Adventskalender: FLINTA*-Konzerte – Was ist das und woher kommt es?

FLINTA*-Konzerte – Was ist das und woher kommt es?

Sicherlich ein kontroverses Thema, wobei sich vermutlich einige erst mal fragen, FLINTA*, was ist das eigentlich, und wieso ist da ein *? Ich zitiere hierfür einfach mal die Wikipedia, da sie das recht gut erklärt:

FLINTA* (alternativ auch FLINTA oder FLINT) ist ein Akronym, das für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen steht. Der angehängte Asterisk dient dabei als Platzhalter für alle Personen, die sich in keinem der Buchstaben wiederfinden, aber dennoch aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität von Marginalisierung betroffen sind. Mit der Abkürzung wird oft auf die Einladungspolitik bestimmter Räume verwiesen, die dadurch als inklusiv und für Personen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten offen dargestellt werden.

Ich bin zwar an sich nicht direkt davon betroffen, aber interessiere mich trotzdem sehr für das Thema, weil ich zu viel Ungerechtigkeiten in die Richtung von FLINTA* Personen sehe. Deswegen wollte ich meinen Take dazu schreiben.

Fakten:

Nun konkret, FLINTA* Konzerte gibt es in verschiedenen Ausprägungen. Auf der einen Seite in der Form, dass nur FLINTA* Künstler*innen auf der Bühne stehen, wie es zum Beispiel in Südhessen beim Phungo dieses Jahr der Fall war, zum FLINTA* Abend. Die Künstler an dem Abend waren allesamt FLINTA*’s aus den verschiedenen Musikrichtungen. Das besondere war außerdem, dass an dem Abend alle nicht FLINTA* Mitarbeiter von Showmaker (die Organisatoren vom Phungo) an dem Abend freihatten und demzufolge alles von FLINTA*s organisiert und umgesetzt wurde. Oder es ist in der Art und Weise, dass nur FLINTA* Menschen zugelassen werden. So wie auf der einen Seite die Ladies Knight Show von Feuerschwanz in Heidelberg oder gleich eine ganze Tour, wie die Tour von Team Scheiße, die FLINTA WINTA TOUR im kommenden Februar mit 8 Konzerten.

Aber es gibt auch nicht nur Konzerte, sondern auch diverse andere Veranstaltungen, welche für FLINTA*-Personen gedacht sind und mit Musik zu tun haben. Als Beispiel sei hier das FLINTA* Music Lab aufgeführt, welches eine Workshopreihe ist, die vom Schlachthof Wiesbaden und der Kreativfabrik Wiesbaden organisiert wird. Fand es dieses Jahr am 2.8. statt, war es ein buntes Fest mit Kunst, Workshops, Lesung, DJs und Konzerten von und mit FLINTA*-Personen. Dabei war das Liveprogramm, sowie der vorhandene Art Space offen für alle, das Programm wurde aber nur von FLINTA*-Personen gemacht und die Workshops waren nur für FLINTA*-Personen vorgesehen. Einer der Workshops war dabei der Screaming Workshop von Laura aka Lavra (ex The TeX Avery Syndrome).

Meine Meinung:

Warum finde ich das ganze wichtig? Wenn man nicht genau hinschaut, fällt es einem vielleicht nicht so sehr auf, aber die Musikbranche ist doch eine sehr Männer dominierte Szene. Nicht selten kommt es vor, dass bei einem Festival keine Frau oder maximal zwei auf der Bühne stehen. Das liegt nicht unbedingt daran, dass es keine Bands mit Frauen als Mitgliedern gibt, sondern dass diese, wieso auch immer, nicht so oft gebucht werden. Und was es den LINTA* Teil von Flinta angeht, wollen wir gar nicht erst reden, das ist noch viel seltener. Persönlich finde ich aber, dass genau das geändert werden sollte, einfach weil dadurch mehr Abwechslung in die Musik bzw. Konzertszene kommt, und es weniger Testosteron Gehabe gibt. Bands wie All for Metal mal ausgenommen, die spielen bewusst damit. Meiner Meinung nach sind dabei FLINTA* Konzerte, bei denen nur FLINTA* Bands auf der Bühne spielen, ein guter Weg. Und es gibt auch ein paar Netzwerke, die sich auf die Fahne geschrieben haben FLINTA*-Bands zu fördern, wie Melodiva in Frankfurt. Melodiva ist nicht nur ein Netzwerk, sondern gleichzeitig auch ein Online-Musikjournal, welches vom Frauen Musik Büro Frankfurt herausgegeben wird, seit 1984. Viel besser als ich, kann euch natürlich jemand von dort etwas zu dem Thema schreiben, hier habe ich die Musikerin Belqis gebeten ein paar Worte zu schreiben:

