Bericht: Schlichtenfest 2022

Bühnenbild Schlichtenfest. Feuer bei den Extremenrory Grindfuckers
Bühnenbild Schlichtenfest. Feuer bei den Extremenrory

Nach drei Jahren fand endlich wieder das Schlichtenfest statt, welches offiziell am Freitag und Samstag dem 29./30. Juli 2022 beim beschaulichen allgäuer Örtchen Ottobeuren abgehalten wurde. Doch schon Donnerstags um 18 Uhr durften die ersten Camper Anreisen, was in kleinem Stil genutzt wurde. Zwei Toilettenwagen und die Dusche standen somit auch schon beim Bauernhof bereit, dem Festival konnte also nichts im Wege stehen.
Leider entlud sich nach diesem Hitzemonat, ab ca. 21 Uhr ein gewaltiges Gewitter über dem Gebiet, was auch länger anhielt und die Stimmung anfangs ein wenig dämpfte. Jene Unterbrechung nahmen dann somit einige Camps auch zum Anlass, ihre eigene Bühnen Soundanlage bis 3 Uhr Nachts in voller Lautstärke laufen zu lassen, trotz Mitternachtsruhe und Beschwerden anderer Besucher.

Tags darauf füllte sich dann vor allem gegen Mittag der Camping Platz zusehends, vor allem näher Angereiste schafften es somit, bei trockenem Wetter ihre Zelte aufzubauen. Mit 30 min Verspätung ergab sich dann der Einlass auf dem Gelände um 14.30 Uhr, was leider erst noch zu einem mauen Besuch der ersten Band führte.

Auffallend war bei diesesm Schlichtenfest, das Fehlen jeglicher Background Banner. Das Logo der jeweiligen Band wurde per LED Videowall eingespielt.

Invictus durften mit ihrem Heavy-, Speed- und Power-Metal das Fest eröffnen und gaben trotz lauen Temperaturen Vollgas, um die Stimmung zu heben. Begleitet von den ersten Badegästen im Pool, wurde in guter alter Schlichtenfest Manier das Festival eröffnet.

Als zweites durften um 16.10 Uhr A Feast for Crows rauf, welche im Core Bereich anzusiedeln sind. Angekündigt wurde die Musik schon mehrere Minuten vor dem Auftritt durch elektronische Mucke vom Band, die dann dem elektronisch beeinflussten Metalcore Platz machte. Den drei Jungs vorne auf der Bühne war der Spielspaß definitiv anzumerken, so sprangen sie oft wie wild über die Bühne.

Free Section sind im Allgäu kein unbekannter Name und so fanden sich auch einige Fans mit passenden Shirts vor der Bühne ein. Die junge Truppe, die gerade irgendwo um 18 Jahre schwebt, brachten einen Kontrast zum vorherigen Programm. Sowohl eher softer Core, wie auch das jüngliche Aussehen waren eine Abwechslung im Programm, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat, während sie ihre rein selbst geschriebene Setlist präsentierten.

Mit Flame or Redemption begann nicht nur passend zum Bandnamen die Feuershow, sondern auch der zweite Regenguss des Festivals, welcher zwei Bands lang anhalten sollte. Sängerin Isabelle, als einzige Frau auf der Festivalbühne, überzeugte mit ihrer starken Stimme und ihrer Flexibilität in den Vocals. Während des Auftritts bewies die Pyrotechnik, was sie drauf hatte, und so wurde das Publikum immer wieder durch die Feuerwerfer an der Bühnenkante aufgewärmt. Trotz des Regens war das Publikum begeistert.

Danach waren Revel in Flesh dran, bei deren Auftritt die Pyro für eine letzte Band an diesem Tag Pause machte. Die Death Metaler lieferten einen soliden Auftritt ab, der leider immer noch verregnet war. Trotz widriger Bedingungen hatte die Band sichtlich Spaß auf der Bühne und gab alles.

