Panzerballett – X-Mas Death Jazz
Erscheinungsdatum: 01.12.2017
Label: Gentle Art Of Music / Soulfood
Genre: Progessive Metal, Funk Rock, Jazz, Mathcore
Spieldauer: 46:14
Tracklist:
- White Christmas [feat. Mattias ‘IA’ Eklundh, Jen Majura]
- Kling, Glöckchen
- Little Drummer Boy
- Es kommt bald [feat. Martin Strasser]
- Last Christmas
- Rudolph, The Red-Nosed Reindeer [feat. Mattias ‘IA’ Eklundh]
- For Whom The Jingle Bells Toll
- Let It Snow [feat. Mike Keneally, Steffen Kummerer]
Bonus: - White Christmas (inst)
- Rudolph, The Red-Nosed Reindeer (inst)
- Es kommt bald (inst)
- Let It Snow (inst)
Wenn Panzerballett ein Album präsentiert, ist die Vorfreude groß, denn der Sound der Münchener sucht seit der Gründung 2004 seines Gleichen. Das Quintett um Mastermind Jan Zehrfeld spielt definitiv in seiner eigenen Liga und kredenzte uns 2017 ihr sechstes Studioalbum.
Und da der Panzerballett-Gitarrist Jan Zehrfeld alle Jahre wieder lustige Bearbeitungen bekannter Weihnachtssongs als Festtagsgruß veröffentlichte, (Er zerhackte „Let It Snow“ oder „Leise rieselt der Schnee“ und setzte sie als klamaukige Jazzmetal-Perlen im Panzerballett-Sound wieder zusammen), war es nur eine Frage der Zeit, bis daraus einmal ein vollständiges Weihnachtsalbum werden würde. Und dann kam es! X-MAS DEATH JAZZ ward geboren und darf in meinem alljährlichen Musikjahreskalender zu dieser Jahreszeit nicht fehlen. Deshalb wollte ich mir auch einmal Mühe geben, euch das Ganze etwas näher zu bringen, auch wenn ich mir sicherlich schwer tun werde, immer passende Worte zu finden. Denn Panzerballett sind schon ein ganz besonderer Stern am Musikhimmel und so gut wie niemand kann die Musik zu 100% nachvollziehen, jedoch gibt es sicherlich viele, die sie spüren und leben können. Doch ich will mein Bestes geben, euch das völlig überverkomplizierte Weihnachtswerk nahezubringen.
Doch lasst uns gemeinsam versuchen, etwas in die Welt der Münchner Musiknerds einzutauchen. Erst mal das sachliche vorweg. Das Album enthält vier instrumentale Stücke. Dabei handelt es sich um: „Kling Glöckchen“, „Little Drummer Boy“, „Last Christmas“ und „For Whom The Jingle Bells Toll“. Insbesondere das WHAM-Cover ist in seiner Dissonanz und Polyrhythmik eine Wohltat für alle vom Radio gepeinigten Seelen da draußen und damit eine äußerst gelungene Anti-Hymne, die man wie vieles von Panzerballett mit einem großen Augenzwinkern sehen muss. Doch auch die anderen drei Intrumentalstücke haben es in sich und tragen einen großen Unterhaltungswert durch z.B. Rhythmus-Lautieren in „Little Drummer Boy“. Hauptsächlich handelt es sich natürlich um größtenteils Variationen über das Hauptthema der Originalsongs, welche dadurch zwar teilweise etwas verloren gegangen klingen, aber man wird immer wieder zum Kern der Lieder zurückgeführt wird. Die Fülle an Noten über den Songverlauf entfernen sich so ab und an weit vom Original, dies tut jedoch bei einer solch genialen Ausarbeitung keinen Abbruch und sollte für jede Menge erstaunter Gesichter unterm Weihnachtsbaum sorgen und die Überflutung mit diesen Songs zu dieser Jahreszeit einfach gerne einmal aus den Ohren pusten.
Als Kontrast stehen dazu die durchgängig überaus gelungenen Songs mit Gesangsbeiträgen von Mattias IA Eklundh in „White Christmas“ und „Rudolph, The Red-Nosed Reindeer“ , Jen Majura bei „White Christmas“, Martin Strasser auf „Es kommt bald“ (im Original „Leise rieselt der Schnee“), sowie Steffen Kummerer und Mike Keneally im allseits bekannten amerikanischen „Let It Snow“. Das Spiel von Textfragmenten und Rhythmus ist hierbei einfach nur genial und so wird aus „Rudolph“ schon fast ein schreckenserregendes Rentier mit roter Nase, wie man es sich in einem Low Budget Horrorfilm vorstellen würde. Oder auch die großartige und perfekt ausgefeilte Version von „Es kommt bald“ die wie ein brunftiger Hirsch klingt, sobald Steffen Kummerer (OBSCURA) „Let It Snow“ ins Mikrofon röhrt. Hier stellt sich auch wieder stark die Metalprägung der Band in den Vordergrund und man bekommt direkt Laune seinen Nacken etwas durch Headbangen zu lockern.
Und so verliert man beim ersten Hören von „X-Mas Death Jazz“ manchmal den Faden. Jedoch stellt das Album einen gelungenen kulturellen Beitrag zur Anti-Weihnacht dar. und sollte sich gerne von jedermann hierzu zu Rate gezogen werden. Dabei darf man aber nicht vergessen, das Ganze nicht zu ernst zu nehmen.
Auch stellt es eine komplett neue Umsetzung eines „Weihnachtscoversongalbums“ dar, die einen gelungenen Gegenpart zur eine millionsten Metal Coverversion auf Youtube oder gar ausgelutschten Spaßanfällen berühmter Musiker wie den „Roten Rosen“ bietet, und die Thematik so endlich einmal wieder interessant gestaltet.
Und es mag vielleicht auch etwas absurd klingen, aber wer auf Jazz, Progressive und gerne auch mal härtere Klänge oder solch krass verkopfte Musik steht, wird sich sicherlich gut mit dem Album anfreunden können. Vom Können her handelt es sich sicherlich um eines der besten Weihnachtsalben das je geschrieben wurde.
Und als Bonus haben die Jungs von Panzerballett auch noch alle gesungenen Stücke in Instrumental-Versionen als Bonus auf den Silberling mit drauf gepackt. Viele Worte, hoffentlich mit Sinn, denn den verliert man als Laie gerne mal bei dieser außergewöhnlichen Band, kann ich dieses Werk nur noch einmal jedem der auf „freakige, progressive, jazzige, technisch anspruchsvolle oder völlig skurril geschriebene Rhythmen“ steht, ans Herz legen.
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