Festivalbericht: Amphi Festival 2025 Sonntag

Auch am Sonntag färbte sich der Tanzbrunnen wieder schwarz – genauso schwarz wie Marks Fußnägel, die er stolz präsentierte, bevor es losging. Heute erwarteten uns wieder hochkarätige Bands und erwartete Highlights, wie Anne Clark oder dem ersten Amphi-Headliner-Slot von Lord of the Lost. Der leichte Sonnenschein, der den Regen vom Vortag zum Verdunsten brachte, brachte einen schon vor der ersten Band etwas ins Schwitzen. Müde Goths, die sich in der Nacht vorher auf den After-Parties ordentlich die Kante gegeben hatten, kamen aus den Löchern gekrochen. Morgens um 11 Uhr kann man schon mal etwas verschlafen auf den Tanzbrunnen stolpern, wenn man den Opener nicht verpassen möchte.

 

Auger

Letztes Jahr begeisterte die erste Band dieses Tages schon auf der Orbit Stage, die komplett ausgelastet war. Dieses Jahr durften Auger die Main Stage am Sonntag eröffnen. Im November gibt es ein neues Album, wovon wir an diesem Tag auch schon eine Single hören durften. Anscheinend wurden Auger sehnlichst erwartet, denn für einen Sonntagmorgen auf dem Amphi war es schon sehr voll. Mit dem ersten Klang der Stimme von Sänger Kyle war auch direkt klar, warum. Die Bühne, die eigentlich viel zu groß für die Anzahl an Musikern ist, gehörte sofort ihm. Kyle tobte sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf den Boxen vor ihr aus, rannte hin und her und sprang umher. Drummer Alex verließ für einen Song seinen Thron und ging an die Gitarre. Leider vergaß er, Kyles Gurt wieder zu befestigen, wodurch dieser sein Instrument auf einem Bein balancieren und gleichzeitig spielen musste. Aber auch das wurde gemeistert und mit Oxygen wurden wir in den Rest des Tages entlassen.

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Erdling

Normalerweise ist die Umbaumusik relativ unspannend. Aber nicht vor der folgenden Band: Mit Cha-La Head Cha-La (aus Dragonball Z), dem Intro von Chip und Chap, gefolgt von Wir werden siegen (aus Digimon) wurde das Publikum direkt in die 90er geworfen. Zu einem Intro mit Passagen aus Mein Element betraten Erdling schlussendlich die Bühne. Nach der Trennung von Valeria Ereth und Max Nash sind sie nun mit Ole Enders mit nur noch einer Gitarre unterwegs; das aber ohne Qualitätsverlust. Wer nach Auger noch nicht wach war, war es jetzt definitiv. Hier stand rohe Kraft auf der Bühne. Die Band bedankte sich bei allen, die ihr eine Chance gaben. Sie seien immer davon ausgegangen, eher „kleine Brötchen zu backen“, aber die Anzahl an Menschen am Tanzbrunnen um diese Uhrzeit zeigte das Gegenteil. Wildes Headbangen, dass die Haare nur so flogen, stand auf der Tagesordnung.

Setlist: Dominum Omnium // Du bist Soldat // Supernova // Fimbulwinter // Götterdämmerung // Miasma // Los Los Los // Tieftaucher // Blitz und Donner // Mein Element

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[x]-Rx

Man weiß, dass es gehörig scheppern wird, wenn nur ein Tisch mit Mischpulten und einem Laptop in der Mitte der Bühne steht. So auch bei [x]-Rx, die die Main Stage zum Beben brachten. Für die beiden Jungs war das Amphi ein Heimspiel, kommen sie doch aus Köln. Sie fanden es super, zu Hause zu sein, weshalb es nur auf die Fresse gab. Die Menge fand das alles etwas zu leise, also wurde erstmal lauter gedreht. Zu Virus Infect wurde die Menge in zwei Hälften geteilt, Pascal und Jan dirigierten jeweils eine, die entweder „Virus detected“ oder „you were infected“ schrien. Das gesamte Publikum war in Bewegung. Dann ergab sich eine etwas indiskrete Frage: „Bock zu Ficken? Na dann … Let’s Fvck„. Nach dieser heißen Nummer gab es erstmal eine „Ballade“, In Form des Instrumentalstücks Industrial Rave Revolution. Mit The Update gab es ein Finale, durch das niemand mehr den Namen [x]-Rx vergessen sollte.