Mit dem wieder trockenen Sonnenuntergang kam die wohl best besuchteste Band des Abends, die Core Spaßtruppe Excrementory Grindfuckers. Diese gaben bei einer riesigen Feuershow einige ihrer Klassiker ab. Mit einer energischen Show wurde die Menge vor der Bühne, trotz Hitze der Flammen, ordentlich in Bewegung versetzt und nicht wenige sah man regelmässig zwischen Bühne und Bierstand pendeln. Aus gesundheitlichen Gründen leider ohne Sänger unterwegs, musste ein bisschen improvisiert werden, was aber der Musik kaum einen Abbruch tat. Wir sagen an dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an den Bassisten.

Auch konnten in der Zwischenzeit die ab und zu auftretenden Generator Probleme der Verkaufsstände wieder behoben werden, die Bühne war davon jedoch nicht betroffen.

Als Headliner des Abends lieferten Parasite Inc. eine gewaltige Melodic Death Show ab, welche von einer Feuershow begleitet wurde, jedoch der ersten Reihe von Besuchern ziemlich zusetzte. Regelmässiges Wegducken und Gesicht Reiben nach Flammenstössen, hätte den Pyrotechniker dazu bewegen sollen, ein wenig herunterschrauben. Neben den Klassikern der Band durfte natürlich auch das neue Material nicht fehlen und so wurde unter anderem auch der Titeltrack live zum besten gegeben.

Den Abschluss des Tages bildete die Oriental Metal Band Eridu aus München. Mit ihrer rituell anmutenden Aufmachung präsentierten sie dem verbliebenen Bruchteil der Besucher ihren Oriental Extreme Metal. Leider musste diesmal die Show ohne Bauchtänzerin auskommen. Auch ein neuer Song, From the Clay, from the Blood, from vengeance, wurde hier präsentiert. Bis kurz vor 2 Uhr gab die Band dabei alles.

Trotz einer eher kurzen Nacht, da aus Personalmangel eine Einhaltung der Nachtruhe auf dem Camp leider auch bis 4 Uhr nicht durchgesetzt wurde, konnte man schon um 9 Uhr zum Frühstück auf das Infield strömen. Dort wurde dann im Tageslicht erstmals das Schlam(m)assel der vorherigen Tage sichtbar. Jedoch gab sich der Veranstalter große Mühe, besonders matschige Stellen abzudecken oder mit Paletten zu überbrücken. Da in diesen schwierigen Festival Zeiten auch die Wasserversorgung knapp war, wurde der Pool nicht aufgefüllt, welcher aus mir unbekannten Gründen über die Nacht von unbekannten Personen abgelassen wurde. Schade, denn das Wetter war am Samstag einfach perfekt zwischen Sonne und leichten Wolken und hätte somit wunderbar zum Plantschen eingeladen.

Auch wurden die Flammenwerfer der Bühne ein wenig um verteilt, von den ursprünglichen sechs Stück direkt vor den Künstlern verblieben vier Stück direkt in der Front der Bühne. Dazu folgten noch jeweils drei Werfer zu beiden Seiten auf den Stahlkonstruktionen und jene zwei auf dem Soundtower. Die beiden Paare links und rechts verschwanden komplett.

Eröffnet haben den Samstag um 13.10 Uhr Purgatory Throne mit ihrem Old School Death Metal, was auch schon einiges an Leuten angezogen hat.

Als zweites kamen Skelfir aus dem Westerwald, welche wir vor dem Mittagessen auch noch kurz Interviewen durften. So wurde auch um 14.15 Uhr schon ordentlich bei Pagan Metal angestoßen und gefeiert. Dass Sänger Beast die Schminke nicht nur von den einzelnen Feuerstössen vom Gesicht lief, war vor allem seiner epischen Rüstung und dem sonnigen Wetter geschuldet. Trotzdem ließ es sich die Band nicht nehmen, eine Wall of Death anzuzetteln oder selbst noch in die Menge zu hüpfen, während sie alles mit ihren Songtexten aus der Heimat und nordischen Mythologie verbanden.

GEFRIERBRAND hätten trotz eines frühen Slots gute Stimmung beim Publikum verbreiten können, auch wenn der Sound dabei nicht unbedingt seinen Höhepunkt erreicht hatte. Leider gelang das nicht so recht. Nichtsdestotrotz gab die Band alles und hatte sichtlich Spaß! Gerne wieder.

