Bericht: Mittsommernächte Bärenstein 2024, Samstag

Vom 21.06. bis 23.06.2024 fanden zum dritten Mal die Mittsommernächte Bärenstein statt. Auf dem Sportplatz in Bärenstein, nahe der tschechischen Grenze, wurden ein Mittelaltermarkt und zwei Bühnen aufgebaut. Wir von Dark-Art waren vor Ort und berichten euch mit Bild und Text von den drei Tagen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Nach etwas Regen am Morgen kam dann doch noch die Sonne raus und wir entschlossen uns, den Markt etwas zu erkunden. Gleich beim Betreten hörten wir schon Gaukler und Feuerkünstler Gabriel, der mit einer interaktiven Feuershow das anwesende Publikum begeisterte. So wurde ein Herr ausgewählt, der immer wieder ganz dramatisch so etwas wie „Oh mein Gott Junge, das kannst du doch nicht machen“ oder „Tu das nicht, das ist doch viel zu gefährlich“ einwerfen sollte, was Gabi natürlich nicht aufhielt, aber die Menschen zum Lachen brachte. Am Ende hatte er noch eine Mission, nämlich mit den anwesenden Kindern die Schmetterlinge zu retten. So gab er jedem Kind ein Tuch mit Blumensamen, welche die Kids verstreuen sollten, um damit die Flattermänner zu unterstützen. Eine tolle Aktion, bei der auch der liebe Nori nicht umhin konnte, sich anzustellen und am Ende als fleißiger Helfer zu enden! (Kommentar von Steffi)

Danach schlenderten wir noch etwas über den Markt mit seinen Lagergruppen und Händlern und haben auch hier ein paar Impressionen für euch gesammelt. Bei Harugaz und Steineiche bekamen wir dann noch eine Lehrstunde in Sachen Instrumente, inklusive einer kleinen Vorführung auf der Moraharpa. Danke dafür!

Den Auftakt des Festivals machte dann die Band Wolfstavar und sie gewannen auch gleich den Preis für das aufwendigste Opening. Ein episches Intro, garniert mit Wolfsgeheul, einem lauten Ruf nach Odin und dem legendären Wikingergebet aus dem Film „Der 13te Krieger“, erscholl aus den Lautsprechern. Dabei sammelten sich die Musiker, um den Auftritt zu beginnen. Wolfstavar spielen einen melodischen und epischen Folk Metal mit kräftigem Falsettgesang. Dies ergab eine spannende musikalische Kombination, die über den gesamten Auftritt überzeugen konnte und das ließ sich gut anhand der Zuschauer bemessen: Wo am Anfang des Auftrittes noch wenige Besucher vor der Bühne standen, so stieg ihre Anzahl von Lied zu Lied und zum Schluss stand eine beachtliche Menge an Musikenthusiasten vor der Bühne. Diesen Zuwachs hatten sie der überzeugenden Bühnenpräsenz von Sänger Franz Lehmann und dem sauberen Spiel der restlichen Band zu verdanken. Ein gelungener Auftakt mit Wolfstavar.

Mit der zweiten Band verbindet mich eine persönliche Geschichte und so war ich sehr gespannt auf den Auftritt von Odraedir. Nachdem ich zufällig einen der Musiker auf dem War against War 2023 traf und in Besitz einer CD ihres aktuellen Albums Vengeance kam, hoffte ich bei einem ihrer Live-Auftritte dabei zu sein. Auf den Mittsommernächte Bärenstein wurde mein Wunsch erfüllt. Nicht nur für mich war dies der erste Live-Auftritt der Band, sondern auch für den neuen Drummer. Er spielte dort seinen ersten Gig mit Odraedir. Der Auftritt war eine akustische Wucht: Krachende Drums, kantiger Sound und treibende Riffs wurden mit epischen Einlagen und melodischen Ansätzen kombiniert. Zusammen ergab das ein unfassbares, gutes Konzert. Die meisten Lieder stammten von ihrem neuesten Album Vengeance und konnten auch live die Besucher überzeugen. Odraedir war für mich ein weiteres Highlight auf diesem Festival. 

Die nächste Band war Havamal, eine bekannte Größe im schwedischen Melodic Death Metal. Mit Tuniken und schwarzer Kriegsbemalung betraten sie die Bühne und begannen einen sehr leidenschaftlichen Auftritt. Ihr Frontmann Björn Larsson strahlte eine bedrohliche Energie aus und dominierte den gesamten Auftritt mit seiner bloßen Anwesenheit. Dieser Umstand erinnerte mich an Agalaz, den Frontmann von Obscurity, welche später an dem Tag auch einen Auftritt hatten. Björn stieg in der Hälfte des Auftrittes von der Bühne herunter, lief singend in die Crowd und interagierte mit den Besuchern im Vorbeigehen. Es wurden Hände geschüttelt und High Fives verteilt, bis er anhielt und genau dort wurden die Fäuste in den Himmel empor gestreckt und der Impuls wanderte wie eine Schockwelle vom Sänger aus. Eine ganz besondere Aktion von Havamal.

