab es nun kein Halten mehr, Moshpit, Circle Pit, Wall of Death und sogar ein Stagediver gab sich die Ehre. Zum Abschluss verkündete Veranstalter Chris, dass das Waldpark Open Air mit 300 Besuchern zum allerersten Mal überhaupt ausverkauft war. Als Belohnung durften Killing Your Idols uns noch ihr Cover des Deichkind -Hits RemmiDemmi um die Ohren pusten, was dem ganzen Auftritt nun die Krone aufsetzte. Ein besonderes Lob an Aushilfsdrummer Erik, der seine Sache wirklich hervorragend gemacht hat.
Setlist Killing Your Idols:
- Convergence
- Living For Death
- The Second
- Venomous
- How Much More
- Relight Your Flame
- Escape the Dream
- The Thing
- Thoughts of a Traitor
- KYI
- RemmiDemmi (Deichkind)
The Spectrophobia:
Feierabend war aber noch lange nicht, denn ein letzter Act stand noch in den Startlöchern. The Spectrophobia aus Mannheim brachten einen sehr modernen Sound mit sich und waren keineswegs nur ein Rausschmeißer. Der Raum war immer noch gut besucht und die verbliebenen Leute sollten auf ihre Kosten kommen. Nach anfänglichen Problemen mit einem der Mikros gab es neun Songs, die sich allesamt rund um psychische Erkrankungen drehten. Zwei Stimmen, die sich bestens abwechselten und eine Musik, die, mal schnell und mal langsam, der Show eine gewisse Tragik verpasste. Insgesamt war es vielleicht der interessanteste Act des Abends, denn The Spectrophobia schafften es, diesen nicht einfachen Themen einen Sound zu verleihen, in welchem man sich sehr gut wiederfinden konnte. Das war wirklich ein toller Abschluss dieses langen Tages.
Setlist The Spectrophobia:
- Fears
- Messiah
- Road to Nowhere
- For the Fallen
- Magic Potions
- MBPS
- Human Sacrifice
- Eat Me
- Asylum
Was bleibt also unter´m Strich zu sagen? Wie schon im vergangenen Jahr war das Waldpark Open Air aus meiner Sicht ein voller Erfolg mit neun Acts, die mich tatsächlich allesamt überzeugen konnten. Alles wurde wohl organisiert und sämtliche Mitarbeiter und Künstler waren mit voller Leidenschaft dabei. Umso schöner, dass der Veranstalter endlich „Ausverkauft!“ vermelden durfte. In Zeiten von Absagen und Verschiebungen, war es einfach schön zu sehen, dass auch sowas noch möglich ist. Wenn man diese Veranstaltung kennt, ist es eigentlich schwer zu glauben, dass es hierfür 19 Anläufe gebraucht hat, verdient ist es aber in allen Punkten und für alle Beteiligten eine echte Belohnung.
Antworten