Adventskalendertürchen 1

Ye Banished Privateers – A Pirate Stole My Christmas

Release: 3.12.2021

Genre: Pirate Folk

Spieldauer: 35 Min.  42 Sek

Label: Napalm Records

Links: Website / Facebook

Tracklist:

  1. Ring the Bells
  2. It Came to Bloody Pass
  3. Deck and Hull
  4. 12 Days of Christmas
  5. Sulphur Ahoy
  6. Little Rummer Boy
  7. O Cannonball
  8. Festival Days
  9. Drawn and Quartered
  10. Carol of Bellows
  11. Away in the Gutter

A Pirate Stole My Christmas

„If given enough time, every artist will eventually lose their last ounce of self-respect and release a Christmas album. Ye Banished Privateers are no strangers to self-loathing commercial stunts, and with our new album — A Pirate Stole My Christmas — we aim to officially join the ranks of Christmas legends such as Mariah Carey and Bing Crosby. Our album is compiled of 11 classic carols defiled into an unrecognizable pulp of rum-drenched atonal pirate madness. If you didn’t hate Christmas before, this is certain to change your mind!“

Mit diesem Zitat aus dem Loudwire-Artikel „Pirate Metal Band Admits Lack of Self-Respect“ eröffne ich nicht nur eine Flasche Rum, sondern auch das Review zum wohl durchgeknalltesten Album des Jahres.
Entschuldigt, Weihnachtsalbum, und wenn es schon um die frohlockenste Zeit des Jahres geht, „kipp‘ ich mir in meinen heissen Rum sogar ’n bisschen Tee“ für den Abend.

Wie schon im Zitat erwähnt, kommt irgendwann die Zeit, an dem ein Künstler genug Selbstrespekt verloren hat, um sich dem Kommerz eines weihnachtlichen Albums hinzugeben. Also einer finsteren Version, dessen Cover ohne Probleme auch ein Pirate Holidays Special in Darkest Dungeons sein könnte.
11 Songs von Klassikern, die in einen rumgetränkten Piraten-Wahnsinn vergewaltigt wurden. Wenn man Weihnachten vorher nicht schon gehasst hat, wird das sicher eure Meinung ändern.
Wenn man, wie ich, die Festtage vorher schon nicht leiden konnte, hat man jedoch einen Heiden-Spaß.

Doch wer sind die ‘verbannten, schwedischen Freibeuter‘, die definitiv nicht alle Kanonen im Geschützdeck haben? Die derzeit insgesamt 23-köpfige Truppe hat das musikalische Piratenzeitalter in neue Höhen erhoben und scheut auch nicht davor zurück, die Mitglieder ihrer Crew in ihren theatralischen Liveshows über die Planke springen zu lassen.
Klar können sie auch ernstere Themen und Geschichten anschlagen, welche sie vor allem im letzten Album HOSTIS HUMANIS GENERIS (Latein kennt nur Grossbuchstaben) verdeutlicht haben.
Doch wollen wir heute ein wenig mehr dem Frohsinn und Grog frönen, denn Humor gibt es bei YBP mehr als genug. Ein verdienter Erfolg hat sie dann auch zu Naplam Records getrieben, welche immer für einen oder mehrere Späße zu haben sind, was vor allem ihr No Metal No Pay Song  zum Ersten April beweist.

Oder um hier mal noch kurz Kris „Wrath“ Olivius aus jenem Video zu kommentieren:
„What the fuck man?! What the fuck Napalm Records?! What the fuck?!“

Auch wenn sie immer noch nicht wie Alestorm klingen, ist die Idee der Weihnachtssongs gar nicht so neu, denn ich durfte letztes Jahr schon unseren Adventskalender mit ihrer Drawn And Quartered EP eröffnen.
Dann mal hoch die Tassen, ein Prost auf fette Beute und auf die Besinn(ungslos)lichkeit!

1. Ring the Bells
Magda eröffnet mit ihrer unverkennbaren Stimme das Album, der auf Jingle Bells basiert und…
Götter, muss ich mir jetzt wirklich die Originale geben? Ich hoffe ihr wisst mein journalistisches Opfer zu schätzen. Ich kannte den Song sonst ja nur als Jingle Bombs.
Duettiert wird vor allem mit Blackpowder Pete, was so einem Piratenüberfall einen neuen, fröhlichen Anstrich verpasst. Ein wirklich geniales Lied als Opener und super zum blutigen Mitfeiern.
Mir gefällt vor allem die „Einhändige Ruder“ Refrain-Anspielung, die ihr gerne in unserem Hostis Review nachlesen dürft.
Allerdings gibt es den Song schon seit 3 Jahren, der einmal als  Lyric Video Weihnachtsgeschenk der Truppe, auf YouTube veröffentlicht wurde.

