Der Samstag wurde am Mittag mit der ostdeutschen Black/Doom Metal-Band Mærer eingeläutet. Trotz des sehr schlechten Wetters ließen sich einige Besucher vom angemessenen Sound und dem guten Auftritt überzeugen. Mit relativer Simplizität und doch recht kreativer Kompositionen stellten sie unter Beweis, dass auf dem diesjährigen Wolfszeit auch kleinere, aber nichtsdestotrotz vielversprechende Gruppen aus dem Black Metal-Bereich eingeladen wurden. Im Vergleich zu den größeren Namen gab es natürlich keine ausgefallene Show oder sonstiges Spektakel, aber das haben Mærer auch nicht nötig; sie stellten ihr Können auch so sehr gut dar. Kleiner Funfact: mit Danksagung an den Barchef durften sie sich auf der Bühne noch einen guten Pfeffi gönnen. So simpel und gleichzeitig so sympathisch, so lässt es sich zusammenfassen.
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Im Anschluss ging es noch simpler weiter, denn es zeigten sich Totenwache aus Hamburg mit ihrem recht klassischen Black Metal. Zur Einfachheit gehörte unter anderem der Verzicht auf einen Bass, was den Sound für manche Ohren old school-mäßig interessant, aber für andere auch etwas gewöhnungsbedürftig beeinflusste. Auch sie kommen, wie die meisten anderen, ohne große Show aus. Aber auch hier reicht es völlig für das, was sie machen wollen. Und das setzen sie mit klarem Sound und grandiosen Vocals gut um. Man muss es mögen, aber jene die sich hier musikalisch zu hause fühlen, hatten ihren Spaß damit.no images were found
Etwas episch angehaucht und insgesamt recht kreativer Black Metal im Pagan-Gewand lieferten sodann die lokalen Musiker von Gernotshagen. Deren Show war gezeichnet von immer wiederkehrenden technischen Problemen, die aber mit Humor und Geschick ohne größere Schwierigkeiten gelöst wurden. Vor allem die Gitarristen bewiesen sich als sehr cleane Musiker, hervorzuheben ist der großartige Sänger, der sowohl in Screams wie auch im Klargesang extrem überzeugen konnte. Insgesamt schien die Kunst sehr stimmig und die Truppe an für sich sehr eingespielt, was sich auch daran zeigte, welch gute Stimmung in der Crowd herrschte. Leider wurde zwischenzeitlich der Verteilerkasten vom LKW von Watain angefahren, was wieder zu einer kleinen Unterbrechung ohne Sound führte. Wer nur ein Eintagesticket für den Freitag hatte, der hat mit Gernotshagen tatsächlich eine sehr gute Performance verpasst, die auf die Minute genau nach ihrem Ende vom einsetzenden Starkregen abgelöst wurde.Dieser extreme Regenfall ging in der Folge auf Kosten der nächsten Band; die Black Metal-Gruppe Horn aus Paderborn. Im Vergleich nur wenige hatten Lust sich unter diesen Bedingungen vor die Bühne zu stellen, was sehr schade ist für eine solch routinierte und definitiv musikalisch talentierte Band. Die meisten jedoch versuchten zumindest, aus den Bierzelten und Ständen heraus aus der Ferne zu beobachten. Und der kraftvolle Auftritt, das sehr saubere und soundtechnisch einwandfreie Spiel, bestätigte einmal wieder, dass es sich hier um eine sehr lohnenswerte Band handelt, die jedem Black Metal-Interessenten nur ans Herz gelegt werden kann. Die Umstände waren nicht optimal, aber der Musik konnte es keinen Abbruch tun.
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Als nächstes standen sodann Black Messiah aus Gelsenkirchen auf der Bühne. Die Metal-Band, die sich gerne der Folk-Elemente bedient, gibt es schon seit starken 30 Jahren und ließen sich das Alter in keinster Weise anmerken, zu engagiert und passioniert war dieser Auftritt. Insgesamt muss jedoch angemerkt sein, dass ihre Musik doch eher etwas für Feinschmecker ist, die tatsächlich auch über den Geschmack verfügen, den man hierfür braucht. Nach eigener Aussage spielten sie in den Anfangsjahren noch Black Metal, der jedoch auch nur mit Mühe als solcher bezeichnet werden kann, zu mühsam ist die gut gemeinte Einordnung in den Symphonic Black Metal. Zumindest live war es nur in Grundzügen zu erahnen, aber auch das sollte kein Problem sein. Black Messiah haben ganz offenkundig vielen Besuchern Spaß gemacht und haben dementsprechend auch eine ansprechende Show geliefert, die für diesen eigenen Stil sicherlich angebracht war und in den man sich vielleicht auch einfach öfter rein hören muss. Am Ende des Tages zählt Spaß und Überzeugung bei Künstler und Fan, und das war gegeben.no images were found
Nach langer Pause, erst seit 2021 wieder präsent, durften die Besucher sich auch an der Viking/Black Metal-Kombination Thyrfing aus Stockholm erfreuen. Dass diese sich im Verlaufe ihres Schaffens bereits sehr berechtigt einen bekannteren Namen gemacht haben, sollte bekannt sein und insofern hat das Wolfszeit auch hier ein feines Händchen für die Künstlerauswahl gezeigt. Leider gab es einige logistische Probleme die dazu führten, dass das eigene Equipment und alles für die Bühnenshow relevante verloren ging. Daher waren Mærer vom Beginn des Tages so freundlich, ihnen ihre Instrumente auszuleihen. Dem Konzert machte das kaum einen Abbruch, episch-atmosphärisch in der Stimmung, doch auch kraftvoll und feinstes Black Metal-Riffing sind die Begrifflichkeiten, die hier wohl am besten passen. Eins von vielen wahren Highlights dieses Festivals.Die vorletzte Gruppe waren dann Батюшка (Batushka) aus Polen, die mit aufwändiger Bühnendekoration und orthodox-sakralem Black Metal selbst den Neuankömmlingen im Genre bekannt sind. Verwirrung stiftet jedoch immerzu die Zuordnung, da sich nach der Trennung der eigentlichen Batushka zwei gleichnamige Bands formierten, um die Musik fortzuführen. Hierbei handelte es sich um das Projekt des ursprünglichen Gitarristen. Selbst wer spartanische Bühnen und Shows bevorzugt, der muss zugeben, wie grandios die Dekoration hier mit welch Liebe zum Detail ist. Orthodoxe Symbolik und Bilder, ein schön aufgebauter Sarg und aufwändig gearbeitete Kutten sorgen für eine merkwürdige, andächtige und insgesamt sehr atmosphärische Stimmung, welche sich auch im Publikum widerspiegelt. Die Musik selbst bedarf nicht vieler Worte, da sie entsprechend dem Konzept sauber und angebracht dargeboten wird. Im Vordergrund steht eben die Kombination, ein Erlebnis von extrem kreativer Verbindung aus Black Metal und eben jenen Elementen, die Батюшка einzigartig, beziehungsweise mittlerweile zweiartig machen.