Schleswig-Holstein hat einige gute Pagan Metal Bands, wie Jarl, Thjodroerir oder Sagenbringer. Die erste der genannten Bands spielte direkt nach Havamal. Letztes Jahr waren sie auf dem Dark Troll Festival und auch diesmal hatten sie wieder ihren charakteristischen Mikrofonständer in Form eines riesigen Schwertes auf der Bühne aufgebaut. Dafür hatten sie einige Lieder von ihrem kommenden Album Trümmerfestung auf die Setliste gesetzt. Das Album soll im Herbst dieses Jahres erscheinen. Das erste der neuen Lieder heißt Schattenburg und wurde mit dem poetischen Satz „Ein weiterer neuer Song, über den Scheiß, der in meinem Kopf stattfindet“ angekündigt. Das zweite Lied ist der Namensgeber Trümmerfestung und schloss den Auftritt ab. Dazwischen füllte sich der Gig mit Humor und kantigem Pagan Metal mit hörbaren Black Metal Einflüssen. Jarl lieferte einen großartigen Auftritt, welcher im Vergleich zum Dark Troll viel besser war. 

Der Preis für das beeindruckendste Bühnenoutfit auf den Mittsommernächte Bärenstein 2024 ging an Maahes! Die drei Musiker waren in schwarze Gewänder mit Kapuzen und fransigen Rändern gekleidet, die Gesichter und Hände mit Bandagen umwickelt. Passend zum ägyptischen Thema ihrer Musik war dementsprechend auch die Bühne gestaltet. Die drei Mumien spielten einen knallharten Black Metal mit vereinzelten, melodischen Passagen, welcher eine gruselige Stimmung verbreitete. Die Musiker berichteten zwischen den Liedern von ihrem abgesagten Gig auf dem Aaargh Festival am Vortag, dass sie sich auf den Auftritt auf den Mittsommernächte Bärenstein freuten und die Besucher wurden mit zwei neuen Liedern ihres angekündigten Albums belohnt. Das Werk soll Ende des Jahres rauskommen, aber ein konkretes Datum gibt es noch nicht. Die beiden Songs heißen Magic Slave und Keeper of Secrets und die hörten sich Live bereits gut an. Wir dürfen auf die neue Scheibe von Maahes gespannt sein.  

Wie oben bereits erwähnt, hat Schleswig-Holstein einige Pagan Metal-Bands hervorgebracht. Sagenbringer war es an diesem Samstag die zweite Band vom nördlichsten Ausleger Deutschlands und gleichzeitig eine der jüngsten Ableger des Musikgenres. Seit ca. zwei Jahren spielen sie auf vielen Festivals und wir sind ihnen bereits ua. auf dem Ragnarök Festival und dem Dark Troll Festival begegnet. Deshalb wussten wir zwar, was uns an dem Tag erwartet, doch wurden wir wieder von den Beinen gehauen. Allein die Anfangsnummer war sehr episch, als der Sänger mit einem großen Buch auf der Bühne stand und den Geschichtenerzähler mimte. Danach verlief die akustische Reise von epischen Schlachtliedern zu mehreren Partykrachern hin zu echt emotionalen Balladen. Der für mich schönste Moment war, als Sagenbringer ihr Lied Draugr mit den Satz „Möge seine Seele nicht in der Dunkelheit irren“ dem verstorbenen Schauspieler Bernad Hill gewidmet hat. Danach ging die Party weiter mit den allzeit beliebten Liedern Trolltaverne und Metdrache und damit wurde der Auftritt ein Abriss der Superlative. 

Der letzte Auftritt vor dem Headliner gebührte einigen bekannten Gesichtern: Baldrs Draumar aus dem nördlichsten Teil der Niederlande, nämlich genauer gesagt Friesland, und diesmal spielten sie ihr Metal-Set. In langen, ärmellosen Lederwämsen erschienen die Musiker, die am vorigen Abend noch eine Akustik-Show gespielt haben, auf der Bühne, doch am Samstag war die Stimmung etwas härter und aggressiver! Die Nacht legte sich langsam über den Ort und die Sonne verschwand hinter den Wipfeln der Bäume, als die Musiker aus dichten Nebel und roten Licht die ersten Töne anstimmten. Sie spielten ein Pagan Metal mit rauen Riffs, wummernden Drums und einem tiefen, kehligen Gesang. Die Musik stimulierte gleichzeitig den Nacken und verlockte in epischer Pose, samt emporgestreckten Faust, vor der Bühne zu stehen. In der Zwischenzeit wallte immer mehr Nebel aus den Geräten, bis beim vorletzten Lied die Stage samt Musiker vollständig hinter einer grauen Wand verschwand. In dem Moment wirkte Baldrs Draumar wie eine Gruppe tanzender Schemen. Ein Abschluss mit Gänsehautmoment für die Musiker aus Friesland. 

