Mittlerweile sind wir von Dark Art ja quasi Stammgäste auf dem hochgelobten und immer wieder spannenden Wolfszeit Open Air und so durften wir auch dieses Jahr wieder dabei sein und dokumentieren die musikalischen Höhepunkte dieses Festivals. Zum zweiten Mal fand das seit bereits seit 2007 bestehende Fest zu Black und Pagan Metal im Feriendorf Auenland zu Eisfeld statt und lockte auch dieses Jahr mit einem starken Line-up viele Besucher, auch aus dem Ausland an. Dabei wurde das Programm im Vergleich zu vor zwei Jahren auf drei volle Tage erweitert. Im heidnischen Dorf begann der Donnerstag wieder mit Vorträgen über Schildbau und über die Waffen und Taktiken der Germanen und Wikikinger.
Den Anfang des Bühnenprogramms der diesjährigen Edition durften die Death Metaller von Bosparans Fall aus dem Allgäu machen. Mit ihrer melodischen Herangehensweise und ihrem sehr zum Geiste des Wolfszeit passenden Auftreten zeigten sie schon zu früher Nachmittagszeit jenen Besuchern, die zum ersten Mal anwesend waren, was in etwa zu erwarten ist. Und das auf eine gar nicht mal schlechte Art und Weise – ganz im Gegenteil: Bosparans Fall konnten als erste Band das Infield, welches schon recht gut gefüllt war, animieren und sehr gut auf das einstellen, was da noch kommen möge. Dabei erzählte die Band Geschichten, die auf dem deutschen Pen&Paper Rollenspiel Das Schwarze Auge basieren und werten ihren Auftritt mit passenden Showelementen auf.
Rondra // Dunkle Zeiten // Schwarzmagier Xardas // Praios // Rondras Segen // Kampf um Norbeneck // Alrik Immerda // Goldene Blüten
Aus dem Hause der Eisenwald Tonschmiede, die immer wieder sehr gute Bands hervorbringt, durften sodann die Musiker der Gruppe Kankar zum Heimspiel antreten. Die Thüringer stellten damit den ersten Black Metal-Auftritt des Festivals, welche insgesamt (glücklicherweise) einen guten Teil des musikalischen Programms ausmachten. Mit ihrer atmosphärisch-modernen Interpretation des Genres wurde schnell deutlich, dass sie mit mehr Fans nach Hause fahren werden. Auf der Bühne, auch in der Hitze eines Sommernachmittags, konnten Kankar ihre Musik sehr überzeugend und energievoll vermitteln.
Da auf dem Wolfszeit Festival immerzu Heiden, Wikinger und alte Götter gepriesen werden, dürfen natürlich auch thematisch dazu passende Bands nicht fehlen. Aus dem Schatten der Götter trat also die Folk Metal-Gruppe Wolfstavar hervor und präsentierte genau das, was man von einer solchen Band erwarten würde. Die Leipziger haben bereits auf zwei Alben gezeigt, was sie draufhaben; genau das haben sie auf die Bühne gebracht und die hoch motivierten, Met und Bier genießenden Anhänger spüren lassen. Ein sehr anregender wie wunderbar anzuhörender Auftritt.
Segel Hoch // Hymir // Wolfsgestalt // Gelage // Bestie // Tyr // Gesang // Walhalla // Freiheit
„Die Black Metal-Band überzeugte von Anfang an mit einer starken Stil- und Stimmungsgerechten Darbietung, die auch ohne aufwändige Show oder Bühnendeko auskam. Oft melodisch, aber auch teils rhythmisch sehr anregend, kreierten sie schon in der Mittagssonne gute Stimmung im recht gut gefüllten Infield.“ – ein Zitat aus dem Wolfszeit-Bericht von 2022 über die bayrische Gruppe Groza und im Endeffekt war es genau dasselbe dieses Mal. Klingt langweilig? Weit gefehlt, Groza bewiesen auch dieses Jahr, wie atmosphärisch und gleichzeitig energievoll und brechend ihre Version des Black Metal ein Festival und seine Besucher bereichern kann. Und das (unglücklicherweise) auch ohne ihren alten Bassisten, der letztes Jahr leider verstorben war.
