Konzertbericht: Agathodaimon, Abglanz, Dagdrom – bhof 23.03.2024
Es war nun einmal mehr Zeit für ein neues Baphofest im Würzburger bhof. Am 23.03.2024 durften zur achten Edition die lokalen Newcomer Dagdrom, die niedersächsischen Black Metaller Abglanz und die altbekannte Symphonic Black Metal-Truppe Agathodaimon begrüßt werden.
Zum Auftakt konnten also Dagdrom wieder einmal im Heimspiel ihre großartige Interpretation von experimentellem Schwarzmetall darlegen. Für Einheimische und solche, die die Formierung schon kennenlernen konnten zeigte sich auf der Bühne keine Überraschung, für alle anderen war es ein wahres Bad in wechselnden Gemütszuständen. Von tief verzweifelt und verwirrten Schreien über andächtige Momente zu kraftvollen, fast schon hoffnungsvollen Passagen zeigten Dagdrom, dass kompositorische Komplexität und Black Metal durchaus eine gute Mischung hergeben können. Da der Begriff Post-Black Metal mittlerweile, zumindest aus meiner Sicht, schon eher einen relativ ausdefinierten Stil um Bands wie Harakiri for the Sky oder Der Weg einer Freiheit beschreibt, ließe sich hier sicherlich von Neo-Black Metal sprechen. Moderne und klassische Elemente des Black Metal, vermischt mit Einflüssen anderer Genres und trotzdem typische Grundgefühle und -atmosphären vermittelnd; das ist Dagdrom. Bisher kam erst eine EP heraus, doch wie wir der Setlist entnehmen konnten, ist neues Material auf dem Weg, auf dessen Veröffentlichung wir uns bald freuen können.
Die Band Abglanz aus dem niedersächsischen Goslar ist ebenfalls noch recht jung, gegründet vor vier Jahren mit bisher einer EP (‚Call of the Woods‘) aus dem letzten Jahr. Hier ging es doch klassischer zu; mit leidenschaftlichen Musikern, die nicht nur sehr vertraut auf der Bühne miteinander harmonieren, sondern ebenso mit der notwendigen Energie, um solch einen Stil angemessen rüberbringen zu können. Was längst nicht alle Black Metal-Bands (heute) mehr schaffen, das haben Abglanz, sicherlich nicht zuletzt aus ihrer Erfahrung aus anderen Gruppen heraus, in einer sehens- und vor allem hörenswerten Art und Weise in den bhof gebracht. Sowohl kraftvoll-anregend als auch melodisch, fast schon verträumt, gemäß ihrer Natur-Thematik, war dieser Auftritt sicherlich ein besonderer für die lange Liste an großartigen Black Metal-Bands, die schon auf derm Baphofest vertreten waren. Für alle, die Abglanz noch nicht kennen: reinhören! Punkt.
Als Headliner waren nun niemand Geringere vor Ort als Agathodaimon, die 1995 gegründete, symphonisch angehauchte Black Metal-Truppe aus Mainz. Kennern des Genres braucht man hierzu nichts großartig zu erzählen, zu sehr spricht der Name doch noch immer für sich. Und wie wir gesehen haben, hat die Band auch durch ein paar Jahre Pause und Besetzungswechsel nichts von ihrem alten Glanz verloren. Mit Kopf Martin Wickler (‚Sathonys‘) zeigte sich eine ebenfalls schöne Kombination aus Erfahrung und Moderne, was auch zuletzt, vor zwei Jahren, mit dem Album The Seven bewiesen wurde, was übrigens als ein sehr gelungenes Album bezeichnet werden kann. Nun live war es sicherlich für alle Beteiligten ein ebenso gelungener Abend. Mit Mortos an den durchschlagenden Drums (welcher zuvor schon bei Dagdrom trommelte), herausragenden Gitarren und den Finessen am Bass hat sich das musikalische Gesamtbild sehr eindrucksvoll umgesetzt. Die Vocals von Richter geben ihren Rest dazu, passend und energiegeladen, immerzu die Atmosphäre durch den Keller brennend. Auch für solche, den Schreiber dieser Zeilen eingeschlossen, die doch eher das alte Zeug von Agathodaimon in den Ohren haben, hat sich der Gig mehr als gelohnt.
Insgesamt also wie immer ein wunderbarer Abend im Würzburger b-hof mit dem erwartbaren Hörgenuss, fein zusammengestellten Bands und toller Stimmung. So läuft der Black Metal in 2024 in kleiner Runde und was soll man sagen, das ist nicht nur schwer in Ordnung so, sondern eine wirklich großartige Sache für Musiker, Hörer und alle Beteiligten. Hoffen wir, dass es so noch lange weitergehen kann.
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