Adventskalender: Türchen 16

Festival: Flörsheimer Open Air

Ort: Flörsheim am Main, Unter der Opelbrücke
Genre: Stoner, Ska, Punk, Rock, Rockabilly, Folk, Funk, Reggae uvm.
Erstausgabe: 1976

 

Kommentar der Redaktion:

Wir schreiben das Jahr 1999, in dem ein junger Mann in einen schönen Ort am Main, nämlich Flörsheim, mit seinen Stadtteilen Wicker und Weilbach zog, direkt in die Altstadt. Im Juli des Jahres klangen an einem Freitagabend für seine Ohren wohlklingende Töne vom Mainufer Richtung seiner Dachterrasse, wo er mit einem Bierchen saß und über andere Dinge sinnierte… Meine erste Begegnung mit einem Festival, das ich euch vorstellen möchte, im Rahmen des Adventskalenders. Das Flörsheimer Open Air, einem der wenigen „Umsonst-und-Draußen“-Festivals die es noch gibt, und es ist immer wieder erstaunlich, dass es diese Art von Festivals schon so lange gibt. Hoffentlich werden sie noch lange überleben.

Nachdem ich ja ein „Zugezogener“ bin, habe ich erst allmählich auch die Geschichte des Festivals kennengelernt. Das erste Mal fand es 1976 statt, aufgrund einer Initiative einer Person, die im kulturellen und politischen Bereich auch ehrenamtlich stark vertreten war. Dafür nahm er sogar einen Privatkredit auf. Natürlich macht sich die Arbeit nicht von alleine, viele, sehr viele Begeisterte, Enthusiasten, Ehrenamtler, Idealisten – ich sage immer liebevoll „Verrückte“ – braucht es, um solch ein Event auf die Beine zustellen, immer im Risiko, dass das finanziell ein Fiasko werden kann. Um das etwas abzufedern, wurde 1979 ein Verein gegründet, der Old Company Flörsheim e.V., der auch noch viele andere Projekte organisiert, wobei das Open Air natürlich das größte ist. Ich will euch mit solchen Background-Informationen nicht langweilen, soll doch aber zeigen, dass das Open Air in Flörsheim eine Institution ist, die mehrere Generationen für ein Ziel verbindet, jedes Jahr den Menschen ein kulturelles Highlight in der Region anzubieten.

Der Platz unter der Opelbrücke ist wie geschaffen für ein Open Air mit zwei Bühnen, Verkaufsständen, kulinarischer Versorgung, Camping und viel Raum, um seine Campingdecke auszubreiten, sich drauf zu fläzen, um die Atmosphäre zu genießen. Es ist einfach zwanglos, sich mit einem Bierchen zur Bühne zu bewegen, etwas zu Essen zu holen an einem der umfangreichen Essensstände, die auch alle in Eigenregie betrieben werden, sich einfach bei Bekannten dazu zustellen und mit denen zu quatschen (es gibt tatsächlich Menschen, die treffe ich einmal im Jahr, und das ist eben dort). Kinder können frei rumlaufen und spielen, Familien treffen sich mit anderen, ein Festival kann auch ein Familienerlebnis sein.

Da ich seit vielen Jahre dort auch Fotos für die Bands mache, kenne ich natürlich auch eine Menge Menschen. Ich schrieb in einer Vorstellungskolumne einmal dazu „Wohnzimmer“. Und das passt einfach. Genau so, wie die fast hundert Ehrenamtler, mache ich meine Fotos und die Veröffentlichungen seit nun auch schon 2003 (damals noch auf Dia (!) ) und… einfach so. Die Atmosphäre macht es einfach. Das immer wieder Unglaubliche ist, dass es Menschen gibt, die einfach so ein Festival in der Größenordnung stemmen und ich wenigstens damit ein klitzekleiner Teil davon sein möchte.