Darauf folgte nun endlich die offizielle Einweihung des Wolfszeit Open Air 2024 mit dem alljährlichen Eröffnungsblót des Schamanen Voenix zusammen mit der Runenhex und einer Akustik-Show der Veranstalterband Varg, die auf einer kleinen dafür aufgebauten Vorbühne einige bestimmte Lieder zum Besten gaben. Dazu wurde im Schein des großen Feuers typischerweise ein Vortrag vor den Besuchern abgehalten, in dem wieder einmal die alten Götter benannt und gepriesen wurden, wobei die Gäste die Möglichkeit hatten zu partizipieren und ihre eigenen Opfer dem Feuer und damit den Göttern anzubieten, in der Hoffnung auf was auch immer gewünscht wurde. Mit einem gar absolutistischen Anspruch, sich mit seinen spirituellen, religiösen und kulturellen Ansichten gemäß ihrer Vorstellung von Heidentum und Paganismus auf dem wahren Weg zu befinden, wurde dabei auf die Kernelemente dieser Religion aufmerksam gemacht und erklärt, dass die Heimat doch nur vom Christentum besetzt sei, eigentlich doch der alten Kultur gehöre. Nett gemacht, doch zurecht von dem ein oder anderen etwas belächelt. Eine Faszination für all dies ist durchaus verständlich, mit der Show und einiger Wortwahl jedoch gleichermaßen etwas fragwürdig, gemessen an der Verbindung zur modernen Welt. Diese Ansicht ist jedoch ebenso subjektiv, wie die Sicht auf das anschließende Trommelkonzert mit heidnischem Rufgesang, die auf Dauer doch etwas nervtötend war.
Var Tir Rana // Zeichen // Morgenrot // Ewige Wacht // Phoenix
Dafür ging es im Anschluss grandios weiter mit der russischen Folk Metal-Band Arkona. Die Energie und Hingabe dieser Gruppe suchen sicherlich auch auf einem Festival mit so vielen großartigen Bands ihresgleichen. Mit Frontfrau Masha Arkhipova kam eine extrem talentierte und gleichzeitig energetische Sängerin auf die Bühne, die das Publikum mit ihren Mitmusikern begeistern konnte. Arkona sind eine wegweisende Gruppe, die zurecht ihren Status immer wieder unter Beweis stellt, und so kann auch in diesem Falle von nichts Geringerem als einem besonderen Highlight des diesjährigen Festivals gesprochen werden.
Als Co-Headliner des Donnerstags auf der großen Bühne kamen die Death-Metaller von Unleashed nach Thüringen. Für eingefleischte Death Metal-Fans war ihr Auftritt keine Überraschung: seit nunmehr über 30 Jahren zerlegen die Schweden Bühnen auf der ganzen Welt und begeistern damit immer wieder auch genrefremde Musikfans, nicht zuletzt auch solche auf dem Wolfszeit. Mit all ihrer eingespielten Routine legten sie einen kraftvollen Auftritt hin, der ihrem Namen gerecht wurde.
To Asgard We Fly // Lead Us Into War // The Longships are coming // They Came to die // No Sign of Life // Midvinterblot // Hammer Battalion // The King Lost his Crown // The Immortals // The Hunt for White Christ // I Have Sworn Allegiance // Into Glory Ride // The Dark One // You are the Warrior! // Death Metal Victory // Before the Creation of Time
Zuletzt durften die Besucher auf dem Infield dann noch die sibirische Folk/Ambient-Gruppe Nytt Land bestaunen, die in einigen Punkten Gemeinsamkeiten mit der dänischen Gruppe Heilung aufweist und nicht zuletzt dadurch, aber eben auch durch ihre eigenständige, besondere Show und Darbietung an Popularität und Bedeutung gewinnen konnte. Und das zeigte sich auch hier zu späterer Stunde, denn Müdigkeit schien noch nicht ins Feriendorf eingekehrt zu sein. Mit einer besonderen und teils doch ergreifenden Atmosphäre konnten sie dabei sogar solche Besucher berühren, die normalerweise mit solch einem Stil doch recht wenig anfangen können. Sicherlich waren Nytt Land für einige entweder Überraschung und/oder Highlight des ersten Tages.
Adr Burz // Firez // Ugra // Huginn ok Muninn // Risu Raknar //
Bevor der Gang in die Zelte und Autos angetreten wurde, rief der Geist Quorthons noch einmal zurück zur kleinen Bühne im heidnischen Dorf, wo die deutsche Bathory Tribute Band Blood Fire Death ein spezielles Akustik-Set spielte. Man muss dazu sagen, dass die Musiker sich eine große Aufgabe gestellt hatten, die ikonischen, wegbereitenden Black und Viking Metal-Hymnen des schwedischen Projekts akustisch umzusetzen, was ihnen jedoch in einigen Teilen recht gut gelang, wenn auch einige Songs etwas entfremdet wirkten, was aber dem Wesen dieser besonderen Show geschuldet ist. Allein wenige Songs wie Woman of Dark Desires konnten leider nicht die Wirkung erzielen, die man sich vielleicht erhofft hatte. Nichtsdestotrotz wurde somit ein gelungener Tag mit einem gelungenen, ruhigen Auftritt von Blood Fire Death schön abgerundet.
Man of Iron // Under the runes // The Reaper // Gods of Thunder Of Wind And Of Rain // Ring of Gold // Woman of Dark Desires // Born for Burning // Ode // Song of Hall Up High // The Lake // War
Bericht: Michael
Bilder: Matthias
Mehr zum diesjährigen Wolfszeit Festival findet ihr hier:
Frühere Beiträge zum Wolfszeit Festival findet ihr hier:
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