Band der Woche: Amesoeurs

Band der Woche: Amesoeurs

Herkunft: Avignon, Frankreich

Genre: Blackgaze/ Post-Black Metal

Die Band über sich: “Amesoeurs was formed […] with the purpose of creating music that reflects the dark side of the industrial era and modern civilization.”

 

Kommentar der Redaktion:

Das französische Blackgaze-Projekt Amesoeurs ist unter Kennern des Genres sehr bekannt geworden und steht mit anderen Bands oft stellvertretend als Definition des Blackgaze. Trotz der relativen Bekanntheit soll hier das Schaffen der Musiker nochmals in Textform Erwähnung finden. Die Gründung geht zurück auf das Jahr 2004 in Avignon im Süden Frankreichs durch Stéphane ‚Neige‘ Paut, Fursy Teyssier und Audrey Silvain. Für Neige kam dieses Projekt direkt anschließend an seine Trennung mit der Black Metal-Band Mortifera und Cyril ‚Noktu Geiistmort‘ Mendre und dem bis dahin letzten Album „Vastiia Tenebrd Mortifera“ im Jahre 2004. In die etwa gleiche Zeit ist auch die eigentliche Entstehung von Alcest einzuordnen, wenn das erste Demo ‚Tristesse Hivernale‘ von 2001 nicht miteingerechnet und stattdessen ‚Le Secret‘ von 2005 als erstes Release in diesem Stil anerkannt wird. Fursy Teyssier hatte zu diesem Zeitpunkt bereits sein eigenes Projekt Les Discrets ins Leben gerufen und war zumindest bis 2004 auch Gitarrist der Band Phest, an der auch Neige am Bass beteiligt war. Sängerin Audrey Silvain war bis dahin noch nicht im größeren Rahmen auf den Plan getreten.

Mit dem Ausstieg von Neige aus Mortifera entstand das früheste Material für Amesoeurs, welches auf der ersten EP ‚Ruines Humaines‘ im Oktober 2006 über das deutsche Label Northern Silence Productions veröffentlicht wurde. Er übernahm das Einspielen aller Instrumente, die Vocals und die Produktion, Silvain fügte ihren Gesang dem letzten Song zu, während sich Teyssier dem Logo und Layout widmete. Die Fotografien zur EP stammen von Isabelle Hanssen. Mit den Arbeiten am zweiten Release ergänzte Jean ‚Winterhalter‘ Deflandre das Projekt als Schlagzeuger. Er hatte zuvor schon mit Teyssier in Les Discrets und auch mit Neige bei Peste Noire im Rahmen der ersten Demos zusammengearbeitet. Im November 2007 wurde dann eine Split mit Valfunde veröffentlicht, einem Nebenprojekt von Famine, der nicht nur der Kopf von Peste Noire ist und war, sondern auch unter anderem an Neiges erstem Demo von Alcest mitgewirkt hatte. Das selbstbetitelte Hauptwerk von Amesoeurs wurde Anfang 2009 über das italienische Label Code666 veröffentlicht. Mit fast einer Stunde Spielzeit ist dieses als eines der prägenden Alben zur Entstehung des Blackgaze zu sehen. Produziert wurde es in der Klangschmiede Studio E von Markus Stock (u.a. Empyrium, Sun of the Sleepless, The Vision Bleak). Danach löste sich das Projekt jedoch wieder auf, die Künstler widmeten sich ihren zahlreichen anderen Bands. Neige und Winterhalter legten ihren Fokus hauptsächlich auf Alcest und dem damals neuen Album Écailles de Lune. Teyssier trieb sein Projekt Les Discrets weiter voran und Silvain schloss sich Peste Noire an.

Es ist der große Einfluss dieses Projektes, dieser Gruppe von französischen Musikern und ihrer Bands, die einen großen Beitrag zur Entwicklung eines neuen Sub-Genres geliefert haben. Die Kombination aus Elementen des Shoegaze, des Post-Punk und auch des Black Metal hat den Blackgaze als nochmals konkretere Ausformung des Post-Black Metal etabliert. Wenngleich eine zu große Versteifung auf Begrifflichkeiten und Genre-Zugehörigkeiten nicht immer und zwangsläufig sinnvoll ist, so haben doch Projekte wie Amesoeurs gezeigt, wie viel Kreativität hinter all dem stecken kann. Damit wurde, in Verbindung mit anderen Bands, die Grundlage einer neuen Richtung geschaffen, die auch heute noch, mehr als zehn Jahre später, in der Entwicklung zu sein scheint. Wie all das später einmal ausdifferenziert wird, bleibt gespannt abzuwarten, wie auch das, was aus diesen damals neuen Ideen mit größtem einflussreichem Potential noch entstehen wird. Leider hat dieses Projekt nicht sehr lange angehalten, aber es ist eben dieser Einfluss, die Inspiration und die neuen Künstler innerhalb des Blackgaze beziehungsweise Post-Black Metal, die den immensen Wert von Amesoeurs aufzeigen. In jedem Falle lohnt es sich immer wieder dem Ganzen aufs Neue ein Ohr zu leihen, gerade im Verständnis des „urbanen Horrors“. Dieses Werk kann sicherlich aus einigen Perspektiven mit einem zeitlosen Kunstwerk verglichen werden, wie es für seine Fans stets aktuell und inspirativ gleichermaßen bleibt.

 

Links

https://amesoeurs.bandcamp.com/

Band der Woche, unter diesem Titel stellen wir euch jede Woche Dienstag Abend, 20 Uhr eine Band vor. Dies sind jeweils Bands, die von Mitgliedern unserer Redaktion empfohlen werden, vor allem junge Nachwuchsbands, die unserer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient haben.

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