Bericht: Skálmöld auf Ýdalir European Tour 2024 in Aschaffenburg

Island, das Land der Wasserfälle, der wunderschönen Natur, der Elfen und der Trolle… Und Heimat der Band Skálmöld! Diese wollten anscheinend nicht einfach nur zu Hause herumsitzen, nach der ausgiebigen Tour im letzten Jahr schoben sie direkt einen zweiten Teil der Ýdalir European Tour hinterher und machten diesmal auch am 13.03. im Colos-Saal in Aschaffenburg halt. Wie auch das letzte Mal hatten sie die Kanadier Atavistia dabei. Als dritte Truppe im Bunde durften Seven Spires die Isländer begleiten. Warum der Opener ziemlich hart an eine finnische Band erinnert, Sängerin Arienne Cowen den einzigen Pit eröffnete und warum man Skálmöld unbedingt mal gesehen haben sollte, erfahrt ihr jetzt hier!

 

Schon in der Einlassschlange fiel mir der bunte Mix aller drei Bands auf Shirts und Hoodies auf. Es war wirklich alles vertreten. Auch hörte man hier schon heraus, dass viele auch hauptsächlich wegen einer der beiden Vorbands angereist waren. Später sollte sich meine Vermutung bestätigen, den der Wechsel des Publikums vor der Bühne nach den einzelnen Acts sprach für sich.

 

Den Abend durften die Kanadier Wintersu… äh, sorry… Atavistia eröffnen. Nachdem schon einige Minuten vor Beginn der Show die Nebelmaschine angeschmissen wurde, ging das Licht endlich aus und das Intro ertönte. Nach und nach betraten die Jungs die Bühne und legten direkt mit Cosmic Warfare los. Hier zeigte sich auch direkt, warum die Truppe so häufig mit den Finnen Wintersun verglichen wird. Die Einflüsse derer in den komplexen Songs von Atavistia sind unverkennbar. Abgesehen von den wirklich harten Wintersun Vibes haben die vier aber noch so viel mehr zu bieten.

Raffinierte Songstrukturen, bei denen sich die Gitarristen mal so richtig anstrengen mussten, melodische Mit-Wipp-Parts und zwischendurch ein ordentliches Blast Beat Gewitter, was einen fast aus den Socken haute. Hier ging es rund! Leider waren gerade die härteren Teile von sehr viel Strobo-Licht begleitet, was mir und einigen anderen dann doch fast etwas zu viel wurde. Auch der geschickte Wechsel zwischen dem cleanen Gesang und der Growls, sowie die abrupten Wechsel innerhalb der Stücke machen die Kanadier aus.

Wie oben erwähnt, der Vergleich mit den finnischen Kollegen kommt nicht ohne Grund immer wieder auf den Tisch. Das zeigte sich für mich ziemlich deutlich im Song Ethereal Wanderer, während Beyond the Meadows of Fire in eine deutlich härtere Kerbe schlug und Atavistia hier bewiesen, dass sie auch dies gut beherrschen. Ich hatte sie ja bereits in Mannheim letztes Jahr gesehen, aber fand, dass sie dieses Mal noch etwas besser waren. Weiter so Jungs! Ich bin wirklich gespannt, wie sie sich noch entwickeln werden. Und mal ganz ehrlich, da dürfen die vier sich auch gerne einen Scherz auf Kosten von Wintersun erlauben. Im Post zu ihrer Crowdfunding-Aktion erwähnten sie, dass alle Einnahmen komplett in das Projekt Atavistia fließen, denn: „Don’t worry, we already have our sauna!“

Cosmic Warfare // Ethereal Wanderer // Beyond the Meadows of Fire // Divine Destruction

 

Weiter ging es an dem Abend mit Seven Spires und einer Portion Frauenpower, nachdem die Crowd sich einmal etwas durchgemischt hatte. Wieder ertönte ein recht langes Intro, begleitet von sanftem Frauengesang, während die die Instrumentalisten ihre Positionen einnahmen. Sängerin Arienne Cowen stürmte regelrecht die Bühne, um direkt in den ersten Track Gods of Debauchery einzusteigen. Dieser war im Vergleich zu den nachfolgenden Liedern noch relativ hart und sparte nicht an Growls, während gerade im Mittelteil des Sets die Lieder mehr von dem cleanen Gesang geprägt waren. Die Crowd war sofort dabei und hier zeigte sich auch ziemlich deutlich, wer eher für die Femal-Fronted-Formation gekommen ist, als für die anderen beiden Bands.

