Tief in einem Tal in Thüringen, umgeben von Wäldern und Bächen, da liegt ein Festival. Und dieses nennt sichseit 2007 stolz das Wolfszeit Open Air und zieht Besucher aus ganz Deutschland an, um sich gemeinsam an Pagan und Black Metal zu erfreuen. Wer wollte, der konnte bereits unter Voraussetzung eines exklusiveren Supportertickets, am Mittwoch anreisen. Der erste Programmpunkt aber kam am Donnerstagabend mit einem selbst benannten heidnischen Ritual, das mit einer Akustik-Show der deutschen Band Varg kombiniert wurde, deren Sänger übrigens der Veranstalter dieses Festes ist. Mit einer schön gestalteten kleinen Vorbühne und einem ebenso kleinen Altar, auf dem die verschiedenen Utensilien für dieses spirituelle Prozedere aufgebaut waren, wurde sich direkt in die Menge der Besucher begeben, die in recht großer Anzahl schon zugegen waren. Nach einer kurzen Einweisung in die Thematik durch den Hauptredeführer wurden hier die alten Götter angerufen und geehrt und die Natur preisend in den Geist des Wolfszeit aufgenommen. Im Rahmen dessen konnten sich die Gäste mit dem Rauch verbrannten Salbeis, gemäß alter Tradition, reinigen lassen, während im Hintergrund schon einige Handtrommeln für perkussion sorgten, welche später in den musikalischen Mittelpart, der Akustikdarbietung von Varg ausartete. Mit Gitarren, Sänger und Sängerin wurden hier also drei Lieder gespielt, die musikalisch sehr gut zum Rahmen dieses ersten Programms gepasst haben, jedoch in der Länge und der Umsetzung in Verbindung mit dem Ritual etwas zu wünschen übrig gelassen haben. Für selbsternannte Heiden, spirituelle Geister oder Leute, die gerne für die Götter Met in den Boden kippen, während sie dem Alkohol selbst frönen, war dieser Abend sicherlich ein gelungener, wie bereits an der enormen Teilhabe am Ritual und der anschließenden persönlichen Kundgebungen mit „[alten Gott oder was auch immer einem einfällt] + Hail!“ zu bemerken war. Für den Fan, der jedoch nur gekommen ist, um sich gute Musik und ein paar Bier zu gönnen, war dieser Abend jedoch eher dürftig und könnte unter Umständen sicherlich als ‚programmtechnisch nicht unbedingt lohnenswert betrachtet werden.
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Freitag
Den Auftakt zum eigentlichen Festival machten am Freitagmittag die Bayern von Groza. Die Black Metal-Band überzeugte von Anfang an mit einer starken Stil- und Stimmungsgerechten Darbietung, die auch ohne aufwändige Show oder Bühnendeko auskam. Oft melodisch, aber auch teils rhythmisch sehr anregend, kreierten sie schon in der Mittagssonne gute Stimmung im recht gut gefüllten Infield. Groza boten einen sehr atmosphärisch- energievollen Einstieg, eine starke Einführung in ein dieses Jahr relativ Black Metal lastiges Wolfszeit Festival und werden mit ihren Kompositionen sicherlich wieder einige Anhänger gefunden haben.
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Ähnlich ging es weiter mit der Atmospheric Black Metal-Gruppe Äera, die ebenso im Stile des recht klassischen Black Metals mit sehr gutem Sound überzeugen konnten. Speziell der Bass hat hier soundtechnisch sehr gut gearbeitet, im Endeffekt ist es aber das Gesamtbild, das entsprechend gepasst hat. Wieder mit einer sehr minimalistischen Bühnenshow, was ausdrücklich als positiv aufzufassen ist, konnten die Musiker aus Gronau in NRW trotz etwas weniger Publikum die Dortigen mitreißen. Anzusehen war ihnen auf jeden Fall ihre Leidenschaft für das, was sie in großartiger Weise tun. Damit wurden jene, die anwesend waren, mitgerissen, wodurch Äera auch verdientermaßen gefeiert wurde. Alle anderen haben eine recht kleine, aber dennoch vielversprechende Band verpasst.
