
Zu einem unvergesslichen Abend, voller energiegeladener Musik und intensiver Bühnenshow trafen sich am 11. Februar Metalcore-Fans aus nah und fern im Schlachthof Wiesbaden. Motionless in White machten auf ihrer The End of the World Tour Station in der restlos ausgebuchten Location. Das Highlight des Abends war der Auftritt der amerikanischen Metalcore-Band Motionless in White. Doch bevor die Headliner die Bühne betraten, sorgten die Vorbands Brand Of Sacrifice und Fit For A King dafür, dass das Publikum schon einmal in Stimmung kam.
Brand of Sacrifice als Opener des Abends
Brand Of Sacrifice eröffneten den Abend mit einem beeindruckenden Warm-up, zumindest direkt vor der Bühne, denn hier steppte der Bär. Die Show begann mit dem Pokémon-Titelsong, um dann in Dubstep-ähnliche Klänge überzugehen. Das blieb nicht lange so, denn mit den Worten „We are Brand of Sacrifice. Open the fucking Pit“ hielten brutale Riffs und donnernde Drums Einzug und schufen eine düstere und mitreißende Atmosphäre.
Beeindruckend, weil die Soundkulisse tatsächlich live auf der Bühne mit einem zusätzlichen Multiinstrumentalisten an Drums/Synthesizern erzeugt wurde. Die donnernde Energie wurde beim zweiten Song Demon King von den ersten Circle Pits des Abends begleitet. Songs wie Lifeblood und Exodus begeisterten die Fans und wurden von den ersten Wall of Death des Abends abgefeiert. Vor der Bühne war einiges los und die ersten Crowdsurfer starteten mit einem Lächeln in den Abend.
Sänger Kyle Anderson überzeugte mit seinen tiefen Growls und einer beeindruckenden Bühnenpräsenz, die das Publikum in seinen Bann zog. Unterstützt wurde er bei den Backing-Growls von seinen Bandkollegen an der Gitarre. Auch wenn der Funke noch nicht auf die ganze Halle überspringen wollte, so war ich doch von der Explosion in der Mitte der Bühne so richtig begeistert. Was wollte man mehr vom ersten Support des Abends? Außer den Stress aus dem Kopf pusten und die Stimmung anheizen?
Setlist:
Dawn // Demon King // Lifeblood // Altered Eyes // Exodus // Blinded // Eclipse
Fit for a King heizten die Stimmung weiter an
Nach diesem kraftvollen Auftakt übernahmen Fit for a King die Bühne. Die Band aus Texas ist bekannt für ihren energiegeladenen Metalcore-Sound, der Einflüsse aus Hardcore und melodischem Metal vereint. Frontmann Ryan Kirby beeindruckte mit seiner facettenreichen Stimme, die sowohl tiefe Growls als auch klare Gesangsparts meisterte. Nicht nur er heizte dem Schlachthof gehörig ein. Er wurde von seinen Bandkollegen an den Gitarren, dem Bass und dem Schlagzeug unterstützt.
Mit einer abgedunkelten Bühne und gehöriger Energie begann die Show und Gitarrist Daniel Galey und Bassist Ryan O’Leary sprangen von der zweiten Ebene der Bühne, um dann gleich vorne von Bühnenpodest noch einmal zu springen. Die beiden, vor allem Bassist Ryan, hatten eindeutig Gummibärensaft getrunken, so wie sie während der Show über die Bühne sprangen. Rauf aufs Podest, runter vom Podest. Alter Schwede, da zog ich echt meinen Hut. Denn neben diesen Einlagen waren beide noch als Backing Vocals tätig und das in jeder Stimmlage, gegrowlt wie auch im Klargesang. Der Basser war nebenbei noch Akrobat und so durfte jede Seite der Bühne seine Tricks betrachten. Er holte Schwung und ließ sein Instrument um seinen Hals/Oberkörper kreisen.
