Lichtschwerter im Lido – Fetischparty oder ist das noch Metal? So lautete die Überschrift dieses Abends, formuliert von einem Bartender in der Lounge des Lido Berlin, der mir ein zuvieltes Bier ausschenkte.
Aber der Reihe nach:
Heute wird’s bunt, sowohl optisch als auch musikalisch, denn es wartet ein Potpourri aus illustren trve Metal Recken. Stoner Rock von Tungsten, Heavy Metal Operette von All for Metal und Faschingsfest von Grail Knights, die sich für die Lichtschwerter verantwortlich zeichnen, welche es auch es in 3 Farben (Grün, Blau und Rot) am Merch zu erwerben gibt. Zu Beginn des Abends war ich dem noch abgeneigt, am Ende werde ich jedoch mit zwei Shirts, einem Pin, drei Patches von All for Metal und der gesamten Farbpalette an Plastikschwertern der Grail Knights vom Hof reiten. Betriebskostenrückzahlung sei Dank.
Tungsten
Den Beginn machen Tungsten, die vom Hard Rock bis Heavy und Power Metal rangierende Band aus Schweden. Seit 2019 aktiv und mit vier Alben im Gepäck, haben sie für ihre 30 Minuten Spielzeit mehr als genug Material in den Startlöchern.
Das Lido ist schon gut gefüllt, die Menge ist feierwütig bis hin zur Bar und nimmt beim 2. Refrain vom Opener Blood of the Kings vom des 2024 erschienenen Album The Grand Inferno bereits die „Hey“ Wünsche des Sängers Michael Andersson auf, der mit seiner Stimme an das ikonische Dio-Gesangsdouble Nils Patrik Johansson (Astral Doors, Dream Child, Civil War, Lions Share) erinnert. Außerdem heißen alle anderen Bandmitglieder Johansson, mit Nachnamen… Also ist der auch irgendwie da. Hach, Schweden…
Es folgt mit The Fairies Dance ein fetter Banger, der die Rhythmusklatschfraktion auf Touren bringt, und zwar bis zur letzten Reihe.
Zum brandneuen Song King of Shadows bolzt die Band ordentlich ab und schunkelt sich mit Accept-gleicher Gitarrensynchro in die Herzen der Anwesenden. Außerdem lassen Tungsten uns wissen, dass sie schon vor 2-3 Jahren mal in Berlin spielen durften und begrüßen alle alten Hasen und Neu dazu gekommenen, bevor das Publikum wieder mit ohohooo-Chören und Winkemeer eingebunden wird.
Mein Highlight des Auftritts ist das nun folgende Me, Myself, My Enemy, ein stumpfer Banger zum Fistpumpen und für mich die erste Gelegenheit heute, den Nackenrotor anzuwerfen.
Einen kleinen Ausflug mit Gischt und Tränen in den Äuglein gibt’s mit der Piratenballade On the Sea, die beim angeheizten Publikum gut ankommt und mir eine Verschnaufpause verschafft. Diese nutze ich, um mir meine Earplugs einzubauen, da es doch sehr laut ist heut im Lido, nicht schlimm, aber laut.
Nach Lullably und We will rise ist dann aber auch schon Schluss mit Wolfram und es wird sich noch artig für unsere “Hospitallity” bedangt bevor Tungsten pünktlich zur Tagesschau die Bretter verlassen.
Setlist:
Tribes of Scania – Intro // Blood of the King // The Fairies Dance // King of Shadows // Me, Myself, My Enemy // On the Sea // Lullaby // We Will Rise
All for Metal
Nach 20 Minuten Umbau, Getränkewegbring und –holpause gibt’s dann die volle Packung Manowar-artiger Trveness auf die Mütze.
Zum Intro und unter Jubel des Publikums kommen die A C H T ! Musiker und Entertainer*innen auf die Bühne… Es wäre vielleicht fast sinnvoller, dass Band und Publikum die Plätze tauschen, um All for Metal mehr Performancespielraum zu geben, denn die Bühne des Lido ist für diese Personenanzahl doch etwas sehr kompakt.
Zu Gods of Metal und Fury of the Gods geht schon gut die Post ab in der Halle, viele Fäuste werden in die “Air” gestreckt, es wird mitgeklatscht und -gesungen. Ich husche schon mal kurz zum Merch, um meinen Anteil am Loot zu sichern, während auf der Bühne die professionell einstudierte Show zur allgemein ausgelassenen Stimmung beiträgt.
Bei Raise your Hammer und Mountain of Power wird der Hauptstadt „jede Menge Kraft“ von Asenlude Tetzel attestiert und Berlin aufgefordert, Muckies zu zeigen – es folgen “Thor, Thor”-Rufe des Publikums, fleißiges Mitklatschen im Refrain und schwingende Hämmer auf der Bühne. Die Stimmung und das Publikum sind gut durchgeheizt und alle haben Spaß dabei.