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Die Freiburger Kapelle um Finsterforst bot in der Folge den ersten Ausflug in eine eher Folk Metal orientierte Richtung. Deren dunkel und doch episch angehauchte Musik stach live besonders durch die starken Vocals und den angemessenen Einsatz des Keyboards heraus. Hier zu sehen war eine wesentlich stärkere Interaktion zwischen Sänger und gewachsenem Publikum, die anwesenden Fans zeigten sich sehr motiviert und feierfreudig. Ob die ganzen Stories, die zwischen den Songs erzählt wurden, in der Masse, beziehungsweise überhaupt nötig sind, sei dahingestellt, passt jedoch zu einer schlicht anderen Art als die des Black Metal und seiner Shows. Technisch sehr gut, cleanes Spiel und die flotten und energiegeladenen Riffs zeigten jedoch, wie sehr diese Leute ihren Job verstehen und haben entsprechend einen starken Auftritt geliefert.
Bevor wir zur nächsten Band kommen, ein kleiner Blick auf einen außermusikalischen Bestandteil des Wolfszeit Festivals, da es sich bei dem Gelände um ein ehemaliges Kinder-Ferienlager aus DDR-Zeiten handelt, konnte gegen kleines Geld auch eine Fahrt mit der bekannten Bimmelbahn Crispi getätigt werden, der auch wir uns nicht entziehen wollten. Es passt neben der Musik einfach mehr als die sprichwörtliche Faust aufs Auge, dass sich im Rahmen von Metal, Party und Hopfenblütentees die Fans in einen der für Zwerge gebauten Wagons begeben. Der Spaß ist tatsächlich ein großer, fährt diese Bahn doch über das gesamte Gelände, womit sich ein schöner Überblick über die Ausmaße geschafft werden kann, während die Zugnachbarn entweder mit Wasserpistolen durch die Gegend schießen, was bei dem heißen, trockenen Wetter stets willkommen war oder sich in zehn Minuten eine Flasche Wein eintrichtern. Es zeigt sich; die Besucher haben immerzu Mittel und Wege gefunden, die Zeit zwischen den Bands produktiv zu überbrücken.
Nun aber zu der nächsten Gruppe, den schnellgewachsenen Musikern von Kanonenfieber. Sie haben sich mittlerweile in kurzer Zeit einen größeren Namen gemacht und warum dies auch gerechtfertigt ist, zeigten sie wieder einmal in ausdrücklicher Art und Weise. Hier gestaltete sich der Bühnenaufbau rund um die erste Weltkriegsthematik natürlich etwas aufwändiger mit Sandsäcken, Stacheldraht und entsprechender Kleidung im Stil, was jedoch fernab von Übertreibung anzusiedeln ist. Die Stimmung war extrem gut, was vor allem auch daran liegt, dass sie ihre Musik auch live überdurchschnittlich stark präsentieren können, besonders auch in den Vocals, da in den Lyrics in ihrer historischen Richtigkeit der Horror des Krieges aufgezeigt wird. Kanonenfieber erfinden mit ihrem Stil des Black Metal das Rad zwar nicht neu, was auch nicht sein muss, aber die Umsetzung ist fantastisch, sodass sich die Band mittlerweile schon mit etablierten Größen aus dem Genre messen kann.
Wenngleich die einzigen, bekam auch die postige Art des Black Metal mit Harakiri for the Sky eine Chance auf dem Festival. Nicht, dass die Österreicher eine solche bräuchten, haben sie doch schon seit zehn Jahren gezeigt, wozu sie studiotechnisch sowie live in der Lage sind. Und auch hier haben sie erwartungsgemäß überzeugt und mit einem grandiosen Sound einen sehr emotionalen wie auch atmosphärischen Auftritt hingelegt, der auch von dem einsetzenden Regen nicht getrübt werden konnte. Im Gegenteil, er passte eigentlich sogar sehr gut zur Show und hielt auch die Menge an Besuchern nicht davon ab, sie für ihr Talent würdigend zu feiern. Harakiri for the Sky gehören sicherlich für viele Fans zur Spitze des Post-Black Metal und trotz der allzeit hohen Erwartungen können sie stets, live und auch im Studio, immer wieder begeistern, sind somit auch immer ein Highlight eines jeden Tages.