Die Stimmung kochte auf und vor der Bühne. So war es nicht verwunderlich, dass die Pits und Crowdsurfer wieder starteten, vor allem nach der Aufforderung „Get warm and get a circle pit started!“. In Breaking the Mirror wechselte der Bassist zur Gitarre und die Feier ging weiter, unter anderem mit einem Surfer, der dieses Mal von ganz hinten in der Venue nach vorne getragen wurde und so den besonderen Circle erweiterte. Kennt ihr das? Man steht unten und beobachtet die Kinder und die kommen unten an der Rutsche an und das Einzige, was man hört, ist „Noch mal“. Ohne Worte, aber die Gesten sprachen hier genau dieselbe Sprache.
Vor dem vorletzten Lied bedankte sich Sänger Ryan und startete mit der Hymne When Everything means nothing erstmals etwas ruhiger, was zum Mitsingen und Arme mitschwingen verleitete und sobald das Tempo anzog, ging auch das Crowdsurfing wieder los. War das wirklich noch zu toppen? Ganz klar, ja, denn vor dem letzten Song bedankte sich die Band bei der Security, aber auch bei allen Anwesenden fürs Mitsingen, Abgehen und Crowdsurfen. Das war sicher auch ein herrliches Bild von der Bühne, die Energie der Venue zu beobachten. Mit God of Fire endete der Abriss, und zwar ordnungsgemäß mit einer Wall of Death. Bei so viel Energie waren wir echt gespannt, wie DAS Motionless of White noch steigern wollten.
Setlist:
Vendetta // Technium // Eyes Roll Back // End (The Other Side) // Reaper // Keeping Secrets // Backbreaker // Breacking the Mirror // Shattered Glass // When Everything Means Nothing // God of Fire
Motionless in White betreten unter viel Getöse die Bühne
Die Bühne wurde abgedunkelt und zu Darude – Sandstorm machte eine Lasershow auf die Bühne aufmerksam. Bassist Justin Morrow enterte mit Kirchenglocken und Sirenen die Bühne, um gleich Blickkontakt aufzunehmen. Gefolgt vom Rest der Band wurde gleich mit brachialen Gitarrenriffs, Blastbeats und Synthies losgelegt, die ersten Töne erinnerten an eine härtere Gangart von Rammstein. Das Schlagzeug wurde umrahmt von LED-Screens, auf denen im Laufe der Show entweder der Text in verschiedenen Schriftarten lief oder auch mal die Venue oder die einzelnen Bandmitglieder gezeigt wurden – manchmal auch einfach nur das Logo der Band in verschiedenen Formen. Das war schon beeindruckend, aber ebenfalls beeindruckte die Maskierung der Bandmitglieder, vor allem von Bassist Justin Morrow und Gitarrist Ryan Sitkowski. Justin Morrow hatte ein geschminktes Gesicht mit Betonung auf Mund und Augen, was den einen oder anderen Gänsehautmoment bescherte. Er hatte eindeutig zu viel ES von Stephen King gelesen. Dazu passte die silberne Maske von Ryan Sitkowski. Sie erinnerte mich an Hannibal Lecter.
Aber nicht nur das Bühnenbild und die Outfits waren beeindruckend, die Show war durchdacht, alle Lichter, Posen und so weiter zeigten ein Gesamtkunstwerk. Das allein zeigte, es war mehr als nur ein Konzert. Es hatte auch etwas von einem Musical, denn von den Tänzerinnen war hier bisher ja noch gar nicht die Rede. Sie waren ein Hauptbestandteil der Show und tauchten immer für eine kurze Sequenz auf und verschwanden dann wieder von der Bühne. Beim Opener Meltdown kamen sie mit LED-Pois und Feuerstäben auf die Bühne und zeigten ihre Feuershow zu treibendem Metalcore. Aber es gab nicht nur Feuer, sie sprühten auch Funken, indem sie eine Flex an ein Stück Metall, was an ihrem Gürtel befestigt war, hielten. Das Publikum bedankte sich mit lautstarkem Mitsingen des Refrains, ebenso mit in die Luft gereckten Händen und den ersten tanzenden Zuschauern.
Bei Thoughts & Prayers betraten zwei Tänzerinnen in weißen Anzügen und maskiert das Bühnenpodest und spielten mit Gitarrist, Sänger und Bassist, nur um kurz zu verschwinden und mit einem Buch wieder aufzutauchen, welches am Ende zu brennen begann. Dass sich die Energie auch auf die Zuschauer übertrug, muss wohl nicht erwähnt werden. Denn die Crowdsurfer ritten wieder ihre Welle, die Hände wurden in die Luft gerissen, es wurde gehüpft und laut mitgesungen. Der Schlachthof brannte vor Energie und die Tänzerinnen versorgten die ersten Reihen zur Abkühlung mit Wasser aus der Supersoaker, während die Menge lautstark „Don‘t pray for me“ mitsang.
