Bericht: Avatar mit dem Great Metal Circus in der Batschkapp, Frankfurt

Der Zirkus war in der Stadt!

Der Great Metal Circus von Avatar ist auf Tour quer durch Europa. Unterwegs machte er auch am 02.03.2024 in der Batschkapp in Frankfurt Halt, wo er von der Melo-Death-Kombi Aether Realm unterstützt wurde.

Der Einlass in der Batschkapp klappte wunderbar und so kam es, dass Aether Realm sogar 15 Minuten vor dem ursprünglichen Beginn schon anfingen zu spielen. Es brauchte nur einen halben Song, bis der schon gut gefüllte Saal kollektiv am Klatschen war. Sie schienen unter den Anwesenden auch eine breite Fanbase zu haben und wahrscheinlich wollten sich viele auch nicht die Chance entgehen lassen, diese Band zu sehen, denn sie waren das erste Mal seit sieben Jahren wieder in Frankfurt. Ganz anders als die nachfolgenden Avatar setzten die Jungs auf keine große und durchchoreografierte Bühnenshow und keine aufwendigen Kostüme. Sehr schlicht und einfach kamen sie daher, bis auf eine Ausnahme: Sänger Vincent „Jake“ Jones trug ein im Hawaii-Stil bedrucktes Hemd. Auch wenn ihr Auftreten vielleicht nicht spektakulär war, so konnten die vier definiitv mit einem Haufen Spielfreude überzeugen. Gerade auch Jake war immer wieder, wenn er nicht gerade sang, auf der kompletten Bühne unterwegs und stand selten still. Er merkte auch an, dass sie sich sehr geehrt fühlen, dass die Schweden sie eingeladen haben, mit ihnen zu touren. Und irgendwie würde es hier in der Halle auch ein bisschen nach einer Freakshow riechen… Wo das wohl herkommt? Nach einem melodischen Beginn, schlugen sie mit den Songs Swampwitch und She’s Back etwas härtere Töne an und dem Ruf nach einem Moshpit wurde selbstverständlich nachgekommen. Danach wurde es erst einmal deutlich ruhiger und emotionaler. Denn, wie Sänger Jake feststellte, brauchen wir alle irgendwann einmal Hilfe, und genau aus diesem Grund ist all denen das Lied Guardian gewidmet. Zum Abschluss gab es dann noch den 20-minütigen Epos The Sun, The Moon, The Star in einer stark gekürzten Fassung von etwa vier Minuten auf die Ohren, bevor die Amerikaner die Bühne verließen. Natürlich nicht ohne das obligatorische Crowdfoto mit den wahrscheinlich kleinesten Pommesgabeln der Welt.

Nach ihrem Auftritt waren die Jungs noch am Merchstand anzutreffen, wo sie sich ausgiebig Zeit nahmen, um mit ihren Fans zu reden, Autogramme zu geben oder sich wie kleine Kinder an Weihnachten über mitgebrachte Fangeschenke zu freuen. Sehr sympathisch, die vier!

Setlist Aether Realm:

  1. Slave to the Riff
  2. The Tower
  3. Cycle
  4. The Magician
  5. Should I?
  6. Swampwitch
  7. She’s Back
  8. Guardian
  9. TMHC
  10. The Sun, the Moon, the Star

 

In der Umbaupause setzte sich ein großer Teil der Masse in Bewegung. Viele versuchten mit teilweise mehreren Bechern Bier in der Hand irgendwie noch einen Platz ganz vorne zu ergattern. Trotz dem Gedränge blieben alle respektvoll, wie man es eben von Metalkonzerten in dieser Größe kennt. Die Batschkapp war fast ausverkauft, oder wie es am nächsten Tag auf Social Media heißen sollte „ausverkauft“. Die Halle war heute komplett bis an die Theke am Ende des Saals offen und sogar die zweite Ebene war geöffnet.

 

Dann war der Moment für Avatar gekommen. Die Lichter gingen aus und die ersten Glockenschläge erklangen. Zu diesen betrat auch zuerst Drummer John sein Instrument, zuerst noch in Dunkelheit. Passend zu den Gongs schlug er die Becken, wo er kurzzeitig im hellen Lichtstrahl auf der sonst noch in Dunkelheit gehüllten Bühne stand. Nach und nach positionierten sich dann auch die restlichen Bandmitglieder unter tosenden Applaus auf den Podesten des Aufbaus. Es ging sofort mit Action in Form von Dance Devil Dance los, Funken und Haare flogen wild durch die Luft und es formte sich auch direkt ein Moshpit mittig vor der Bühne. Bei Valley of Desease wurde angekündigt, dass wir heute etwas Dreckiges zusammen machen würden, eine Wall of Death.

Es folgte eine kurze Vorstellung der Band und auch des Supports, und Sänger Johannes erzählte von den Plänen, die er über den Verlauf des Abends mit uns hatte. Er wolle Moshpits sehen, aber keine menschlichen Moshpits, die interessieren ja niemanden mehr, die seien langweilig. Nein, es geht um Moshpits von Affen, einen Chimp Moshpit, um genau zu sein. Nicht nur in der Halle, auch auf der Bühne wurde es langsam warm, also entledigte sich Johannes seines roten Mantels und zeigte die Muskeln, die er darunter versteckte. „Ausziehen“-Rufe wurden damit quittiert, dass wir mal auf die Ticketpreise schauen sollten. Er weiß, was diese kosten, und dafür hätten wir nicht bezahlt. So billig sei er nicht – ein Running-Gag, der sich durch den gesamten Abend ziehen sollte.