Setlist: Riot // Hard Bass Hard Soundz // A to A and D to D // Virus Infect // Gasoline and Fire // The Doll Underground // Code Red // Let’s Fvck // Industrial Rave Revolution // Kein Herz // Shut the Fuck Up and Die // The Update

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Stahlmann

Es wurde wieder rocklastiger auf der ohnehin schon rocklastigeren Main Stage. Celene Nox hatte sich vorher umgezogen und schwarzen durch weißen Lack getauscht. So kündigte sie (zusammen mit Mark) die nächste Band an. Stahlmann bringen ein neues Album raus und gehen voraussichtlich im Januar und Februar auf Tour. Mit Nebel und roten Rauchfackeln kam die Band auf die Bühne und legte direkt los. Mit viel Pyro wurde richtig eingeheizt. Unter den Schirmen vor der Main Stage war es ohnehin schon sehr warm, die Sonne schien inzwischen kräftig und brachte ein dampfiges Klima mit sich. Schnell zeigte sich, wer Stahlmann-Konzerte kannte und wer nicht. Auf eine einzelne Bassdrum folgt als Antwort des Publikums ein „Hey!“, das ist das Gesetz. Mit Engel der Dunkelheit gab es ein Liebeslied aus alten dunklen Tagen.

Stahlmann veröffentlichen seit 15 Jahren Musik; ohne Fans sei es nicht möglich, dass sie immer noch auf der Bühne stehen können, sagten sie und sprachen ein großes „Danke“ aus. Natürlich durfte Schwarz nicht fehlen. Und dann war schon fast der letzte Song erreicht. Die Enttäuschung der Besucher kam nicht so ganz zum Ausdruck, also mussten sie nochmal etwas lauter „ohhhh“ rufen. Gleiches Spiel vor Süchtig, aber huch, da war noch etwas Zeit, sie hatten noch sieben Minuten. Da kann man auch noch einen Song spielen. Adrenalin war dann aber wirklich der letzte Song. 

Setlist: Asche zu Asche // Stahlmann // Der Schmied // Engel der Dunkelheit // Faust zum Himmel // Teufel // Schwarz // Plasma // Süchtig // Adrenalin

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Suicide Commando

Weil es viel zu wenige Elektro-Acts gab, durften Suicide Commando die Main Stage beehren. Mit dem Schriftzug „100 Days of Genocide“ im Hintergrund und Bildern von zerstörten Häusern, Trümmern, Schädeln und Knochen sorgten sie direkt für eine leicht verstörende Atmosphäre. Aber spätestens bei God is in the Rain wurde vor der ganzen Bühne getanzt. Passenderweise fing es an zu regnen, was aber niemanden aufhielt.

Ohne viele Ansagen wurde das Set durchgezogen, nur ab und zu hörte man ein gemurmeltes „Dankeschön“ als Antwort auf den Applaus. Zu Cause of Death: Suicide wurde es nochmal düster: Im Song heißt es „One death every 40 seconds“. Dazu wurde den ganzen Song über ein 40-Sekunden-Timer eingeblendet, der immer wieder von vorne begann. Bei Bind, Torture, Kill waren Bilder von hingerichteten Mördern zu sehen. Auch Bilder von Mordwaffen und Opfern wurden gezeigt. Die Stimmung war trotzdem (oder vielleicht auch deswegen) am Kochen: Beim Finale Die Motherfucker Die gab es einen kleinen Moshpit direkt vor der Bühne. Zum Abschluss wurde noch ein Foto gemacht.

Setlist: (unbekannt) // God is in the Rain // Conspiracy With the Devil // Kill all Humanity // Come Down With Me // Cause of Death: Suicide // The Devil // Bind, Torture, Kill // We are Transistory // Dein Herz, meine Gier // Die Motherfucker Die

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Oomph!

Flashbacks an den Vortag wurden durch eine Unwetterwarnung verursacht. Dieses Mal gab es aber zum Glück nur Starkregen und kein Gewitter. Für Oomph! drängten sich also alle zusammen unter die Schirme; wer nicht mehr darunter passte, spannte den eigenen Regenschirm auf. Der Wind trieb den Regen auch in die vermeintlich trockenen Bereiche. Die gute Laune konnte aber nicht aufgehalten werden. 