Zum Training im Temple of Silence wird ein viel zu großes Final Fantasy artiges Schwert von Tetzel auf der Bühne geschwungen und wir bedanken uns mit den schon gut einstudierten „Hey, Hey“ Chören.
Mit der gut sitzenden Performance der festivalerprobten Band, gespickt mit LED-Fächern, Gesangsduetten und überlangen mythologischen Speeren, sowie den permanent aktiven Tänzerinnen kann auch hier nichts schiefgehen.
So geht die Bomben-Stimmung auch an mir nicht vorbei und ich lasse mich von dem, die Tanzfläche umspannenden, Circlepit mitreißen.
Zum Abschluss bei Goddess of War werden nochmal Outfits gewechselt und uns ein verdammt geiler Abend von der Bühne aus attestiert. Das finden die sich davor Befindenden anscheinend ebenfalls; dabei war das noch nicht mal der eigentliche Headliner. All for Metal – auf jeden Fall weiterhin eine Live Macht.
Setlist:
Gods of Metal // Fury of the Gods // Raise your Hammer // Mountain of Power // Born in Valhalla // Temple of Scielence // Path of the Brave // Valkyries // Hear the Drum // All for Metal // Goddes of War
Grail Knights
Um kurz vor 22 Uhr geht´s dann mit den bunt gewandeten Recken von Grail Knights richtig ab. Berlin ist von Anfang an voll da, nimmt das Dargebotene wunderbar auf und kein bisschen ernst. Zum Yes Sire! sind definitiv die ersten Kehlen wund geschrien und die Band in ihren bunten Masken und Umhängen lässt es wieder mal richtig krachen und geht voll in ihrer eigen Lore auf.
Zwischen den Songs wird vom Front-Knight immer wieder der „stinkende“ Dr. Skull gedisst und Berlin unterstützt dies mit verschmitzten „Buh“-Rufen.
Nachdem wir uns beim Support schon warmgekämpft haben, werden von uns wieder Kraftakte im Grail Gymn eingefordert und wir sollen wieder Muskeln zeigen, bevor wir Muscle bound for Glory an Cthulhu verfüttert werden, oder so ähnlich.
Mit einem bunten Grail Knights Allerlei, das keine Hose trocken lässt, gespickt mit lustigen Ansagen für den „Hauptstadt Choir“, gibt’s jeder Menge guter Laune bis in die letzte Pore.
Ich lass’ mich auch von dieser Grail Mania anstecken und besorge mir die gesamte Farbpalette an Lichtschwertern, die am Merch feilgeboten werden.
Es ist einfach ein Fest des gut gemeinten Blödsinns und der guten Laune, was uns den immer rauer werdenden Herbst vor den Toren für zwei Stunden vergessen lässt und alle sind bestens drauf.
Mit Hymnen wie Knightfall, Powerlift, einem fulminanten Superhero Medley und dem unsterblichen Queen-Cover We are the Champions wird eigentlich kein Wunsch offen gelassen.
Nur einige Bartender sind, wie oben erwähnt, skeptisch, ob das Dargebotene schon zum neu im Lido angebotenen Fetischabend oder noch zum Heavy Metal zu zählen ist.
Muss jeder selber wissen!
Yes Sire!
Setlist:
Battle of Metal (Intro) // Yes Sire! // Grail Gym // Muscle Bound for Glory // Cthulhu // Turbo Boost // Cybone One // Nercronomicon // In the Eyes of the Enemy // Knightfall // Grailrobic // Powerlift // Superhero Medley // Laser Raptor 3D // Mornig Dew // We are the Champions – Queen Cover // Forever
Bericht: Tino
Bilder: Andreas Sperl
Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:
- Konzertbericht: Battle of Metal im Colos-Saal Aschaffenburg, 21.10.2025
- Ankündigung: All for Metal x Grailknights – Battle of Metal
- Konzertbericht: Orden Ogan – The Tour of Fear, Geiselwind Music Hall, 16.02.2025
- Festivalbericht: 29.12.2023: No Sleep After X-Mas 2023
- Konzertbericht: Wind Rose bei der European Warfront 2023 Tour in Frankfurt am Main, 26.09.2023
- Konzertbericht: Wind Rose, All for Metal, Seven Kingdoms, Berlin ORWO-Haus, 27.09.2023
- Wacken Open Air 2023 – Mittwoch
- Festivalbericht: Rockharz Freitag, 07.07.2023
- Review: All for Metal-Legends
- Review: Grailknights – Muscle Bound for Glory
Antworten