Album des Monats – Oktober: Ad Nemori – Akrateia

Album des Monats „Ad Nemori – Akrateia“

Erscheinungsdatum: 18.10.2019

Label: Self Released

Genre: Death/Black/Doom Metal

Spieldauer: 49:13

Tracklist:

    1. Miasma
    2. Tellurian Doom
    3. Above The Tide
    4. Kenosis
    5. Obey the Sovereign
    6. Diverging From The Black
    7. Guidance
    8. The Stars My Destination
    9. Enkrateia

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Album des Monats im Oktober ist diesmal ein ganz besonderer Leckerbissen. Die Münchner Großfraktion Ad Nemori haben ihr neues Meisterwerk „Akrateia“ am 18.10. veröffentlicht.
Die Band aus dem Herzen Bayerns haben auf ihrer ersten Full Length Scheibe einen neuen Trend gesetzt. Und wer schon einmal das Vergnügen hatte sie live zu bestaunen, kann sich sicher sein, dass er hier nicht enttäuscht wird. Ein atmosphärisches Meisterwerk, das nicht wirklich in ein Genre kategorisiert werden kann. Große Einschläge der Extremen Genres des Metal von Death bis Black und hin zu Doom sind hier vorzufinden und mischen sich zu epischer Höchstform. Nach einem kurzen Intro wird der Zuhörer in diese gezogen und rund 50 Minuten in die Welt von Ad Nemori entführt. Das ganze wird auch noch gekrönt von den perfekt darauf abgestimmten Vocals des Sängers, welche unter die Haut gehen. Ein absolutes „Hör dich einmal rein“ für jeden der harte Musik mit viel Atmosphäre liebt!!!

Bandcamp:

https://adnemori.bandcamp.com/

Erläuterung der Songs von „AKRATEIA“

AKRATEIA – oder der Wunsch, sich selbst zu vernichten

Das titelgebende Wort Akrateia stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet sinngemäß: „Handeln wider besseres Wissen.“ Darunter versteht man den Fall, dass eine Person eine Handlung ausführt, obwohl sie eine alternative Handlung für besser hält.

Grundthema des Albums: Akratische Handlungen widersprechen den plausibel scheinenden Annahmen über Handlungen von Personen. Personen führen – wenn sie dazu in der Lage sind – solche Handlungen aus, die sie für gut halten. Dies kann aber zum Leid des Individuums und der Allgemeinheit führen.

1. Das Album startet mit dem Intro „Miasma“, welches die fauligen Dämpfe einer verrotteten Erde beschreibt und damit eine Brücke zu der 2016 erschienen EP „PYRE“ (Leichenfeuer) schlägt. Der abgebrannte Wald auf dem Cover dieser Debüt-EP versinnbildlicht eine Abkehr von den Klischees des „Wald-und-Wiesen-Metal“, die der Name „Ad Nemori“ (Am Hain) nahelegen könnte. Gleichzeitig stellt „Pyre“ den Abschluss eines Kapitels in der turbulenten Bandgeschichte dar. Dabei stellt das Klavierstück in „Miasma“ die musikalischen Themen der kommenden Songs vor und beweist, dass aus der Asche des Vergangenen die Saat für das neue gelegt wird.

2. Tellurian Doom

– Inhalt: Grundthema ist der Kampf des Menschen gegen die Zeit und damit der Konflikt zwischen der Begrenztheit der menschlichen (Leben-)Zeit und der Unbegrenztheit der menschlichen Wünsche und Ziele.

– Musikalischer Hintergrund: Musikalisch entstand dieser Song aus einem Riff im ¾ Takt, der ursprünglich für einen anderen Song gedacht war. Dieser wurde jedoch im Zuge des großen Besetzungswechsels der Band im Jahr 2014 ausgekoppelt und diente als Experiment für die neuen Musiker und Stileinflüsse. Das Ergebnis ist eine Kombination aus WINDIR–artigem, schnellem, Schredding groovenden Bass und postrockigen Leads und läutet das neue Thema des nun aufgeschlagenen Bandkapitels ein.