Mit den zum Markenzeichen gewordenen grauen Mänteln betrat die Band um den Schulz die Bühne und legte mit Soll das Liebe sein? und den Worten „Hallo Amphi, habt ihr Bock?“ los. Es wurde zusammen gesprungen, geklatscht, gesungen und Spaß gehabt. Seit 36 Jahren gibt es die Band jetzt schon, und am Anfang stand ein Song: Mein Herz, der natürlich auch gespielt wurde. Genauso wie die erste Single nach der Neubesetzung des Sängers Wem die Stunde schlägt. Nach der Smalltown Boy-Eigeninterpretation Kleinstadtboy sagte Schulz: „Liebt doch, wen ihr wollt!“, was von lauten Jubel quittiert wurde. Die Sonne kehrte zu diesem Zeitpunkt auch wieder zurück und der Abend wurde noch richtig schön. Vor dem Ende konnte es sich Der Schulz es sich auch nicht nehmen lassen, einmal Crowdsurfen zu gehen.

Setlist: Soll das Liebe sein? // Träumst Du // Labyrinth // Mein Herz // Sandmann // Gekreuzigt // Wem die Stunde schlägt // Kein Liebeslied // Gott ist ein Popstar // Kleinstadtboy // Das weiße Licht // Mitten ins Herz // Augen auf!

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Anne Clark

Auf der Main Stage wurden nun für die nächste Band aufgebaut. Ein Cello, eine Violine, ein Keyboard, eine akustische Gitarre, ein Schlagzeug und ein einfacher Holzstuhl mit einem Tischchen, auf dem ein Glas Wasser stand. Die Bandmitglieder betraten die Bühne und spielten ein Intro, das etwas an Western erinnerte. Irgendwann folgte Anne Clark, die Ikone der 80er, mit einer Mappe im Arm. Sie setzte sich auf den Stuhl und legte die Mappe auf einen Notenständer. Dann begann sie zu singen und man erkannte spätestens jetzt den Song Nothing Going On in einem akustischeren Gewandt, als gewohnt. 

Die Band hatte sichtbar sehr viel Spaß, bei jedem einzelnen Song. Deshalb gab es mitten im Set auch einen reinen Instrumentalteil, bei dem jeder in mehreren Soli richtig zeigen konnte, dass er sein Instrument wirklich beherrscht. Treibend, immer schneller, immer lauter, immer ekstatischer ging es immer weiter. Anne Clark saß die meiste Zeit auf ihrem Stuhl und sang, manchmal stand sie aber auch mit den Händen in den Hosentaschen ganz lässig direkt davor. Sie lächelte und grinste in sich hinein, wenn gejubelt wurde, aber Ansagen gab es quasi keine. Gelegentlich war ein leises „Dankeschön“ zu hören. Trotzdem war die Aufmerksamkeit die ganze Zeit voll bei ihr. Die Bühne gehörte ihr.

Natürlich wurde der Bitte nach einer Zugabe stattgegeben. Das Konzert durfte ja auch nicht ohne Our Darkness enden. Aber zunächst gab es ein langgezogenes Intro für Sleeper in Metropolis, bei dem jedes Instrument nacheinander mit ein paar Takten Abstand einsetzte. Spätestens beim Keyboard erkannte das Publikum den Song dann auch und begrüßte ihn mit viel Applaus. Und dann kam das Finale: Our Darkness wurde von vielen heiß ersehnt und auch sofort erkannt, was bei anderen Liedern durch die akustische Neuinterpretation nicht immer so einfach war. Was sie übrigens nicht schlechter machte, sondern schlicht anders. Anne Clark warf der Menge Kusshände zu, als Antwort auf die Reaktionen, und die Band verließ nach einer gemeinsamen Verbeugung die Bühne.

Setlist: Nothing Going On // Alarm Call // This Be the Verse // Heaven // Elegy for a Lost Summer // Now // Full Moon // Instrumentalteil // Echoes Remain Forever // Abuse // Boy Racing
Zugabe: Sleeper in Metropolis // Our Darkness

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Lord of the Lost

Und sofort kam das Gedränge: Losties, die sich in die Mitte drückten, während viele andere nach außen schoben, um nicht direkt vor der Bühne stehen zu müssen. Diejenigen, die schon den ganzen Tag in der ersten Reihe warteten und sich durch die Auftritte der vorherigen Bands „quälen“ mussten, kamen jetzt endlich auf ihre Kosten.

