Adventskalendertürchen 8

Mono – You Are There

 

Release: 15. März 2006

Genre: Post-Rock

Spieldauer: 60:00

Label: Temporary Residence Limited

Links:

https://www.monoofjapan.com/

https://de-de.facebook.com/monoofjapan

https://www.instagram.com/monoofjapan/?hl=de

Tracklist:

  1. The Flames Beyond the Cold Mountain
  2. A Heart Has Asked for the Pleasure
  3. Yearning
  4. Are You There?
  5. The Remains of the Day
  6. Moonlight

Eine der lästigsten Fragen ist jene nach der Lieblingsband. Die Antwort darauf ist stets abhängig von so vielen Faktoren und ändert sich wohl öfter als die Kleidung am Leibe. Und das ist auch gut so. Eine ganz besondere Band, die für mich persönlich zumindest den größten Stellenwert hat, möchten wir uns heute vorstellen.

Erlaubt mir zuvor eine kleine Anekdote mit euch zu teilen, wie ich die Musik zum ersten Mal erlebte, um zu zeigen, mit welchen Emotionen wir es hier zu tun haben, auf die wir später noch eingehen werden: im Jahre 2016 waren sie mit der französischen Blackgaze-Band Alcest auf Tour und spielten als deren Vorband, in diesem Falle im Gebäude 9 in Köln. Der Raum war nicht überfüllt, wir sahen ein paar japanische Musiker Hocker auf die Bühne stellen, auf denen sie später spielen sollten, ohne zu wissen, was uns eigentlich erwarten würde. Mit dem Einsatz des Lichtes und dem ersten Song “Death in Rebirthgeschah es dann; Verwirrung über das, was hier eigentlich passiert, ein melodischer Post-Rock basierend auf den Gitarren. Das Stück baut sich langsam auf, wird immer stärker durch Bass und Schlagzeug getrieben bis dann nach etwa fünf Minuten das Ganze komplett losbricht. Ein Gefühl, dass sich in dieser Form nie wieder bei einer anderen Band gezeigt hat. Danach verschwimmen die Erinnerungen. Das Konzert glich weniger einem Konzert, mehr doch einem Geisteszustand, einem Zustand der totalen Ekstase. Als sie die Bühne verließen standen wir da, schweißgebadet und glücklich, für eine knappe Stunde waren jegliche Gedanken verschwunden. Neben mir stand ein älterer Mann mit Kutte, darauf Patches von Hard-Rock und Heavy Metal-Bands. Er erzählte mir, sichtlich emotional berührt wie auch ich, dass er schon viele große Gruppen sehen konnte, dass aber kaum eine davon an das heutige Erlebnis rankam. Und so verblieb es auch bei mir, bis heute.

Nun aber zur Band selbst; Mono wurde im Januar 1999 als Post Rock-Band von den Gitarristen Takaakira „Taka“ Goto und Hideki „Yoda“ Suematsu in Tokio gegründet, im Verlaufe des Jahres stießen Bassistin Tamaki Kunishi und Schlagzeuger Yasunari Takada dazu, die auch die Besetzung für das vorliegende Album “You Are There” bildeten. Ein Jahr später kam die erste EP “Hey, You” und 2001 das erste Album “Under the Pipal Tree”. Die Gruppe erfuhr schnell positive Rückmeldungen, was sich unter anderem im Live-Album zeigt, das 2009 zur Feier des zehnjährigen Bestehens in New York mit einem gesamten Orchester aufgenommen wurde; “Holy Ground: NYC Live with the Wordless Music Orchestra”. Musikalisch spielen sie also sehr atmosphärischen Post-Rock, der immer wieder mit Elementen des Shoegaze, der klassischen und Filmmusik und Metal-Aspekten verbunden wird. Inspiriert zeigt sich die Band besonders von experimenteller Rock-Musik wie Sonic Youth, der Shoegaze-Gruppe My Bloody Valentine, aber eben auch Komponisten klassischer Musik und Filmmusik.

“You Are There” ist eines der eher sanfteren Alben, jedoch nicht weniger emotional und atmosphärisch aufgeladen. Das Album startet entsprechend mit langgezogenen cleanen Gitarren, bis auch hier der erste große Ausbruch nach circa sieben Minuten kommt, in dem sehr bewegend in die verzerrten gewechselt wird, ein immer wiederkehrendes Element bei Mono. Es folgt darauf ein für ihre Verhältnisse sehr kurzer Track, der ruhig und gelassen die orchestralen Kompositionen einführt. Daraufhin kommt der längste Song von fast 16 Minuten, der sich gemäß des Konzeptes sehr verträumt darstellt, ähnlich geht es weiter mit dem Titeltrack, gefolgt von einem weiteren kurzen Stück, in welchem das Piano zum Einsatz kommt, das bei Mono ebenso einen sehr hohen Stellenwert genießt. Aufgenommen wurde übrigens im Studio Electric Audio in Chicago, mit Produzent Steve Albini, dessen bekanntestes Werk wohl die Zusammenarbeit mit Nirvana ist. Er begleitet die Band hinsichtlich der Produktion bis heute. Es sei angemerkt, dass die Musik rein instrumental ist und Gesang im herkömmlichen Sinne wohl auch fehl am Platz wäre. Mittlerweile wurden bereits Stücke mit Gesang aufgenommen, die jedoch einen anderen Charakter im Vergleich zu den älteren Werken aufweisen, nicht zuletzt zu nennen sind hier die beiden Singles “Winter Light” und “Exit in Darkness” von 2019, die mit der englischen Sängerin A.A. Williams aufgenommen wurden. Der Song “Moonlight” beendet dieses Album in einer nochmals gesteigerten Atmosphäre und melodischer Komposition, die ihres Gleichen sucht.

Es ist in der Tat sehr schwierig, die Musik von Mono in Worte zu fassen, es bleibt im Endeffekt ein Erlebnis emotionaler Art. Vorab muss gesagt werden, dass diese Art von Musik sicherlich nicht jeden Hörer gleichermaßen erfasst und berührt, eine gewisse Grundstimmung und ein Zugang zur Musik muss vorhanden sein. Nichtsdestotrotz lohnt es sich in aller Deutlichkeit, dieser Band, besonders in dieser dunklen und schwierigen Jahreszeit eine Chance zu geben. Im besten Falle sogar mit einem schweren Herzen und vielen Gedanken im Kopf, denn Mono ist fähig all dies vergessen zu machen, zumindest auf kurze Dauer. Und dafür lieben wir die Musik; sie ruft Emotion, Freud und Leid, Spaß und Trauer in uns hervor, welche das Leben im Guten wie im Schlechten ausmachen. Dazu bietet sich neben den Klassikern übrigens auch das neue Album “Pilgrimage of the Soul” an, welches am 17. September diesen Jahres veröffentlicht wurde.

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