3. Above The Tide:

– Inhalt: Eine Versinnbildlichung der menschlichen Ignoranz und dem Egoismus gegenüber Mitmenschen und ggü. der Weltgemeinschaft anhand der Metapher der Sintflut, nach welcher nur die Egoisten als “Fels in der Brandung” aufgrund ihrer “Steinernen Herzen” überleben.

– Musikalischer Hintergrund: Wenn man als Band Woche für Woche an ruhigen, tiefgründig-melancholischen Songs schreibt, entsteht der Wunsch, mal wieder einfach in die Saiten zu hauen und ordentlich abzumetallen Aus dieser Laune heraus entstand dieser Song und sollte gleichzeitig das Experiment wagen, wieviel Postrock ein Death Metal Song vertragen kann.

4. Kenosis:

– Inhalt: Eine Auseinandersetzung mit dem dogmatischen Konflikt der durch religiösen Pluralismus entsteht und Menschen spaltet. Zudem eine thematisierung der epistemischen Hürde, eine Religion zu beweisen (“this eerie solitude”) bzw. Kritik an den Scharlatanen, die diese Situation zur Machtgewinnung ausnutzen (“thou must walk amongst the pale”)

– Musikalischer Hintergrund: Kenosis entstand parallel zu Tellurian Doom und stellt die musikalisch andere Seite der Band dar: eine doomige Ballade, die sich die Zeit nimmt, in der eigenen Melancholie zu schwelgen. Sie beginnt als eine Knopse, nur um sich dann zu einer fast schon funkigen Schunkelblüte zu entfalten.

5. Obey thy Souvereign:

– Inhalt: Eine Reflexion des Zusammenhangs zwischen dem Leid (bzw. den psychischen Spannungen) eines Bürgers einer jeden Gesellschaft und der Macht des gesellschaftlichen Souveräns (iSv divide & conquer). Ferner wird der Einfluss der (Selbst-)Lüge beider Seiten (Souverän und Schaf) auf die Entstehung von Machtstrukturen beleuchtet und daraus geschlossen, dass beide Seiten stets Opfer und Täter zugleich sind (“Obey the law of hybridity”), nicht zuletzt deshalb, weil die Lüge beider Instanzen das System nährt.

-Musikalischer Hintergrund: Dieser Song bestand in einer roheren Form bereites zu PYRE-Zeiten, was man aus den nicht zu verkennenden OPETH-Einflüssen des Eröffnungsriff heraushören kann, doch fehlte dem Song der thematische Kontext und Feinschliff, den er nun zu dieser Veröffentlichung bekam.

6. Diverging from the Black:

– Inhalt: Eine Beleuchtung aller Themen der anderen Songs mit dem Fokus auf der Widersprüchlichkeit menschlichen Denkens und Handelns mit dem Verweis auf die Unausweichlichkeit dieser Verstrickung in Widersprüche. Diese wird nur dann und nur näherungsweise überwunden, wenn das Schlechte und das Gute dialektisch verstanden wird (“we never find our way back, by diverging from the black”)

– Musikalischer Hintergrund: Der Song, der wieder an die Melodic Death Metal Wurzeln der Band -erinnert und am ehesten mit altem AMORPHIS-Material zu vergleichen wäre.

7. The Guidance ist ein Instrumentalstück ohne tiefere Bedeutung.

8. The Stars my Destination:

– Inhalt: Thematisierung des Widerstreits zwischen dem brachialen Tier (“Tyger”) und der Vernunft im Menschen (“Lamb“), welche stets das Ästhetische und Gute anspricht. Ferner geht es um die Frage, inwieweit dieser Dualismus als Teil der Schöpfung vorgesehen ist. (“Did he who made the lamb make thee”)

– Musikalischer Hintergrund: Dieser Song ist eine Kreation unseres Keyboarders Milos, der eines Tages damit ankam und meinte, der könne stilistisch zu uns passen. Für die Band bedeutete dies das finale Puzzleteil, um unsere Musik nun als Atmosphärischen Death Metal zu propagieren und ein Album in diesem Stil zu produzieren.

9. Enkrateia schlussendlich ist die scheinbare Auflösung des Konfliktes in Form von „Selbstbeherrschung“. Aber ist das wirklich die langfristige Lösung oder nur eine Verzögerung des Unaufhaltbaren? Den tief in jedem Menschen schlummernden Wunsch, sich selbst zu vernichten?

 

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