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Eine ältere und entsprechend prägende Truppe aus Griechenland durfte sodann im Anschluss antreten. Die mittlerweile Legendenstatus erreichten Rotting Christ gehörten zu den größten Namen der diesjährigen Ausgabe des Wolfszeit Festival und wurden diesem Anspruch auch in all ihrer Routine gerecht. Eingespielt und trotz allem mit großer Spielfreude, boten sie ein Konzert dar, dass in dieser Form sicherlich seines gleichen sucht. Aus einer Kombination von alten und neuen Tracks wurde das Publikum stark animiert und begeistert, was bei dieser Band eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint. Auch das Reißen einer Gitarrensaite bei Sänger Sakis Tolis konnte ihn, als wohl einen der motiviertesten und großartigsten Frontmänner im Black Metal nicht von seinen musikalischen Fähigkeiten abhalten, in der Folge wurde eben schlicht ohne diese gespielt, was dem Ganzen keinen Abbruch tat. Rotting Christ sind live ein Erlebnis, dessen Tragik des Versäumnisses niemanden gewünscht werden sollte.
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Mit einer anderen festen Größe aus Österreich stellten am Freitag Belphegor den Co-Headliner. Hierzu lässt sich musikalisch schwer etwas erzählen, das überraschend wirken könnte, zu konservativ, im positiven Sinne, setzen sie ihre Songs um. Drückender, die Nacht dunkler streichender Black/Death-Metal mit viel Energie und den kraftvollen tiefen Gesängen von Helmuth ist eine Darbietung, die es in dieser Form kein zweites Mal gibt und somit zeigt, wie sehr es sich lohnen kann, sich auf dieses Ereignis immer wieder einzulassen. Hierbei, was sicherlich auch mit der Größe der Band zu tun hat, wurde die Bühne wesentlich aufwändiger gestaltet mit umgedrehten Kreuzen und brennenden Schalen. Ob der Notwendigkeit ist zwar eine gerechtfertigte Frage, doch auch im Black Metal sieht das Auge mit und entsprechend scheinen auch die Ansprüche hinsichtlich Bühnenshows im Vergleich zu anderen großen Bands zu wachsen, besonders im expliziten satanischen und blasphemischen Umfeld, wie in diesem Falle. Das Wichtigste, die Musik von Belphegor, wurde grandios erfüllt und bleibt sicherlich vielen im Gedächtnis, die das Ganze zum ersten Mal erleben durften.
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Der letzte Auftritt dieses Tages kam von den Black und Folk-Kombinierern Finntroll, die trotz der bereits späten Zeit noch einmal die gesamte Versammlung auf die Beine brachten. Die schwedisch-sprachigen Finnen sind sicherlich ein gewisses Aushängeschild für ihren Stil und setzen ihre Musik entsprechend überzeugend und routiniert auf die Bühne. Mit etwas Witz im Hintergrund, man betrachte die angeklebten Trollohren der Mitglieder, verbinden sie Spaß und Atmosphäre, engagieren und motivieren die Anhängerschaft und stellten somit in diesem Fall eine sehr solide Vorstellung dar. Leider jedoch hatte der Sound insgesamt seine Schwächen, sodass selbst eingefleischte Fans damit Schwierigkeiten hatten. Diese konnten sich jedoch zumindest an dem neuen Mikrofonständer samt Feuerwaffen- und rauchender Widderschädelverzierung erfreuen. Alles in allem bot ihr Auftritt aber einen sehr gelungenen Abschluss des ersten Tages.
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