Ring the bells, ring the bells, Pirates in the bay!
So get down on your knees and pray Before it is to late
Ring the bells, ring the bells,Pirates in the bay!
O what fun it is to row
With one hand as you slay

2. It Came to Bloody Pass
Mehr Text als wirklich Song. Pete erklärt uns in seiner Version den Weihnachtsabend.
Und seine lautet wie folgt: Wegen römischen Steuern und dem König und Joseph und so. Auf jeden Fall wurde von der fetten, nutzlosen Maria dieser Erstgeborene im Stall gekalbt, weil es einfach keinen Platz mehr im Coopers Inn gab (Album 3, Track 12, Spoiler: Ist ein Puff).
Wo genau kann man den Typen als Märchenerzählen für die Feiertage buchen?

3. Deck and Hull
„Deck the Halls with boughs of holly Fa la la la la…“ ist sogar mir ein Begriff, wenn auch mit ein wenig blutigerem Text. Ist nebenbei auch der zweite Song aus der EP von letztem Jahr.
Einen mehr drauf‘ setzten jetzt aber YBP in guter Hafentavernen-Manier, die ein wenig an ihren Song First Night Back in Port erinnert.
So wird aus „Schmückt die Säle mit Stechpalmzweigen, dies ist die Zeit um fröhlich zu sein“ gleich mal: „Folgt mir in blutiger Manier, während ich den königlichen Schatz plündere.“
Wer diese ganze Crew schon mal Live erlebt hat, kann sich bildlich vorstellen, wie jeder mit einem Krug in der Hand seine Zeile einsingen darf und dabei ein wenig zwischen den Tischen schwankt.
Fröhliche Weihnachtspiraten-Stimmung mit Texten aus Blut, Flammen und Plünderung, darauf erhebe ich meine Tasse mit Grog!
Im Gegensatz zum langen Outro der EP, erhält die Album Version noch einen kleinen Text, der mir ein böses Lächeln auf meine Lippen zaubert.

I wish you had many riches!
I wish you had many riches!
I wish you had many riiiches!
So I could take them from you!

4. Twelve Days of Christmas
Vom Namen her das englische Original von 1780, darf mal jeder von der Crew ein paar Zeilen zu gute geben. Die Strophen bauen sich auf der Liste von Dingen auf, die sie vom Captain bekommen.
Enden dann jedoch in „And a gangplank for setting me free“, Tavernen Stimmung mit Getränken und einem Donnergrollen, der die Überleitung zum nächsten Song macht.

5. Sulphur Ahoy
Schwefel Ahoy, war das überraschende Musikvideo zum kommenden Album, ich brenne für den Scheiss!
Basierend auf dem „God Rest You Merry, Gentlemen“ des 15. Jahrhunderts, bringt es uns ein feuriges, durchgeknalltes Voodoo Krippenspiel.
Die originalen Worte haben sie hier wirklich vorzüglich verdreht oder geklaut, verdammte Piraten halt. Versehen mit einem Schwung, der mir im Gegensatz zu manchen Originalinterpretationen nicht die Fr*sse einschlafen lässt, ein Highlight auf dem Album.

6. Little Rummer Boy
Ein amerikanisches Lied aus den 40ern, bei dem ein Junge für Jesus Trommel spielt, weil er sich kein Geschenk leisten kann.
Man ersetzte also den Erlöser durch die Lösung Rum und so haben wir die Banished Version. Zwar von Magda geleitet, jedoch in guter Tavernen-Manier von Intro bis Abspann von allen mitgegrölt und kommentiert, ein Heidenspass wie der kleine Boy mit seinem Rum rausfliegt.

7. O Cannonball
Oh Christmas Tree, oh Tannenbaum, wohl eines der bekanntesten Lieder dieser scheinheiligen Zeit.
Diesmal jedoch ohne Feiern und Party, eine waschechte Ballade von mehreren Mitgliedern, die unter anderem davon handelt, wie Magda von der Kanonenkugel verkrüppelt wurde. Vor allem der Chorus gibt einem eine richtige Gänsehaut.

O cannonball, o cannonball
You rain death from high above.
O cannonball, o cannonball
You rain death from high above.
You bring the fog in summertime,
And you glow red in Yuletide!
O cannonball, o cannonball
You rain death from high above!