Dann wurde es auch Zeit für den Headliner des Tages und das war niemand geringeres als Obscurity, die Titanen der deutschen Pagan Metal-Szene! Ein episches, brachiales Opening ertönte und ohne ausschweifende Rede fingen sie mit dem ersten Lied an. Danach ging es fast durchgängig Schlag um Schlag mit den Songs. Dabei erschallte mehrmals ein Chor aus lauten „Heys“, welcher weit über den Platz schallte und es wurden, einer Phalanx gleich, die Fäuste gen Himmel gereckt. Einer der Besucher zog sogar sein Schwert und reckte es empor. Rotes Licht schimmerte auf der Klinge und selten sah ich eine ähnliche Situation bei einem Konzert und ich bekam eine Gänsehaut. Für das Lied 739 erschien der Musiker Beast, welcher bei den Bands Helgrindur und Skelfir am Mikrofon steht, mit auf der Stage. An diesem Abend unterstützte er Obscurity und sang beim Refrain kräftig mit. Für Bergischer Hammer stieg Sänger Agalaz von der Bühne, stellte sich in den Wellenbrecher und sang direkt vor und mit den Besuchern. Ein weiterer, cooler Moment in diesem grandiosen Konzert.

Die Mittsommernächte Bärenstein hatten auch einen Afterheadliner in ihrem Line-up und diese Band ist ein spannendes Projekt. Opacity wurde bereits vor 30 Jahren gegründet, aber auf diesem Festival hatten sie ihren ersten Live-Auftritt. Da durfen wir auf ihre Musik gespannt sein. Bereits beim Aufbau erschienen sehr viele Personen auf der Bühne, dabei auch Mitglieder der Band Ventus Infecto, aber die meisten verließen kurz darauf die Bühne. Dann begann das Konzert und die beiden Gitarristen, der Bassist und der Drummer spielten ein sehr rockiges Stück, mit langen, mitreißenden Riffs. Dann erschien der Sänger in exzentrischer Kleidung: eine bestickte Zirkusjacke, Weste und dazu gehörende Kapuze. Während des gesamten Auftritts trug er einen Gehstock mit Glasspitze und hatte schwarze Schminke um den Mund. Ihre Musik ist ein experimenteller Mix aus Black Metal mit Rock-Akkorden. Der Gesang bewegt sich zwischen einem aggressiven Keifen und wenigen, hohen, klaren Gesangspassagen. Opacity erzählt die Geschichte eines imaginären dritten Weltkrieges und wie die Menschen in einer Fallout-ähnlichen Welt überleben. Die Zuschauer wurden eingebunden, in dem sie wiederholt als Rattenfresser bezeichnet wurden. Dabei wurde die erste Feuershow des Tages so ekstatisch abgefeuert, dass ich etwas Angst um meine Fotografin hatte. Zu Abschluss erschienen die erwähnten Musiker von Ventus Infecto, drei Personen mit Dudelsack und ihr Trommler am Mikrofon, wo er mit tiefen Crowls sang. Der Auftritt von Opacity bot viele Überraschungen und rundete die Mittsommernächte Bärenstein auf eine besondere Art ab. 

Damit endete der Samstag auf dem Mittsommernächte Bärenstein 2024 und er war gefüllt mit vielen, tollen Auftritten. Für Fans von Pagan Metal ist das Festival ein Geheimtipp und sollte definitiv von euch besucht werden!

Der Sonntag bot dann noch einen Mittelalter-Frühshoppen mit musikalischer Untermalung. Auch das Markttreiben lief noch den kompletten Tag und Abends wurde das Festival und der Markt mit einem Abschlussblót beendet. Das haben wir aber leider nicht mehr mitnehmen können, da wir alle noch eine längere Heimreise hatten.

 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Herzlichen Dank für Eure Berichte. Ich weiß, wieviel Zeit und Arbeit da dahintersteckt. Wenn ihr diesen August auch wieder auf dem Wolfszeit seid, kommt doch gerne mal vorbei. Weiterhin kreatives Schaffen. Es grüßt Euch der Voenix

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