Ich konnte mit Seven Spires leider auch weniger anfangen, da ich aber auch einfach kein großer Fan von Symphonic Metal und cleanem Frauengesang bin. Das ging aber tatsächlich Einigen so, wenn ich mich so umschaute. Was aber definitiv nicht heißt, dass sie in irgendeiner Weise schlecht waren. Im Gegenteil! Die Growls sowie der Klargesang saßen, alles war perfekt ausgeführt und die Energie, welche die vier auf die Bühne brachten, zog die Anhänger dieses Genre direkt in ihren Bann.

Mit Almosttown bekamen wir auch einen bisher schon vorab veröffentlichten Song zu hören, welcher auf dem neuesten Werk zu finden sein wird und welches in ein paar Monaten erscheinen soll. The Unforgotten Name hatte mich tatsächlich etwas überrascht, denn ich hatte nach dem balladenartigen Anfang nicht mit den gegrowlten Parts dazwischen gerechnet. Auch fand ich die Interaktion unter den Musikern wirklich gut, hier wurde miteinander agiert und auch jedem einzelnen seinen Moment gegönnt.

Fearless war dann schon wieder deutlich mehr nach meinem Geschmack. Düster und mit Blast Beats in der Melodie, dabei die Bühne in rotes Licht getaucht… Hier konnte Arienne auch nochmal zeigen, dass sie weiß, was sie tut. Und auch, was sie gesanglich wirklich kann. Zum letzten Track Dare of Live kam die Aufforderung: „Now it’s time to open the pit!“ und brav wie wir alle sind, wurde dem natürlich nachgekommen. Ein kleiner, aber wirklich feiner Moshpit wurde ins Leben gerufen und die Crowd gab mit dem letzten Song nochmal alles. Mein Fall war es, bis auf die deutlich härteren Lieder, nicht so ganz. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich subjektiv und so konnten sie einige Besucher ziemlich glücklich machen. Vor allem die, welche die Truppe vor einem Jahr nicht hier sehen konnten.

Gods of Debauchery // Ghost of Yesterday // Succumb // Almosttown // The Unforgotten Name // Oceans of Time // Fearless // Dare to Live

 


Dann endlich waren Skálmöld an der Reihe! Um den Auftritt direkt mal in einem Satz zusammenzufassen: Was war das bitte für ein verdammter Abriss! Ich habe die sympathischen Isländer bereits mehrmals gesehen und bin immer wieder fasziniert, wie viel Bock die auf jedem einzelnen Gig haben. Die kamen auf die Bühne, die Brüder Baldur und Snæbjörn Ragnarsson wie immer barfuß und ersterer oberkörperfrei, und ihnen klebte allen direkt das Grinsen so fett im Gesicht, dass man wirklich nicht anders konnte, außer sie sofort zu mögen. Dazu kommt noch die unfassbare Spielfreude und die sehr ausgeprägte Interaktion mit dem gesamten Publikum. Melodisch, aber auch hart, mit sehr komplexen und ausgeprägten Songstrukturen und Riffs, das macht ihre Musik aus. Diese werden aufgrund der drei Gitarren und des einen Basses perfekt zur Geltung gebracht.