8. Festival Days
Eine weitere Ansprache statt wirklich einem Lied. Hat irgendwie was von der Kirche, die das Feiern unter Strafe von 5 Schillingen stellen will. Ich werde ehrlich gesagt, weder aus dem Ursprung, noch dem Text irgendwie schlau oder voll.

9. Drawn and Quartered
Der erste Tack der EP aus dem letzten Jahr, beginnt mit dem (mir vorher unbekannten) Weihnachtsklassiker „Ding Dong Merrily on High“, also „Ding Dong fröhlich in der Höhe“ der somit zu „Gezeichnet und Gevierteilt“ wird.
Ein morbider Text, bei dem Verbrecher fröhlich am Galgen in die Höhe gehängt werden, passt genau so in die drückende Atmosphäre, wie die Stimme von Blackpowder Pete und das animierte Video, welches stark an Darkest Dungeons erinnert.
Die typischen Instrumente der Piratenband erklingen genauso wie angehaucht-fröhliche Weihnachtschöre im Hintergrund, während das Lied weiter schonungslos zu Verstümmelung und Vierteilung voran geht.
In der letzten Strophe werden dann die hoch Gehangenen verscharrt und vergessen, was diesem Song einen grausigen Nachgeschmack gibt, was einige Leute sicher verstörend finden werden, für mich aber gut in das Konzept des Albums passt.

Long gone merrily up high
In hell our fiddler’s swinging: long gone!
Hanging in the sky
his neck in tightrope wringing

10. Carol of Bellows
Mit einer Anspielung aus dem letzten Album Death of Bellows, besser gesagt eher einer Fortsetzung nach seinem vermeintlichen Tod, eine Mischung aus ”Carol of the Bells”, zwei Kirchenliedern und zwei schwedischen Folksongs.
Energisch, rhythmisch und gut zum mitsin.. naja auf jeden Fall bis man den Text ein wenig genauer betrachtet. Um sich das ganze nochmals genauer vor die Augen zu halten, kam ein Tag vor Album Release (und ein Tag nach der Veröffentlichung dieses Beitrages) noch ein schmuckes Lyric Video auf YouTube.
Sollte sowas eigentlich nicht eine FSK16 Freigabe erhalten?

Naja IN EXCELSIS BELLOWS (Also Ehre sei Bellows, Original DEO/Gott), wie er von den Toten einhändig Auferständert ist und somit eine Art neuer Jesus wird. Pete und Magda preisen somit ihren neuen Erlöser Bria… Björn „Bellows“ Malmros, der ihnen so einige, nicht wirklich jugendfreie, Geschichten aus seinen unseligen Erlebnissen erzählt. He, Hee, Heee… Heresy!

Don’t let your tiny cock go numb
Before you stick it up my bum
Kids they were crying, cat he was dying
Dog sucked his balls for supper

Yule! is the time to Rejoice! Its the time to…
Yule is the time to rejoice,
To drink rum and get too drunk,
Now go and fetch that rum.
Yule! is the time to Rejoice! Its the time to….

11. Away in the Gutter
Der Abschluss und eine trunkene Ballade von Blackpowder Pete, der im Rinnstein irgendeines Hafens liegt.
Ich brauchte eine Weile, um dort den „Away In A Manger“-Ursprung zu finden, denn nur die Melodie ist (un)heilig geblieben.
Fast schon mein Geheimtipp des Albums, unterlegt mit maritimen Geräuschen und Möwen (Des Einäugigen Morgans Stimme: Das ist wichtig für die Atmosphäre).
Ich kann mir die Szene bildlich vorstellen, irgendwo zwischen Pulveraffen und Knasterbärtchen am Kai zu liegen.
Damit endet diese unchristliche Platte mit einem kleinen Dudelsack-Anspieler an Petes letztem Exzess am Schwarzen Kater und den Geräuschen des Meeres in der Ferne.

And save me from cutlass
From drowning and axe
But most from that bastard
With the dudeling sack

Fazit:
Ho, Ho, Hoes and Heresy! Ye Banished Privateers sprengen mit einer vollen Breitseite alle Rahmen des guten Weihnachtsgeschmacks! Diverse Festtagslieder in die Untiefen von Davy Jones gezogen und anschließend direkt in die erst beste Hafentaverne ausgespuckt, wird keine fromme Oma dieses Album überleben. Die geniale Vermischung traditioneller Titel mit ihren Themen, der fließende Übergang der Tracks und ihr eigener Charme, haben nicht nur meine Weihnachten, sondern auch mein Grinch-Herz gestohlen. 9/10 klingelnde Kanonenkugeln von mir dafür!

 

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