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Zu guter Letzt endete das Wolfszeit mit der wohl größten und bekanntesten Band, Watain aus Uppsala, Schweden. Die Black Metal-Formation, welche schon seit dem Ende der Neunziger unterwegs sind, verstehen es, Bühne und Infield in Brand zu setzen und das nicht nur metaphorisch. Die Bühne bestand, wie immer, hauptsächlich aus satanischer Dekoration die immerzu lodernd brannte und damit das gewünschte böse und antichristliche Image zu pflegen und zur Schau zu stellen. Verantwortlich dafür im Rahmen der Show ist natürlich der Sänger, der mit einer großen Fackel das ganze anzündet, jedoch sich auch nicht davon abhalten lässt, diese im Anschluss in das Publikum zu werfen. Was episch und böse, passend zum misanthropischen Black Metal wirkt, ist in der Praxis eine Entscheidung, die doch sehr zu überdenken ist. Im Endeffekt geht es, neben etwas Bühnenshow vielleicht, um das Erlebnis von Live-Musik, da erscheint es doch wenig attraktiv währenddessen von einer brennenden Fackel getroffen zu werden. Bei aller Liebe, egal wie groß oder bekannt man ist und vielleicht Menschen auch einfach, verständlicherweise, nicht so sehr ausstehen kann, es gibt keine Berechtigung sich wie ein [sucht euch die für euch passende Bezeichnung selbst aus] zu verhalten, besonders wenn es um die körperliche Unversehrtheit geht. Das braucht kein Mensch. Die Musik und der Auftritt an sich jedoch waren wundervoll, wie erwartet. Watain gehören im Black Metal-Bereich sicherlich zu den Besten und daher sind ihre Konzerte aus dieser Sicht gesehen immer ein Besuch wert. Auch das diesjährig neue Album The Agony & Ecstasy of Watain fügte sich mit Songs wie Ecstasies in night infinte sehr gut ein und auch Klassiker wie Malfeitor wurden mit viel Leidenschaft dargeboten. Im Endeffekt also eine gelungene und würdige Abschlussshow für das diesjährige Wolfszeit, wenn man von außermusikalischen Aspekten absieht.Fazit:
Alles in allem war das Wolfzeit Open Air 2022 ein schönes Festival, das musikalisch sehr viel Gutes zu bieten hatte. Dieses Jahr war es natürlich eher auf Black Metal angelegt, aber die Kombination aus kleinen und großen Namen und der ein oder andere Pagan/ Folk-Einfluss konnte das Publikum überzeugen. Als Besucher hat es sich also sicherlich sehr gelohnt. Jedoch gab es auch hier einige Schwächen, wie beispielsweise der erste Programmpunkt mit dem Ritual und der dürftigen Akustikshow. Gerade in der Kommunikation des heidnischen Geistes in Verbindung mit der Ehrung der Erde lässt sich doch etwas an der Ernsthaftigkeit zweifeln, wenn gleichermaßen nur Einweg-Plastikbecher statt Mehrwegbechern benutzt werden, die das Gelände belagerten, ganz abgesehen von der Produktion. Im Endeffekt geht es auch hier, wie überall, ums Geld und daraus ergeben sich die Prioritäten, die teilweise zu kritisieren wären. Jeder Veranstalter jedoch muss sich im Vorhinein Gedanken machen, wie die Organisation und der Umgang mit verschiedenen Gruppen gelingen sollte, und daher kommen natürlich auch die Unterschiede in den Festivals, die den normalen Besuchern nicht immer offenkundig sind. Am Ende des Tages war das Wolfszeit jedoch ein musikalisch gelungenes Event, das sichtbar vielen Fans sehr viel Freude bereitet hat, worauf es ankommt und was auch von den Wettereinflüssen nicht getrübt werden konnte. Von daher darf man gespannt sein, in welche Richtung dieses Festival sich noch weiter entwickeln wird.
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