Als zweite Pagan Truppe des Festivals spielten Knaat um 16.35 Uhr auf und stimmten zur Party an. Bei guter Laune war sogar noch ein kleines Geburtstagsständchen für einen älteren Herren dabei, der sich ab von schwarzer Kleidung, mit Wanderstecken vor die Bühne getraut hatte. Ein wenig luftiger gekleidet als Skelfir, besser gesagt komplett Oberkörperfrei, brach somit die heidnische Welle über die Schlichte herein.

Etwas Spezielleres boten Age of Arcadia aus Berlin, welche nicht über die alt bekannte nordische oder germanische Mythologie singen, sondern über die griechische. Verpackt im Melodic Death/Trash Bereich ging es von Anfang an ordentlich ab vor der Bühne. Vor allem das antike Design der Banner und Backdrops sind eine schöne Abwechslung, während die Songs zwischen Härte und Melodie pendelten. Nur gab es leider keine CDs von ihnen zu erstehen, da das Debütalbum restlos vergriffen war.

Während sich die Warteschlange für das Spanferkel gefühlt über das halbe Gelände zog, spielten die Trash Veteranen von Traitor auf. Zur Mitte des Auftritts setzte dann auch die Pyro wieder ein, welche an diesem Tag sehr viel besser zu ertragen war. Während des Auftritts bildete sich auch erstmals ein größerer Pit vor der Bühne.

Düster kam es mit der Dämmerung durch Enisum, welche auch wieder mehr gut gefütterte Besucher vor die Bühne lockte. Passend zum Atmospheric Black Metal wurde die Stage mit Nebel und dunkleren Lichttönen gefüllt, während die traurig wütende Stimme des Sängers durch die Wälder schallte. Die Italiener lieferten eine atmosphärisch großartige Show und konnten das Publikum dabei von sich überzeugen.

Mit einer wohl wahrlichen Show und vollem Flammen Einsatz, spielten God Dethroned mit 15 min Verspätung um 21.45 Uhr. Im Gegensatz zum Vortag wirkte hier beim Co-Headliner der Einsatz der Flammen eher spärlich, wahrscheinlich weil der Pyrotechniker (oder eher Feuerteufel) sich noch ein wenig Zunder für die letzte Band aufheben wollte. Das Publikum erschien zahlreich und hatte auch kurz vor Ende noch ordentlich Bock.

Als vorletzte Band spielte die Band Decapitated aus Polen. Die Jungs fuhren mit ihren Technical-Death Metal nochmal fett auf, auch wenn die Band mit einiger Verzögerung die Bühne betrat, standen noch einige Leute bereit, um nicht stehen zu bleiben – Nein, ein großer Moshpit ging los. Die Band darf wohl zurecht behaupten, beim Schlichtenfest einige Fans glücklich gemacht zu haben. Kein Wunder, die Band um Sänger Rafał Piotrowski gibt es bereits seit gut 25 Jahren, dementsprechend lange hatten sie Zeit, sich ein Publikum aufzubauen. Es war ein großartiger Auftritt, auch ohne jegliches Feuer.

Die Aufgabe des Rauschschmeißers des Jahres wurde Pesterous Mind zugeteilt. Die fränkische Band hatte jedoch nicht mehr viel rauszuschmeißen, denn der späten Uhrzeit geschuldet befanden sich nur noch recht wenige Besucher auf dem Gelände, dafür aber auch noch der Pyrotechniker, der den Auftrittsanfang nutzte, um ein riesiges Feuerwerk zu starten. Nichtsdestotrotz hatte die Band mächtig Spaß bei dem Gig. So viel Spaß, das sie sogar die Crew für eine Wall of Death auf die Bühne holten. Im Anschluss an den Auftritt kam nochmal der Veranstalter auf die Bühne, um sich zu bedanken und erntete ordentlichen Applaus.

Somit brach dann auch schon der Sonntag Morgen an und wer wollte, konnte sich nochmals auf das Gelände begeben, um ab 9 Uhr ein herzhaftes Frühstück zu sich zu nehmen oder die restlichen Wertebons zurück in Bares zu tauschen.

Zum Abschluss hier dann noch ein paar Impressionen über die beiden Tage auf Camping und Infield.

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