Skálmöld ist zwar für den ungeübten Hörer aufgrund der teilweise recht abrupten Wechsel nicht einfach, macht aber unfassbar viel Spaß ihnen zuzuhören und zu sehen. Dazu kommt, dass die Lyrics allesamt unter den strengen Regeln der traditionellen isländischen Dróttkvætt-Strophenform verfasst sind und sich so schon von vorneherein sehr melodisch anhören. Immer wieder streckten sie die Hände in die Luft und Baldur schrie in das Publikum.

Sie hatte eine ziemliche Freude, die Leute so in Feierlaune zu sehen. Gunnar spielte sein Keyboard stellenweise so hart, dass es sehr bedrohlich wankte und ich schon die Befürchtung hatte, es fällt jede Sekunde um! Musikalisch bekamen wir einen schönen Ausflug durch die Diskografie von Skálmöld geboten, denn sowohl Songs des neuesten Werkes, wie der Namensgeber Ýdalir und Ratatoskur, als auch Tracks der ersten Alben fanden ihren Weg auf die Setliste.

Einen weiteren sehr schönen und emotionalen Moment gab es bei Ullur, denn hier hat Drummer Jón Geir Jóhannsson einen Solo Gesangspart. Am Drumset stehend, in helles Licht getaucht, singt er die Strophen, währen das ganze nur sanft von dem dezenten Zupfen an der Gitarre begleitet und unterstützt wird. Diesen Moment fand ich in Mannheim letztes Jahr schon faszinierend und genauso erging es mir dieses Mal auch wieder. Auch mag ich die Momente, wo Keyboarder Gunnar singt, oder die Augenblicke, wenn alle gleichzeitig in unterschiedlichen Stimmlagen performen, sehr gerne.

Als sich dann leider die Setliste dem Ende näherte und nur noch ein Song übrig blieb, meinte Sänger Björgvin Sigurðsson, er findet das Getue „mit dem von der Bühne gehen, warten, klatschen und wiederkommen“ ziemlich doof, deswegen sparen sie sich das auch einfach. Gesagt, getan… Wie es sich für ein ordentliches Skálmöld Konzert gehört, durfte natürlich Kvaðning zum Abschluss nicht fehlen! Die Menge gab nochmal alles und auch die Jungs hatten sich eine kleine Überraschung ausgedacht. Passend zu der Kälte Islands kam ein Crewmitglied mit einer mobilen Schneekanone auf die Bühne und verpasste so den ersten Reihen putzige kleine Schaum-Schneekrönchen. Schlicht, aber einfach fesselnd und wunderbar, die Bühnenpräsens der sechs haut mich jedes Mal aufs neue um. Eigentlich kann auch alles, was ich bisher geschrieben habe, dem ganzen Abend nicht annähernd gerecht werden. Danke Skálmöld, ganz viel Liebe für euch sympathischen Menschen!

Ýdalir // Gleipnir // Ratatoskur // Miðgarðsormur // Móri // Narfi // Skuld // Veðurfölnir // Ullur // Verðandi // Niðavellir // Að vetri // Kvaðning

 


 

Meine Güte, was für ein Abend! Atavisita und Skálmöld fegten durch den Colos-Saal und machen einfach unfassbar viel Spaß. Auch Seven Spires gaben alles, wenn auch ich sie nicht unbedingt passend für die Tour fand. Aber wie gesagt, das ist meine rein subjektive Meinung. Und wer Skálmöld noch nicht gesehen haben sollte, dringend nachholen! Hier gibt es eine ganz klare Empfehlung von mir. Und als wir dann komplett zerstört und ziemlich glücklich die Location verließen, liefen wir noch Drummer Jón Geir Jóhannsson in die Arme. Wie gesagt, auch menschlich sind die Isländer richtig knuffige und angenehmen Menschen! Danke für den tollen Abend! Und danke auch an Catch 22!

Und wenn ihr jetzt Bock habt, könnt ihr euch auch noch gerne den Bericht von Mannheim anschauen!

 

Über Steffi 198 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, angeschleppt wurde ich von Roksi und Matthias, welche mein Interesse an der Konzertfotografie geweckt haben. Ich bin bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquility

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