Eine langjährige Ehrenamtlerin, Lucia, fragte ich, was denn ihre Motivation sei, jedes Jahr mindestens zwei Wochen Urlaub zu opfern, um dieses Festival zu organisieren. „Ich mache das seit fast 30 Jahren und mit so einem bunten Haufen jedes Jahr aufs Neue so was Cooles auf die Beine zu stellen, ist wohl die Hauptmotivation. Aber ich versuche auch jedes Jahr mal am Abend hinter die Bühne zu gehen und ins Publikum zu gucken. Der Anblick zeigt mir auch immer, wofür ich das alles mache“.

Bei der Bandauswahl fällt es bei mehreren Hundert Bewerbungen nicht leicht, jedem gerecht zu werden. Es muss preislich passen (das Flörsheimer Open Air hat keine Sponsoren), ins Gesamtkonzept sollte es auch passen, also auch das ist nicht so einfach.

Aber, wusstet ihr, dass schon bekannte Bands hier gespielt haben, die zu der Zeit noch unbekannt, bzw. noch nicht so bekannt waren? Wie z.B. Jupiter Jones, Doctor Victor, Jacky Bastek, Vintage Caravan, Kontrast, 4lyn (damals noch Headtrip) und viele mehr. 

Freitagabend ist der Einstieg ins Open Air-Wochenende mit vier Bands, Samstag geht es ab der Mittagszeit schon los, abwechselnd auf zwei Bühnen, der großen und der kleinen, bis am späten Abend der Samstag-Headliner zum Ausklang Flörsheim beschallt ( je nachdem wie der Wind steht :-)). Sonntags ist „offene Bühne“, da kann sozusagen jeder auf der kleinen Bühne spielen.

Nach den Headlinern, wenn die Bühne verdunkelt wird, bietet sich die Möglichkeit, in der „Nachteule“ noch ein paar Stunden bis zum Morgengrauen oder auch bis Sonnenaufgang zu chillen und die Nachwirkungen der Bands am Lagerfeuer ausklingen zu lassen. Wer länger „ausklingt“, kann direkt um 08:00 Uhr ins Cafézelt und sich am Frühstücksbuffet für den nächsten, anstrengenden Festival-Tag stärken.

Wir sehen uns in 2024.

 

Links zum Flörsheimer Open Air:

Webseite
Facebook
Instagram

 

Offizielles Movie des Festivals:

Hier ein kleines Filmchen, welches ganz gut einen Überblick verschafft (zwar schon etwas länger her, aber immer noch aktuell).

https://www.facebook.com/www.floersheimeropenair.de/videos/784329578378176

 

Termin 2024:

19.07. – 21.07.2024

 

Bandbestätigungen für die nächste Ausgabe: Das Bewerbungsverfahren läuft noch, erste Bands werden im Februar, März bekannt gegeben. Bis Mai steht das komplette Lineup.

 

Tickets: Die Besonderheit ist einfach… man braucht keines. Einfach vorbeikommen, möglichst mit ordentlich Durst und Hunger, denn der Umsatz ist der Eintritt. 

 

Bei der Aktion Adventskalender stellen euch die Redaktionsmitglieder ein Festival vor, welches ihnen am Herzen liegt. Sei es ein Festival, das durch seine besonderen Gegebenheiten oder einfach durch die Bands und seine Besucher heraussticht.

Türchen zuvor
Türchen darauf

 

 

Über Patrick Süß 78 Artikel
- Photographiere Konzerte seit 2012 - Musikrichtungen: Iron Maiden-Fan seit 1982, Epica, WT, Nightwish, Avatar, aus der Region Rhein Main Pentarium, Snow White Blood und alles was rockt. - Wacken-Photographer - Hexentanzfestival Losheim am See / Großrosseln (ab 2023) - Stammgast beim Flörsheimer Open-Air und beim - "das Rind" in Rüsselsheim und das "Moshpit" in Flörsheim sind meine "Wohnzimmer" - Seit November 2020 bei Dark-Art - Wer mehr wissen möchte... einfach fragen.

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