Eine Amphi-Tradition ist es, dass Gerrit von Lord of the Lost ein wildes Kostüm tragen muss. Zur Autogrammstunde kreuzte er als Banane auf, die nun bei der Ankündigung Mark Benecke tragen musste. Zunächst wurde das Fan-Wissen des Publikums getestet. Kommt die Band aus Köln? Natürlich nicht. Waren sie Vorband bei Unheilig und machen sie Petshopboys-Cover? Da war sich die Menge nicht ganz einig. Aber ist die Band auch als Die Zauberelefanten bekannt? Ganz eindeutiges Ja.

Die Zauberelefanten tauchten die Bühne in viel Nebel. Gerrit kam diesmal als sexy Nonne mitsamt umgedrehtem Kreuz. Alles ist besser als sein Borat-Outfit vor zwei Jahren… Die legendäre Energie, die Lord of the Lost immer auf die Bühne bringen, war jedenfalls sofort da. Mit Moonstruck gab es sogar einen zu dem Zeitpunkt noch unveröffentlichten Opener. Nach dem zweiten Song I Will Die In It merkte Chris Harms an, dass er langsm alt werde. Er hatte vor dem Auftritt vergessen, seine Armbanduhr abzulegen und gab sie daher jetzt ab. Außerdem bedankte er sich für die Ehre, nach all den Jahren endlich das Amphi abschließen zu dürfen. Ein Festival, das sich für die Band wie zu Hause abfühlen würde. 

Es gab viel Action auf und vor der Bühne. Benji und Pi spielten gegenseitig die Gitarre des jeweils anderen hinter dessen Rücken, was schon ein sehr cooler Move war. Dass die Main Stage manchmal doch etwas zu klein ist, konnte schon bei anderen Bands beobachtet werden, aber Chris setzte noch eine Schippe drauf: Er lief im Graben auf und ab, klatschte die erste Reihe ab und grüßte Fans im Publikum, die er erkannte. Er stellte sich auf den Wellenbrecher und hielt sich an einer Person aus der Menge fest, um nicht runterzufallen. Zu Drag me to Hell kam dann auch nochmal Der Schulz hervor und ging mehrmals Crowdsurfen. Den FOH erreichte er zwar trotz seines Wunsches nicht, aber hatte trotzdem sichtbar sehr viel Spaß dabei. Pi und Chris küssten sich bei Six Feet Underground zur Zeile „I kiss your bleak lips part by part“.

Bei Blood for Blood wurde wie immer der One-Person-Circle-Pit rausgeholt und alle sollten springen. Aber was war das? Hat Herr Dr. Mark Benecke etwa nicht mitgemacht? So musste er auf die Bühne und allen zeigen, wie man richtig springt. Leider schaffte es Tina Guo nicht aufs Amphi, also spielte Benji die Cello-Parts einfach auf der Gitarre mit, was erstaunlich gut funktionierte. Unweit des Tanzbrunnes steht auch das Studio, in dem Lord of the Lost den ESC-Vorentscheid gewannen, also durfte der Gewinner-Song nicht fehlen. Die Bühne wurde in rot-gelbes Licht getaucht und Blood & Glitter erklang. Das Publikum sang, wie bei fast jedem der Songs, sehr textsicher mit.

Leider war es das auch schon mit dem grandiosen Auftritt. Thank you for the Music ertönte als Rausschmeißer; nach all den Jahren wurde die zu LOTL umgedichtete Version von YMCA also abgelöst. 

Setlist: Moonstruck // I Will Die In It // We’re All Created Evil // The Love of God // Raining Stars // Smalltown Boy (Bronski Beat Cover) // My Sanctuary // Drag Me To Hell // The Future of a Past Life // Morgana // Six Feet Underground // Die Tomorrow // Blood for Blood // Loreley // Ghosts // Blood & Glitter

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Ein sehr abwechslungsreicher Tag ging zu Ende, und damit auch das Festival. Das Amphi Festival ist immer ein riesen Spaß voller Musik, Energie und Emotionen. Man trifft immer wieder die gleichen Leute, vertraute Gesichter, Freunde, sodass es sich wirklich wie eine Familie anfühlt. Dieses Familientreffen am Tanzbrunnen zieht zurecht jedes Jahr so viele Besucher an und auch wir werden nächstes Jahr definitiv wieder am Start sein. Es ist ein Termin, der jedes Jahr seinen festen Platz im Kalender hat.

 

Bericht: Eric
Bilder: Anette & Eric

 

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