Um zu erkennen, wie unterrepräsentiert FLINTA*-Personen in der deutschen Musik- & Festivallandschaft immer noch sind, reicht ein kurzer Blick auf die Line-ups großer Festivals oder ein Blick ins Programm des örtlichen Musikclubs (wem das nicht reicht, empfehle ich die Studie Gender in Music der MaLisa Stiftung). Klar, Sängerinnen gibt es schon, aber wann hast du zuletzt eine weibliche* Drummerin oder Bassistin gesehen? Es ist ja nicht so, dass sie nicht existieren: lange wurden FLINTA* Musikerinnen kaum Bühnen geboten, da die Strukturen im Hintergrund patriarchal geprägt sind. Und wenig Sichtbarkeit führt zu fehlender Reichweite und die wiederum verleitet zur oft gehörten Ausrede von Bookern „es gäbe ja kaum FLINTA* Bands“. Daher ist es so wichtig zu zeigen, dass FLINTA* Bands eben schon existieren, auch wenn sie noch deutlich seltener in den großen Line-ups vertreten sind.Hinzu kommt, dass gerade Instrumentalistinnen im Band-Kontext verdammt schwer zu finden sind. Um langfristig zu bewirken, dass sich mehr Mädchen insbesondere das Instrumentenspiel & Zusammenspiel in Bands zutrauen, ist es wichtig, ihnen Vorbilder zu liefern, mit denen sie sich identifizieren können. Das macht FLINTA*-Konzerte doppelt wichtig: um der männlich dominierten Popular-Musikszene aktiv etwas entgegenzusetzen und um den Nachwuchs zu ermutigen, selbst Musik zu machen.

Der zweite Aspekt der FLINTA* Konzerte fördert jetzt zwar keine FLINTA*-Bands, aber die Sicherheit von FLINTA*-Personen. Es heißt zwar immer, dass Konzerte aus unserer Szene als besonders sicher gelten und man als nicht CIS-Mann sicher ist, doch die Wahrheit ist leider eine andere, da es genügend Männer gibt, die eben nicht wissen, wie sie sich zu benehmen haben. Vor allem, wenn dann ein gewisser Alkoholpegel erreicht ist. Ja, ich höre jetzt schon die Rufe „Aber, das stimmt doch gar nicht…“, die können aber gespart werden, weil ich doch von einigen Fällen aus meinem eigenen Umkreis schon gehört habe, wo gerade eben doch Dinge vorgefallen sind und FLINTA*-Personen sich eben nicht sicher auf einem Konzert fühlen und entsprechend ungern alleine auf eines gehen. Da sind dann entsprechende FLINTA* Konzerte ein sehr guter Weg, damit diese Menschen das Konzert in vollen Zügen genießen können, ohne sich Sorgen machen zu müssen.

Fazit:

Als kurzes Fazit, FLINTA*-Konzerte oder Veranstaltungen finde ich sinnvoll, egal in welcher Ausprägung und sind unterstützungswert und sollten aus meiner Sicht mehr gefördert werden. Generell auch FLINTA*-Personen, welcher in der Musikszene aktiv sind. Ja, das könnte man auch auf andere Bereiche der Kunst ausweiten, aber mir persönlich ist die Musik die wichtigste Kunstform und deswegen konzentriere ich mich darauf. Ich finde, man kann entweder alles etwas fördern und unterstützen oder eines richtig. Und mir ist es lieber eins richtig zu unterstützen, als alles nur ein bisschen. Das finde ich einfach wirkungsvoller.

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Bei der Aktion Adventskalender geht es dieses Jahr drum, einige Themen zu besprechen und zu diskutieren. Dinge, die bei Reviews, Konzertberichten und anderen Artikeln gerne untergehen. Persönliche Meinungen, Beobachtungen, Erlebnisse. Und auch ihr seid gefragt, antwortet gerne auf diese Themen, wir sind gespannt. 

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