Zu jedem Song wurde ein passendes Accessoire hervorgeholt, bei Werewolf beispielsweise erschienen sie in Wolfsmasken, in roten Hosen und roter Lederjacke oder bei Not My Type: Dead As Fuck 2 als Skelett-Cheerleaderinnen, die nicht nur mit Pompons wedelten, sondern auch Süßigkeiten ins Publikum warfen. Was für ein Bühnenbild, und da die Tänzerinnen immer nur kurz auf der Bühne waren, wurde jeder Song intensiviert. Der nuancierte Einsatz unterstützte die Songs und gab ihnen eine visuelle Komponente, ohne dabei überladen zu wirken. Das war auch gut so, denn es passierte trotzdem so viel, dass man sich wie ein kleines Kind in einem Süßwarenladen fühlte. Denn nicht nur showtechnisch, auch musikalisch wurde viel geboten. Von den Saitenspielereien des Leadgitarristen Ryan über die Sprung- und Pantomimeneinlagen von Justin Morrow bis hin zur stimmlichen Bandbreite des Sängers ‚Motionless‘.
Auch vor der Bühne passierte ziemlich viel. Nicht nur der große Pit in der Mitte des Saals, auch die Crowdsurfer wollten einfach nicht aufhören. Und natürlich war die Menge absolut textsicher, vor allem bei Klassikern wie Voices. Hier formten die Lichter am Ende in Kombination eine Regenbogenflagge, die sich von der Bühne über die Menge erstreckte.
Dass das Konzert im Schlachthof stattfand, fand die Band großartig, denn dafür haben sie den perfekten Song: Slaughterhouse. Dabei erschien dann sogar ‚spontan‘ Sänger Ryan Kirby von Fit for a King auf der Bühne und der Song wurde gemeinsam gesungen. Da musste der Call and Response Part sogar nicht mal mehr geübt werden. Auf die Worte „one mutilation“ kam direkt die Antwort aus der Crowd „under god!“. Aber nicht Ryan Kirby durfte nochmal auf die Bühne, zu Reincarnate zeigte Kyle Anderson von Brand of Sacrifice nochmal seine Skills, vor allem das letzte Duett überraschte positiv, der doch raue Gesang und die Growls von Kyle passten perfekt zum klaren Gesang von Motionless.
Und dann gab es in Wiesbaden noch eine kleine Änderung in der Setlist und Sick From the Melt wurde zum ersten Mal seit 2019 wieder gespielt. Der Surprise-Song dieses Konzerts sollte eigentlich ein anderer sein, denn Sick From Melt war ursprünglich für München geplant. Wegen Krankheit mussten sie dort aber das Set kürzen und so bekam Wiesbaden dieses Stück exklusiv das erste Mal seit langer Zeit zu hören.
Mit den soundtrackverdächtigen Einspielungen von Scoring the End of World wurde der letzte Teil der Show eingeläutet. Nach Another Life gab es eine letzte Danksagung, die nicht nur den Abend als 10/10 bezeichnete, den letzten Song ankündigte. „We are Motionless in White and we are Eternally Yours„. Gegen 23 Uhr ging dieses Metalcore-Fest zu Ende, leider ohne Zugabe, aber trotzdem glücklich und zufrieden. Die Tänzerinnen kamen ein letztes Mal in schwarzen Kleidern hervor und warfen zusammen mit der Band rote Rosen in die Menge, bevor alle die Bühne verließen und das Publikum mit Everyody Wants to Rule the Earth von Tears for Fears in die Nacht entließen.
Setlist:
Meltdown // Sign of Life // Abigail // Thougts & Prayers // Masterpiece // Rats // Voices // Slaughterhouse // Werewolf // Reincarnate // Not my Type: Dead as Fuck 2 // Sick From the Melt // Scoring the End of the World // Soft // Everybody Sells Cocaine // Another Life // Eternally Yours
Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:
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