Zu einem Zirkus gehören auch Zaubertricks und Luftballons. Bei Puppet Show verschwand der Frontman mitten im Song von der Bühne und tauchte kurze Zeit später auf magische Weise im Publikum am FOH wieder auf. Mit dabei hatte er einen Luftballon mitsamt Pumpe. Er pumpte den Ballon auf und formte daraus, mit einem dicken Grinsen im Gesicht und ganz viel Spaß, ein Hündchen, was er anschließend in die Menge warf. Anschließend zog er von irgendwo eine Posaune hervor und spielte live den Posaunen-Part des Songs.

Nach einigen weiteren Liedern gab es ein kleines Intermezzo in Form eines Duells zwischen den Gitarristen Tim und Jonas. Der Henker, einer der Umbauhelfer mit Maske, begutachtete das Treiben. Ein Gewinner konnte allerdings nicht eindeutig gekürt werden, da beide sehr überzeugend waren. Es folgte ein weiterer Zaubertrick. Der Henker stellte ein Geschenk auf die Bühne und als er es aufmachte, kamen da auf einmal Luftballons raus und an den Luftballons hing, oh Wunder, Johannes! Mit breitem Grinsen im Gesicht stieg er aus dem Geschenk auf die Bühne. Die ersten Töne von Black Waltz erklangen und luden geradezu dazu ein, einen Walzer zu tanzen. Im Pit war genug Platz dafür, also gesagt – getan. Irgendwer dort hatte auch einen Stift dabei, mit dem er Leuten einen Avatar-Look verpasste. Johannes ließ die Luftballons passend zur Musik auf kreative Weise platzen oder inhalierte das Helium und warf die Überbleibsel ins Publikum.

Fotostrecke von Steffi:

Für die Ballade Tower wurde ein Flügel auf die Bühne gefahren, an dem Johannes allein spielte und sang, bevor für Collossus ein Schlagzeug am Bühnenrand aufgebaut wurde. Im Gleichschritt trat die gesamte Band wie mechanisch vor und performte den Song sehr statisch. Dynamischer wurde es allerdings im Anschluss. Das Drumset am Bühnenrand sollte wieder abgebaut werden, aber auf magische Weise zog es Drummer John immer wieder zu sich zurück. Selbst der Henker konnte mit seiner bedrohlichen Art nicht helfen. Den Bann löste auf einmal einsetzende Elektromusik, gepaart mit bunten Lichtern und nur so semi-epischen Dance Moves der beiden, was aber sehr zur Erheiterung des Publikums beitrug. John bekam am Ende von dem Henker ein Gewehr in die Hand gedrückt, aus dem er Papierschnippsel in das Publikum schoß. Passend dazu wurde im Hintergrund das erste Banner mit dem Konterfei des Königs entrollt. Das Ganze wiederholte sich ein zweites Mal und der Drummer veschwand wieder dahin, wo er normalerweise aufzufinden ist.

Was wäre ein Abend im Staatszirkus des Avatar Country ohne Besuch des Königs? Keine Ahnung, denn natürlich beehrte er uns mit seiner Anwesenheit. Der Hofstaat trat an und stand Spalier, um seine Ankunft zu würdigen. Standesgemäß im Pelzmantel und mit Krone auf dem Kopf spielte er ein kurzes Solo auf seiner Gitarre. Zu seinen Ehren wurde sebstverständlich eine Statue of the King gebaut. Im Anschluss wurde verkündet, dass noch Zeit für drei Songs sei. Aber wenn wir uns nicht benehmen und zu gierig wären, würden es ganz schnell nur noch zwei und hups, da war es nur noch ein Song… Zum Glück machte Johannes seine Drohung nicht wahr. Er konnte es sich allerdings nicht verkneifen zu sticheln, dass wir niemals dieses Gefühl der wahren Macht verstehen werden, als Künstler die Fäden in der Hand zu halten. Da er sich dabei selber ziemlich das Lachen verkneifen musste, wusste jeder, dass diese Ansage definitiv nicht erst gemeint war und mit The Dirt I’m Buried In, Smells Like A Freakshow und Hail The Apocalypse gab es ein furioses Finale mit grandiosen Songs.

Konzerte von Avatar sind eine richtige Show. Es ist alles durchchoreografiert, auch wenn es selten so wirkt. Man bekommt viel zu sehen, es ist sehr abwechslungsreich und einfach unfassbar unterhaltsam. Diese Shows sind nicht einfach nur Auftritte einer Band, sondern Darbietungen, die ihresgleichen suchen. Es war wirklich ein wunderbarer Abend und auch nach zwei vollen Stunden Spielzeit hätte es einfach so weitergehen können, ohne langweilig zu werden.

Fotostrecke von Steffi:

Setlist Avatar:

  1. Dance Devil Dance
  2. The Eagle Has Landed
  3. Valley of Disease
  4. Chimp Moshpit
  5. Paint Me Red
  6. Bloody Angel
  7. For The Swarm
  8. Puppet Show
  9. When The Snow Lies Red
  10. Do You Feel in Control?
  11. Guitar Battle
  12. Black Walz
  13. Tower
  14. Colossus
  15. Dance Battle
  16. Let It Burn
  17. A Statue of the King
  18. The Dirt I’m Buried In
  19. Smells Like A Freakshow
  20. Hail the Apocalypse

 

 

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