Nach langer Konzertabstinenz für die Band selbst und für mich als Autorin war es am Samstag, dem 31. Juli 2021, im Hellraiser Leipzig wieder soweit: HAGGARD stand mit einer Elf-Mann-Besetzung auf der kleinen Bühne und gab ein zweistündiges Open-Air-Konzert der Superlative. Nicht alles lief reibungslos ab – doch die Band nahm die kleinen „Zwischenfälle“ mit einer großen Portion Humor und wurde am Ende mit „Zugabe“-Rufen honoriert.
Kommt man ursprünglich aus Bayern, mahnte der Konzert-Ablauf im sächsischen Leipzig fast schon wie Utopia an: Keine Masken- und Testpflicht ließen für einige laue Stunden kurz die Corona-Pandemie und all ihre Einschnitte vergessen und gaben ein Gefühl von altbekannter, sehnlichst vermisster Normalität. Nach dem Einlass um 16 Uhr füllte sich der Stahlgarten des Hellraisers immer mehr und als schließlich die Band in elfköpfiger Besetzung nach 30-minütiger Verzögerung die kleine Bühne betrat, hielt es die Allermeisten nicht mehr auf ihren Plätzen.
Für die Band selbst war es das erste Konzert nach achtmonatiger pandemiebedingter Pause, wie Sänger Asis anfangs erzählte. „Wir freuen uns wieder, endlich auf der Bühne stehen und mit euch eine schöne Zeit verbringen zu können“, sagte er. Diese Pause allerdings ließ sich keinesfalls anmerken – die Truppe aus der Gegend um München lieferte eine Show, die wahrlich ihresgleichen suchte. Der Sound war perfekt, die Musiker allesamt überragend.
Es war mein erstes Konzert von HAGGARD – und anfängliche Sorgen, dass „Klassik“ und „Metal“ live auch, sehr deutlich gesagt, ziemlich in die Hose gehen könnten, wurden mir schon beim ersten Track „The Hidden Sign“ nach den ersten Klängen schnell genommen. Die Truppe spielte eine Variation von Songs aus sämtlichen Alben – Klassiker wie „Eppur Si Muove„, „Herr Mannelig„, „Awaking the Centuries“ und „Per Aspera ad Astra“ durften da natürlich nicht fehlen.
Noch schmerzlicher vermisst man da im Nachgang allerdings eine lange, nämlich seit 2012, angekündigte neue Albumveröffentlichung, die weiterhin in den Sternen steht und HAGGARD gut und gerne mittlerweile als reine „Tourband“ gelten lässt. Sei’s drum. „Seven from Afar„, ein Track vom künftigen Album, den HAGGARD auch in Leipzig zum Besten gab, lässt auf eine großartige Scheibe hoffen. Irgendwann. Vielleicht.
https://www.youtube.com/watch?v=k7Mx2oDofZI
Ganz ohne kleinere „Zwischenfälle“ kommt aber selbst das musikalisch perfekteste Konzert nicht aus. Sopranistin Janika Groß kämpfte immer wieder mit einem Mikrofonkabel, das bei kleinster Berührung unschöne Klänge ausstieß und die Band anschließend zu einer kleinen Anekdote aus einem Türkei-Auftritt verleitete, auf welchem Technikprobleme eher pragmatisch gelöst worden sind. Sänger Asis Nasseri hatte ausgerechnet beim neuesten Stück „Seven from Afar“ einen kurzen Texthänger und unterbrach daraufhin für ein paar Sekunden komplett. „Ich höre dann lieber gleich auf und tu nicht so, als wäre nichts gewesen.“ Und nahm es auch gleich mit Humor: „Ich war gerade so drin in dem Lied, dass ich jetzt glatt die Zeilen vergessen habe!“
Am Ende des zweistündigen Konzerts wollte HAGGARD zunächst keine Zugabe zum Besten geben – der Nachbarn wegen. Sie entschieden sich allerdings mit dem Go der Veranstalter und den lauten Rufen aus dem Publikum schließlich doch noch dafür und beendeten den großartigen Abend mit „The Day as Heaven Wept“ und „Origins of a Crystal Soul„.
Nach dem Auftritt nahmen sich die Bandmitglieder allesamt Zeit für ihre Fans, standen für Fotos oder einen Plausch bereit. Großartige Musiker zum Anfassen quasi – und ein noch schöneres Ende eines wundervollen, unvergessenen Konzertabends.
SETLIST:
- The Hidden Sign
- Of a Might Divine
- Eppur Si Muove
- Upon Fallen Autumn Leaves
- Lost – Robins Song
- In a Pale Moons Shadow
- Herr Mannelig
- Heavenly Damnation
- The Final Victory
- Seven from Afar
- Awaking the Centuries
- The Observer Tales of Ithiria
- In a Full Moons Procession
- All’inzio e la morte
- Per Aspera ad Astra
Zugabe:
- The Day as Heaven Wept
- Origins of a Crystal Soul
Wer noch mehr über Haggard wissen möchte, darf sich auch noch gerne unser Interview mit Sänger Asis Nasseri anschauen, welches wir letztes Jahr auf den Konzerten in München und Leipzig geführt haben.
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